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Den stårkesten Beweis, von dem Interesse, was Engs land an dem Handel der Holländer nimmt, hat es geges ben, als der Kaifer Karl der Sechste, den Hafen von Oftende öffnen und eine ostindische Handelsgesellschaft das selbst einrichten wollte. Die vielfältigen Unterhandlun gen, welche, durch dieß Projekt, veranlaßt wurden, find. bekannt. Eben so, daß sie sich, mit der Suspension der Ostender Handelsoctroi, zu Gunsten des Handels von Holland, endigten.

So kam Belgien um seinen ganzen Handel und seine ganze Industrie, durch seine Trennung von Holland, und' durch seine Verbindung, mit einem fremden Staate. Es kann dieselben nur wieder erhalten, durch seine Wieders vereinigung mit jenem, und warum sollte es, unter den gegenwärtigen Umstånden, nicht dazu gelangen können? —

Durch eben diese Umstände, ist Belgien wieder frey und unabhängig geworden. Auf der einen Seite von Oestreich förmlich abgetreten, ist es, auf der andern, von Frankreich abandonnirt; ist sich daher selbst wieder gegez ben; freylich unter der Surveillance des allgemeinen Ins teresses. Diese Lage ist ein Glück, welches es nicht ers warten fonnte; und es bedurfte auch nichts Geringern, als einer solchen totalen Revolution in Europa, um ihm dasselbe zu Theil werden zu lassen. Belgien sieht sich wieder in derselben Lage, in welcher es, zu der Zeit der Pacifis kation von Gent, war. Es kann nicht nur auf die Stimme seiner persönlichen Würde, sondern auch auf die Stimme seines wahren Interesses hören; es kann seine Wünsche offen erklären und die Irrthümer seiner Våter wieder gut machen. Dieser Schritt wird entscheidend werden; wern das schönste, das fruchtbarste von einem braven und industridsen Volke bewohnte Land auch endlich

das glücklichste Land werden will. Wollte es sich herab würdigen, knechtisch der Spielball des Looses, oder des Zufalls zu seyn ?

Aber sind denn die Belgier Herren ihres Schicksals ? Sie waren es vollkommen, vor dem Abzuge der Franzos sen, ihre Stimme würde, wie die ihrer Nachbaren prås ponderirend gewesen seyn; und die Bedingungen, welche sie ausgedrückt hätten, in Beziehung auf das allgemeine Interesse, würden wahrscheinlich ihr Loos fixirt haben. Denn die, in deren Hånden jezt die Entscheidung kegt, würden auf die Wage, auf welcher das Schicksal Euros pens abgewogen wird, das Intereffe eines ganzen vereis nigten Volks mit gelegt haben; dessen Beytritt, zu der Sache der Menschheit, einen bedeutenden Zuwachs an Kräften geliefert haben würde.

Es bietet sich ein

Dieser Zeitpunkt ist versäumt. anderer dar; bey dem allgemeinen Frieden; wo die Ins tereffen aller Mächte diskutirt werden sollen. Hier könns ten auch die Belgier, unter sich einverstanden, ihre Wüns sche aussprechen und unterstügen lassen; entweder durch die Macht selbst, der sie anzugehören wünschen, oder durch eine andere neutrale aber präponderirende, Macht. Die Zeit der Republiken ist vorüber; es ist außer Zweifel, daß Belgien der einen oder der andern Macht, wird anges hören müssen; sey es theilweise, oder im Ganzen. ́Aber welche wird diese Macht seyn? Wird es Oestreich? wird es Holland seyn? Wir halten uns nicht für berechtigt, diese delikate Frage entscheidend zu beantworten; aber wir dürfen die wechseheitigen Vortheile unpartegisch uns tersuchen.

Die Zeiten. April 1814,

Bis jetzt ist es fast gewiß, daß die größere Majoriz tåt der Stimmen für Oestreich seyn würde. Diese Mas joritat theut sich in drey, sehr bestimmt zu unterscheis dende, Parteyen. An der Spize befindet sich die der Staaten. Diese Partey, mehr an die Landeskonstitution als an das Haus Oestreich attachirt, heftet ihre Wünsche, an die Wiederherstellung, der alten Ordnung der Dinge, in ihrer völligen Integritåt, d. h. die Wiederherstellung ihrer Souveränitåt; mit der Hoffnung, in Zukunft noch weniger Beschränkung zu haben. Sie hoffen, die Kapitus larien Philipps des Zweyten, in ihrer ganzen Kraft, wieder in Wirksamkeit zu sehen und von neuen ihrem Sous verån haltbarere Fesseln anzulegen. Sie wünschen die Wiederherstellung der Provinzialstaaten, zusammen gesegt, wie eheinals, aus den drey Ständen des Staats; mit ihren Immunitåten, Freybriefen und Prårogativen ; die Wiederherstellung der Provinzen, der Grundherrlichs keiten, der Lokaljustizen, mit allen ihren Privilegien, Exemptionen; Summa die alte Feudalregierung, mit ih rem ganzen Rüstzeuge. Sie verlangen, nach der Wiedererlangung des Rechts, sich selbst zu besteuern, fich, selbst Gefeße zu geben und nur von ihres Gleichen (fes pairs) gerichtet zu werden.

