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in Kuweit 12000 Mann Artillerie, Kavallerie und einige Fußtruppen zusammengezogen. Verhandelt wurde dort fast nur mit Scheich Mohammed el-Manşûr, dem Regierungschef des Sultans, der selbst 112 engl. Meilen von der Stadt einsam in einem Felsenschloß saß. Im Juni hatten Streifkommandos die Aufgabe, alle Zisternen und Brunnen in zwei engl. Meilen Abstand von der Etappenstraße zu vernichten, weil die einzigen den Engländern freundlich gesinnten Eingeborenen die Leute des Emir von Kuweit waren. Anfang Juni 1915 waren in Qurna 35000 Mann und 30 Batterien versammelt.

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Nach vollständigem Abschluß dieses Buches erschien in der Times" vom 6. April 1916 der amtliche Bericht des Generals Nixon über die englischen Unternehmungen in Mesopotamien von Mitte April bis Ende September 1915. Da sie die frühere Darstellung wesentlich ergänzen, gebe ich sie hier in Übersetzung wieder. Ich lasse nur die Stellen mit den üblichen Lobpreisungen der englischen Truppen fort. Die Schreibung der Namen gebe ich nach dem englischen Original.

„Ich gestatte mir, den Bericht über die Operationen der unter meinem Befehl stehenden Truppen für die Zeit von Mitte April 1915 bis Ende September 1915 einzusenden.

1. Durch die Überschwemmungen der letzten Jahreszeit, die die größte der letzten 30 Jahre gewesen sein soll, wurde ein mit Schilfrohr bewachsener, 2-6 Fuß tiefer Binnensee gebildet, dessen Ausdehnung sich von 40 Meilen nördlich von Qurnah bis Basra von Nasiriyeh im Westen bis Hawizeh (50 Meilen nordöstlich von Qurnah) im Osten erstreckt. Infolgedessen waren die Operationen in diesem Gebiete bis zur Abnahme der Überschwemmung gegen Ende Juli amphibischer Natur.

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2. Im April hatte eine Brigade, die erst unter MajorGeneral Davison, dann unter Brigadier-General Lean stand, bei Ahwaz eine feindliche Macht von ungefähr 8 Bataillonen Türken mit 8 Kanonen und 10000 arabischen Hilfstruppen, welche von Amarah via Bisaitin und Khafajiyah (am Flusse Kharkeh) nach Persisch-Arabistan vorgerückt waren, zurückgehalten.

Zu gleicher Zeit war eine andere britische Heeresabteilung in Qurnah, wo ihr seit Januar eine türkische Streitmacht von 6 Bataillonen mit 10 Kanonen und den üblichen arabischen Hilfstruppen, die von Amarah den Tigris hinuntergekommen war, gegenüberstand. Durch die Niederlage der Türken bei Barjisiyah (20 Meilen südwestlich von Basrah) am 14. April waren die feindlichen Truppen in der Nachbarschaft von Basrah zerstreut und nach Nasiriyah vertrieben. Das versetzte mich in die Lage, gegen die feindlichen Truppenabteilungen am Karun und am Tigris vorgehen zu können.

Ich beschloß, zuerst am Karun anzugreifen, und übergab Major-General Gorringe den Oberbefehl über diese Operation.

Der Kampf am Karun

3. Sobald die Türken bei Barjisiyah geschlagen waren, wurde mit der Zusammenziehung der 12. Division am Karun begonnen. Bei der Nachricht von der Niederlage ihrer Truppen bei Barjisiyah zogen sich die Türken bei Ahwaz über den Kharkeh zurück.

General Gorringe nahm die Verfolgung auf. Am 7. Mai hatten die 12. Division und die Kavallerie-Brigade Illah am Kharkeh erreicht. Der 250 Yards breite Fluß bot mit seiner tiefen und starken Strömung ein ungeheures Hindernis für den Übergang unserer Truppen.

4. General Gorringe überwand diese Schwierigkeiten und beförderte auf geschickte Weise seine Truppen und Kanonen ans andere Ufer. Als die Türken entdeckten, daß unsere Kolonnen über den Fluß gesetzt hatten, zogen sie sich weiter nach Amarah zurück.

