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spiel ein Erfolg am ersten zu erreichen sein wird. Wenn die politischen Verhältnisse die Arbeit dort gestatten, dann ist zu erhoffen, daß deutschen Gelehrten diese blühen wird.

Über die alte Geschichte des Landes haben wir oben einige Angaben gemacht. Wir sahen, daß die Städte dort Zentren des Welthandels waren für die Produkte des Landes selbst, Gold, Weihrauch und Myrrhe, sowie für die Gewürze aus Indien, und wie sich dort ein märchenhafter Reichtum entwickelte. Und damit einher gingen politischer Einfluß und Handelsbeziehungen bis weit nach der Ostküste von Afrika und bis nach Indien.

Aber der Antagonismus von Rom-Abessinien einerseits und von Persien anderseits sowie die inneren Feudalfehden hatten das Land geschwächt, und als um 634 der Islam dort durch die Sendlinge Mohammeds eingeführt wurde, kam als zersetzendes Element noch dazu der Einfluß von Religionsstreitigkeiten und das Überwiegen des Nomadentums, von dem der Islam getragen wurde.

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Martin Hartmann hat (Arabische Frage" S. 530 ff.) die frühislamische Geschichte von Jemen behandelt, wie Ibn Chaldûn und 'Omârâ sie aufzeichneten. Ihm folgen wir im nachstehenden durchweg. Das Land stand unter dem Zeichen der alten Sippenherrschaft, die Könige" von Ḥimjar behielten eine Zeitlang ihre Sonderstellung. Neben ihnen aber war ein Vertreter des Chalifen von Damaskus oder Baghdâd als „âmil" anwesend. Später wurden die eingeborenen Häupter als „Imâm" oder „Emîr" bezeichnet. Bei dem Zerfall des großen Chalifenreiches im Beginn des 9. Jahrhunderts machte sich auch der Statthalter des Chalifen in Jemen in der von ihm gegründeten Stadt Zebîd unabhängig. Eine Reihe von selbständigen Dynastien folgten einander. Bemerkenswert ist, daß alle diese Herrscher ihre eigenen Münzen prägten, und daß auch in mohammedanischer Zeit mehrere weibliche Herrscher vorkamen.

1. die Zijâdiden in Zebîd (819—1018), deren Macht sich über einen großen Teil von Jemen bis Ḥaḍramaût und 'Aden erstreckte. Der Stammvater Ibn Zijâd baute 819 Zebîd. Beim Zurückgehen ihrer Macht entstanden in Sanâ und Ğanad lokale Herrschaften. Die Qarmaten zerstörten 904 Zebîd, eroberten 912 Şan â. Beim Tode von Ibn Salâma 1011 zerfiel das Reich;

2. die Ja furiden (Himjariten) in Ṣan'a und Ğanad 861-956;

3. die Nağahiden in Zebîd 1021-1158, Nachkommen eines abessinischen Sklaven des letzten zijâdischen Majordomus;

4. die Sulaiḥiden in Şan â 1037-1101 waren Ismaeliten, die das ganze Jemen und 1063 sogar Mekka eroberten. Die Residenz wird 1065 von Sanâ nach Dulğibla (südwestlich von Ibb, nördlich von Ganad) verlegt;

5. die Hamdâniden in Șan â 1098-1174, die von den Aijûbiden abgelöst wurden;

6. die Mahdiden in Zebîd 1159-1174; sie waren Charegîten und folgten in Zebîd den Nağahiden;

7. die Zurai'iden in Aden 1038-1174 (Ismâ îliten, Fürst Az-Zurai vom Stamme lâm);

8. die Aijûbiden in Jemen 1174-1228). Es waren Selğuken, die auch Ägypten beherrschten.

Der bedeutendste unter ihnen, Saladin (Salâḥ ed-dîn), hatte schon 1174 Teile von Jemen erobern lassen. Etwa 1215 hatte der Aijûbide Mas'ûd im Namen seines in Ägypten regierenden Vaters Kâmil ganz Jemen erobert. Aber schon 1228 machte sich ein Heerführer der Aijûbiden namens Nûr ed-Dîn in Jemen unabhängig. Seine Macht erstreckte sich bis nach Mekka, wo er 1240 zeitweise die indirekten Steuern abschaffte. Dieser Nûr ed-Dîn gehörte zum Geschlecht der

9. Rasûliden in Jemen (1229—1454), deren Stammvater Gesandter (rasûl) des 'abbâsidischen Chalifen gewesen war. Der Sohn jenes Ahnherrn war 1222 Statthalter von Mekka unter dem letzten aijûbidischen Sultan von Ägypten Mas'ûd, nach dessen Tode 1228 die Herrschaft von Jemen, Hadramaût und Mekka auf Nûr ed-Dîn 'Omar überging.

