dort gefangen gehalten werden. Die genannte Hilfsstelle suchte nun nicht nur den Aufenthaltsort solcher bürgerlicher Geiseln zu ermitteln und die Verbindung mit deren Angehörigen herzustellen, sondern auch die Freilassung und Rückschiebung durch die Schweiz zu erwirken. Ihre vielfachen Bemühungen sind bis jetzt erfolglos geblieben. Nicht einmal eine Gleichstellung in der Behandlung mit den Zivilinternierten, d. h. doch wenigstens der Rücktransport der Frauen, Kinder und Nichtdienstpflichtigen ist erreicht worden. Doch konnte die Lage der Geiseln etwas erleichtert werden. Der Basler Hilfsstelle ist immerhin die Heimschaffung von 25 Kindern (17 Elsässer, 3 Deutsche, 4 Franzosen, 1 Belgier), die sich in Feindesland befanden und durch die Kriegsereignisse von ihrer Familie abgeschnitten waren, gutzuschreiben. Zusammenfassend können wir anführen, dass bis zum 1. Oktober 1915, also innerhalb 14 Monaten, schon eine ganze Armee von über 100,000 Seelen als Internierte, Evakuierte, Sanitätspersonen und Invalide sicheres Geleit durch unser Land hindurch gefunden haben. Für die herbeigesehnte Zeit des Waffenstillstandes oder des endlichen Friedensschlusses wird man mit noch ganz andern Zahlen und Anstrengungen rechnen müssen. * Die Schweiz hat mit all diesen Werken nur eine Pflicht erfüllt, die ihr als neutrales Land mitten im Völkerringen ganz natürlich zufiel und die sie auch als etwas Selbstverständliches, ohne viel Aufhebens und ohne dafür Dankbarkeit oder besondere Anerkennung ausmünzen zu wollen, übernahm. Auf den Lauf und die Erfüllung der Geschicke übt diese pazifistische, philanthropische Tätigkeit kaum einen nennenswerten Einfluss aus. Gemessen an den ungeheuren Opfern an Geld und Gut, welche die kriegführenden Staaten aufbringen, sind ja die Aufwendungen der Schweiz für diese Tätigkeit verhältnismässig bescheiden. Wie bei jeder Wohltat, ist zudem unser Land nicht nur gebender, sondern auch nehmender Teil. Insbesondere im Heimschaffungswerk der Zivilinternierten, dem ersten derartigen Werk, auf dem die andern, später kommenden organisatorisch aufbauen konnten und mussten, haben alle Beteiligten ein hochbefriedigendes Wirken gefunden, das über die kleinlichen persönlichen Stimmungen hinweghalf und emporhob zu reinem vaterländischem und damit wahrhaft neutralem Tun. Behörden und Private haben in harmonischer Mitarbeit ihr Bestes zu leisten gesucht. Dadurch ist ein alle Gegensätze auflösender, versöhnender grosser Zug der Bejahung unserer nationalen Existenz-, unserer Daseinsberechtigung als Bürger und Bürgerinnen einer demokratischen Republik und unseres Glaubens an die siegende Kraft der Menschlichkeit in weite Kreise unseres Volkes gedrungen und hat dort edlen Samen gesät, der in Zeiten der Not und Gefahr, der Niedergeschlagenheit und des Verzweifelns aufgehen wird zur Kräftigung und zum Wohle des Ganzen. II. |