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»tern Einleitung, die gegenwärtige Ordnung der Dinge durch kein voreiliges Einschreiten ge= » störet werde. Ruhe und Friede im Innern „der Schweiz, Eintracht und Vertrauen zwischen „Obrigkeit und Volk, wie unter den Kantonen, » können allein unsere von den Mächten feyerliich »anerkannte Unabhängigkeit neuerdings be» festigen. “

Feyerlicher Einzug und Rheinübergang der verbündeten Monarchen in Basel, am 13 Jenner.

Seit dem Einmarsche der erften alliirten Armeekorps in die Schweiz hielten bis gegen Ende Jenners die Durchzüge von bald stårkern, bald schwächern Truppenabtheilungen fortwährend an. Die vorzüglich damit belästigten Städte waren Basel, Laufenburg und Schafhausen. Die Zahl der Einquartirten in der erstern Stadt und ihre zum Behuf der durchgezogenen Heere sehr hoch ansteigenden Leistungen werden wir später anzugeben Gelegenheit finden; was der Kanton Argau und vorzüglich dessen beyde frickthalische Bezirke, Rheinfelden und Laufenburg, für die f. E. öftreichischen Armeekorps, vom 21 Dec. 1813 bis 31 Jenner 1814, in Hinsicht auf Verpflegung

and andere Ausgaben für dieselben geleistet hatte, erreichte schon die Summe von 736,048 Fr. Stadt und Kanton Schafhausen brachten für ihren Umfang und Vermögensstand noch weit großere Opfer, die ohne die Hoffnung, daß diefe mannigfachen Kriegslasten bald vorübergehend seyn werden, eine unvermeidliche Quelle allgemeiner Verarmung in diesem gewerbthätigen Ländchen båtten werden müssen. Basel sah in diesen Tagen einem Waffenplaß vollkommen åhnlich. Hiezu eignete diese Stadt ihre Lage zunächst auf der französischen Grenze, die nahe Nachbarschaft der Festung Hüningen und die bedeutenden, nach allen Richtungen von ihr ausgehenden Handels- und Militärstraßen. Viele von den durchmarschirenden Truppen nahmen ihren Weg nach dem mittäglichen Frankreich, mehrere Divisionen der Hauptmacht dehnten sich über den Sundgau und das obere Elsaß aus. Am 23 December waren die Avantgarden der Alliirten Abends in Neuenburg eingerückt. Gleichzeitig wurde die Stadt Biel beseßt, und starke Kolonnen begaben sich ins Brundrutische. Am 30 unterzeichnete der Oberanführer des östreichischen Vortrabes die Kapitulation der Stadt Genf, worauf die französische Garnison diese Stadt räumte. Auch war ein öftreichisches Kavallerie

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korps ins Wallis eingerückt und hatte St. Mau-riß und Martinach beseßt. Ungeachtet des ftrengen Winters belebte Frohsinn, verbunden mit muthiger Ausdauer, die verbündeten Ar= meen. An dem Oestreicher bewunderte man vorzüglich die treue Anhänglichkeit an sein Regentenhaus ben dem Russen die mehr einer Bergötterung gleichende Ehrfurcht gegen seinen vielgeliebten Alexander - bey dem Preußen seinen standhaften Muth und willfährige Aufopfe rung für die Ehre seines Königs - bey allen übrigen Deutschen aber die edelste Vaterlandsliebe, die sie ermunterte in die Reihen der Streiter für den allgemeinen großen Zweck, für die Befreyung ihres Vaterlands, einzutreten und durch neue Siege über die französischen Heerschaaren dem deutschen Waffenruhm noch höhern Glanz zu erwerben. Die Stadt Basel erhielt wechselsweise bald östreichische, bald bayerische Besaßung, über welche der Generalmajor und Brigadier Graf v. Pappenheim das Kommando führte; die Festung Hüningen wurde aber sogleich nach dem Uebergange berennt und mit den Belagerungs-Anstalten der Anfang gemacht. Da die französischen Streitkräfte, die Garnisomen in den Rheinfestungen ausgenommen, in dem Oberelsaß eben nicht sehr bedeutend waren?

so war es den Heeresabtheilungen, die bey Altkirch, Befort, Montbelliard, Brundrut und Kolmar ftanden, ein leichtes auch Streifpartien auf den Straßen nach Nancy und Straßburg vorzusenden, und die Rheinübergangspunkte unter Basel dadurch zu sichern.

Schon am 7 Jenner war der Kaiser von Rußland in Schafhausen eingetroffen wo sich seine Schwester, die Großfürstin Pauline mehrere Tage vorhin eingefunden hatte, ihn daselbft zu erwarten. Unter Abfeurung von 101 Kanonen= schüssen und feyerlichem Glockengeläute wurde der hohe Reisende empfangen. Er besah am folgenden Tage den Rheinfall wo ihn beym Anblicke dieser seltenen Naturscene großes Erstaunen ergriff. Die alt schweizerische Herzlichkeit, welche Schafhausens wackere Bürger in ihren dem erhabenen Selbstherrscher aller Reussen, während feines Aufenthalts in ihrer Stadt, zu Ehren angeordnetenen Feyerlichkeit zu Tage legten, vermehrten bey ihm die Liebe und Zuneigung, mit welcher er der Schweizernation gewogen ist. Nachdem er mit kaiserlicher Frengebigkeit diejenigen Personen belohnt hatte, welche das Glid hatten, ihm einige Dienste zu leißten, reiste er am 11 von Schafbausen nach 2 örrach bey Ba= sel, wo er am 13. in Begleitung der beyden

Souverane von Defireich und Preußen seinen Einzug und Uebergang über den Rhein halten wollte. Am 12 war der Monarch von Destreich gegen Mittag ganz inkognito zu Basel angekom men, und auf den Abend folgte diesem der Kò. nig von Preußen, ohne erkannt worden zu seyn, nach. Am folgenden 13. trug sich das in Basel nie gesehene glänzende Schauspiel zu. Es ist be merkenswerth, daß eben auf diesen Tag die rusfische Neujahrsfeyer fiel. Die militärischen und polizeilichen Anordnungen zum Empfange der höch sten Häupter begannen schon frühe. Das wunderbarste Gemisch tummelte sich in den Straßen der Stadt. Kosaken, Destreicher, Infanterie und Kavallerie, Preußen, Bayern, Baslerische Bürger - Gardisten, alle untereinander, durchz0gen die Gassen. Laufende von Wagen, alle mit Geváck beladen, das zum großen Hauptquartier gehörte, waren entweder schon in der vorherge= gangenen Nacht angelangt, oder trafen am Morgen dieses Tages noch ein, so daß ein Gewirr und Gerassel von Menschen, Pferden und Fuhrwerken jeder Gattung ohne End entstand. Die Häuser in den Straßen, durch welche man den Bug erwartete, waren gleichsam mit Menschentöpfen garnirt. Die Sehnsucht nach den ers warteten Errettern der leidenden Menschheit,

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