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muß; doch über diese drtlichen einzelnen Verwaltungen muß auch, wie in einem jeden Staat und jedem andern Verwaltungszweige, eine oberste Behörde das Einzelne und Getrennte zu einem Ganzen vereinigen, und dadurch den einzelnen Theilnehmer vor ungebührlichen Belajtuns gen bewahren.

Nie hätten Badens Unterthanen durch Hospitåler fo erdrückend viel gelitten, wenn Baiern und Würtemberg nicht, in diesem Theile der allgemeinen Allianz von Teutschland, isolirt und inselartig abgeschlossen da gestanden hätten.

Aber, in jeder andern Hinsicht, erregt der Gegner eines allgemeinen Hospitalverbandes, für Teutschland, gerechte Zweifel, über gehörige Kenntniß des Gegenstans des, und über die Absicht seiner Rede, indem er die Meis nung aufzustellen strebt: daß die bayersche und würtem bergische Regierungen (denn Oestreich hat mit den andes ren großen Mächten gleichen Antheil, an Aufstellung, Erhaltung und Zweck des Central : Hospital - Verbandes,) wohl aus dem Grunde ihren eigenen Gang genommen has ben mögten, weil sie selbst genugsam für die eigenen Krieger gesorgt hårten, und daraus den Schluß zicht, daß, nach diesem Beyspiel, es alle so machen sollten.

Wie dieß aber zu verstehen, bemerke man nur, daß Bayern, um sich der gemeinschaftlichen Tragung der Verz wundeten und Krankenverpflegung der alliirten Armeen zu entziehen, erklärt hatte, daß man selbst für die eigenen Kranken sorgen wolle; aus eigener und nicht aus gemeinschaftlicher Kaffe, unter eigener Direktion, und nicht uns ter einer gemeinschaftlichen, einer Centraldirektion.

Aber die Thatsachen stellen sich dieser verkündes' ten Absicht so scarf entgegen, daß man das Unhaltbare' der Jiolirung, als Theilnehmer eines großen Staaten und Kriegsbundes, sehr bald zu erkennen vermag.

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Als nämlich, im Spåtjahr 1813, die bayerschen Truppen durch das Großherzogthum Baden zogen, ges' swah im befreundeten und alliirten Lande, wozu nur die franzöfifche Kriegsgeschichte Gegenstücke giebt. Nämlich wo man nur wenige Kranke hatte, da leß man sich, der Trennungsabsicht zum Troß-badensche, östreichische und alle andere Spitalanstalten gefällen; wo es aber der Mühe werth war, ein besonderes Lazareth zu bilden, da bes stand jene eigene Vorsorge lediglich in rücksichtsloser exekutivischer Wegnahme der Lokale, und in eigener Requisition und Erpressung, der sämmtlichen Bedürfs niffe, von dem armen bedrängten Lande des Nachbaren' und Alliirten.

In den zahlreichen Spitålern, der Großherzogthůz mer Baden und Hessen, lagen daher beynahe überall bayersche Kranke zerstreut; und bayersche, die Vers wundeten und Kranken, aller alliirten Kriegsmächte, gänzlich ausschließende, Feldlazarethe, befanden sich im Badischen, zu Ettenheimmünsters und Schopfheim; wodurch dem Lande die Verpflegungs und Heilungskos sten der bayerschen Kranken, in den übrigen Hospirålern, nicht einmal mitgerechnet — ein Aufwand, von wenigs stens ein hundert funfzig tausend Gulden, vers ursacht wurde; ohne des Betrages der Hospitalkosten, in Babenhausen, im Großherzogthume Hessen und in andern Gebieten zu gedenken.

Auch hatten die Würtemberger, im Badischen, keine besondere Lazarethe, sondern ließen sich in den Spitålern

des Großherzogthums verpflegen und heilen. Aber hiermit noch nicht genug, machte man noch eine andere Operation; die Gott denen verzeihen mag, welche sie ans gaben und dabey Rathgeber gewesen sind.

