Vorwort. Bald nachdem der Weltkrieg entbrannt war und unser Volk die erste atembeklemmende Spannung überwunden hatte, regte sich in allen Ecken unseres Landes das grosse Mitleid, der Wunsch zu helfen und Wunden zu heilen, wo andere Wunden schlugen. Gewiss wussten und wissen wir nicht, ob nicht doch noch die Wogen des ungeheuren Brandmeeres über unsere Grenzen schlagen werden; das hinderte aber nicht, dass alle Stämme und Kreise unseres Volkes sofort einig waren, den Opfern des Krieges werktätige Hilfe zu bringen. Die Schweiz betrachtet ihre Neutralität nicht als bequemes Ruhekissen, sondern sie freut sich, gerade infolge der Neutralität in der Lage zu sein, ihre traditionelle Hilfsbereitschaft, wo immer sich Gelegenheit bietet, betätigen zu können. Wenn je der Ausspruch: «Wenn die Schweiz nicht existierte, so müsste man sie schaffen » seine Berechtigung hatte, dann gewiss jetzt. Wer wollte die Vermittlung des Postverkehrs der Kriegsgefangenen 'besorgen, von allen andern Hilfswerken abgesehen, wenn nicht die neutrale, schon durch ihre Lage hierzu am besten geeignete Schweiz! Wohl besorgt die holländische Postverwaltung den Kriegsgefangenenpostverkehr zwischen Deutschland und England, die schwedische den zwischen Deutschland und Russland und die rumänische einen Teil (Brief- und Paketpost) dieses Verkehrs zwischen Oesterreich-Ungarn einerseits und Russland und Serbien anderseits. Aber den Hauptanteil an der Vermittlung des Kriegsgefangenenpostverkehrs hat doch die schweizerische Postverwaltung. Wie kam sie zu dieser Aufgabe ? Gemäss Art. 16 der Vollzugsverordnung zum Haager Abkommen über die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges, vom 18. Oktober 1907, ist den Kriegsgefangenen die Möglichkeit zur Briefbeförderung usw. nach ihrer Heimat zu geben. Und der Weltpostvertrag, sowie die Sonderabkommen von Rom sichern den Briefschaften, Poststücken und Geldsendungen an Kriegsgefangene und von solchen Portofreiheit. Es ist nicht uninteressant, zu vernehmen, dass diese Bestimmung auf Antrag der belgischen Delegation in den Weltpostvertrag aufgenommen wurde. Am 17. August 1914 fragte das deutsche Reichspostamt die schweizerische Oberpostdirektion an, ob sie für die in deutsche Kriegsgefangenschaft geratenden Angehörigen des französischen Heeres die Vermittlung übernehmen würde. Die Oberpostdirektion bejahte dies und bot gleichzeitig ihre Dienste auch dem französischen Postministerium an, das sie gerne annahm. Die gleichen Dienstleistungen wurden Oesterreich, Ungarn, Italien usw. zugesichert. Briefpost. Anfänglich war ein Beamter des Postbureaus BernTransit mit der Besorgung der KriegsgefangenenBriefpost nicht voll beschäftigt; gegen den 20. Oktober 1914 vermochten drei Mann die Arbeit nicht mehr zu bewältigen. Da etwa 5300 Mann oder ein Drittel des gesamten Postpersonals im Militärdienst war, konnte das Personal nicht vermehrt werden. Deshalb und weil der zur Verfügung stehende Raum schon für den damaligen Verkehr viel zu klein war, wurde die Endetappenfeldpost 4 in Bern mit der Besorgung der Kriegsgefangenenpost betraut. So siedelte dieser Dienstzweig am 22. Oktober 1914 vom alten Postgebäude in Bern in die Turnhalle des städtischen Gymnasiums über. Unter der Leitung von zwei Feldpostoffizieren besorgte unter den Waffen stehendes Postpersonal diesen Dienst bis zum 21. Dezember 1914. An diesem Tag ging die Besorgung der Kriegsgefangenenpost wieder an die Zivilpost über, da das Hauptpostbureau Bern durch Rückberufung aus dem Militärdienst wieder über genügend Personal für diesen Dienst verfügte. Dagegen werden die Zu- und Abfuhr, sowie das Auf- und Abladen der Postsäcke, oft sind es über 300 Stück im Tag, noch jetzt durch Feldpostpersonal besorgt. An besonders verkehrsstarken Tagen treffen beim Kriegsgefangenenpostbureau Bern-Transit über 350,000 Briefe und Postkarten, sowie 20,000 uneingeschriebene Pakete, die das Gewicht von 350 gr. nicht übersteigen sollten, sehr oft aber schwerer sind, ein. Es wäre nun ein Leichtes, diese Sendungen einfach so, wie sie eintreffen, an die Bestimmungspostverwaltung weiterzuleiten. Die schweizerische Postverwaltung scheut aber keine Mühe, die Briefschaften so zu sortieren, dass sie in direkten Bünden ungesäumt an die eigentlichen Bestimmungsorte geleitet werden können. Das Sortieren der Briefpost wird von 20 Postbeamten und 4 Bureaudienern besorgt. 8 Mann vom Feldpostpersonal besorgen das Auf- und Abladen der Postsäcke und deren Fuhr zum und vom Bahnhof. Von den Auswechslungspostämtern Karlsruhe 1 und München 1 trifft die Briefpost in der Regel verarbeitet ein. Die vielen Säcke voll Postkarten, die dem Kriegsgefangenenpostbureau Bern-Transit dage |