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seyn möchten, die nach Ort und Zeit um so tüchtigere aber gleichsam als unfolgfame, gegen des Staats, der Localgeists lichkeit und der Gemeinden Einsicht zurückzudrängen suchte. f. P. Benedict XIV. de Synodo Dioecesana L. II. c. 1. und Febronius de Primatu T. I. c. III. §. 9. u. 11.

C.

Bruchstücke, die Kirchengeschichte von Frankreich in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts_betreffend *).

I.

Allocution (Rede) Sr. Heiligkeit des Pabstes Pius. VII., gehalten in dem geheimen Consistorium am 24. Mai 1802,

Ehrwürdige Brüder, der beklagenswerthe Zustand, in welchen

die katholische Religion in Frankreich, durch die innern Un ruhen, welche es, seit einer langen Reihe von Jahren, er schüttert hatten, versunken war, ist nicht allein Europa, son dern der ganzen Welt bekannt. Ihr, ehrwürdige Brüder, müßt ihn um so mehr kennen, als ihr die Zeugen undefähr ten unserer apoftolischen Arbeiten, und vorher jene unseres Vorfahrers, seligen Andenkens, Pius VI., gewesen seyd. In unserer gemeinschaftlichen Betrübniß haben wir oft mit eins ander um die Wiederherstellung der Angelegenheiten der Kirche und um die Beendigung so vielen Unglücks zu Gott gebeter. Diejenigen, welche, voll Anhänglichkeit an die katholische Re

*) Fragmens relatifs à l'histoire ecclésiastique des premiers années du 19. Siècle. Paris, Adr. Egron, 1814, 363 S. 8.

lizion, in diesem großen Lande in Abgeschiedenheit lebten, ver. einigten, in Kummer und Schmerz, unaufhörlich ihre Thrä nen und ihre Gebete mit jenen der Gläubigen der andern Reiche, welche zu dem Herrn flehten, daß er die Geißel seines Zerns ven ihnen abwenden möchte. Was uns betrifft, mit wie vielen Seufzern haben wir nicht schon, als wir der Kirche von Imela verstanden, und noch mehr, nachdem uns, ohne es zu verdienen, die Regierung der allgemeinen Kirche an. vertraut, und wir auf den Stuhl Petri geseßt worden waren, fo großes Unheil in dem Hause des Herrn, und das Verderbs niß so vieler Seelen beklagt, die täglich einem gewissen Uns tergange mehr zueilen. Gott, der Vater der Barmherzigkeit, hat endlich die an ihn gerichteten Gebete erhört, und die Dinge auf solche Art geleitet, daß eine erhabene Person, dem Frankreich nicht bles feine Siege, sondern auch seinen Wohl. fland, seine Ruhe und Frieden verdankt, den größten aller Entwürfe gefaßt und vollzogen hat (was ihm ohne Zweifel die Nachwelt als das Ruhmwürdigste des Ruhmwürdigen, das er gethan, anrechnen wird), nämlich so vielen Millionen Men. schen, die Frankreich enthält, die Religion ihrer Väter wieder zu gehen, und mit ihr die wahre und sicherste Grundlage ihres Glücks. Es entgeht euch wehl nicht, daß wir hier von dem ersten Consul der französischen Republik, von Napoleon Bonaparte, sprechen wollen. Seine Weisheit ließ ihn eins sehen, daß das wahre Glück und die Ruhe einer so großen Nation durchaus von der Wiederherstellung der katholischen Religion abhieng, und se kam er mit den Gesinnungen, wels che seinen Geist und sein Gemüth bezeichnen, unsern Wün. schen zuvor, indem er uns zu erkennen gab, daß er mit uns über die Mittel in Unterhandlung treten wollte, die katholische Religion in Frankreich herzustellen, auf welchen Wege Frankreich zu gleicher Zeit das Glück wieder würde finden' können, dessen es sich durch die traurigen Zeitereignisse bes raubt sähe. Gott weiß, und ihr, ehrwürdige Brüger, unsere treue Gefährten, die unsere väterlichen Bekümmernisse getheilt

habt, wist es auch, mit welchem Eifer wir an einer so wichs tigen und so ersprieslichen Angelegenheit gearbeit:t haben. Ihr kennt die Mühe, die wir uns gegeben, die großen Schwierigkeiten, die wir besiegt haben; ihr wißt, wie wir Tag und Nacht, ohne nachzulassen, darauf bedacht wären, die Mittel, um zu einem so erwünschten Ziele zu gelangen, ausfindig zu machen. Endlich hat der nämliche Gott der Barmherzigkeit sich unsern Wünschen günstig bezeigt, und durch seine Us macht, auf ein so langes und fürchterliches Ungewitter, eing Morgenröthe von Frieden folgen lassen, welche uns die er sehnte Ruhe verspricht. Erwägend, daß das Wohl und die Einheit der Kirche uns geboten, unserer väterlichen Liebe keine Schranken zu seßen, und unsere apostolische Gewalt auf alles auszudehnen, was nur zur neuen Begründung der Religion in Frankreich nöthig schien, haben wir mit dem ersten Consul der französischen Republik ein aus siebzehn Artikeln bestehendes Concordat abgeschlossen. Dieses Concerdat ist sowohl von un fern, mit diesfallsigen Instructionen versehenen Bevollmäch. tigren, als von jenen der französischen Republik am 15. Jul. des leßtverflossenen Jahres 1801 unterzeichnet worden. Der Inhalt dieser 17 Artikel ist aufs neue in Betrachtung gezogen werden, und wir haben sie mit euch aufmerksam geprüft, che wir ihnen durch unsere Unterschrift ihre Kraft und Gütrigkeit gegeben haben. Um ferner auf alle mögliche Art die Wieder. herstellung der katholischen Religion, die wir niemals aus den Augen verloren hatten, aufs schnellste ju befördern, haben wir am 15. Aug. des nämlichen Jahre, dem Tage, an welchem man die Himmelfahrt Mariä, der Schußheiligen von Frank reich, feiert, eine apostolische Constitution nach Paris gesandt, worin ebenerwähnte 17 Artikel enthalten waren, um, unserm heißesten Wunsche gemäß, in Frankreich verkündet zu werden. Kurze Zeit demnach haben wir, um die so sehr gewünschte Wiederherstellung der katholischen Religion zu bewirken, nicht - ermangelt, andere Schreiben, in der Form von Breven, und andere apostolische Conftitationen zu erlaffen. Wir haben für

