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In dem Zeitpunkt, wo eine gewaltige Im pulsion die Ketten zersprengte, welche das ger manische Volk an das Interesse des präpotenten Machthabers von Frankreich eine geraume Zeit hindurch fesselten; wo seine Fürsten von gleicher Noth gedrängt, mit einem Willen und mit vereinigten Kräften den großen Kampf für die Befreyung von hartem, fremdem Druck, für Ehre und Unabhängigkeit ruhmvoll und zum zweiten Male bestanden: in diesem Zeitpunkte, wo die Palingenesie der helvetischen Verfassungen und die Gestaltung des neuen Bundes, Panegyristen der alten und neuen Grundfäße, so wie der Konflitutions - Formen in Menge weckte, die oft mit empörender Heftigkeit für die Sache, wie für die Meinungen ihrer Parthei sprachen, schrieben und handelten - war es gewiß ein äusserst heikles und schweres Unternehmer, die Geschichte der Zänkereien dieser faftiösen Zeit mit Unpartheilichkeit zu geben; heikel, indem eine freimithige Darstellung der von noch wirklich leben

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den Zeitgenossen bei einer Staats- Krise ge spielten Rolle, wann nicht ihren Haß erregt, wenigstens ihrer Rüge nicht entgeht; schwer, im Gelärm der Mißverständnisse und der Lei denschaften eine ruhige Stimmung behalten, und ohne Versündigung an der Wahrheit der Thatsachen den Faden der Ereignisse fortseßen zu können. Eia pragmatisches Werk zu sie. fern, das belehrende Aufschlüsse über die Ur sachen und Folgen der darin erzählten Begebenheiten enthielte, und noch mit Auswahl, die hauptsächlichsten geschichtlichen Vorfälle in demselben, in einem wahren und lebenden Gemälde erscheinen zu lassen: wäre eine Aufgabe gewesen, die der Verfasser beim Bewußtseyn seiner wenig gewandten Feder und des Abgangs eines politischen Tiefblicks, sich auch darum nicht hätte vorlegen dürfen, weil ihm die Befugniß zu Benugung der Quellen in den öffentlichen Depots nicht zugestanden war, und die Arbeit einen mehrjährigen Zeitraum, der ihm nicht vergönnt worden, erfordert hätte. Judeffen glaubt er, daß unter diesen Vorausseßungen sein Unternehmen den Erwartungen des Publikums in fo fern genügen werde, in wie fern die aus den gehaltvollern und als

offiziel bekannten öffentlichen Blättern geschöpften Nachrichten den Stempel der Zuverläßigfeit tragen, und seine eignen Beobachtungen ihn nicht trügten oder in Frrgängen wandeln lieffen. Es war eine allerdings gefahrvolle Schiffahrt zwischen Scylla und Charybdis, und eben so schwer hielt es einen Nachen zu finden, mit welchem sie glücklich gemacht wer den konnte. Ueber ihr Gelingen oder Mißglücken bei dem stattgefundenen Aufbrausen der schweizerischen Kantonal- und Staatsver. hältnisse, mag ein billiges Publikum urtheilen.

Es war Anfangs der Gedanke des Herausgebers, dem Werke Abrisse von den dermaligen zwei und zwanzig Kantons - Verfassungen beizufügen, und demselben durch diese Erweiterung mehreren Gewinn an Interesse und Brauchbarkeit zu verschaffen. Allein mit der Erscheinung des Handbuchs des schweiserischen Staatsrechts im Brachmonde 1815, wurde dieses Vorhaben wieder aufge. geben, und dafür die Geschichte von der Vollendung des Wiener, Kongresses bis zu Beschwörung des neuen Bundes gebracht, für welche Fortführung vielleicht mancher Leser

noch mehr, als für die trockne Bektüre der schweizerischen Länder- Konftitutionen dem Verfaffer Dant wiffen wird.

Möge die, auf diese zwar ohne Schmuck und Feile erscheinende Arbeit, aufgewendete Mühe, von fachkundigen Lesern nicht verkannt, und etwaiges unwillkührliches Ausglitschen aus der geraden Bahn der Richtigkeit und Ordnung, dem Verfasser nicht mit bitterm Ladel geahndet werden!!

Läufelfingen

im Wintermonat 1815.

Der Verfasser.

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