Jetzt fand sich General Gorringe vor die Notwendigkeit gestellt, einen widerspenstigen, kampflustigen Stamm der Beni-Taruf-Araber zu bekämpfen, der sich zum großen Teil auf die Seite der Türken gestellt hatte.

Er zog am Kharkeh entlang; auf beiden Seiten des Flusses wurde gekämpft.

Die Truppen am rechten Ufer waren Major-General Melliss, die Truppen am linken Ufer Brigadier-General Lean unterstellt.

Trotz der außerordentlich großen Hitze

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in den Zelten

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betrug die Temperatur 120 Grad (F.) zeichneten sich die Truppen bei dem erfolgreichen Angriff auf die arabische Feste Kharajiyah durch große Tapferkeit und unverdrossene Ausdauer aus.

Subadar Major Ajab Khan und 20 Mann der 76. Punjabis bewiesen große Tapferkeit. Unter heftigem Feuer erbeuteten sie schwimmend ein Boot, in welchem die Truppen über den Fluß befördert wurden, bis genügend Kräfte versammelt waren, um eine stark besetzte, befestigte, aus Lehm gebaute Stellung anzugreifen.

5. Meinen Instruktionen gemäß unternahm General Gorringe, nachdem er die seinen Vormarsch hindernden feindlichen Stämme geschlagen, mit einem Teil seiner Truppe von Basailin aus eine Reihe von Unternehmungen gegen die Türken, welche zwischen ihm und Amarah lagen. Dieses geschah in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Vormarsch unserer Truppen von Qurnah (unter MajorGeneral Townshend) auf Amarah. Es hatte den gewünschten Erfolg. Die Verstärkungen der türkischen Truppen am Tigris konnten nicht zur rechten Zeit eintreffen, um General Townshends Vormarsch aufzuhalten. Es ist hauptsächlich diesen Demonstrationen zu verdanken, daß der Rückzug der Türken den Tigris hinauf, nach ihrer Niederlage am 31. Mai, so überstürzt war, und daß General Townshend ungehindert in Amarah einziehen konnte. Die General Gorringe gegenüberstehenden Türken kamen in Amarah so verspätet an, daß sie zu ihrer Überraschung schon General Townshend im Besitze der Stadt fanden.

Ein Teil der Vorhut wurde gefangengenommen, der Rest mußte fliehen und dabei 2 Kanonen zurücklassen.

6. General Gorringes Operationen dehnten sich über einen Zeitraum von sieben Wochen aus. Das Resultat war, daẞ Persisch-Arabistan vom Feinde gesäubert war, daß die arabischen Stämme sich ergeben mußten, daß die Röhrenleitungen der Ölfelder repariert und dort normale Zustände hergestellt werden konnten und daß General Townshends Vormarsch von Qurnah wirkungsvoll unterstützt wurde.

7..

8. Während die 12. Division am Karun und Kharkeh vordrang, wurden Vorbereitungen zum Vormarsch der 6. Division unter Major-General Townshend am Tigris

hinauf getroffen. Das Weiterkommen und Sammeln der Truppen konnte nur langsam und mühsam vor sich gehen wegen der zu jener Zeit begrenzten Transportgelegenheiten, das überschwemmte Gebiet um Qurnah stellte viele Aufgaben, die sorgfältig durchdacht werden mußten, ehe die Operationen begonnen werden konnten.

9. Es wurden sogenannte "bellums" lange, schmale, im Lande gebräuchliche Boote gesammelt, mit Panzerplatten ausgestattet, um die Infanterie zum Angriffsplatz zu befördern, die Truppen mußten sich im „punten" und anderer Schiffsarbeit üben; verschiedenartige Kanonen wurden auf Flöße, Kähne, Schlepper und Raddampfer verladen, schwimmende Hospitäler wurden geschaffen und viele andere Einrichtungen und Ausrüstungen ersonnen und durchgeführt.

Gegen Ende Mai waren die Vorbereitungen zum Vormarsch erledigt.

