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dem unausbleiblichen Referendum den Sieg zu sichern, ging man einen Kompromiss ein, der vom verwaltungstechnischen Standpunkte aus von Anfang an Bedenken wecken musste. Wird es heute möglich sein, bei einer Reorganisation mit den allgemeinen Interessen der Bundesbahnen und des ganzen Landes über die partikularistischen kantonalen oder regionalen Meister zu werden? Wir sind mit dem «Luzerner Tagblatt » der Ueberzeugung, dass diese letztern sich mächtig regen und dass wir es heute sowenig als vor siebzehn Jahren zu mehr als einem neuen Kompromiss bringen werden. Der Stand des politischen Barometers ist für jedermann deutlich zu lesen.

B. Schiffahrtsbestrebungen.

Es liegt auf der Hand, dass in einer Zeit, die gezwungenermassen ihre finanzielle Kraft mehr als gewöhnlich auf die Leistung des Dringlichen konzentrieren muss, Probleme, wie das der Schiffbarmachung unserer Wasserläufe eine starke Förderung nicht erfahren können. Dass die Bestrebungen selbst, obwohl momentan lahmgelegt, nicht einschlafen, ist die Sorge vor allem der initiativen Männer und Verbände, deren unablässigen Bemühungen wir es zu verdanken haben, dass diese Schiffahrtsfrage auch bei uns immer mehr als ein hochwichtiges Problem der Volkswirtschaft und der Verkehrspolitik gewürdigt wird. Wir sehen sie unablässig am Werk. Die Tagung des Vereins für die Schiffahrt auf dem Oberrhein im Monat Mai d. J. war sogar stärker besucht als frühere Versammlungen dieses Verbandes, als wollte sie durch eine solche Manifestation Zeugnis ablegen, dass auch die Zeitereignisse den Willen des Vereins zur energischen Verfolgung seines Zieles nicht zu erschüttern vermöchten.

Aber nicht nur diese Lebensfähigkeit der privaten und korporativen Bestrebungen bewahrt vor einer unerfreulichen Perspektive für die Zukunft des Schiffahrtsproblems, wir dürfen auch konstatieren, dass die Sympathie, die ihm von behördlicher eidgenössischer Seite allmählich zuteil geworden, keineswegs erlahmt ist. Die Beratung der Gesetzesvorlage über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte im Nationalrat hat im Gegenteil den Beweis erbracht, dass die Lösung der Frage, im besondern die Schiffbarmachung des Rheins, nur als aufgeschoben zu betrachten ist. Die Bestimmungen, die der Entwurf über die Wahrung der Interessen der Schiffahrt enthält, blieben nicht nur unbeanstandet, sondern boten Veranlassung, die Bedeutung der Schiffahrtsfrage für unser Land und die Wünschbarkeit ihrer baldigen Lösung hervorzuheben. Auch der Vorsteher des Departements des Innern, Bundesrat Calonder, liess die Gelegenheit nicht vorübergehen, um aufs neue seine Sympathie für die Sache zu bekunden.

Aus der Literatur, die im laufenden Jahre über die Schiffahrtfrage erschienen ist, sei namentlich die Studie von J. Lupold über « Le problème de la navigation intérieure en Suisse » erwähnt. Sie behandelt das Problem in seiner Gesamtheit und Vielgestaltigkeit. Mit Recht wies die << Revue» bei der Besprechung dieser Arbeit darauf hin, in wie hohem Masse die Versorgung unseres Landes mit Lebensmitteln gerade in der gegenwärtigen Zeit hätte erleichtert werden können, wenn die Vorräte, die z. B. in Marseille liegen bleiben mussten, durch die schiffbar gemachte Rhone uns hätten zugeführt werden können.

Der Güterverkehr im Rheinhafen bei Basel erfuhr im letzten Jahre neuerdings eine bedeutende Entwicklung. Hatte man im Jahre 1913 rund 92,000 T. zu

verzeichnen, so war der Verkehr 1914 schon bis zum Kriegsausbruch, mit dem jede Zufuhr aufhörte, 90,000 Tonnen. Unter normalen Verhältnissen hätte er voriges Jahr zweifellos die Zahl von 100,000 T. namhaft überschritten.

der

An der diesjährigen Generalversammlung Schweizerischen Gesellschaft für die Rhone-Rheinschiffahrt wurden Mitteilungen gemacht über interessante Versuche, die für den Warentransport auf dem Wasserwege von Biel nach Solothurn stattfanden und die sehr gut ausgefallen seien. Nach den nunmehr abgeschlossenen Vorstudien über die Ausführung des Schiffahrtsweges von der Rhone zum Rhein kommen die bezüglichen Kosten auf 150 Millionen zu stehen. An dieser Versammlung erfolgten auch Mitteilungen über die Zukunft der Neuenburger Häfen, und einer der Referenten wies auf die grosse Bedeutung des Schiffahrt - Frachtverkehrs der Gegend von YverdonMurten-Biel-Solothurn hin.

