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Russland.

Nr. 5379. de l'occupant et de l'occupé, de l'agression et de la défense nationale et les 5. Febr. 1875. rapports du pouvoir militaire ennemi vis-à-vis des personnes et des propriétés privées? Quels sont enfin, dans le passé, les actes de guerre d'après lesquels on puisse juger comment ils comptent la pratiquer à l'avenir? | Le vague que le droit des gens laisse planer sur toutes ces questions capitales et que le gouvernement anglais refuse de contribuer à éclaircir, même par une simple délibération commune, n'a pas empêché et ne diminuera probablement pas les guerres agressives; il semble douteux qu'il protége plus efficacement que par le passé la défense patriotique des peuples envahis contre les rigueurs ou les abus de la force.

DEUTSCHLAND.

Arnim'scher Prozess*).

Nr. 5380.

Botschafter in Paris an den Reichskanzler. Regierungskrisis in Versailles und Unfähigkeit von Mr. Thiers.

Paris, den 22. Januar 1872.

Deutschland.

Der Streit zwischen der Nationalversammlung und dem Präsidenten war Nr. 5380. von weniger durchgreifendem Interesse, als allgemein geglaubt worden ist, 22. Jan. 1872. weil von vornherein feststand, dass von der gouvernementalen Krisis nichts übrig bleiben würde, als das allseitige Bestreben, zu versöhnen und sich versöhnen zu lassen. Schon öfter haben Duellanten noch auf dem Kampfplatz entdeckt, dass es weiser sein würde, ihr Pulver mit Rührungsthränen anzufeuchten, als sich gegenseitig in Gefahr zu bringen. Man tauscht dann Erklärungen aus, welche beide Theile in den Augen des Publicums lächerlich zu machen pflegen. Dies ist auch hier der Fall. Herr Thiers hat eine neue Probe seiner Unfähigkeit gegeben, sich und Andere zu beherrschen. Während einer 18 Tage dauernden Discussion hat er 17mal das Wort ergriffen, um mit aufrichtiger Selbstüberschätzung sich der Versammlung als den einzigen infalliblen Wisser aller der Dinge gegenüberzustellen, von denen er nicht das Mindeste weiss. || Er hat Zahlen angeführt, welche nachweislich falsch sind; er hat Theorien aufgestellt, die in der Versammlung keinen einzigen Anhänger fanden. Er hat versichert, die Zustimmung der Cabinette in Bezug auf die Modificationen der Tarife zu besitzen, während kein einziges bekanntes Cabinet zugestimmt hat. Er hat sich in kindische Kleinigkeiten verloren, die für die vorliegende Frage gar nichts bedeuten, und schliesslich hat er aus allen diesen Irrthümern, falschen Versicherungen, Kleinigkeiten und Prophe

*) Wir theilen, dem Zwecke des Staats-Archives gemäss, hier nur die bei Gelegenheit des Arnim'schen Prozesses bekannt gewordenen Actenstücke von allgemein politischer Bedeutung mit, nicht die nur auf den persönlichen Conflict des Grafen Arnim bezüglichen. A. d. Red.

Deutschland.

