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dern, verwüstet, in welchen die Religion vernichtet, die Geistlichkeit verloren, der Adel herunter gebracht, die Seemacht nur noch dem Namen nach vorhanden ist. Die Besitzungen in Amerika, haben sich losgeriffen und sind im Aufstande; mit einem Worte, alles ist zu Grunde gez richtet. Diese Engländer suchen nun des Königreich in einen Freystaat zu verwandeln; und dennoch segen sie, um das Volk zu täuschen, den Namen J. K. H. an die Spite aller öffentlichen Verhandlungen. Ich weiß recht gut, daß J. K. H. nicht den geringsten Theil an allen gez nommen haben, was in dieser Zeit vorgegangen ist; aber man bedient sich doch zu allem des Namens E. K. H., und es wird aus dem Munde der Spanier nichts weiter ges hört, als Ferdinand der Siebente. Dieß hins dert jedoch nicht, daß dort eine wahre Geseglosiakeit herrscht; denn zu eben der Zeit, wo die Kortes in Kadig versammlet sind, und wo vorgegeben wird, einen König zu wünschen, gehn die Absichten allein auf die Gründung einer Republik; die wahren Spanjer fühlen dieß nur zu gut, flagen darüber, und wünschen allein, die Ordnung wieder, in ihrem Vaterlande waltend und ihr Eigens thum gesichert zu sehn. Diese linordnung hat den Kais fer bewogen, mir aufzutragen, E. K. H. diesen traurigen Zustand vorzulegen; um Sie in den Stand zu sehen, mir die Mittel anzuzeigen, welche Sie für geeignet halten, so wohl den beyderseitigen Vortheil dieser Völker zu vers einigen, als auch die Rühe in ein Königreich zurück zu führen, welches, in jeder Hinsicht, Ihre ganze Aufmerksamkeit verdient; in ein Königreich, welches würdig ist, daß ein Fürst, von dem Ansehn und dem Charakter E. K. H. dasselbe beherrsche. Da S. K. K. M. meine lange Ers fahrung - indein ich schon seit mehr als vierzig Jah

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ren, in der diplomatis&en Laufbahn und an allen Höfen gewesen bin in Erwägung ziehn wollen, so hat er mich mit diesem Auftragr beehrt, dessen ich mich, zur Zufries denheit des Kaisers und J. K. H. zu entledigen gedenfe; indem ich zugleich wünsche, daß alles so geheim als indge lich verhandelt werde; da die Englånder, wenn sie zus fällig Kenntniß davon erlangen sollten, nicht ruhen würs den, als bis sie Mittel gefunden hätten, alles rückgängig zu machen. Deshalb werde ich versuchen, hier ganz im Stillen zu bleiben; weil man, ohne diese Vorsicht, da mich so viele Menschen kennen, die Wahrheit leicht args wohnen mögte. Ich hoffe daher, daß J J. K. K. H. H. auch Ihrer Seits, sich herab lassen werden, dieses Geheimniß zu bewahren."

Der König antwortete:,, ein so schwieriger Gegens stand, wie der vorliegende, der ihm so unerwartet und überraschend vorgetragen worden, erfordere viel Nach, denken und Zeit, um ihn zu überlegen; sobald dieß ges schehn sey, werde er den Abgeordneten davon benachrichs tigen."

Dieser aber wartete die Benachrichtigung nicht ab, sondern meldete sich bereits am folgenden Tage wieder. Der König fragte ihn jezt: was die Absicht des Kaisers eigentlich sey? Worauf der Graf Laforest ohngefähr eben dasselbe erwiederte, was er, Tags vorher, gesagt; am Ende hinzusehend:,, wenn S. M. das Königreich Spanien, was der Kaiser gesonnen wäre, ihm zuzuwens den, annahme, so würde es nöthig seyn, wegen der Mits tel, die Engländer daraus zu vertreiben, sich zu vereins baren. Hierauf soll der König geantwortet haben: ",er fonne feine Unterhandlung anknüpfen, so lange er sich, in

feiner dermahligen Lage, und in Valençay befinde; auch überhaupt keine Schritte thun, ohne die Einwilligung des, durch die Regentschaft vorgestellten, Volks;" und als ihm kaforest dagegen Einwendung gemacht, zu dies ser wiederholten Erklärung hinzu gefügt haben: „er finde sich überhaupt außer Stand, eine Entschließung zu fassen, da er, in den feciftehalb Jahren, seiner Abwesenheit aus Spanien, weiter nichts von der Lage der Dinge daselbst in Erfahrung gebracht, als was er in den französischen öffentlichen Blättern gelesen." Der Abgeordnete versuchs te darauf, dieser Angabe nach, in einer langen und künstlichen Rede, zu beweisen: daß, alles was in diesen Blåts. tern stehe, Wahrheit sey; und ging dann zu der Aeußes rung und dem Beweise über: daß Jemand, dem ein Kös nigreich angeboten würde, sich nicht lange befinnen müsse; welches jedoch der König Ferdinand nicht zugestand, die weisheitsvolle Meynung außernd: daß nichts mehr Nachdenken und Besinnen erfodere, als eben dieses. Hiers mit endete er diese zweyte Audienz.