10. Die Verschanzungen der Türken lagen nördlich von Qurnah auf Inseln, welche das höhergelegene Land im überschwemmten Gebiet bildete. Die befestigten Stellungen waren in zwei Gruppen eingeteilt, die südlichere war eine vorgeschobene Stellung ungefähr 2 Meilen von den britischen Linien entfernt, die Hauptstellung lag ungefähr 3 Meilen weiter nach Norden.

Durch die Überschwemmung war die Stellung ziemlich günstig, sie bedingte einen sorgfältig überlegten Angriff in aufeinanderfolgenden Phasen, in denen Landheer und Flotte zusammen mitwirkten.

General Townshends Plan war, mit Hilfe der Flottille und der schwimmenden Artillerie sowie derjenigen in den Qurnah-Verschanzungen durch einen Frontalangriff, verbunden mit einem Angriff, durch den des Feindes linke Flanke umgangen wurde, die vorgeschobene Stellung zu nehmen.

11. Frühmorgens am 31. Mai rückte die Infanterie nach einer heftigen vorbereitenden Beschießung in der Flottille der improvisierten „Kriegsbellums" unter dem Schutze eines ausgezeichnet gezielten Kanonenfeuers zum Angriff vor.

Die 17. Infanterie-Brigade unter Lieutenant-Colonel Climo, 24. Punjabis, machte den Frontangriff. Die 22. Punjabis und die Sirmur Sappers and Miners nahmen unter

Lieutenant-Colonel Blois Johnson, 22. Punjabis, "One Tree Hill" auf der linken Flanke des Feindes und bestrichen Norfolk Hill, das erste Ziel der 17. Infanterie-Brigade, welches durch Bajonettangriff von dem ersten Bataillon Oxfordshire and Buckinghamshire Light Infantry genommen wurde. Letztere hatten sich mit ihren Booten mehr als eine Meile weit durch dichtes Rohr hindurcharbeiten und beim Landen bis zu den Hüften im Wasser waten müssen.

12. Die Tapferkeit der Minenfeger, die den Schaluppen und den gepanzerten Schleppern vorausfuhren, ermöglichte diesen, mit den Truppen Schritt zu halten, und ihr Feuer mit dem der Artillerie zu Wasser und zu Lande trug wesentlich dazu bei, daß die ganze vorgeschobene Stellung des Feindes gegen 12 Uhr mittags genommen war.

Durch einen Erkundungsflug wurde am Morgen des 1. Juni festgestellt, daß der Feind seine Hauptstellung aufgegeben hatte und sich in voller Flucht am Tigris hinauf zurückzog.

Die Naval Flotilla, von H. M. S. Espiègle (Captain Nunn, R. N.) geführt, nahm die Verfolgung auf. Die Schiffe mit den anderen Truppen folgten. Am Morgen des 2. Juni konnten die tiefer gehenden Schiffe ungefähr 10 Meilen unterhalb Qulat Salih des flachen Wassers wegen nicht weiter vorgehen, die Verfolgung wurde von den gepanzerten Schleppern fortgesetzt. Die „Espiègle" hatte bis dahin das türkische Kanonenboot Marmaris bekämpft und versenkt und 2 Dampfer und eine Anzahl von mit Munition und Vorräten beladenen Leichtern erbeutet.

General Townshend in Amarah

14. Qulat Salih wurde am Nachmittag des 2. Juni erreicht, die Verfolgung wurde fortgesetzt, nachdem feindliche Truppen außerhalb der Stadt vertrieben worden waren.

Am Nachmittag des 3. Juni nahmen H. M. S. Comet (Captain Nunn, R. N.) mit General Townshend an Bord, und 3 gepanzerte Schlepper Amarah ein; 700 Mann und 40 Offiziere wurden gefangengenommen.

Die führende Infanterie (2nd Batalion, Norfolk Regiment) der 6. Division kam morgens 611⁄2 Uhr am 4. Juni in Amarah, keinen Augenblick zu früh, an, denn die Bevölkerung hatte angefangen, sich über die Stärke des Feindes, dem

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