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willigkeit mit Arbeit, Kraft und Zeit aller beteiligten Persönlichkeiten und durch die bereitwilligste Mitwirkung der staatlichen, kantonalen und städtischen Behörden, sowie verschiedener humanitärer Vereinigungen hat das Bureau sein Ziel in der musterhaftesten Weise zu erreichen vermocht.

Mehr als 7600 deutsche Zivilgefangene, meist Frauen, Mädchen und Kinder, im übrigen bejahrte und gebrechliche Männer, sind durch das Bureau in Genf aus Frankreich übernommen, durch die Schweiz geleitet und der deutschen Uebernahmestelle in Singen zugeführt worden.

Allen wird es für das ganze Leben unvergesslich bleiben, mit welchem Glücksgefühl sie nach der langen Gefangenschaft sich in Genf von freundlichster, wärmster Menschenliebe und Fürsorge empfangen sahen; wie sie durch die dortige Etappenkommission des Bureaus und ihre zahlreichen Hilfskräfte, Herren und Damen, ihre Unterkommission und durch die Aerzte und das sonstige Personal des Krankenhauses, die Samariter und andere Einzelpersonen, alle Pflege und Neuausrüstungen erhielten, die ihr Zustand erheischte; und wie sie sodann durch die Fürsorge der Verwaltung der Bundesbahnen in schnellen Extrazügen durch die Schweiz geführt und, von freundlichen Herren und Damen der Etappenkommission Genf begleitet, unterwegs an verschiedenen Orten mit Speise und Trank erquickt und mit freundlicher Begrüssung beglückt worden sind.

Durch die ebenfalls gross angelegte und in täglicher eingehender Arbeit auf das sorgfältigste betätigte Vermittlung des Bureaus haben ferner die Angehörigen der meisten Zivilgefangenen überhaupt zuerst Kunde über den Verbleib und das Ergehen der letzteren erhalten, sind dadurch aus bangen Sorgen befreit worden und haben sogar die grosse Freude des Briefwechsels mit den Gesuchten geniessen können.

Nachdem die Tätigkeit des Bureaus nunmehr ihren Abschluss gefunden hat, ist es dem unterzeichneten kaiserlichen Gesandten eine tiefempfundene Pflicht, dem Bureau und allen seinen Mitarbeitern und Mitarbeite

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rinnen in der Schweiz hiermit namens der kaiserlichen Regierung den wärmsten und herzlichsten Dank für alles den deutschen Landeskindern erwiesene Gute auszusprechen.

Er richtet sich in erster Stelle an Sie, hochgeehrter Herr Professor, als den schöpferischen, unermüdlichen Organisator und obersten Leiter des Berner Bureaus; sodann an die in vielseitiger Tätigkeit ebenso unermüdlich gewesenen Bureaumitglieder, Herrn de Blonay, Herrn H. B. von Fischer, Herrn Gigax und Herrn Lachat, und an die Damen Frau Bundesrat Hoffmann und Fräulein Blanche und Antoinette Marcuard, Alice Piaget und Blanca Röthlisberger; sodann an die Mitglieder der Etappenkommission in Genf, besonders an den Kommissär des Bureaus, Herrn Edouard Audéoud, der ja auch das besonders hohe Verdienst hat, dass von ihm die Idee und der Anstoss zu der ganzen Zivilgefangenen-Heimschaffung ausgegangen ist, und an den Vizekommissär des Bureaus, Herrn Dr. Werner; ferner an die vielen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Kommission, sowie an die staatlichen, kantonalen und städtischen Behörden in Genf, die dem Werke ihre Förderung haben angedeihen lassen. Herzlichst gedankt sei auch dem Spezialkomitee in Lausanne, besonders seinem Präsidenten Herrn Dr. Dufour, sowie dem Herrn Bahnhofrestaurateur Biehly in Olten, und namentlich auch allen denjenigen Beamten der Bundesbahnen, die die Reise der Flüchtlinge durch die Schweiz in mühevoller, vielfach auch die Nacht in Anspruch nehmender Arbeit vorbereitet und durchgeführt haben, insbesondere dem Herrn Oberbetriebschef Stutz in Bern, und den Herren Bahnhofinspektoren in Genf, Lausanne, Bern, Olten, Zürich, Etzwilen und Schaffhausen.

Mit aufrichtiger Wertschätzung anerkennt die kaiserliche Regierung zugleich die grossen Verdienste, welche die Schaffhausener Etappenkommission des Bureaus sich um die Uebernahme der aus Deutschland nach Schaffhausen in der Richtung nach ihrem Heimatland gekommenen französischen Staatsangehörigen erworben hat. Sie bringt daher den dortigen Kommissären des Bureaus, Herrn Nationalrat und Stadtpräsi

denten Dr. Spahn und Herrn Heinrich Moser auf Charlottenfels, den beteiligten städtischen Behörden und den übrigen Herren und Damen ihren verbindlichsten und besten Dank dafür dar.

Der unterzeichnete kaiserliche Gesandte beehrt sich, auch seinen persönlichen wärmsten Dank dem Bureau und allen Herren und Damen, die demselben in den verschiedensten Stellungen und Aufgaben freundliche Helfer und Helferinnen gewesen sind, hiermit zum Ausdruck zu bringen.

