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mangelte. Håufig kamen dann englische Deserteurs zu uns, und nicht so häufig von den Spaniern, und noch weniger von den Portugiesen. Beyde zuleht genannte Nationen vertras gen viel eher den Mangel, gleich den Franzosen; nur sind beyde zu jeder Zeit måßig, indeß der Franzose im Ueberfluffe und im Mangel gleich verschwenderisch ist, und nur für Heute, nie für Morgen sorgt...

S. 24.

In der übelsten Lage befand sich in diesem Feldzuge der Offizier bey dem Generalstabe; auch dem von der Linie ging es manchmal nicht besser. Der Soldat nåhrte sich vom Raus be; der Offizier musste oft darben, und seine Kleider und Stiefel selbst flicken, wenn er nicht halbnackt ́oder barfuß gehen wollte. Eines Tages sah ich einen solchen mit seinem Detaschement laufen, um schnell einen Bach zu erreichen, als er den Marschall Massena mit seinem Gefolge hinter sich her kommen sah. Dort machte er Halt, und stellte sich an deffen Spize in das Wasser, bis der Marschall vorüber war, weil er sich barfuß zu präsentiren schämte. Aus Mangel an Schuhen hatte er seine Füße mit Lumpen umwickelt, und ging eben mit seinen Soldaten auf die Marode, deren Fund er mit diesen und dann wieder mit seinen Kameraden theilte.

Von dem Gewinn, den die Marodeurs einbrachten, musste jede Compagnie einen Theil an den Bataillons-Chef abgeben, und auf gleiche Weise jedes Bataillon für die Besdürfnisse seines Obristen sorgen. Daher kam es, daß man bey diesen Herrn immer eine wohlgeschmückte Tafel fand. Die Regiments-Obristen waren kleine Souverains, und manchmal ward die Allgewalt ihres eisernen Despotismus ihren Nachbarn und sogar ihren Chefs fühlbar. Die Brigade:Ge= nerale waren schon übler daran; siè hiengen, so zu sagen, von der Grosmuth der Obristen ihrer Brigade ab, und mussten fich gar oft durch ihre Bedienten nåhren lassen, eben so wie

die Offiziers von dem Generalstabe. Selbst den Divisions: Generalen ging es hier nicht besser; sie waren genöthigt, den Obristen ihrer Division, ja sogar den Compagnie -Chefs zu schmeicheln, um ihre Lebensbedürfnisse aufzubringen. Ihre wohlbeseßten oder kårglichen Tafeln waren zuverlässige Kennzei chen, ob sie in ihren Divisionen oder Brigaden geliebt waren oder nicht. Ich sah eines Abends einen Divisions-General, der an einem Bivouacqfeuer Plaß und eine gebratene Kar: toffel von seinen Soldaten begehrte. Kaum bemühte man fich, ihm Plaß zu machen, und die Kartoffel war ihm mit der Antwort: diese sind für uns," rund abgeschlagen. Aber eben dieser General hatte einige Tage zuvor einem Detaschement des nämlichen Regiments, als es, von der Marode zurückkehrend, durch den Ort seines Hauptquartiers zvg, durch seine Wache einen mit Kapaunen, Schinken und Wein beladenen Esel wegnehmen lassen, nicht aus Strafe, sondern weil er den Abend vorher, an dem ich bey ihm aß, keinen Wein mehr hatte..

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So plünderte damals Einer den Andern, der Größere den Kleinern, gewöhnlich aber, ohne Unterschied des Rangs, der Stärkere den Schwächern.

§. 25.

Sobald wir in Thomar einquartirt waren, suchte Jeder sich einen kleinen Vörrath anzulegen; er konnte aber nicht beträchtlich werden, weil früher schon die Cavallerie da gehaußt hatte.

