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willkührliche Verfügung dem rechtmäßigen Besißer ents rissen worden war *).

Die Endesunterzeichneten dürfen es in dieser Rücksicht wagen, durch gegenwärtige, der eidgenossi schen Gesandschaft zu Handen der Hohen Mächte eingereichte Denkschrift jenen Beschluß in Erinnerung zu bringen, wodurch sehr vielen Familien Graus bündens seit mehreren Jahren ihr Vermögen vorenthalten, und der Wohlstand eines Cantons der Eidgenossenschaft gefährdet wird.

Als nemlich im Jahre 1797, nach erfolgtem Vors dringen einer französischen Armee in die Lombardie, die Thäler Veltlin, Cleven und Worms **) sich der Oberherrschaft des damaligen neutralen Freistaates Graubünden (unter welcher sie seit beinahe drei Jahrhunderten standen) entzogen, und der cisalpini-' schen Republik einverleibt wurden, erlaubte sich ein, 1 von dem commandirenden Generale ) bloß zur Er haltung innerer Ruhe und Sicherheit niedergesetter, aus fünf Eingebornen bestehender Ausschuß, die Confiscation des sämtlichen, in diesen Lands" schaften befindlichen bündnerischen Privateigenthumes, und zwar unter dem Vorwand einer

* Namentlich geschah dieses in dem Frieden, welchen Spa nien im Jahr 1639 mit Graubünden schloß, über den Wiederbesitz des Veltlins. Auch der westphälische Friede enthält ähnliche Bestimmungen. Anm. d. H.

**). Die Volksmenge dieser drei Landschaften ist jest un gefähr folgende. Veltlin hat 64,000 auf 24 Quadrat Meilen, Eleven oder Chiavenna 13,000 auf 4 Quadrats Meilen, Worms oder Bormio 5,000 Einwohner auf 8 Q. Meilen. Anm. d. 5.

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ungeheuern Forderung, welche diese Länder an dent Staat Graubünden zu machen berechtigt seyen *).

Rechtswidrig war dieser Beschluß, in Hinsicht der Behörde, die, ohne Befugniß noch Vollmacht, sich zum Kläger aufwarf, und in eigner Sache richtes te; rechtswidrig in Hinsicht der Ansprache, die bis dahin nie vorgebracht, geschweige denn von Büns den je anerkannt war; rechtswidrig endlich in Hins sicht der Verurtheilten, welche als Privatleute um eine Forderung an den Staat nie belangt, noch wenis ger unangehört in die Bezahlung derselben verfällt werden durften.

Gleichwohl ward diese Confiscatión nicht nur verhängt, sondern wirklich in Vollziehung gefeßt, und dabei des Kirchen- und Klostergutes nicht vers schont ****).

Nach wahrscheinlichen Angaben, belief sich der das malige Werth der confiscirten Güter beinahe auf drei Millionen Gulden Reichswährung.

Die Beschädigten versäumten keine Schritte zu Wies dererlangung ihres Eigenthumes und einstweiligem Vorbehalt ihrer Rechte.

Der 1801 zu Lünéville geschlossene Friede seßs te, im 9. und 11. Artikel, die Befreiung jedes im Kries ge mit Beschlag belegten Privateigenthumes, auch namentlich für die helvetische und cisalpinische Republik fest, und gab den Eigenthümern einen

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*) Decret des für Veltlin, Chiavenna und Worms niedergesetzten Aufsicht und Correspondenz Ausschusses, datirt Sons drio am 28. Oct. 1797. Anm. d. H. **) Die sogenannte Confisca traf nicht weniger als 130 bündnerische Familien, 2 Gemeinden, 3 reformirte Kirchen, 1 Propftei, 1 Convent, 3 Klöster, 1 CapuzinerHospiz.

Anm. d. H.

neuen Rechtstitel, die Aufhebung jener schon ̧ an sich ungültigen Confiscation zu begehren.

Nach erfolgter näherer Vereinigung Bündens mit der Eidgenossenschaft, ward ihr Gesuch aus Auftrag der Tagfaßungen von den jeweiligen Herren Landammännern, der französischen und italiänischen Regierung nachdrücklichst vorgetragen, und empfohlen. Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich, und II. MM. die Köz nige von Preussen und Bayern verwandten sich huldreich zu ihren Gunsten. Alles zeugte für die Ges rechtigkeit ihrer Sache: doch jeder Abhülfe ihrer Klagen ward ausgewichen.