die Abgränzung der neuen Diözesen, für die kanonische Einsezung der Bischöffe derselben, für die Wiederversöhnung der Verirrten mit der Kirche, für die nöthigen Vollmachten für unsern Legaten a Latere, unfern geliebten Sohn, den Kar dinal J. B. Caprara, den wir zur Beendigung so wichtiger Angelegenheiten nach Frankreich gesandt hatten, gesorgt, so wie endlich auch für alles, was uns erforderlich und ange. messen zu seyn schien, um dieses heilige Werk zu vollenden. Wir legen euch, ehrwürdige Brüder, die ven uns, sowohl unmittelbar, als mittelbar, in Beziehung auf diese Angelegen. heit ausgegangenen Urkunden vor. Ihr werdet sie in der hier auf unsern Befehl gedruckten Sammlung lesen, und darin alles finden, was in diesem Betreffe von dem apoftolischen Stuhle geschehen ist, und weran er Theil genommen hat. So ist denn endlich der ersehnte Tag der Verkündung erwähnten Concordats und der Wiederhellung der Religion in Frankreich gekommen. Der Kardinal, unser Legat a Latere, hat die glänzendste Aufnahme bei der Regierung der franzöñschen Res publik gefunden, welche bei dieser Gelegenheit die ausgezeich, netsten Beweise von Ehrfurcht und Verehrung für den heilis gen Stuhl gegeben hat, ganz nach dem Beispiele dessen, was in frühern Zeiten in Frankreich geschehen war. Unser Legat hat feiner Seits alles, was in seiner Macht stand, aufges boten, um dem Vertrauen zu entsprechen, das ihm die Regierung bewiesen, indem sie ihn zu den Verrichtungen des ihm übertragenen wichtigen Umtes zugelassen hat. Bollkommen von unsern Gesinnungen unterrichtet, welche allein auf die geistlichen Gegenstände gerichtet sind, um in Frankreich die Religion wieder herzustellen, hat er der französischen Regierung die Versicherung gegeben, daß in seiner Umtsführung nie etwas gegen die Rechte der Regierung und der Nation, die Sagungen und Gebräuche der Republik unternommen werden, und daß er, nach dem Gutbefinden der Regierung, sein Amt fortseßen würde, wie ihr gleichfalls aus oben ge. dachter Sammlung, ersehen werdet. Nach dieser herzerhebenden

Feierlichkeit, am Tage der Erlösung, verkündete man mit dem größten Pomp die 17 Artikel des zwischen dem heiligen Stuhle und der französischen Regierung abgeschlossenen Concordats; man verkündete gleichfalls unsere, die Ratification jener Artikel enthaltende apostolische Constitution. Die Consuln der Repu. blik wehnten nebst den übrigen Regierungsbeamten, in dem vollen Glanze ihrer Größe und Macht, den erhabenen Ceres monien der Religion bei, zu welcher sie sich bekennen, und brachten Gott ihren feierlichen Dank für die Frankreich durch Wiederherstellung der katholischen Religion, und, mit dersels ben, des Friedens zwischen ihm und der ganzen Welt bewils ligten Wohlthat dar. Welchen veränderten Anblick bietet nicht Frankreich, seit diesem glücklichen Tage, dar? Geöffnet sind aufs neue die Tempel des Allmächtigen; der erhabene Name Gottes und seiner Heiligen erscheinet wieder auf ihren Mauern; die Diener des Allerheiligsten umgeben wieder mit den Gläu, bigen die Altäre; die Schafe sind aufs neue wieder unter ihrem rechtmäßigen Hirten versammlet; die Sacramente der Kirche werden aufs neue mit Freiheit und mit der ihnen gebührenden Verehrung ausgetheilt; die öffentliche Uebung der katholischen Religion ist fest gegründet; das höchste Oberhaupt der Kirche, ohne welches, wer nicht mit ihm sammlet, zerstreuet, ist feier. lich anerkannt; das Zeichen des Kreuzes ist aufs neue aufge pflanzt; der Tag des Herrn ist aufs neue geheiligt; eine uns glückliche Spaltung endlich, die, sowohl wegen der großen Ausz dehnung Frankreichs, als wegen des Rufes seiner Einwohner und Städte, die katholische Religon den größten Gefahren aus. seßte, diese Spaltung hat aufgehört. Dieß sind die großen, wohlthätigen und heilsamen Folgen dieses denkwürdigen Tages, deffen wir uns in dem Herrn zu erfreuen haben. Ueberlassen wir uns also, ehrwürdige Brüder, überlassen wir uns dieser Freude, welche die Liebe zu unserer Religion und unsere Theils nahme an dem geistlichen Wohl so vieler Seelen uns zur Pflicht macht. Und, da alles Gute nur von Gott kommt, und wir hauptsächlich ihm das eben empfangene Geschenk zu verdanken

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