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10.

Zweiter Versuch.

Man halte sodann das Gefäß schief, so daß der

Boden mit dem Horizonte einen spizen Winkel macht. Man stelle sich auf die Seite des spizen Winkels, Fig. 2. 5 sehe abermals durch das Wasser in das Gefäß, man wird eben so wenig apparente Farben und nur die Farbe des Gefäßes wie vorher erblicken.

11.

Dritter Versuch.

Man gehe um das Gefäß herum, und stelle sich 10 auf die Seite, wo das brechende Mittel am dicksten Fig. 3. ist, auch da wird man keine Farbenerscheinungen sehen und in diesen drei Fällen völlig gleiche Erfahrungen machen.

15

12.

Vierter Versuch.

Man nehme hierauf ein Gefäß mit einem Glas- Fig. 4. boden, richte es dergestalt, daß der Boden mit der Wasserwage parallel sei und stelle es erhöht über ein weißes Papier; man sehe nun durch das Mittel auf das weiße Papier, man lege statt desselben ein schwarzes 20 oder ein farbiges hin und man wird niemals apparente Farben sehen, ob man gleich die Fläche und ihre Theile nach dem Gesetz der Refraction an einem ganz andern Orte erblickt, als wo sie sich wirklich be= findet.

13.

Fünfter Versuch.

Man hebe nun die eine Seite des Bodens der= Fig. 5. gestalt in die Höhe, daß der Glasboden einen spihen Winkel mit der Wasserwage macht, stelle sich an die Seite des Winkels und schaue dadurch auf die weiße 5 oder farbige Fläche. Auch in diesem Falle zeigen sie sich vor wie nach und keine apparente Farben erscheinen.

Fig. 6.

14.

Sechster Versuch.

Man gehe nun abermals um das Gefäß herum, so daß man auf der dicken Seite des Mittels stehe, 10 und dieser Versuch wird den vorigen gleich sein.

15.

Wir sprechen also das Resultat dieser Erfahrungen dergestalt aus: Das Auge sieht durch ein brechen= des Mittel, es mag dasselbe parallel oder im Winkel sein, es mag die Brechung einfach oder 15 doppelt geschehen, auf jeder Fläche, die nur mit einem reinen, gleichen Pigmente ange= strichen ist, oder welches eben so viel heißt, auf allen Flächen von einer gleichen Schattirung oder Farbe keine apparente Farben, 20 sondern die Fläche und ihre Theile erscheinen uns, obgleich durch die Refraction an einem andern Orte, doch völlig unverändert, als wenn wir sie durch kein Mittel sähen; es

müßte denn sein, daß sie etwas dunkler oder trüber erschienen.

Objective Versuche.

16.

Daß man den drei ersten subjectiven Versuchen 5 keine objectiven an die Seite sehen könne, folgt aus ihrer Natur, indem das brechende Mittel unmittelbar den Boden und die Wände berührt und also immer zwischen dem Auge und dem Gegenstande bleibt; den drei leztern Versuchen aber können wir folgende ob10 jective an die Seite sehen.

17.

Siebenter Versuch.

Man richte und stelle das Gefäß, wie in dem vierten Versuche, den gläsernen Boden mit der Wage Fig. 7. des Waffers parallel und lasse die Sonnenstrahlen 15 frei durch dasselbe auf eine weiße oder gefärbte Fläche fallen; auch da wird das Auge, das nunmehr unmittelbar auf die Fläche sieht, dieselbe erhellt sehen aber darauf keine apparente Farben erblicken.

20

18.

Achter Versuch.

Eben so wird es geschehen, wenn wir das Gefäß, Fig. 8.

wie bei dem fünften Versuche, zu einem spigwinkligen Mittel umändern und diesen Winkel gegen die Sonne kehren.

Fig. 9.

19.

Neunter Versuch.

Gleichfalls wenn wir die starke Seite des Mittels gegen die Sonne richten, wird das Auge des Beobachters auf der Fläche, sie mag eine Farbe haben welche sie will, das Sonnenlicht zwar von seinem Wege abge= 5 lenkt, doch unverändert und farblos erblicken.

20.

Aus diesen objectiven Versuchen ziehen wir folgen= des Resultat: Das Sonnenlicht kann durch ein brechendes Mittel hindurch scheinen, es kann darin gebrochen, von seinem Wege abgelenkt 10 werden und es bleibt demohngeachtet bei der stärksten wie bei der geringsten Ablenkung noch farblos wie vor seinem Eintritte.

21.

Halten wir nun diese Resultate der objectiven Erfahrungen mit jenen zusammen, welche wir aus den 15 subjectiven (§ 15) gezogen, so dürfen wir wohl ohne Anstand als Ariom festsehen: Refraction an und für sich bringt keine Farbenerscheinung hervor.

Zweiter Abschnitt.

Zur Refraction müssen sich noch andere Bedingungen hinzugesellen, wenn die Farbenerscheinung stattfinden soll.

22.

Wer die in dem vorigen Abschnitt vorgelegten Versuche aufmerksam betrachtet, und die daraus natürlich gezogenen Folgerungen anerkannt hat, wird nunmehr billig die Frage aufwerfen: auf welchem Wege es uns denn gelingen könne, die Farberscheinung ver10 bunden mit der Refraction darzustellen, da wir bisher Refraction ganz rein von aller Farberscheinung gefunden haben? Wir antworten hierauf, daß uns der Zufall dahin führen, und daß wir bei genauer Wiederholung der im vorigen Abschnitt angezeigten Versuche, besonders der objectiven, gelegentlich be= merken können, unter welchen Umständen apparente Farben erschienen. So wird man z. B. bei'm siebenten Versuche § 17, wenn das Glas Knötchen oder Streifen hat, sogleich auf dem unterliegenden Papiere apparente 20 Farben erblicken.

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23.

Wir werden dadurch auf den Weg geleitet, bei subjectiven Versuchen das Bild zu begränzen, bei objectiven dem Licht undurchsichtige Hindernisse in den Weg zu sehen. Daraus entstehen nachfolgende Ver

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