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späterhin, nachdem in Angemessenheit zu dem Waffenstillstande, das istreichische Korvs sich aus dem Tyrol gezogen hatte, dauerte der Aufstand unter dem Major Laimer und dem Gastwirthe Andreas Hofer fort, und verbreitete fich bis in die Salzburgischen Gebirge. Bey Wangen und Lindau hatte ein kombinirtes Korps von Franzosen, Wirtembergern, Bayern und Badnern gegen die Vorarlberger zu kämpfen. Im Auguft erlitten die Bayern einen bedeutenden Verlust bey Brixen. Selbst nach abgeschlos= fenem Wiener Frieden konnte Tyrol nur mit Strenge von den Franzosen in seine vorige Verhältnisse zurückgebracht werden; denn viele nahmen die angebotene Amnestie nicht an, und selbst Hofer mußte sich von neuem an die Spiße der Bewaffnung der Eingebornen stellen, bis er verlassen, von den Franzosen in seiner Verborgenheit aufgefunden, nach Mantua ge= bracht, vor ein Kriegsgericht gestellt, und am 20 Februar 1810 erschossen wurde.

Im Kreise der gewöhnlichen Tagsaßung, welche der disjährige eidgenössische Bundeslandammann d' Affry am 5 Brachmonde zu Freyburg eröffnete, wurde Napoleons Name von den Gesandten des helvetischen Volkes wie der Name eines Schußgottes geehrt. Mit ei

nem stillen glückseligen Eilande verglich man die politische Lage der Schweiz im stürmischen Ocean des furchtbaren alles erschütternden Kampfes und ihre darum beneideten Einwohner segneten, der Mehrzahl nach, den mächtigen Vermittler, deffen Huld oder Interesse ihnen diese Nube im Schirm der Neutralitát gönnte. - Zum Beweife, roie hoch die Schweiz das Glück dieser Neutralität achtete, und wie gewissenhaft fte die Pflichten derselben erfüllte, wurden nicht nur alle Grenzpåffe von einiger Wichtigkeit mit unverleßlicher Strenge bewacht, sondern, vorzuglich auf der Grenze von Graubündten, sogar Schweizern untersagt, ihre auf deutschem Boden angränzenden Güter zu besuchen, um jedem Verdachte auszuweichen, ja selbst die Einfuhren von Korn und Salz aus insurgirten Gegenden zurückgewiesen. Sogar, als öffentliche schwäbische Blätter durch gefährliche Ausstreuungen die Schweizer zu verdächtigen bemüht waren, erhielten wegen vermutheter Pulverausführung die. Stadt Chur und das ihr zunächst liegende Klofter St. Luzi militärische Besaßung, und kamen in strenge Untersuchung. Wirklich wardauch ein solcher Pulvertransport, der durch das Engadin an die Tyrolerinsurgenten, wie man anfänglich behauptete, verschickt werden sollte,

angehalten, und sowohl die Mönche von St. Luzi, so wie der Bischoff von Chur felbft, unter dessen Diocese das Tyrol steht, geriethen deswegen in Verdacht. Weil aber das Pulver für die Feyerlichkeit eines kirchlichen hohen Feftes bestimmt gewesen seyn solle, und die Sendung von einem unerfahrnen Studenten dieses Klosters, ohne Vorwiffen seiner Obern, veranftaltet worden war, dieser auch durch die mititdrischen Anordnungen in Schrecken gefest, entflohen war, fo fiel der Argwohn von selbst. Auch ward ein öftreichischer Officier, ein geborner Bündner, der als Kommandant der Vorarlberger Insurgenten den heimathlichen Boden betrat, seiner Haft nur dann erst entlassen, nachdem er durch Vorweisung der Passe des k. E. dstreichischen Gesandten in der Schweiz fich tegitimirt hatte. So grundlos übrigens nun diefer Verdacht einer Munitionslieferung aus Bündten an die benachbarten Insurgenten war, so waren dagegen jene träflichen Verbindungen einiger egoistischen Individuen im Schoose der Eidgenossenschaft mit den Unzufriedenen des Tyrols und Vorarlbergs nicht zu läugnen. Diese anstatt durch Fleiß und Betriebsamkeit an der Wiederherstellung des durch die frühern Seite ftürme verlohrnen Wohlstandes zu arbeiten, und

dankbar das Glück der Ruhe, das die Vorsehung der Schweiz schenkte, zu erkennen, fuchten sie vielmehr die bestehenden Geseze und Verordnungen nicht allein zu umgehen, sondern noch das im Ganzen seinen Pflichten getreue Schweizervolk in Gefahren auszuliefern, deren Folgen nicht zu berechnen gewesen wären. Sowohl die Verhöre als die Schriften der gefangenen Insurgenten-Chefs enthielten Angaben, durch welche verschiedene Schweizerpartikularen auf eine bedeutende Weise kompromittirt waren. Auf Befehl des französischen Kaisers wurden diese Anzeigen dem Landammann der Schweiz überjandt mit dem Bedeuten, es gåben dieselben hinreichende Mittel an die Hand für die schweizerischen Regierungen, diejenigen Individuen belangen zu können, welche mit den Rebellen in Verbindung gewesen seyen. Er Navoleon erwarte bestimmt, daß dieselben verhaftet, die Schuldigen gerichtlich verfolgt, nach strenger Gerechtigkeit bestraft, und daß ihm von der Eidgenossenschaft volle Genugthuung werde gegeben werden.

Am 14 Weinmonde wurde zu Wien der Friede zwischen Oestreich und Frankreich von dem Fürsten Johann von Lichtenstein und dem Grafen Champagny, Herzog von

So schwere Opfer

Cadore, unterzeichnet. hatte Destreich nach keinem der drey ersten Kriege mit Frankreich wie dieses Mal gebracht, indessen verzogen sich durch diesen Frieden die triegerischen Wetterwolken, die nun bey einem halben Jahre den europäischen Kontinent verfinstert hatten. Im Chriftmonde fehrten die leßten Bataillons von den Kontingentstruppen, welche die Neutralitätswache gebildet hatten, von der Grenze in ihre Henmath zurück, und am 28 desselben Monats begann der Durchmarsch eines beträchtlichen französischen Armeekorps durch Basel nach Frankreich und Spanien; mittlerweilen der Kanton Schaffhausen einer besondern Auszeichnung vom Kaifer Napo= leon gewürdiget wurde. Unter schriftlichen Ausdrücken vnn Geneigtheit und Wohlwollen bes schenkte nemlich leßterer diesen Schweizerstand mit zwen neuen, in Strasburg gegossenen achtpfündner Kanonen, die gegen Ende des Herbstmonds an dem Ort ihrer Bestimmung anlangten, und die Innschrift tragen: Donné par l'Empereur Napoleon au Canton de Schaffhouse. 1809. Zu Schaffhausen muß dieses Geschenk immerhin den Zeitpunkt im Andenken erhalten, während welchem Napoleon selbst mitten unter dem Gräusche der Waffen, und der Aus

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