10. Die Tâhiriden folgten dem vorigen Hause von 1446 an bis zur Eroberung von Jemen durch die Mameluken 1507.

Nun ist das Eigentümliche, daß neben diesen weltlichen Dynastien in Jemen noch geistliche herrschten, Imâme der Rassiden, die in Șa'da von 893 bis etwa 1300 saßen. Sie fanden ihre Fortsetzung in den Imâmen von Șan â, die

dort heute noch eine große Rolle spielen. Wir müssen deshalb auf ihre Vorgeschichte mit einigen Worten eingehen. Diese Imâme leiten sich ab von Al-Hâdî Jahjâ, Enkel des Qâsim ar-Rassî, eines angeblichen Nachkommen des Ḥasan bin 'Alî und zaiditischen Dissidenten unter dem 'AbbâsidenChalifen Ma mûn (813—833). Bekanntlich hatte der Schwiegersohn des Propheten Mohammed, 'Alî, zwei Söhne, Ḥasan und Husain. Der Sohn des letzteren war 'Alî Zain ul'âbidîn, dessen einer Sohn Zaid war, der 740 verstorbene Gründer der Zaiditensekte. Da dieser nach der Ansicht seiner Anhänger der fünfte rechtmäßige Chalif in leiblicher Nachfolge vom Propheten war, nennt sich seine Sekte auch die Fünfer" (Chamsîje). Von ihm soll jener Al-Hâdî Jaḥjâ abstammen, dessen Nachkomme der heute noch in Jemen vorhandene Imâm Jahjâ ist. Wir sehen also, daß dieser Mann von ganz altem alîdischen Adel ist und zugleich das Oberhaupt der schiitischen Sekte der Zaiditen - ebenso wie zum Beispiel der vielgenannte Agha Chan das Oberhaupt einer anderen schiitischen Sekte ist, der „Siebener“, Ismâîliten oder Choğa, die in Indien und Ostafrika ihre Anhänger hat.

Schon um 739, also noch zu Lebzeiten von Zaid, sollen Anhänger von ihm nach der Ostküste von Afrika ausgewandert sein. Die Zaiditen hatten 864 ein Reich am Kaspischen Meer, 893 gründen sie ein Imâmat zu Șa da in Jemen, 932 kämpfen die zaiditischen Imâme von Jemen erfolgreich gegen die Qarmaten, 1197 gegen die Aijûbiden.

Die Genealogie der späteren Imâme scheint aber nicht ganz klar zu sein; jedenfalls ist dies Amt von dem Stamme des Husain bald auf den des Ḥasan übergegangen. Das ist nach der Ansicht der Zaiditen auch statthaft, da zwar das Blut des Propheten im Imâm vorhanden sein muß, nicht aber eine direkte Erbfolge gefordert wird. Vielmehr soll unter den Prophetennachkommen der passendste durch Wahl der Ältesten des Volkes zum Imâm ernannt werden. Er soll das Haupt einer ecclesia militans" sein, für welches besondere Eigenschaften verlangt werden. Der erste Imâm in Jemen soll der Tradition nach wie schon erwähnt der Ḥasanide al-Hâdî ila 'l-Haqq Jaḥjâ gewesen sein, der 901 starb. Sein 860 verstorbener Großvater al-Qâsim arrassî Tarğumân ad-dîn hatte seinen Sitz am Berge Rass bei Hamburgische Forschungen. Heft 1.

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Medîna, von wo er fliehen mußte. Jedenfalls soll jener al-Hâdî Jaḥjâ der Ahnherr der noch heute in Jemen lebenden Imâme sein. Im Jahre 893 soll al-Hâdî Jaḥjâ nach Şa'da gekommen sein, wo er sich der Stadt bemächtigte, bald aber wieder weichen mußte. 897 konnte er nach Şa da zurückkehren und eroberte auch Nağrân. Bald hatte er gegen die Qarmaten zu kämpfen, ebenso wie sein zweiter Sohn und Nachfolger Aḥmed en-Nâşir. Schon der Al-Hâdî Jaḥiâ hat Münzen mit seinem Namen prägen lassen.

Im Jahre 901 wurde auch Șan â von dem Rassiden Imâm Al-Hâdî erobert, jedoch 912 nahmen die Qarmațen die Stadt fort; 956 wurde sie durch den Rassiden Imâm von Şa'da al-Muchtâr zurückgewonnen. In allen wechselvollen Zeiten während mehr als tausend Jahren haben die zaiditischen Imâme sich in Jemen gehalten, gestützt besonders durch die im Lande sehr stark verbreiteten Anhänger ihrer religiösen Sekte. Es handelt sich bei der Herrschaft der Imâme also um einen Caesaro-Papismus im kleinen.