*

Die Bayrische Gesandtschaft in Bern, V. Böhm, wendet sich mit dem nachstehenden

Dankschreil en

an Herrn Prof. Dr. Röthlisberger:

<< Hochgeehrter Herr! Unter den zahlreichen Zivilinternierten, deren Heimreise das unter der bewährten Leitung Euer Hochwohlgeboren gestandene Bureau in so edler und vortrefflicher Weise ermöglichte und erleichterte, befanden sich auch viele meiner engern Landsleute.

Ich möchte daher nicht der letzte sein, der Euer Hochwohlgeboren und Ihren Herren Mitarbeitern den wärmsten Dank für Ihre hervorragende Beteiligung an einem Werk der Humanität bekundet, das sich würdig und segensreich all den anderen gleicher Gattung anreiht, welche der Schweiz unbestrittenen Ruhm und nicht vergänglichen Dank sichern.

Genehmigen Sie...

*

17. März 1915.

Der Kommandant der 3. Division erlässt folgenden
Tagesbefehl

an seine Truppen:

An die 3. Division. Den unvergesslichen Augusttagen, in welchen wir, vom freudigen Gruss des gan

zen Volkes begleitet, opfermutig an die Grenzen eilten, folgten viele Monate des Wachens und Wartens.

Ausdauer und Pflichtgefühl wurden auf ernste Probe gestellt. Manchen plagte bange Sorge um die Lieben daheim.

Nun kehrt Ihr stolz, kraftbewusst und wohlgeübt in den Urlaub nach Hause. Empfanget für Eure wackere Arbeit meinen warmen Dank.

Doch die Gefahren, welche die Schweiz bedrohen, sind grösser als je.

Wir müssen bereit bleiben und inzwischen schaffen jeder an sich selbst und jeder für alle.

Nur dann verdienen wir die wunderbare Bewahrung unseres Landes. Nur dann erhalten wir uns unsere Unabhängigkeit und all das, was uns Schweizer freut und uns lieb ist.

Daran denkt, und damit Gott befohlen!

Der Kommandant der 3. Division:

Wildbolz.

*

20. März 1915.

Eine Mitteilung des Politischen Departements betr. die

Naturalisation

lautet: In der ausländischen Presse ist in letzter Zeit wiederholt die Behauptung aufgetaucht, dass die schweizerischen Behörden dazu Hand bieten, Ange-hörige kriegführender Staaten nach einem Aufenthalt in der Schweiz von 3-6 Monaten zu naturalisieren, wodurch denselben die Möglichkeit geboten werde, auf Grund schweizerischer Heimatspapiere überall im Ausland sich frei zu bewegen und Wohnsitz zu nehmen. Diese Behauptung ist grundlos. Das Bundesgesetz betreffend die Erwerbung des Schweizerbürgerrechts vom 25. Juni 1903 knüpft an die Erteilung der Bewilligung zur Einbürgerung in der Schweiz die Bedingung, dass sich der Bewerber über einen der Einreichung seines Gesuches unmittelbar vorangehenden zweijährigen or

dentlichen Wohnsitz in der Schweiz ausweist. Die Bụndesbehörden wachen sorgfältig über die strikte Einhaltung dieser Bedingung.

Dass die gegenwärtige europäische Krisis die Frequenz der Einbürgerung in der Schweiz nicht wesentlich beeinflusst hat, mag daraus ersehen werden, dass die Zahl der vom Bundesrat erteilten Einbürgerungsbewilligungen sich im letzten Jahre nur um 20 Prozent höher stellt als 1913 (1913 2009, 1914 2431). Dieser Zuwachs erklärt sich ohne weiteres daraus, dass eine Anzahl von Ausländern, welche seit Jahrzehnten oder bereits von Geburt an in der Schweiz wohnen, jedoch bisher keine dringende Veranlassung hatten, den Wechsel ihrer Nationalität zu vollziehen, durch die gegenwärtigen Zeitumstände dazu geführt werden, ihre staatsrechtlichen Verhältnisse zu regeln, indem sie um die Aufnahme in den schweizerischen Staatsverband nachsuchen.

*

26. März 1915.

Der Bundesrat richtet an sämtliche Kantonsregierungen folgendes

Kreisschreiben:

Getreue, liebe Eidgenossen!

Die vergangene Woche in Freiburg begangene i Ausschreitungen haben uns in unserer Auffassung bestärkt, dass in weiten Kreisen unserer Bevölkerung eine Stimmung Platz gegriffen hat, die unsere ernste Sorge zu erwecken geeignet ist. Nicht nur kommen die Sympathien und Antipathien in bezug auf die einzelnen kriegführenden Staaten in einer Art und Weise zum Ausdruck, die mit der Stellung und den Pflichten eines neutralen Staates nicht vereinbar ist, sondern es zeigt sich dabei gleichzeitig ein Mangel an nationalem Fühlen und Denken, den wir nur mit tiefem Bedauern feststellen können.

Die Gefahren, welche mit einer einseitig orientierten Denkweise grösserer Teile der Bevölkerung ver

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