Page images
PDF
EPUB

anzeige, als die Lichtwirkung beginnt; im entgegengesetzten Falle würde die Anfangs gebildete Kohlensäure von der Lösung selbst absorbirt, daher die Ablesung an der graduirten Röhre unrichtig sein.

Marchand fing die Kohlensäure über Glycerin aus dem Grunde auf, weil letztere Flüssigkeit die Kohlensäure fast gar nicht absorbirt1) und ihr specifisches Gewicht 10-12mal geringer als jenes des (überdies bedeutend theuereren) Quecksilbers ist, daher sie dem Durchgange der Kohlensäure auch einen 10-12mal geringeren Widerstand entgegenstellt.

Der Photantitupimeter war während der Beobachtungen circa 6 m oberhalb des Erdbodens an einem Platze aufgestellt, welcher einen genügend freien Horizont besass.

Marchand untersuchte zunächst die Wirkung der verschiedenen Theile des Spectrums auf die Mischung von Eisenchlorid und Oxalsäure. Er benützte zu dieser Untersuchung das von einem weissen Flintglasprisma entworfene Spectrum, sowie auch verschieden gefärbte Gläser, deren spektroskopischen Werth er vorher bestimmt hatte. Die lichtempfindliche Lösung war in kleinen Glasröhren von 6 mm Weite und 10 cm Länge eingeschlossen; in jeder der letzteren war eine zweite, auf beiden Seiten offene sehr lange Röhre (Capillarröhre) befestigt, deren eines Ende bis zum Boden reichte, während das andere 20 bis

40 cm frei hinausragte. Das durch Lichteinwirkung erzeugte Gas

sammelte sich im oberen Theile der äusseren Röhre und trieb die Flüssigkeit in die Capillarröhre; die Höhe der Flüssigkeitssäule in der letzteren diente als Massstab für die chemische Wirkung der farbigen Lichtstrahlen. Die folgende Tafel gibt die Mittelwerthe von fünf Beobachtungen, welche Marchand um 12 und 1, Uhr am 30. Juli, 12., 17. und 19. August 1872 machte.

Tabelle XXIX.

2

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Die Figur 94 enthält die graphische Darstellung der obigen Werthe.

1) 276-4 ccm Kohlensäure über Glycerin aufbewahrt, zeigte nach 460 Tagen ein Volumen von 255 8 ccm; der Verlust nach Verlauf jener Zeit betrug daher nur 7.5% des ursprünglichen Volumens.

Die Curve zeigt ihr Maximum im blauen Theile des Spectrums und hauptsächlich in der Nähe des indigo gefärbten Theiles, also zwischen F und G, näher der Linie G.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

orangefarbigen, gelben, grünen und sehr wenig blaue Strahlen durch. 3. Das Gemisch beider, in den oben angegebenen Verhältnissen, nur die rothen, orangefarbigen, gelben und grünen; von den blauen nicht die geringste Spur; die orangefarbigen selbst waren aber nur wenig wahrnehmbar.

Marchand machte ferner mit seinem Photantitupimeter in Fécamp durch mehrere Jahre hindurch (1869-1873) eine Reihe von Beobachtungen, aus denen er die chemischen Wirkungen des Lichtes für jeden Tag des Jahres, sowie Decaden-, Monats- und Jahresmittelwerthe ableitete. Die durch das Licht hervorgebrachten Effecte wurden hiebei immer in Cubikcentimeter Kohlensäure (bezogen auf 0o C. und 0·760 m Druck), welche auf 1 Quadratcentimeter wirksamer Oberfläche des Photantitupimeters in der angenommenen Zeiteinheit entwickelt werden, ausgedrückt1).

Die vier Diagramme (Fig. 95) enthalten als Beispiel die graphische Darstellung:

1. der Decadenmittel aus den gemachten täglichen Beobachtungen in der Zeit vom 31. December 1868 bis 31. December 1872 (die untere voll ausgezogene gebrochene Linie);

2. die für dieselben Zeitperioden nach der jeweiligen Bewölkung des Himmels theoretisch berechneten Werthe (punktirte gebrochene Linie) abgeleitet aus dem bei völlig wolkenlosen Himmel möglichen Maximalwerthe;

3. die Maximalwerthe der chemischen Lichtwirkung während derselben Zeitperioden, welche bei völlig reinem wolkenlosen Himmel stattgefunden haben würden (voll ausgezogene Curven);

1) Um den Werth der chemischen Lichtintensität auch in allgemein vergleichbarem Masse auszudrücken, bestimmte Marchand die Menge WärmeEinheiten, welche einem Cubikcentimeter der im Photometer entwickelten Kohlensäure entsprechen; er fand hiefür die Zahl: 0.001356 Cal. (Siehe 1. c. pag. 79 u. f.)

[subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][merged small][graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed]

4. die Mittelwerthe der Bewölkung während der Beobachtungsperioden. (Bewölkung = schraffirte Quadrate, reiner Himmel = leere Quadrate 1).

