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Prof. Dr. Joh. Bapt. v. Weiß,

k. k. Hofrath, Mitglied des ößterr. Herrenhauses, Ritter des Ordens der eis. Krone,
Besiker des k. k. Ehrenzeichens für Kunß und Wissenschaft.

Zweite und dritte Muflage.

Bwanzigster Band.
Allgemeine Geschichte von 1800 bis 1806.

Graz und Leipzig.
Buchdruckerei und Verlags-Buchhandlung,Styria'

k. k. Universitäts-Buchdruckerei.

1896.

LOAN STACK

Alle Rechte vorbehalten.

W463

V.20

Vorwort.

Der vorliegende Band umfasst nur sechs Jahre (1800-1806), aber diese sind mit hochwichtigen Ereignissen überfüllt. Zwar Frankreich hat seinen Bändiger gefunden, aber die Revolution macht sich jezt unter ihrem genialen Führer auf, die Welt zu erobern und umzugestalten, sie stürzt alte Throne, sie erringt über die gefürchtetsten Heere des Festlandes Sieg auf Sieg. Nur das meerumgürtete England hält stolz seine Fahne hoch und seßt der drohenden Weltherrschaft zähen und muthvollen Widerstand entgegen.

In der deutschen Geschichte füllt diese Zeit ein trauriges Blatt. Nur mit gepresstem Herzen kann man die Berichte aus jener Zeit lesen, nur mit Wehmuth erzählen, was geschah. Man vermisst die edle Thatkraft und den Seelenstolz der Vorfahren. Einst hieß es: „Imperium translatum est ad Alamannos et ideo fons nobilitatis pollet in Germanis." Jezt mangelt jenes patriotische Hochgefühl. Manche schwärmen für den Helden der Revolution als den Messias einer besseren Zeit, bei der Mehrzahl finden wir nur die todtenähnliche Ruhe des Gehorsams, bei den Fürsten überwiegt die Selbstsucht das Pflichtgefühl, für Landgewinn und Standeserhöhung verhandeln sie ihre Landeskinder an den Eroberer, welcher deutsche Regimenter in den Kampf gegen den deutschen Kaiser zu führen vermag, der solange mit Gut und Blut das Reich vertheidigt hatte. Das heilige römische Reich, Jahrhunderte hindurch der Hort der wichtigsten Interessen, nahm ein Ende. Deutschland wurde verheert, ausgeraubt, zertreten; übermüthig wurde an fremden Tischen über deutsche Länder und Stätten alter Bildung gewürfelt. Wer diese Zeiten und ihr Elend kennt, möchte den Österreichern und Deutschen immer zurufen: „Seid einig, dann bildet ihr den Schwerpunkt der europäischen Politik und wahrt die Segnungen des Friedens!" Diese Anschauungen haben sich mir durch meine weiteren Studien in der merkwürdigen Geschichte der Revolutionszeit nur bestätigt.

Ausführlich ist der Herzog von Enghien behandelt, nicht bloß weil ich in meiner Jugend in meiner Heimat viel über ihn von Männern hörte,

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