Wir sahen oben, daß die selğukischen Sultane von Ägypten, die Aijûbiden, 1173 Jemen durch Tûrân šâh binAijûb unterwerfen ließen, der im folgenden Jahre auch 'Aden und Sanâ einnahm. Die Herrschaft der Aijûbiden wurde zwar formell unter der Oberhoheit der 'AbbâsidenChalifen in Baghdâd ausgeübt, tatsächlich aber waren die Aijûbiden in Ägypten und somit auch in Jemen selbständig. Im Jahre 1215 kämpfte der Aijûbide el Mas'ûd, Sohn von el-Kâmil, mit Hilfe kurdischer und türkischer Truppen in Jemen auch gegen den Rassiden-Imâm al-Manşûr. Aus diesen Zeiten datiert der Anspruch von Ägypten und somit auch von dessen Rechtsnachfolger, der Türkei, auf Jemen. Der Heerführer vom Aijûbiden-Sultan Mas'ûd, Nûr ed-Dîn 'Omar ibn Rasûl, machte sich 1229 von Ägypten unabhängig. Seine Nachkommen, die Rasûliden, beherrschten, wie wir oben anführten, Jemen bis 1454, bis ihnen die Gewalt durch die Tâhiriden entrissen wurde, die bis 1517 herrsch

Dann traten die Ägypter die Herrschaft wieder an. Der Mamelukensultan Qânṣûh al-Ghûrî sandte 1507 eine Flotte unter Husain al Kurdî nach dem Roten Meere und dem Indischen Ozean, deren Hauptzweck allerdings war,

die Portugiesen zu bekämpfen. Aber auch Sanâ wurde damals besett.1

Ein sehr wichtiger Teil des Handels von Ägypten ging, wie wir früher sahen, nach dem Orient durch das Rote Meer und den Indischen Ozean. Nachdem nun Vasco da Gama 1498 Kalikut besetzt hatte, mußten die Portugiesen, in ihrer Absicht, den Orienthandel an sich zu reißen, auch bald mit den Arabern und Ägyptern zusammenstoßen, zumal sie auch die Bekämpfung der islamischen Ungläubigen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Wir wissen, daß die Araber überall an der indischen Küste ihre Handelsniederlassungen hatten. Im Jahre 1502 vernichtete Vasco da Gama eine arabische Handelsflotte bei Kalikut, 1504 veranlaßte die Niederlage des Fürsten Samudrin von Malabar zahlreiche arabische Händler, Malabar zu verlassen. Ihre Flotte wurde auf dem Wege nach Arabien durch die Portugiesen zerstört. 1509 vernichtete der portugiesische Vizekönig Francesco d'Almeida bei Diu in einer großen Seeschlacht die unter dem ägyptischen Admiral Mîr Husein vereinigten Flotten der Indier, Araber und der Ägypter. In der Folge gewannen die Portugiesen 1515 Hormûz, und damit fielen auch ‘Omân, die Bahrain-Inseln und die Herrschaft im Perser Golf ihnen zu. Die Unternehmungen der Portugiesen gegen die Länder am Roten Meer miẞlangen aber infolge des Widerstandes der Türken. Im Jahre 1538 war der 80 Jahre alte Suleimân Pascha mit 76 Schiffen und 20000 Mann von Suez (Qolzum) aus abgesandt. Die Stadt 'Aden unterwarf sich sofort. Man fuhr nach Gutscherat, wo im Oktober Diu ohne Erfolg belagert wurde. In Jemen setzte

1 Nach Cassels „Jaman“ S. 237 landeten die Streitkräfte des ägyptichen Sultans Qanṣûh el-Ghûrî Dezember 1515 an der Insel Kamarân, griffen dann den Hafen „Ğadîda“ (Ḥôdeida?) an, der zerstört wurde. Der Gouverneur von Loḥîja unterwarf sich und unterstützte die Armee. Zebîd wurde 1516 genommen und im folgenden Jahre Şan â und das ganze Land. Der letzte Sultan von Jemen fiel bei Șan â. Während also die Türken Ägypten eroberten, nahm dieses Jemen, und der letzte Mameluken-Sultan Tumân Bey wurde auf Befehl von Selim einige Tage früher in Kairo gehängt, als der Sultan Jemens getötet wurde. Die ägyptische Okkupationsarmee, zu der Tscherkessen, Kurden und andere Asiaten gehörten, hatte auch tausend Gewehrträger, die von Selim an Ägypten geliehen waren, um die Portugiesen zu vertreiben, welche die Handelswege im Indischen Ozean störten.

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