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Fr. 2,947,952. 36 und an russische Kriegsgefangene in Oesterreich und Ungarn zusammen 133,204 Postanweisungen im Betrage von Fr. 2,413,978. 75.

Ausserdem sind bis Ende September 1915 aus Deutschland nach Montenegro, Serbien, Tunis und Japan, aus Oesterreich und Ungarn nach Frankreich, Serbien und Japan, aus Frankreich nach Luxemburg, Oesterreich und Ungarn, sowie aus Grossbritannien nach Oesterreich und Ungarn und umgekehrt 47,638 Postanweisungen im Gesamtbetrag von Fr. 1,098,069. 71 von der Oberpostkontrolle umgeschrieben und abgesandt worden.

In den Rahmen der sozialen Hilfstätigkeit haben wir ferner die Bemühungen des schweizer. Gemeinnützigen Frauenvereins einzureihen, Kriegswaisen in Schweizerfamilien Aufnahme zu verschaffen. In der Diskussion, zu der diese Frage in der Presse Anlass gab, kamen verschiedene Bedenken in bezug auf die Schwierigkeiten der Verwirklichung dieses menschenfreundlichen Werkes zum Ausdruck.

Das furchtbare Los, das im Kriege tausendfach auch der Zivilbevölkerung beschieden ist, macht es den Staaten zur heiligen Pflicht, durch internationale Vereinbarungen Vorsorge zu treffen, um das Schicksal dieser Unglücklichen tunlichst zu mildern. Wie viel, wie unendlich viel auf diesem Gebiete zu tun ist, lehrt uns der gegenwärtige Krieg in erschreckender Weise. In seinem begeisterten Vortrag über « Die internationalen Verpflichtungen der Schweiz », der auch als Broschüre erschienen ist, weist Prof. Dr. Röthlisberger u. a. auf das Schicksal der überaus bemitleidenswerten Kriegsgeiseln hin. Mit aller Macht müsse, da die Behörden unseres Landes hier zur Ohnmacht ver

dammt seien, die öffentliche Meinung in Europa so aufgeklärt werden, dass die kriegführenden Parteien sich veranlasst sehen, unsere Anstrengungen zu Gunsten der Geiseln zu berücksichtigen; sie sollen die Geiseln entweder herausgeben oder doch wenigstens durch Gleichstellung mit den Kriegsgefangenen in bessere, der Willkür weniger ausgesetzte Verhältnisse bringen.

Müssig geblieben ist übrigens die Schweiz auch nicht in Liebesdiensten für die Kriegsgeiseln. Unter dem Patronat des internationalen Komitees des Roten Kreuzes wurde in Basel eine Hilfsstelle für Kriegsgeiseln gegründet. Ihr lag und liegt es ob, die Adressen dieser Unglücklichen zu ermitteln, Auskünfte über sie zu erteilen, Briefe, Pakete und Geldsendungen zu vermitteln eine mühevolle, segens

reiche Tätigkeit.

Mit der Anregung Prof. Röthlisbergers, aus neutralem Lande nicht nur Seelsorger hinauszusenden, sondern auch Praktiker und Philanthropen, die die Gefangenenlager besuchen und dort die Liebesgaben austeilen, deckt sich ein Vorschlag im «Genfer Journal »>: << Une initiative à prendre par les neutres »>.

Im Anschluss an diesen Ueberblick über die charitative Tätigkeit der Schweiz im Dienste des Auslandes sei auch des Hilfsdienstes erwähnt, den unser Staat für die Verproviantierung des Grossherzogtums Luxemburg übernommen hat. Infolge des Krieges war Luxemburg nicht mehr in der Lage, die Versorgung seiner Bevölkerung mit Brot in genügendem Masse zu sichern, so dass binnen kurzem ein vollständiger Mangel einzutreten drohte. Auf das Ansuchen der luxemburgischen Regierung erklärte sich die Schweiz, im Einverständnis mit Frankreich

und nachdem Deutschland alle Garantien gegeben, bereit, Luxemburg bis zur neuen Ernte mit Mehl auszuhelfen. Während mehreren Monaten ging alle vierzehn Tage ein Mehltransport nach Luxemburg ab, begleitet von einem schweizerischen Offizier, der dort die Verteilung des Mehles an die Bevölkerung überwachte.

Dem Gedanken, dass auch der Schutz der Tiere auf dem Schlachtfelde international organisiert werden sollte, galt die internationale Konferenz, die in der zweiten Hälfte Juni in Genf tagte. Die Versammlung beriet die Statuten einer solchen Organisation und nahm eine Resolution an, durch die der Bundesrat ersucht wurde, eine diplomatische Konferenz einzuberufen zur Sanktion der vom «Roten Stern» gefassten Beschlüsse.

