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Fig. 10.

suche, welche abermals in subjective und objective zer= fallen. Ich werde jede Art abermals allein behandeln, doch beide in gleicher Ordnung und Folge, so daß fie zulezt bequem gegen einander gehalten und mit einander verglichen werden können.

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Wir legen in das oben beschriebene Gefäß mit Wasser ein schwarz angestrichnes Blech, in deffen Mitte eine cirkelrunde weiße Fläche im Durchschnitt ungefähr einige Zoll gemahlt ist, wir richten unser Auge so viel als möglich senkrecht auf den Mittel- 15 punct der Fläche, und wir werden keine Farbenerscheinung erblicken.

25.

Eilfter Versuch.

Wir bewegen uns dergestalt von dem Gefäße hin= weg, daß wir in einer schiefen Richtung nach der 20 Fläche sehen, so erblicken wir bald eine Farbenerscheinung und zwar so, daß der nächste Rand der

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weißen Fläche uns gelb und gelbroth erscheint, der entgegengesette Rand aber mit einer blauen Farbe eingefaßt ist.

26.

Wir erkennen also hier sogleich zwei nothwendige 5 Bedingungen, welche zur Refraction hinzukommen müssen, um eine Farbenerscheinung hervorzubringen. 1. Begränzung des Bildes. (a)

2. Bestimmte Richtung des Auges gegen die
Gränze des Bildes. (b)

27.

Wir gehen nun weiter und bemerken zuerst, daß wie wir uns um das Gefäß herum bewegen, die Farbe uns beständig nachfolgt, daß der uns nächste Rand der gelbe, der entgegengesezte der blaue ist.

28.

Zwölfter Versuch.

Verändern wir den Versuch dergestalt, daß wir eine schwarze Kreisfläche auf weißem Grunde unter Wasser beschauen, so finden wir, daß sich die Farben- Fig. 12. erscheinung nicht nach der Nähe und Entfernung des Randes richte, sondern nach dem Verhältnisse der 20 schwarzen oder weißen Fläche zu unserm Auge.

29.

Denn wenn uns das Schwarze zunächst und das Weiße hinter ihm liegt, sehen wir jederzeit einen

Goethes Werke. II. Abth. 5. Bd. 1. Abth.

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gelben Rand; der Rand hingegen am Schwarzen, wenn das Weiße uns zunächst liegt, erscheint uns immer blau, und auch diese Erscheinung folgt uns, wenn wir um das Gefäß herumgehen.

30.

Dreizehnter Versuch.

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Um diesen Versuch zu vermannichfaltigen machen wir uns nunmehr zum Mittelpuncte und bewegen das Gefäß um uns herum, anstatt daß wir uns bisher um das Gefäß bewegt haben. Die Erfahrung bleibt sich gleich, zeigt sich aber reiner in Bezug auf 10 den Beobachter, und wir werden zu dem einfachsten aller Versuche geführt uns in die Mitte einer schwarzen Fig. 13. oder weißen runden Fläche zu stellen, die mit dem Gegensate begränzt ist, ein brechendes Mittel zwischen die Fläche und unser Auge zu bringen, und die oben 15 angezeigten Versuche nunmehr im Ganzen zu sehen. In einem großen reinen Garten-Baffin, dessen Boden man mit Ölfarbe anstreicht, läßt sich dieser Versuch am schönsten darstellen. (c)

31.

Vierzehnter Versuch.

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Er läßt sich aber auch, jedoch unvollkommen, im Kleinen denken, wenn wir nämlich einen größeren weißen Kreis, z. B. von zwei Fußen, auf schwarzem Grunde in ein Gefäß mit Wasser bringen, unser Auge Fig. 14. perpendikular auf den Mittelpunct des Kreises richten, 25

und dasselbe dem Wasser so lange nähern, bis wir die Farbenerscheinung nach obiger Ordnung erblicken. (d)

32.

Man sieht leicht, daß alle diese Versuche im Grunde nur Variationen eines einzigen sind; allein es wird 5 bei dieser Abhandlung die Vollständigkeit keinesweges gleichgültig: denn nur jezt, nach der mannichfaltigen Anwendung dieser Erfahrungen dürfen wir Folgendes aussprechen: in unserm Auge liegt das Gesetz, bei Gelegenheit der Refraction an dem Rande einer schwarzen 10 Fläche auf weißem Grunde, in deren Mittelpuncte wir stehen, einen gelben Rand, an dem Rande einer weißen Fläche auf schwarzen Grunde einen blauen Rand zu sehen, vorausgesetzt, daß dieser Rand unter einem ge= wissen Winkel gesehen wird.

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33.

Diese Erscheinung, welche wir bisher nur bei einer einfachen Refraction bemerkt haben, verändert sich auch nicht bei der doppelten, vorausgesezt, daß das Mittel parallel bleibt.

Fünfzehnter Versuch.

Man bringe die oben gebrauchte Tafel unter ein Fig. 16. durchsichtiges paralleles Mittel, richte das Auge schief gegen das Gefäß, um jene Erscheinung entstehen zu sehen, sie wird dieselbe sein, welche wir oben erblickten, man kann um das Gefäß herum gehen, und sie wird 25 sich gleichmäßig verhalten.

34.

Wir gehen, nachdem wir durch diese einfachen Ver= suche ein subjectives Gesetz des Auges mit seinen Bestimmungen festgesetzt, zu Mitteln über, welche nicht parallel sind und bemerken auch durch solche die Erscheinung.

35.

Sechzehnter Versuch.

Nehmen wir ein converes Glas vor's Auge und Fig. 16. sehen damit auf ein weißes Papier, so werden wir keine Farbenerscheinung erblicken, wenn das Papier ganz glatt und eben ist; an dem Rande hingegen 10 eines jeden dunkeln Fleckens wird uns sogleich die Farbenerscheinung begegnen.

36.

Siebzehnter Versuch.

Man nehme eine weiße Karte, worauf ein proFig. 17. portionirter schwarzer Kreis, ein solcher nämlich, der 15 durch das Vergrößrungsglas auf einmal übersehen werden kann, gemahlt ist, man betrachte selbigen durch das Glas, und er wird, sobald er uns deutlich ver= größert erscheint, mit einem schönen gelb- und gelb= rothen Rande eingefaßt sein.

37.

Achtzehnter Versuch.

Ingleichen wird ein weißer Kreis auf schwarzem

Fig. 18. Grunde unter diesen Umständen blau eingefaßt erscheinen.

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