In Lothringen- und Elsaß ́ war es, wegen der feinds lichen Festungen, nicht rathsam, viele Verwundetc und Kranke zu lassen; die Schweiz wurde geschont; Bayern verweigerte die Aufnahme der Kranken, und Wirtemberg hielt sie, wie Feinde, von seinen Grenzen ab; in Worms, Frauenthal und Oppenheim kamen nur fleine Hospitaler und erst allmählich, im April und May, zu Stande; von Nancy und dem innern Frankreich) ours den die Kranken über den Rhein zurück gebracht- und alle Verwundeten und Kranken der Alliirten, auf dem langen schmalen Landstriche, von Konstanz bis Mannheim, schauderhaft zusammen gedrångt. Das wirtembergische Land schloß sich, dem sichern Vernehinen nach, nur für ohngefähr 3000 Russen auf, die aus Frankreich kamen ; doch nur auf kurze Zeit, denn der Rest, von fast 1700 Verwundeten und Kranken, wurde, bereits im Juny v. J., plößlich außer Landes, nach Sachsen zu, geführt; wo aber deren Verpflegung, durch die übermäßig erlittenen Kriegsdrangsale, unmöglich gemacht worden war; so daß diefe Unglücklichen endlich noch, zur hårtesten Bedrückung des Herzogthums Altenburg, nach der Stadt Altenburg gebracht werden mußten: wo sie nur gegen Mangel aller Art geschützt werden konnten, indem die altenburgische Regierung, laut sichern Nachrichten, von der Central Hospital - Verwaltung, sogleich ohngefähr ́15,000 Thlr. zur Unterstüßung erhielt.

Aus allen diesen unseligen Umstånden, ergab es sich dayn, daß, im Großherzogthume Baden, 36 Stådtę

und Orte mit Hospitälern angefüllt wurden. - Und wenn daher der Gegenredner vermeint, daß ohne Zweifel Würtemberg bereits überfüllt gewesen sey, so widerstreis tet dies nicht nur der aus authentischer Quelle gefloffenen Versicherung, eines desfallsigen Abkommens; sondern es widerspricht dieser Vermuthung auch die geographische. Lage des Landes, zu den Stellungen der Armeen; wors nach der Zug der Verwundeten und Kranken von Westen nach Osten gehen mußte, mithin Wirtemberg nicht übers fällt werden konnte, che sein westlicher Nachbar dorthin evacuirt hatte.

Zur fünftigen Vermeidung ähnlicher Gebrechen, sist es deshalb nothwendig, daß, was der Reisende, in seinem Briefe (Nr. 185 des Rheinischen Merkurs), über diese Vers hältnisse, gesagt, noch durch zwey warnende Thatsachen zu belegen.

Billingen die leßte badische Stadt, an der Stras fe, welche von Offenburg und Gengenbach über Hornberg durch den Schwarzwald zieht, wurde dadurch, daß die Verwundeten lund Kranken der Alliirten im Wirtems bergischen kein Unterkommen fanden, in das tiefste Elend gestürzt; unerachtet die ansehnlichen öffentlichen Gebäude, der nahen wirtembergischen Stadt Rothweil, sammt der ehemahligen Abtey Roten Münster, hinlänglichen Raum für die Kranken gewähren konnten.

Me nämlich, im November und December 1813, eine große Menge Kranke westwårts zog, und alle, langs der ganzen Straße befindliche, irgend zu ihrer Aufs nahme geeigneten Lokale bald überfüllten, da wurde auch Billingen zur Aufnahme von 500 Kranken ersehen. Man unterzog sich auch hieben in Villingen der, dem ges

meinsamen großen Zweck dienenden, Last so willig und gern, daß man von der gerechten Erwartung, es werde sich die Evakuationslinie von hieraus in das mit schicklichen Lokalen reichlich versehene, alliirte Königreich Würtemberg auf gleicher Straße fortseßen, nur dann erst Gebrauch machte, als die Krankenzahl auf Tausend gestiegen, und das Menoriten-, das Benediktinerkloster, das Rathhaus, die Herrenstube, die Schulgebäude, und die sogenannte Beckerstube bereits angefüllt waren.

Aber die wirtembergischen Behdrden segten sich, in diesen harten Drangfalen, unter welchen die Kranken und die Bürger erlagen, allem Anfinnen nachbarlicher Beys hülfe, gefühllos und unerbittlich entgegen. Nur ein Filialspital follte Rothweil aufnehmen. Umsonst!

Die Menschlichkeit hatte hier ihre Grenze.

In dieser schreienden Noth, wurden nun noch Kirchen, Gymnasium, und andere Gebäude mit den unglücklichen Kranken belegt; aber auch alle diese Maßregeln halfen nicht aus. Im höchst gesteigerten Jammer, mußte man endlich die Nervenfieberhaften sogar in die Prívathåuser legen, und in die benachbarten Orte Föhrenbach und Furtwagen, bey dem Bürger und Landmann einquartiren, um sie nicht auf offener Straße sterben zu lassen. Und so wurde denn Stadt und Land verpestet und der Soldat mit dem Bürger und Bauer gemordet. Zwar wurde ends lich, um einigermaßen den scheuslich erregten Skandal zu beschwichtigen, im Januar 1814 den kaiserlich dstreichifchen Beamten, zu Rothweil im wirtembergischen, ein Hospital anzulegen erlaubt; aber schon hatte der Tod furchtbar sich seine Opfer geholt. Nur wenige Verwuns dete und Kranke, von den Tausenden braver Soldaten,

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