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das Capitel liefern, das eigens von der Strahlung handeln soll.

§ 70.

Man sehe nun also an dem reinen Himmel nach Sternen, nach dem Monde, ja nach der Sonne, wenn 5 man vorher ihre mächtigen Strahlen durch eine an= gerauchte Scheibe gemäßigt hat, man sehe jedes Loch in einem Fensterladen, in einem Schirm der gegen das Licht gestellt ist, durch das Prisma an; man wird alle diese Gegenstände nach dem Schema Nr. 3 gefärbt 10 erblicken, und wir werden aus dem Vorigen die Ursache leicht angeben können, warum leuchtende Körper, oder helle Öffnungen, die entweder durch Entfernung sehr verkleinert werden, oder an sich klein sind, ganz und gar gefärbt erscheinen und die Strahlungen an 15 ihren Rändern sich in einander verlieren müssen, da weiße Flächen die nur schwache Repräsentanten sind, schon jene Wirkung hervorbringen.

§ 71.

Da ich nunmehr alles gesagt habe, was für den Anfang zu sagen war: so würde ich mich nur selbst 20 wiederholen müssen, wenn ich das Vorgetragene weiter auslegen wollte. Ich überlasse daher dem Nachdenken meiner Leser das hinzuzuthun, was der Methode meines Vortrags wider meinen Willen an Klarheit ab= gehen mag: denn ich habe bemerken können, wie schwer 25 es schon mündlich und mit allen Geräthschaften ver

sehen sei den Vortrag dieser in mehr als einem Sinne befremdenden Versuche durchzuführen. Soviel bin ich überzeugt, daß es jedem denkenden Menschen Freude machen wird sich mit diesen Anfängen bekannt zu machen, besonders wenn er die Folgerungen, die sich s daraus ziehen lassen, entweder ahndet oder entdeckt.

IV.

Recapitulation.

§ 72.

Ich wiederhole nunmehr kürzlich theils die Erfahrungen selbst, theils diejenigen Säße welche unmittelbar daraus folgen. Die Ordnung wie sie hier hinter- 10 einander stehen, ist mehr oder weniger willkürlich, und es wird mir angenehm sein, wenn meine Leser die Paragraphen dieses Capitels genau prüfen, sie mit dem Vorhergehenden vergleichen, und sie alsdann nach eigner Methode an einander reihen. Erst künftig, 15 wenn wir diese Lehre auf mehr als eine Weise bearbeitet haben, können wir hoffen, dieselbe rein und natürlich zu entwickeln.

1. Schwarze, weiße und einfärbige reine Flächen zeigen durch's Prisma keine Farben. § 41. 2. An allen Rändern zeigen sich Farben. § 37, 40, 42, 43.

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3. Die Ränder zeigen Farben, weil Licht und Schatten an denselben aneinander gränzet. § 44, 54. 4. Wenn farbige Flächen an einander stoßen, unterwerfen auch sie sich diesem Geseze und zeigen Farben, in so fern eine heller oder dunkler ist als die andere. § 54.

5. Die Farben erscheinen uns strahlend an den Rändern. § 37, 45, 46.

6. Sie erscheinen strahlend nach dem Schwarzen wie nach dem Weißen, nach dem Dunkeln wie nach dem Hellen zu.

7. Die Strahlungen geschehen nach dem Perpendikel, der auf die Achse des Prismas fällt. § 45, 46, 47, 48.

15 8. Kein Rand, der mit der Achse des Prismas perpendicular steht, erscheint gefärbt. § 49.

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9. Alle Ränder, die mit der Achse des Prismas parallel gehen, erscheinen gefärbt.

10. Alle schmale Körper, die mit der Achse des Prisma eine parallele Richtung haben, erscheinen ganz ge= färbt und verbreitert. § 37.

11. Ein runder Körper erscheint elliptisch, dergestalt, daß sein größter Diameter auf der Achse des Prisma perpendicular steht. § 65, 66, 67.

25 12. Alle Linien, die mit der Achse des Prisma parallel gehen, erscheinen gebogen. § 40.

13. Alle Parallellinien, die auf der Achse des Prisma vertical stehen, scheinen sich gegen den brechenden Winkel zu ein wenig zusammen zu neigen. § 40.

14. Je schärfer und stärker Licht und Schatten am Rande mit einander gränzt, desto stärker erscheinen die Farben.

15. Die farbigen Ränder zeigen sich im Gegensatz. Es stehen zwei Pole unveränderlich einander gegenüber. § 48, 49, 50, 55.

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16. Die beiden entgegengesetzten Pole kommen darin 10 mit einander überein, daß jeder aus zwei leicht zu unterscheidenden Farben besteht, der eine aus Roth und Gelb, der andere aus Blau und Violett. § 51, 52.

17. Die Strahlungen dieser Farben entfernen sich 15 vom Rande, und zwar strahlen Roth und Violett nach dem Schwarzen, Gelb und Blau nach dem Weißen zu.

18. Man kann diese Pole unendlich von einander entfernt denken. § 51, 52.

19. Man kann sie einander unendlich nahe denken. $ 45, 46.

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20. Erscheinen uns die beiden Pole an einem weißen Körper, der sich gegen einen schwarzen Grund befindet, und hat derselbe eine verhältnißmäßige 25 Größe, daß die farbigen Strahlungen der Ränder

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sich erreichen können: so entsteht in der Mitte ein Papageigrün. § 59.

21. Erscheinen fie uns an einem schwarzen Körper,

der auf einem weißen Grunde steht unter ge=

dachter Bedingung: so steht in der Mitte derselben ein Pfirschblüth. § 59.

22. Sowohl schwarze als weiße Körper können unter diesen Umständen ganz farbig erscheinen. § 45, 46, 66.

10 23. Sonne, Mond, Sterne, Öffnung des Fensterladens, erscheinen durch's Prisma nur farbig, weil sie als kleine helle Körper auf einem dunkeln Grunde anzusehen sind. § 67.

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24. Sie erscheinen elliptisch, dergestalt daß die Farben= strahlungen und folglich auch der große Diameter der Ellipse auf der Achse des Prismas vertical steht. § 66, 67.

§ 73.

Ich sollte zwar hier vielleicht noch ehe ich schließe einige allgemeine Betrachtungen anstellen und in die 20 Ferne hindeuten, wohin ich meine Leser zu führen gedenke. Es kann dieses aber wohl erst an dem Ende des folgenden Stückes geschehen, weil dasjenige, was ich hier allenfalls sagen könnte, doch immer noch als unbelegt und unerwiesen erscheinen müßte. So25 viel kann ich aber denjenigen Beobachtern, welche gern vorwärts dringen mögen, sagen: daß in den

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