Schliesslich sei noch der Konferenz Erwähnung getan, die im Monat August unter dem Vorsitz von Bundesrat Calonder stattfand, zur Besprechung der Frage einer Erweiterung der Schiffschleuse des Kraftwerkes Eglisau im Interesse der künftigen Grosschiffahrt auf dem Rhein. Diese Konferenz, die von Regierungs-Vertretern der interessierten Kantone und Delegierten der schweizerischen Schiffahrtsverbände beschickt war, sprach sich grundsätzlich für die angeregte Erweiterung aus, jedoch unter Vorbehalt der internationalen Verhandlungen mit dem Grossherzogtum Baden, insbesondere im Sinne einer entsprechenden Beteiligung Badens an den aus der Erweiterung erwachsenden Kosten.

C. Post-, Telegraph- und Telephon.

Wie alle Verkehrsanstalten, hat im besondern auch unsere Postverwaltung über die starken finanziellen Einwirkungen des Krieges zu klagen. Von dem gewaltigen Rückschlag in den Einnahmen, der im Monat August 1914 einsetzte, war bereits im letzten Jahresbericht die Rede. Erfreulicherweise belebte sich mit der Zeit, und zwar rascher, als man zu hoffen wagte, der Verkehr wieder, so dass das Jahresergebnis der Post wenigstens nicht den enormen Ausfall brachte, wie er unter dem Eindruck der ersten Verkehrserschütterungen in Aussicht genommen werden musste. Der Betriebsverlust von 6,158,484 Fr. ist immerhin empfindlich genug, und er wäre noch viel höher angewachsen, wenn nicht die äusserste Sparsamkeit in der Verwaltung und eine weitgehende Einschränkung des Postverkehrs Platz gegriffen hätten. Auf welchen Gebieten diese Einschränkung einsetzte, ist im einzelnen dem Geschäftsbericht der Postverwaltung (Abschnitt XII) zu entnehmen. Verglichen mit dem Ergebnis des Jahres 1913, das in einem Reinertrag von 1,004,610 Fr. bestand, beträgt der Ausfall 7,163,095 Fr., und hinter dem Büdget, dessen Ziffern erreicht worden wären, wenn den ersten sieben Friedensmonaten mit ihrem erfreulichen Erträgnis nicht der Krieg gefolgt wäre, steht das Ergebnis von 1914 um 7,087,864 Fr. zurück. Für 1915 wurde ein Ausgabenüberschuss von 7,982,000 Fr. büdgetiert und für 1916 ist das Defizit sogar noch um 1,4 Mill. höher veranschlagt; das Betriebsergebnis dürfte allerdings nicht derart bedenklich ausfallen.

Vom Kriege profitiert hat der Post checkverkehr. Auch die Postcheckbureaus hatten Ende Juli und anfangs August ausserordentlich viele Rückzahlungen

zu leisten. Bis zum 3. August wurde allen Begehren in vollem Umfange ohne weiteres entsprochen, von diesem Zeitpunkte an bis zum 1. September wurde, ohne dass dabei bureaukratisch streng verfahren worden wäre, für den Rückzug von Beträgen über 2000 Fr. eine Voranzeige von zwei Tagen verlangt, vom 1. September an war diese Voranzeige nötig bei der Rückforderung von Verträgen über 5000 Fr. Die Tatsache bemerkt der Bericht der Postverwaltung dass die Postcheckbureaus ihren Zahlungsverpflichtungen auf diese Weise nachgekommen sind, wie dies der Fall war, scheint beim Publikum ein grosses Vertrauen in die Einrichtung des Postcheckverkehrs hervorgerufen zu haben, denn bereits in der zweiten Hälfte des Monats August wurden im ganzen rund 9 Millionen Franken mehr einbezahlt als abgehoben, und bis Ende des Jahres betrugen die Guthaben der Rechnungsinhaber rund 10,200,000 Fr. mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Abgesehen von den Monaten August und September 1914, also den ersten 8-10 Kriegswochen, ist der Umsatz im Postcheckverkehr seit letztem Herbst gegenüber der entsprechenden Periode des Vorjahres fast wieder beständig in der Zunahme begriffen.

Zweifellos wird die Erfahrung, die man seit dem Ausbruch des Krieges mit der Institution des Postcheckverkehrs gemacht, als ein Argument für die Einrichtung der Postsparkasse ins Feld geführt werden. Mit Recht ist aber dem entgegengehalten worden, dass es sehr gewagt erscheine, aus der Prosperität des Postcheckverkehrs ohne weiteres entsprechende Rückschlüsse für die Postsparkasse zu machen, da die Klientel bei dieser eine ganz andere sei, als beim Postcheck. Die eidgenössischen Räte hatten es bis jetzt nicht eilig

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