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Suchten wir uns nun vorhin mit einer mechanischen Vorstellungsart durchzuhelfen, so werden wir schon wieder in eine höhere, in die allgemeine Region der ewig lebenden Natur gewiesen; wir erinnern uns daß das kleinste Stück eines zerschlagenen magneti= 5 schen Eisensteins eben so gut zwei Pole zeigt als das Ganze.

XXIX.
Um sicht.

Wenn es zwar durchaus räthlich, ja höchst nothwendig ist das Phänomen erst an sich selbst zu be= 10 trachten, es in sich selbst sorgfältig zu wiederholen und solches von allen Seiten aber und abermals zu beschauen; so werden wir doch zulezt angetrieben uns nach außen zu wenden und, von unserm Standpuncte aus, allenthalben umher zu blicken, ob wir nicht 15 ähnliche Erscheinungen zu Gunsten unseres Vornehmens auffinden möchten; wie wir denn soeben an den so weit abgelegenen Magneten zu gedenken unwillkürlich genöthigt worden.

Hier dürfen wir also die Analogie, als Handhabe, als Hebel die Natur anzufassen und zu bewegen gar wohl empfehlen und anrühmen. Man lasse sich nicht irre machen, wenn Analogie manchmal irre führt, wenn sie, als zu weit gesuchter willkürlicher Wiz, völlig in Rauch aufgeht. Verwerfen wir ferner nicht 25 ein heiteres humoristisches Spiel mit den Gegenständen, schickliche und unschickliche Annäherung, ja

Verknüpfung des Entferntesten, womit man uns in Erstaunen zu sehen, durch Contrast auf Contrast zu überraschen trachtet. Halten wir uns aber zu unserm Zweck an eine reine methodische Analogie, wodurch 5 Erfahrung erst belebt wird, indem das Abgesonderte und entfernt Scheinende verknüpft, dessen Identität entdeckt und das eigentliche Gesammtleben der Natur auch in der Wissenschaft nach und nach empfunden wird.

Die Verwandtschaft der entoptischen Figuren mit 10 den übrigen physischen haben wir oben schon ange= deutet, es ist die nächste, natürlichste und nicht zu verkennen. Nun müssen wir aber auch der physio= logischen gedenken welche hier in vollkommener Kraft und Schönheit hervortreten. Hieran finden wir aber= 15 mals ein herrliches Beispiel daß alles im Universen zusammenhängt, sich auf einander bezieht, einander antwortet. Was in der Atmosphäre vorgeht, begibt sich gleichfalls in des Menschen Auge, und der ent= optische Gegensatz ist auch der physiologe. Man schaue, 20 in dem obern Spiegel des dritten Apparats, das Abbild des unterliegenden Kubus; man nehme sodann diesen schnell hinweg, ohne einen Blick vom Spiegel zu verwenden, so wird die Erscheinung, die helle wie die dunkle, als gespenstiges Bild, umgekehrt im Auge 25 stehen und die Farben zugleich sich in ihre Gegen

säge verwandeln, das Bräunlichgelb in Blau und umgekehrt, dem natursinnigen Forscher zu großer Freude und Kräftigung.

Sodann aber wenden wir uns zur allgemeinen Naturlehre und versichern nach unserer Überzeugung Folgendes: sobald die verschiedene Wirkung des directen und obliquen Widerscheins eingesehen, die Allgemeinheit jenes Gesetzes anerkannt sein wird, so muß 5 die Identität unzähliger Phänomene sich alsobald bethätigen; Erfahrungen werden sich an einander schließen, die man als unzusammenhängend bisher betrachtet und vielleicht mit einzelnen hypothetischen Erklärungsweisen vergebens begreiflicher zu machen 10 gesucht. Da wir aber gegenwärtig nur die Absicht haben können, den Geist zu befreien und anzuregen, so blicken wir rings umher, um näher oder ferner auf gewisse Analogien zu deuten, die sich in der Folge aneinander schließen, sich aus und gegen einander 15 entwickeln mögen. Weiter kann unser Geschäft nicht gehen, denn wer will eine Arbeit übernehmen, die der Folgezeit noch manche Bemühung zumuthen wird.

XXX.

Chladni's Tonfiguren.

Alle geistreiche, mit Naturerscheinungen einiger- 20 maßen bekannte Personen, sobald sie unsern entoptischen Kubus zwischen den Spiegeln erblickten, riefen jedesmal die Ähnlichkeit mit den Chladnischen Figuren, ohne sich zu besinnen, lebhaft aus, und wer wollte fie auch verkennen? Daß nun diese äußeren auf= 25 fallenden Erscheinungen ein gewisses inneres Ver

hältniß und in der Entstehungsart viel übereinstimmung haben, ist gegenwärtig darzuthun.

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2) durch Erschüttern der 2) durch Glühen der Glas=

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15

verschwinden

4) durch neues Erschüt= 4) durch neues Glühen und

tern;

langsame Erkaltung;

sie richten sich

5) nach der Gestalt der 5) nach der Gestalt der

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20 6) von außen nach innen; 6) von außen nach innen;

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fie vermannichfaltigen sich

8) bei Verbreiterung der 8) bei Vermehrung der

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Mögen vorerst diese Bezüge hinreichen, um die Verwandtschaft im Allgemeinen anzudeuten; gewiß wird dem Forscher nichts angenehmer sein als eine hierüber fortgesette Betrachtung. Ja die reale Ver- 10 gleichung beider Versuche, die Darstellung derselben neben einander, durch zwei Personen welche solchen Experimenten gewachsen wären, müßte viel Vergnügen geben und dem innern Sinn die eigentliche Vergleichung überlassen, die freilich mit Worten nie vollkommen 15 dargestellt werden kann, weil das innere Naturver= hältniß, wodurch sie, bei himmelweiter Verschiedenheit, einander ähnlich werden, immer von uns nur geahnet werden kann.

XXXI.

Atmosphärische Meteore.

20

Da nach unserer Überzeugung die nähere Einsicht in die Effecte des directen und obliquen Widerscheins auch zur Erklärung der atmosphärischen Meteore das Jhrige beitragen wird, so gedenken wir derselben gleichfalls an dieser Stelle. Der Regenbogen, ob wir ihn 25 gleich als durch Refraction gewirkt anerkennen, hat doch das Eigene daß wir die dabei entspringenden

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