Nr. 5380. zeiungen gleich seinem Collegen in der Infallibilität mit wahrhaft päpstlicher 22. Jan. 1872. Irascibilität ein Dogma, eine Reihe von Gewissensfällen gemacht, so dass ihm nur die auf eine Umgehung berechnete Strategie übrig blieb: mit dem Feldgeschrei,,non possumus ultra" einen simulirten Rückzug anzutreten. Damit stellte er denn Alles auf den Kopf und zwang die Versammlung, die mit nichts Anderem fertig war oder fertig werden konnte, sich in demüthigem Geständniss ihrer Impotenz zu einem qualifizirten Fussfall zu bequemen. Es ist viel geweint, viel in der Luft gefochten, viel gelogen und viel Aerger zurückgestaut worden. Das klarste Resultat aber ist eine neue Offenbarung des Auflösungszustandes, in welchem sich die Menschenmenge befindet, die ehemals die grosse französische Nation genannt wurde. || Für uns entsteht die Frage, ob die Regierung des Herrn Thiers, mit der wir Frieden geschlossen haben, welche Frankreich uns gegenüber repräsentiren soll, durch die letzten Vorgänge erheblich geschwächt ist. Meines Erachtens ist hieran ein Zweifel kaum möglich. Zu dem Zwist mit der Versammlung kommt die Verstimmung, welche Herr Thiers bei seinen eigenen Ministern durch sein Verhalten im Allgemeinen, sowie durch seine Eingriffe in ihre Ressorts erzeugt hat. Mit Bezug hierauf will ich nur anführen, dass der Präsident den von dem Finanzminister vorgelegten Zolltarif eigenmächtig und ohne ihm Kenntniss davon zu geben, namentlich in Bezug auf die Höhe der zu gewährenden Rückzölle, abgeändert hat. Herr Pouyer-Quertier hatte in Folge dessen seine Entlassung wiederholt schon einige Tage vor der Krisis gegeben, sich aber bewegen lassen, zu bleiben, weil er an dem Wunsche festhält, die finanzielle Liquidation mit Deutschland zum Abschluss zu bringen. Ein solches Beispiel genügt aber, um darzuthun, in welchem Maasse die Dauer des jetzigen Gouvernements von den absolutistischen Capricen des Präsidenten und daher von Zufällen abhängt. Es kommt hierbei wesentlich in Betracht, dass bei der letzten Krisis die Besorgniss vor Deutschland ein sehr wirksames Motiv gewesen ist, um nicht nach Combinationen zu suchen, die uns anstössig sein konnten. Nun liegt aber die Sache so, dass der Präsident ohne Zweifel mit demselben Eigensinn, den er in der Zollfrage an den Tag gelegt hat, Lieblingsideen vertheidigen wird, deren Realisirung wir nicht wünschen, ja vielleicht nicht. einmal zulassen können. Sehr leicht kann daher ein neuer Streit zwischen der Majorität der Nationalversammlung und dem Präsidenten bei einer Frage entstehen, wo er unsere Sympathien nicht für sich hat. Bei dem Eintritt einer solchen Eventualität würde möglicherweise der schwache Vorhang zerreissen, welcher den jetzigen Zustand von dem Bürgerkriege trennt, wenn überhaupt Frankreich noch einer so gesunden Lebensthätigkeit fähig ist, wie der Bürgerkrieg im Vergleich mit dem jetzigen Sumpffieber sein würde.

Arnim.

DEUTSCHLAND.

Nr. 5381.

Reichskanzler an den kaiserl. Botschafter in Paris. Stellung des russischen Botschafters in Paris, Fürsten

Orloff, zu Deutschland.

Berlin, den 29. Januar 1872.

Deutschland.

Ew. Excellenz gefälliger Bericht Nr. 11 vom 23. d. M. über die Audienz Nr. 5381. des Fürsten Orloff bei dem Präsidenten der französischen Republik hat sich 29. Jan. 1872. mit meinem vertraulichen Erlass Nr. 16 vom 21. ej. gekreuzt. Ich brauche daher kaum die Ueberzeugung noch auszusprechen, dass der Artikel des „Soir" in keiner Beziehung, auch nicht indirect, zu dem Fürsten stehen wird. Ich bitte Ew. Excellenz, sich durch den Ruf französischer Sympathien, der dem Fürsten, wie Sie bemerken, vorangegangen ist, und durch die Aeusserungen des Herrn von Rémusat nicht irre machen zu lassen, sondern ohne Rücksicht darauf den Fürsten Orloff mit vollem Vertrauen als einen zuverlässigen Freund Deutschlands anzusehen und zu behandeln. Die Befürchtung, dass die Adulationen, welche ihm vermuthlich in Paris entgegenkommen werden, eine Aenderung darin bewirken könnten, theile ich nach meiner langjährigen Bekanntschaft mit ihm nicht. Fürst Orloff ist sehr bereit, Schmeicheleien, soweit sie zur Decoration seiner Botschafterstellung gehören, baar und gut zu bezahlen. Aber politisch zugänglich dafür ist er nicht, weil er ein sehr starkes und vornehmes russisches Nationalgefühl hat, welches ihn, seiner Ansicht nach, auf gute Beziehungen mit uns anweist.

DEUTSCHLAND.
Paris.

von Bismarck.