So verflossen ihnen siebenzehn Jahre: einigen in wirklicher Armuth, andern in schmerzlicher Ungewißheit zwischen Wohlstand und Verarmung. Doch, nun führt die Vorschung auch ihnen den denkwürdigen Zeitpunct herbei, welcher der, unter dem Scheine des Rechtes herrschenden Willkühr ein Ziel zu sehen bestimmt ist.

Dermalen, da die Landschaften Veltlin, Eleven und Worms durch die Truppen Sr. Maj. des Kais sers von Desterreich, im Einverständniß mit den hohen verbündeten Mächten, besetzt sind, wenden sich die Endesunterzeichneten, durch die eidgenossische Gesandschaft, an diese allerhöchste Behörde mit der ehrerbietigen Bitte:

daß die widerrechtlich erfolgte Confiscation als aufgehoben erklärt, und ihnen das dadurch entzogene Eigenthum, oder dessen Werth, fammt billigem Ersaße für dessen bisherige Entbehrung, zuerkannt werde.

Wien, den 25. October 1814.

Vinzens v. Salis-Sils,
Daniel v. Salis,

als Bevollmächtigte.

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Anmerkung des Herausgebers. Zwei ausführlichere Denkschriften, denselben Gegenstand betreffend:

1) Die Confiscation des bündnerischen Prís vatEigenthums in Veltlin, Eleven und Worms ausführlicher dargestellt, u. s. m,

2) Historische Erläuterungen über die am 28. Oct. 1797 ergangene Confiscation des bündnerischen PrivatEigenthums im Thale Veltlin und in den Grafschaften Eleven und Bormio; von C. U. von Salis-Marschlins.

werden weiter unten abgedruckt erscheinen.

Nro. 4.

Rapport

du Comité institué pour les affaires de la Suisse, avec des pièces annexées sous lit. A, B, C, D, E, E2, F, G et H.

ཉཱ*།

Lors de l'entrée des armées alliées en Suisse, l'acte de médiation fut annullé. Les Députés des anciens cantons (Berne excepté) par une convention librement stipulée, le 29 déc. 1813, à Zurich, posèrent les bases de leur nouvelle association fédérale, en reconnoissant, à l'unanimité, le principe de l'existence des nouveaux cantons et celui de ne plus admettre des pays sujets. Cet acte solemnel portoit l'expression la plus légitime et la plus authentique de la volonté nationale.

Il étoit le plus conforme aux voeux et aux intérêts des habitans des anciens et des nouveaux cantons. En conséquence, les Puissances alliées' ont

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respecté cet acte, et en accréditant leurs Ministres auprès de la diète de Zurich, Elles ont entamé une négociation avec les Représentans des 19 cantons, dans la vue unique d'affermir, sur les bases arrêtées par la convention du 29 déc., la réorga nisation de cet Etat, et de lui donner une consistance propre à le faire participer au futur systême politique de l'Europe. Leurs déclarations ont annoncé à la Confédération suisse l'objet de cette négociation, qui est en substance le suivant.

Les puissances alliées se sont engagées à reconnoître et à faire reconnoître, à l'époque de la pacification générale, la neutralité perpétuelle du Corps helvétique, de lui restituer les pays qui lui furent enlevés, de renforcer même, par des arrondissemens territoriaux, la ligne de défense militaire de cet Etat; mais de ne considérer ces engagemens comme obligatoires, qu'autant que la Suisse, en compensation des avantages qui lui étoient reservés, offriroit à l'Europe, tant par ses institutions cantonnales que par la nature de son systėme fédératif, une garantie suffisante de l'aptitude de la nouvelle confédération à maintenir sa tranquillité intérieure, et par cela même à faire respecter la neutralité de son territoire.

Les puissances alliées ont eu en vue, par cette négociation, de mettre la Suisse en état de se pacifier elle-même, de se soustraire pour toujours à toute influence étrangère exclusivement prépondérante, et de fonder son repos intérieur, ainsi que sa considération politique sur la nature et sur la force de ses institutions.

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Les offres généreuses des puissancés alliées ont été acceptées avec reconnoissance, par les états de

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