Aber ist diese Hoffnung auch nur auf einiger Wahrs scheinlichkeit gegründet? Die Souveråne unserer Tage, sind nicht mehr die aus den Zeiten Karls des Großen; fie wollen wirkliche Souveråne, in ihren Låndern, und nicht bloße Administratoren seyn, die ihren Unterthanen untergeordnet sind. Sie gestatten feine Kapitularien mehr, feine solche gemischte und barbarische Konstitutios nen, jener alten Jahrhunderte. Wenn Belgien wieder an Destreich kommen und dieß die Entscheidung der als

Liirten Mächte feyn sollte, so wird Destreich Belgien, mit völliger Souveränitát, wie es Frankreich besessen hat, erhalten, ohne Freybriefe, Exemtionen und Priviles gien; und es wird dasselbe regieren, auf die Art, welche es für gut finden wird. Die aufgeklärte Politik weiß: daß allein, durch Einheit der Principien, in den Staatss verwaltungen, wie in den Gesezen, ein großer Staat gut regiert werden kann. Diese Wahrheit, wir geben es zu, ist nicht vortheilhaft, für einige privilegirte Individuen; aber sie ist, durch die Vernunft, auf das allgemeine Wohl begründet. Wenn daher die Partey der Stånde nur in der Hoffnung, zu Oestreich zurück zu kehren wünscht, die Vergangenheit wiederkehren zu sehen; so ist ihre Liebe zu demselben eben so schwach, als ihre Hoffs nung zerbrechlich ist.

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Die zweyte Parten ist die des Klerus. Sie ist noch zahlreich und ihr Kredit ist mächtig genug, weil fie die öffentliche Meinung regiert. Aber die Anhängs lichkeit dieser Partey, an das Haus Oestreich, scheint uns eben so wenig unintereflirt zu seyn, als die der Staaten, mit welcher sie gemeinschaftliche Sache macht; in Hoffnung, daß die drey Stånde wieder hergestellt und der Klerus wieder der erste dem Range nach wer: den würde; ein Vortheil, der sich wieder abwärts bis auf den simpelen Pfarrer verbreitet.

Der Klerus rechnet auf nichts Geringeres, als auf die Wiedereinsetzung, in alle seine Rechte, Freyheiten und Jimmunitaten; auf die Wiederherstellung der Stifter, Klöster, Abteyen, auf die Zurückgabe aller Güter und Grundstücke, welche, unter Josephs des Zweys ten und der franzosischen Regierung, veräußert worden find. -Aber kann ein Regent, ohne seinen eigenen Kre

dit zu kompromittiren, eine Wiedererstattung gebieten, welche das Vermögen des größesten Theils seiner Unters thanen zerrütten würde, ohne, weder dem Staate noch der Religion, den geringsten Vortheil zu gewähren? Das · Daseyn aller dieser geistlichen Stiftungen, ist, anerkannt, so wenig vortheilhaft, daß man sie, in allen Staaten, aufgehoben hat. Wir sind weit entfernt zu verlangen, daß der Klerus seine Rechte, feine Würde und sein gutes Einkommen verlieren solle. Die Politik selbst findet die Beybehaltung dieser Vortheile nothwendig; aber das öfs fentliche Wohl fordert, daß jeder Stand, im Staate, in die Grenzen eingeschlossen seyn müsse, welche ihm natürs lich sind. Das Wohl der Religion fordert, daß ihre Diener so gesezt sind, daß sie anståndig leben können; daß sie einer moralischen Freyheit und eines ehrenvals len Ranges genießen; so wie ihn die Achtung bestimmen kann, die man der Religion schuldig ist; denn persönlichen Respekt ist man nur einer tadellosen Aufführung schuldig, zu welcher jeder Mensch, durch seine Pflicht, verbunden ist. Wenn uns gleichwohl, aus ebis. gen Gründen, nicht wahrscheinlich dünkt, daß der Klerus seine Wünsche und Hoffnungen, durch die Vereinigung mit Oestreich, erfüllt fehn würde; so sind wir dagegen desto fester überzeugt, daß, von dem Augenblick an, da er selbst die Ueberzeugung hiervon erhielte, feine Anhänglichkeit, an diese Macht völlig verschwunden seyn würde.'

Die dritte Partey ist die, bekannt unter dem Nas men, der französischen Partey. Sie schließt alle, bey dem Gouvernement angestellten und alle Käufer von Nationalgütern in sich. Diese Partey fürchtet eigents lich die Rückkehr Oestreichs; weil sie dann eine Reaktion besorgt, welche. fie für sich verderblich hålt; aber diese

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