Nr. 5382.

Reichskanzler an den kaiserl. Botschafter in
Stellung der Kreuzzeitung zur Regierung.

Berlin, den 12. Februar 1872.

Deutschland.

12. Febr.1872.

Ew. Excellenz bemerken in Ihrem gefälligen Berichte Nr. 23 vom 6. d. Nr. 5382. Mts., dass Sie vergeblich nach einer Aeusserung gesucht hätten, welche die Befürchtung rechtfertigte, dass Sie über die Verhältnisse der heimischen Presse nicht hinreichend orientirt seien. Wenn Ew. Excellenz sich den ganzen Inhalt Ihres Berichtes vom 24. v. Mts. vergegenwärtigen und den Eindruck erwägen, welchen die Art der Erwähnung der Kreuzzeitung hervorbringen musste, so werden Sie diese Befürchtung begreiflich finden, und ich muss hinzufügen, dass auch Ihr Eingangs angezogener Bericht dieselbe noch

Deutschland.

Nr. 5382. nicht hat verschwinden machen. Die Kreuzzeitung ist nicht allein nicht ein 12. Febr.1872. privilegirtes Blatt, sondern sie hat schon seit längerer Zeit sich in eine entschiedene Oppositionsstellung gegen die Regierung begeben und ist den Einwirkungen der letzteren gar nicht mehr zugänglich. Wäre dies Ew. Excellenz so vollständig bekannt gewesen, wie ein aufmerksames Verfolgen der heimischen Presse es ermöglichen konnte, so hätte ich in Ihrem Berichte eine Erwähnung erwarten dürfen, dass Sie den Präsidenten oder die Kreise, welche Verstimmung und Aerger über die Artikel des Blattes zeigten, sofort auf die wahre Bedeutung desselben aufmerksam gemacht hätten. Der Mangel einer Andeutung darüber und das Gewicht, welches Sie selbst der Haltung der Kreuzzeitung beilegten, zeigten mir, dass Ew. Excellenz über die wahre Bedeutung derselben nicht vollständig orientirt waren, und liessen mir eine Aufklärung nicht überflüssig erscheinen, welche, wie ich glaubte, Ihnen selbst willkommen sein würde, ohne Ihnen Anlass zu weiterer Erörterung zu bieten. Ich bitte Ew. Excellenz, freundliche Rücksicht auf die Geschäftsüberhäufung zu nehmen, welche in der That hier grösser ist, als es in Paris erscheinen: mag, und welche mir zur Aufnahme solcher Erörterungen wenig Musse lässt. || Ich kann daher auch nur meine Bitte wiederholen, dass Ew. Excellenz meine Warnung wegen des Correspondenten der Kreuzzeitung berücksichtigen. wollen. Ein Urtheil über die Bedeutung dieser Person ist bei der Pariser Polizei nicht vorauszusetzen; die Thatsache seiner Beziehungen zur Kreuzzeitung ist ihr dagegen bekannt, und da nicht daran zu zweifeln ist, dass jeder Besuch, den er auf der Botschaft macht, bemerkt und notirt wird, so bitte ich ausdrücklich, dass Ew. Excellenz denselben nicht mehr empfangen. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit Ew. Excellenz wiederholt auf die unzweifelhafte polizeiliche Beaufsichtigung Ihres Hauses aufmerksam zu machen, an den bei dem Grafen Goltz vorgekommenen Diebstahl einer Cassette mit Briefschaften zu erinnern und um Vorsicht in Betreff der Dienerschaft zu bitten, von welcher wenigstens Einer regelmässig im Solde der französischen Polizei zu stehen pflegt.

Nr. 5383.

von Bismarek.

Botschaftsrath in Paris (Graf Wesdehlen) an
Gambetta's Auftreten in der Provinz.

DEUTSCHLAND.

den Reichskanzler.

Paris, den 22. April 1872.

Nr. 5383. Deutschland.

Von dem Consul von Gramatzki habe ich über den Besuch, den Gambetta 22. April 1872. kürzlich der Stadt Le Havre gemacht, einen Bericht erhalten, aus dem ich Ew. Durchlaucht abschriftlichen Auszug ganz gehorsamst vorzulegen mich

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