Um für das Hospital und den Generalstab die nöthigent Lebensmittel aufzubringen, ließ der Marschall aus den ver schiedenen Regimentern besondere Detaschements zur Dispos sition des Ordonateur en Chef stellen, der dann zu diesem Zwecke seine Kriegskommissaire und Verpflegsbeamte auf verschiedene Wege ausschickte. Aber eben diese Detasche ments, die doch zur Bedeckung so nothwendig waren, was ren es, die gewöhnlich dergleichen Nachforschungen scheitern

machten. Sorgfältig spähten sie zwar Alles aus; aber mit Bedacht verhehlten sie die gefundenen Vorråthe den Kommiss farien, die sie sogar auf andere Wege führten, so, daß diese gewöhnlich unverrichteter Dinge, oder nur mit dem zurück kamen, was ihnen gerade auf dem Wege aufstieß, oder ih nen nicht verhehlt werden konnte. Später kehrten dann eben diese Detaschements auf ihre eigene Faust zurück, und führa ten die vorhin aufgefundenen und verheimlichten Früchte und Lebensmittel ihren Compagnien zu. So mufften wir darben, wenn der Soldat schwelgte, und mit Welschkornbrod vorlieb nehmen, indeß der Soldat Waizenbrod aß; denn was wir ja in der Vertheilung erhielten, war nasses und festes Maisoder Welschkornbrod, ohne allen Zusak, und hie und da ein Schweinchen. Das Ochsen- und Schafsfleisch, das eher für das Hospital verwendet wurde, war seltener: denn hier sind die Ochsen nicht wild, wie in Spanien, und mehr schon an die Stallfütterung gewöhnt; sie konnten also, wie die Schafe, bey unsrer Annäherung Herdenweis ohne Gefahr weiter getrieben oder verführt werden.

S. 26.

Der Mais, (Zea Mays nach Linné, Mays granis aureis nach Tournefort, frumentum indicum, Blé d'Espagne, Blé Sarazin), gewöhnlich türkisches oder Welschkorn genannt, ist eine der vortheilhaftesten Früchte, und aufserordentlich ergiebig. Eine Pflanze trågt gewöhnlich 4 Kolben; jede dieser Kolben hat meistens 8 bis 10 Reihen, und jede Reihe 20-30 und auch noch mehrere Körner. Diefes gibt eine zwölfhundertfältige Ausbeute von einem einzis gen Korn.

Die Blätter, Stengel und der månnliche Saamen find eine sehr gute Nahrung für das Hornvieh; auch die Pferde fressen gerne davon, so wie von den Körnern, die dann auch, wie bey uns, dem Geflügel und vorzüglich den Schweinen zur Nahrung dienen, besonders den legtern dort, wo die

Eicheln, oder vielmehr die perennirenden Eichen rar sind, und die Kastanien fehlen.

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Der Mais, der in Portugall gebaut wird, gehört zu der kleinern Art; seine Halmen werden 5 dis 6 Fuß hoch, und feine Blåtter 6 bis 8 Zoll breit. Das Korn ist voll, sehr mehlicht, und mit vielem Schleim verbunden, enthält aber wenig Flüchtiges, und gehört daher zu den nåhrenden, ein: wickelnden und kalten Früchten.

Es war mir auffallend, diese Pflanze, mit guten, sehr wohschmeckenden weissen Bohnen' umwunden, in großer Menge in dem breiten Thale von Golegau am Tago, in einem sehr guten, aus Thonerde bestehenden feuchten Boden zu finden, da sie sonst gewöhnlich nur im Sandboden angetroffen wird.

Man verwahrt das Korn davon in Kåsten.

Obgleich das Maisbrod seinen Bestandtheilen nach nahrhaft und unschädlich seyn sollte, so machte es doch, ver: möge seiner specifischen Schwere, einen übeln Eindruck auf unsern Magen, und erzeugte fast immer Diarrhden. Am wahrscheinlichsten scheint mir jedoch dieser Zufall daher zu kommen, daß dieser Mais, den wir in dem oben genannten Thale von Golegau fammelten, långere Zeit schon durch die Einwohner abgeschnitten war, aber nicht mehr hinweggebracht werden konnte, also auf dem Felde liegen blieb, und, weil dieses von den ausgetretenen Flüssen überschwemmt war, zuweilen Feuchtigkeiten enthielt, und niemals ganz austrocknen konnte, denn selbst unsere Pferde, die in Spanien an Gerstenfutter, mit kleinem Stroh vermischt, gewöhnt was ren, bekamen die Diarrhde bey anhaltendem Maisfutter.

(Die Fortsehung folgt.)

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