In den Friedensbestrebungen, die bereits zu Beginn dieses Jahres in neutralen Staaten einsetzten und zur Bildung nationaler und internationaler Organisationen führten, ist besonders charakteristisch, dass sie auf die Herbeiführung eines « dauerhaften » Friedens abzielen. Voraus ging Holland, wo die Friedensfrage wissenschaftlich und organisatorisch angepackt wurde. Dort bildete sich das Komitee «Der europäische Staatenbund», das in Agitationsbroschüren für die Bildung einer Rechtsgemeinschaft unter allen europäischen Staaten, als einzige Rettung wirkt. Der Aufruf des Komitees lautet:

<< Das Komitee « Der Europäische Staatenbund » ist überzeugt,

dass die Verhältnisse der gebildeten Staaten untereinander durch dieselben Gesetze von Sitte und Recht beherrscht werden müssen, wie das gesellschaftliche Leben der einzelnen Nationen,

dass besonders für Europa die Vereinigung zu einem Staatenbund oder Bundesstaat auf Grundlage der Gleichberechtigung und inneren Selbständigkeit aller Teilstaaten wünschenswert ist,

und bittet mit Nachdruck alle Personen und Organisationen, die diese Ueberzeugung teilen, nach besten Kräften mitzuarbeiten, die öffentliche Meinung in diesem Geiste bilden zu helfen.»><

Im Haag traten anfangs April auf die Einladung des Neederlandsche Anti-Oorlog Raad etwa dreissig Delegierte aus Holland, der Schweiz, Schweden, Norwegen, Oesterreich-Ungarn, Deutschland, England, Belgien und Amerika zu einer Konferenz zusammen, um für einen dauernden Frieden zu wirken. Aus Frankreich, Dänemark, Italien und Spanien lagen grundsätzliche Zustimmungserklärungen vor. Die Tagung dauerte vom 7.-10. April und führte zur Aufstellung eines internationalen Manifestes mit Mindestprogramm. (Vergleiche das bezügliche Dokument im Anhang). Es wurde beschlossen, im Haag eine zentrale internationale Organisation, mit dem Vorstand des Neederlandsche AntiOorlog Raad als Vollzugsausschuss, zu schaffen und überall nationale Gruppen mit ihr zu verbinden. Der schweizerische Delegierte an dieser Friedenskonferenz, Prof. Dr. A. Forel, schreibt über sie u. a.:

<< Wohl verstanden, denkt niemand von uns daran, den jetzigen Kriegführenden, trotzdem sie die ganze Welt erschöpfen und verarmen, und gleichzeitig die Besten, Kräftigsten und Aufopferungsvollsten auf einer scheusslichen Schlachtbank opfern, irgend etwas bezüglich ihrer spätern Friedensbedingungen aufzudrängen. Das, was wir wollen, ist keine Utopie. Wir wollen nur mit Hilfe der besten Köpfe eine zukünftige internationale Vereinigung rationell vorbereiten, die in der Zukunft die Kriege überhaupt unmöglich machen soll es möge das Endergebnis des gegenwärtigen Krieges ausfallen, wie es wolle. Nein, wir sind keine

Utopisten! Utopisten sind vielmehr die grössenwahnsinnigen Militaristen, die sich heute noch einbilden, mit grossen Siegen die Welt, oder wenigstens Kolonien oder andere Länder erobern zu können, indem sie andere Nationen zugrunde richten.

Wir müssen also Hass und Leidenschaft überwinden, die uns dazu treiben, ganze Völker für die Fehler einiger Diplomaten und ehrgeiziger Leiter zu verurteilen. Die Aufgabe der Presse soll vielmehr die sein, aufopferungsvolle Liebestaten zu erwähnen und zu unterstreichen, die Franzosen an Deutschen, oder Deutsche an Franzosen usw. üben, statt immer wieder falsche oder wahre, aber übertriebene und unterstrichene Grausamkeiten und Roheiten breit zu treten. Dann wird sie das Gute statt das Schlechte fördern. »

In unserem Lande bildete sich im Monat Mai eine << Schweizerische Vereinigung zum Studium der Grundlagen eines dauerhaften Friedensvertrages » mit Prof. Dr. O. Nippold als Präsidenten des Komitees. (Den Aufruf des Ausschusses findet der Leser im «Anhang » abgedruckt.) Mit der Bildung einer Lokalgruppe ging Yvorne voraus.

Vom 27.-29. Mai fand in Bern eine internationale Friedenskonferenz statt, die folgende Resolution fasste:

<< Die Versammlung spricht den Wunsch aus, dass die internationale Anarchie Schritt für Schritt ausgeschaltet werde, durch die aufzubauende Organisation einer grossen Menschheitsrepublik zivilisierter Nationen, welche alle Völker vereint, wie auch immer ihre Regierungsform beschaffen sei, ob republikanisch, monarchisch oder andersartig.

a) Supernationale Justizorganisationen sollen alle internationalen juristischen Konflikte entscheiden. Sie soll internationale Vergehen feststellen und von Jahr zu Jahr soll die Organisation des juristischen Verbandes der zivilisierten Völker vervollkommnet werden in allen Fragen der Handelsbeziehungen und der grossen Gemeinschaftsinteressen der Menschheit.

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