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ander vorschlug, führten zu keinem Ziele; denn Destreich hatte den Krieg beschlossen, und rechnete auf die Wiederherstellung der ehemaligen Ordnung der Dinge in Deutschland und Italien. Der französische Gesandte Andreessi verließ daher Wien am 28. Februar 1809, und ehe noch Kaiser Napoleon in Deutschland so viele Truppen hatte, als zum nachdrücklichen Kriege nöthig waren, standen die Oestreicher schon mit Heeresmacht an ihren Grenzen. Am 9. April erfolgte von Seiten der österreichischen Generale die Aufkündigung des Friedens und die Anzeige, daß die Feindseligkeiten beginnen werden. Die öftreichischen Kriegsheere drangen über den Inn in Bayern, bey Lofers und Lienz in Tyrol und bey Udine im Königreich Italien vor. Was jest Oestreich freylich nicht erwartete, weil es sich in seinem Kriegsmanifest als den Wiederbefreyer der Völker Deutschlands und Italiens von der französischen Uebergewalt ankündigte, geschah. Denn nicht ein Schritt wurde in den deutschen Staaten zu seinen Gunsten gerban. Nur in der ehema ligen öftreichischen Provinz Tyrol bildete sich eine Insurrektion, und schon am 12 April hat ten sich die bewaffneten Haufen der Insurgenten Inspruts bemächtiget,

In der Schweiz hatte der Freyburger Schultheiß und Altlandammann d'Affry die Fascen der helvetischen Eidgenossenschaft am 31. December 1808 zu Burgdorf übernommen. Dieses sein Regierungsjahr kündigte sich dem obgleich schon greifen doch vielversuchten und in der obersten Leitung der Bundesgeschäfte gewandten Mann, als wichtig und bedenklich – zeitig an, weil der Schleier, der die Operationen des Wiener und Pariser Kabinets deckte, allmählig weggezogen wurde, und die Bewegungen in dem der Schweiz · zunächst gelegenen Frankreich, so wie die Kriegsanstalten in dem entferntern dstreichischen Kaiferstaate, lebhafte Besorgnisse für die duffere Sicherheit der Schweiz verbreiteten, und keinen Zweifel mehr übrig ließen, daß ein neuer Kampf feinem Ausbruche nahe sey. Schon unterm 10 Mers zeigten sich französische Truppen in der Nachbarschaft von Basel in ungewöhnlicher Anzahl, deren Bestimmung, nach ihrer Aussage, das Tyrol sey. Am 11 frühe erschien das23ßte Jå» gerregiment zu Pferde wirklich vor denStadtthoren und erwartete dic Erlaubniß zum Durchmariche. Es wurden dagegen von der Baslerischen Regierung Vorstellungen gemacht, daß dadurch die Neutralität der Schweiz gefährdet würde. Man versicherte aber von französischer Seite, daß be=

reits einige Tage zuvor ein Kurier an den Landammann der Schweiz von Paris abgegana gen sey, und die Ordre zur Erlaubniß unfehlbar eintreffen müsse; zu dem sen Frankreich noch bis jest mit Niemand im Kriege, und folglich könne dieser Durchmarsch für die Muhe der Schweiz keineswegs von Folgen seyn; auch befande sich in der Nähe von Hüningen dermalen keine Schiffbrücke, und so sehe man sich in die Nothwendigkeit verseßt, der Basler Rheinbrücke sich zu be dienen. Nun mußte die Regierung zu Basel geschehen lassen, was sie unter andern politi= schen Umständen standhaft würde verweigert haben. Der Durchmarsch der Truppen nahm an demselben Lage seinen Anfang, und geschah in guter Ordnung. Er dauerte bis zum 22 fort. Es war die Division Molitor, 14000 Mann stark, nebst einem Artillerietrain, die über Ba sel nach dem Breisgau zog.

Landammann d'Affry berief, theils dieses Durchmarsches wegen, mehr noch aber um anderer auf die jeßigen Ereignisse Bezug habender Gegenstände willen, eine ausserordentliche eidgenössische Tagsaßung nach Freyburg, deren Sizungen er am 30 März eröffnete. In der erstem Sizung erwähnte er in seiner Anrede der auswärtigen Verhältnisse der Schweiz und der vers

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fassungsmäßigen Stellung des Landammanns, legte zugleich ein Schreiben an den französischen Kaiser vor, das am 15 Márz abgeschickt worden war. In diesem Schreiben gab er lesterm Kenntniß von der Zusammenberufung der Tag= saßung und gedachte auch darinn mit dankbarer Rückerinnerung der Ruhe und Sicherheit, welche die Schweiz während des Kriegs von 1805 gem noß, und erbat sich die nemliche Wohlthat ben den gegenwärtigen Umständen, für die neutrale Schweiz, von der Huld des franzökschen Monarchen.

Seinen Vortrag beschloß der Landammann durch sechs Proportionen, welche eben so viele Berathschlagungs-Gegenstände für die Tagfaßung darboten. Kommissionen wurden darauf hin ernannt, um darüber Bericht zu erstatten. Dieß geschah in den folgenden Sißungen, in welchen beschlossen wurde, daß das von dem Landammann an die Stände erlassene Aufgebot, für die Bereithalung der bundesmåß gen Mannschaft und Geld-Kontingente bestätigt seyn solle. Weil aber im gegenwärtigen Augenblicke nicht zum Voraus bestimmt werden könne, ob ein wirkliches Aufgebot der Kantons - Kontingente erforderlich seye, so ward der Landammann beauftragt, auf den Zweck der Anerkennung der Reutralitat, und auf den der bestehenden Traf

taten

taten, die Kontingente. der Kantone zur Bewachung der Unverleßlichkeit des schweizerischen Territoriums aufzubieten, und auf die Grenze zu verlegen; in diesem Fall aber sogleich die Tagsaßung zu weiterer Leitung dieser Angelegenheiten zusammen zu berufen. Im Falle von Mobilmachung der Truppen soll sich der Landammann für das Kommandó und die Besorgung derselben der gleichen Personen bedienen, welche die Tagleistung im Jahr 1805 für die damalige Grenzbewachung gewählt hatte. Am 6 April lößte sich diese Tagleistung wieder auf, Altlandammann Reinhard von Zürich hingegen wurde von dem regierenden Bundeshaupte mit einer Mission an den französischen Kaiser beauftragt, dem er zu ihrer Vollbringung nachreiste, und aus dessen Hauptquartier zu Regensburg die tröstlichsten Versicherungen für die Ruhe der Schweiz zurückbrachte. Sowohl das von Kaiser Napoleon diesem eidgenössischen Delegaten zugedachte und ihm nachgeschickte Geschenk, befehend in einer kostbaren Dose, mit dem von Brillanten umgebenen Bildniß ihres Gebers ge= schmückt und verherrlichet, als auch dessen vom 24 April an den Landammann d'Affry erlasfenes hienachfolgendes Schreiben, verächerten die schweizerische Eidgenossenschaft von seiner Zu

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