Die Curve der Maximalwerthe beginnt von Ende December ausgehend, Anfangs langsam, dann aber von Tag zu Tag immer rascher zu steigen, u. zw. bis Anfangs April, von welcher Zeit an die Steigung sich allmälig u. zw. bis circa zum 21. Juni verlangsamt. Diese Steigung ist noch während der letzten Decade Juni's bemerkbar; Anfangs Juli findet eine Inflexion der Curve statt, welche nun mit immer grösser werdender Steilheit bis zur Mitte der ersten Decade Septembers fällt; von da an schwächt sich die absteigende Bewegung immer mehr und von Anfangs December an bis zum Wintersolstitium bleibt die an und

1) Da nach Marchand die Absorption, welche das Sonnenlicht beim Durchgange durch die Atmosphäre erleidet, in Folge der darin schwebenden Wolken, Dämpfe, Gase etc. derartig veränderlich ist, dass es kaum möglich erscheint, selbst nur während eines Tages so viele Beobachtungen zu machen, um hiefür Mittelwerthe von einigem Werthe zu erhalten und muss man sich beschränken, den Zustand der Atmosphäre annähernd zu schätzen. Marchand hat in Fécamp durch 15 Jahre hindurch tägliche Beobachtungen gemacht und bei seinen Aufzeichnungen sich der hier angeführten Werthbestimmungen bedient. Er bezeichnete:

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

14. Nebel, das Sonnenlicht, etwas mehr als 9 schwächend
15. Cirrus-Wolken, zahlreicher und dichter als bei 13

16. Cumulus-Wolken, weiss oder grau, mehr als die Hälfte des
Himmels bedeckend

17. Cumulus-Wolken, schwarz, ungefähr die Hälfte des Himmels
bedeckend

18. Grauer Himmel ohne Nebel, die Sonne noch sichtbar aber

weiss

19. Grauer Himmel mit Nebel

0.5

[ocr errors][merged small][merged small][merged small][subsumed][ocr errors][merged small]

...

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small]

mit oder ohne Nebel; die Sonne ist nicht

mehr sichtbar

21. Grauer Himmel ohne Nebel; Sonne nicht mehr sichtbar;

Nimbus sehr bemerkbar.

22. Grauer Himmel mit Nebel

23. Völlig umwölkter trüber Himmel; Tageslicht erscheint sehr
geschwächt.

24. Dichter Nebel, sonst wie vor

" 1.0

Er erkannte selbst, dass diesen willkürlich angenommenen Werthen keine besondere Bedeutung beizulegen sei; sie sind jedoch für jeden Beobachter speciell von Interesse, indem es ihm durch ähnliche Bezeichnungen möglich wird, Vergleichsbestimmungen des Zustandes der Atmosphäre an den verschiedenen Perioden der Beobachtung zu machen.

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors]
[merged small][ocr errors][ocr errors]

für sich sehr schwache chemische Lichtwirkung fast stationär. Vom Wintersolstitium an beginnt die oben erwähnte steigende Bewegung.

Die Curve der täglichen Beobachtungen zeigt, welchen bedeutenden Einfluss die Bewölkung auf die chemische Lichtintensität ausübt. Die Abweichungen, welche diese Curve von jener der nach dem Grade der Bewölkung berechneten Werthe zeigen, dürften nach Marchand hauptsächlich in den Ungenauigkeiten, welche mit den von der Individualität des Beobachters abhängigen Schätzungen des Grades der Bewölkung verbunden sind, ihren Grund haben. Auch übt die Vertheilung der Bewölkung während der einzelnen Tagesstunden einen wesentlichen Einfluss auf die Grösse der Tagesmittel der chemischen Intensität des Lichtes aus; denn wenn beispielsweise der Himmel Morgens und Abends klar, jedoch von 10-2 Uhr ganz oder theilweise umwölkt ist, so wird das Mittel der chemischen Wirkungen des Lichtes bedeutend geringer sein, als wenn der Himmel Morgens und Abends bedeckt, von 10-2 Uhr jedoch klar wäre. (Fortsetzung folgt.)

Kurze Mittheilungen über eine photographische ErstlingsExpedition in das inundirt gewesene Tirol zur Spätherbst- und Winterszeit des Jahres 1882.

Von Richard Issler, Alpen- und Reise-Schriftsteller in Wien.
(Schluss von Heft Nr. 246, pag. 42.)

In Betreff der Belichtung eines Landschaftsbildes kann ich nicht unterlassen zu bemerken, dass es und speciell im Winter meines Erachtens wohl schwerlich je ein Photograph dahin bringen wird, dass er unter allen Umständen so ziemlich die richtige Expositionszeit trifft. Ich will hier davon aus dem Grunde Erwähnung machen, als sich mir einmal im Anfange der Reise und später noch zwei Male Gelegenheit bot, recht in die Augen springende Beobachtungen in dieser Richtung machen zu können. Beide Male waren die Objecte die Eingänge eines, wenn auch nicht gerade sehr weiten, doch durchaus nicht schluchtartig eingeengten Thales; beide Male waren die einzelnen Partien des Landschaftsbildes ganz reizvoll und dem für das Auge sonst massgebenden Lichte nach sogar stark, um nicht zu sagen, grell beleuchtet. Zu beiden Seiten des Thales strebten gleichmässig ansteigende Halden, welche jedoch nicht mit dunklem Nadelholz, sondern mit blätterlosem Gestrüpp bestanden waren, zur Höhe, so dass die „Luft" nur etwa die Hälfte (aber auch nicht weniger) des Gesichtswinkels einnahm. Ich exponirte, trotzdem ich doppelt so lange belichtet hatte, als früher bei Partien mit dunklen Nadelholzbeständen, dennoch zu kurz und verfiel darauf in zwei Fällen in das Gegentheil, während ich nur im dritten das Richtige getroffen habe. Ein anderes Mal hatte ich unter einer Collection von acht Platten deren sieben Stück zu verzeichnen, welche doppelt, wenn nicht dreifach überlichtet waren, währenddem eines (ein offener Plan nebst mehreren Häusern bildete das Object) ein geradezu treffliches Bild aufwies und doch war auch dieses letztere Stück genau so lange belichtet worden als die übrigen sieben. Nachträglich erst vermochte ich mir Rechenschaft über diese gewiss nicht

« PreviousContinue »