Tags darauf, als sich der Abgeordnete wieder einges funden, äußerte ihm der König: „Nachdem er reiflich, über das, nachgedacht habe, was er" (der Gesandte),,ihm vorgetragen, komme er darauf zurück: ihm zu erflåren: daß er, in der Lage, in welcher er sich dermahlen befinde, weder etwas beschließen, noch in Unterhandlung eintres ten könne. Er müsse zuvor den Rath des Volks und der Regentschaft vernehmen. Hierzu habe der Kaiser die Mittel in Hånden, er" (der König),, aber nicht. Es möge also der Kaifer, mit der Regentschaft selbst unters handeln; oder dem Könige die Mittel dazu geben, verans laffend, daß Abgeordnete der Regentschaft, zu ihm, nach Valençay kamen; damit er, von dieser genaue Nachs

richt, über den Zustand der Dinge, in Spanien erhalten,
und sich von ihnen den Weg angeben lassen könne, dicß
Land wahrhaft glücklich zu machen. Und als, nach eis
nigen Hin und Herreden hierüber, der Abgeordnete dem
Könige die Frage vorlegte: ob er, nach seiner Rückkehr
nach Spanien, des Kaisers Freund oder Feind seyn wer
de? antwortete ihm dieser: „er schåße den Kaiser; aber er
werde nie etwas thun, was seinem Volke und dessen Glücks
seligkeit zuwider seyn könne; er erflåre ihm" (dem Ges
sandten), daher, als seinen definitiven Bescheid: daß
nichts in der Welt im Stande seyn werde, seine Entschlier
Bung, in Betreff dessen, was er gesagt habe, zu ändern.
Wenn der Kaiser wolle, daß er nach Spanien zurückkeh-
ren solle, so möge er, mit der Regentschaft in Unterhands
lung treten; er" (der Kduig),, werde das Resultat dies
fer Unterhandlung genehmigen, so bald es ihm vorgelegt
werde. Dazu aber sey wieder unumgänglich nöthig, daß
Abgeordnete zu ihm nach Balençay kamen."
Er trug

dem Gesandten auf: das alles dem Kaiser wörtlich zu fas
gèn, mit dem Hinzufügen: „, daß dieß allein es sey, was
ihm sein Gewissen erlaube." Dem Kaiser selbst schrieb er
Folgendes:

,,Sennor! der Graf Laforest hat mir den Brief überreicht, den E. K. M. mir die Ehre erzeigt haben, uns ter dem 12. dieses Monaths zu schreiben, und ich bin auch sehr erkenntlich für die Ehre, die E. K. M. mir ers zeigen, mit mir unterhandeln zu wollen, um den gewünschten Zweck, den spanischen Angelegenheiten ein Ziel zu sez Ben, zu erreichen."

,,E. K. M. fagen, in Ihrem Briefe:,,,,England nåh,,ret, in diesem Lande, die Anarchie und die Jakobinerey,

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es fucht das spanische Königreich zu vernichten. Ich ,,fann nicht umhin, den Verfall eines Volks, welches ,,meinen Låndern so nahe liegt, und dessen Wünsche, ,,in Betreff der Seeherrschaft, so sehr mit den meinigen ,,überein kommen, tief zu empfinden. Außerdem, wùn: / wůnfche ich,"" fahren E. K. M. fort,,,,,dem englischen Einfluß jeden Vorwand zu entziehn, und die Bande der Freundschaft und guten Nachbarschaft, welche so lans „ge zwischen beyden Völkern Statt gefunden haben, ,,wieder anzuknüpfen."" Auf diese Vorschläge antwors te ich eben so, wie auf die mündlichen, welche mir der Herr Graf Laforest, von Seiten E. K. und K. M., ges äußert hat. Ich stehe, näinlich unter dem Schüß E. K. M. und bekenne stets gleiche Liebe und Achtung vor Ihs, nen; wovon E. K. M. so viele Beweise in Händen haben. Aber eben deshalb kann ich, ohne Einwilligung des spas nischen Volks und daher auch der Junta, weder etwas thun, noch unterhandeln. J. K. M. haben mich nach Balençay gezogen, und J. M. können, wenn Sie wüns schen, mich von neuen auf den spanischen Thron sehen; denn Sie haben Mittel in Händen, die mir abgehn, mit der Junta zu unterhandelp. Wenn J. K. M. aber durchaus mit mir selbst unterhandeln roollen, so ist es nos thig, da ich, hier in Frankreich Niemanden habe, dem ich hierin vertrauen kann, daß mit Bewilligung E. K. M. Abgeordnete der Junta hierher kommen, um mich über die Angelegenheiten Spaniens, in Kenntniß zu sehen, um die Mittel, zum wahren Glücke dieses Landes ausfindig zu machen, und damit das, was ich mit E. K. und K. Maj. verhandele, in Spanien, als gültig anerkannt werde."

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