Page images
PDF
EPUB

Besprechungen.

P. Schrumpf: Beiträge zur pathologischen Anatomie der Wurmfortsatzerkrankungen. Mitteilungen aus d. Grenzgebieten d. Mediz. u. Chirurg. Bd. XVII. Heft 1 u. 2.

Durch die Untersuchung von über 150 Wurmfortsätzen, von denen 26 typische Fälle beschrieben und abgebildet werden, kommt Sch. zu dem Resultat, dass in der Mehrzahl der Fälle die Infektion vom Lumeninhalt ausgeht und zwar durch Resorption von Bakterienstoffwechselprodukten oder chemischen Giften aus dem stagnierenden Inhalt; es kommt dadurch zu einer Schwellung der Follikel, Schädigung der Epithelien und bei weiterem Fortschreiten zu eitriger Infiltration mit phlegmonöser Erweichung der Wand, seltener zu «diphtheritischer» Wandnekrose. Beide Prozesse, die sich übrigens auch vereinigen können, führen zur Perforation. Die schweren zur Perforation führenden Appendizitiden spielen sich meist in früher schon akut oder chronisch erkrankten Wurmfortsätzen ab, in denen Stenosen und Obliterationen am Cokalansatz als Folgen der abgelaufenen Entzündungsvorgänge bestehen. Die Perforation kann auch im steinfreien Wurmfortsatz zu Stande kommen. Ist ein Stein vorhanden, so erfolgt die Perforation meist unabhängig von ihm; durch Verschluss des Lumens kann ein eingekeilter, noch sich vergrössernder Kotstein schädlich wirken, eine richtige Drucknekrose hat Sch. jedoch niemals beobachtet. Kleinere Perforationen scheinen durch Vernarbung heilen zu können; ebenso Perforationen bei Hydrops, welcher ohne jeden akut entzündlichen Vorgang durch Druck des in der «cavité close » angesammelten Sekretes platzen kann. Ist auch die Infektion vom Lumeninhalt aus als die Regel zu betrachten, so hält Verfasser doch auch die Infektion auf dem Blutwege für möglich, wenn sie auch anatomisch nicht mit Sicherheit festgestellt werden konnte.

Einmal beobachtete Verfasser eine durch Embolie der Hauptarterie zustande gekommene Gangrän des Wurmfortsatzes mit Perforationsperitonitis. A. Schambacher.

H. W. Freund: Operation einer ausgetragenen Abdominalschwangerschaft; Versenkung der Plazenta in die Bauchhöhle. Volkmann's Samml. Klin. Vort.

[ocr errors]

N. F. Nr. 448.

F. berichtet ausführlich über einen Fall von ausgetragener Abdominalschwangerschaft, bei welcher ein lebendes Kind durch den Bauchschnitt entfernt werden konnte, während die auf Därmen und dem Douglasperitoneum ohne Vermittlung von Fruchtsackresten aufsitzende Plazenta zurückgelassen werden musste. Die durch grosse Gazestreifen geschützte Bauchhöhle wurde grösstenteils offen gelassen, schloss sich aber in 6 Wochen über der unverändert bleibenden Plazenta, die nun langsam schrumpfte. Heilung.

F. erörtert die anatomischen Vorgänge bei diesem Falle, der einer Dehiszenz des schwangeren Uterus im 4. Monat mit fast völligem Austritt des Eies in die Bauchhöhle seinen Ursprung verdankt. (Ein Stück Plazenta entleerte sich 3 Tage post operat. aus dem Uterus.) Er zeigt, dass auch bei normalem Uterus die tief einwuchernden Zotten, speziell deren Ueberzug, die Kontinuitätstrennung herbeiführen, dass sie weiterhin die Neuimplantation des Eies auf den Organen der Bauchhöhle besorgen können und dass das Ei am Leben bleiben kann, wenn zunächst ein grösserer Teil desselben mit seinem ursprünglichen Boden in Verbindung bleibt. Die Versenkung der Plazenta in die Bauchhöhle ist nach F. ein Notbehelf, wenn abundante Blutung die Totalentfernung des Eies unmöglich macht. Sie kann aber nie vollen Erfolg bringen.

Zahnarzt Morgenstern (Strassburg): Untersuchungen über über die Einwirkung der eisenhaltigen Medikamente und Stahlwässer auf die Zähne. Korrespond. Blatt für Zahnärzte. Band XXXVI, Heft 1.

Die allbekannte Beobachtung, dass Eisen die Zähne verdirbt hat Verf. nachgeprüft, indem er Zahnschliffe in Lösungen der gebräuchlichsten Eisenpräparate oder in Stahlwässer längere Zeit. verbrachte und indem er Harn und Speichel einer Versuchsperson, welche Tinct. ferri pomat. einnahm auf Fe untersuchte. Nach ihm sind Ferratin, Ferrum reductum, Liq. ferri albumin. und Liq. ferri mangan saccharat. allein unschädlich. Flüssige Eisenmedikamente sind also mittels Glasrohrs, Präparate in Pulver- und Pillenform in Gelatinekapseln einzunehmen. Das nach der Einnahme des Eisens im Sputum aus geschiedene Eisen ist für die Zähne unschädlich.

J. Wallart (St. Ludwig i. E.): Ein Lithopädion bei einer 85jährigen. Zeitschrift für Geb. und Gyn. Band LIX, Heft 2.

Beschreibung eines bei der Sektion einer 85 Jahre alten Frau vorgefundenen, frei in der Bauchhöhle liegenden, mit dem Netz und Darmschlingen innig verwachsenen Steinkindes (Lithokelyphopädion) von 8 cm Länge, 4,5 cm Breite und 3,5 cm Dicke.

J. Wallart (St. Ludwig i. E.): Untersuchungen über die interstitielle Eierstocksdrüse beim Menschen. Arch. f. Gyn. Band LXXXI, Heft 2.

Verfasser hat 67 Paare von Ovarien aus den verschiedenen Altersstufen, vom Neugeborenen bis zur 91 jährigen Greisin genau mikroskopisch untersucht und fand, dass das menschliche Ovarium in der Tat eine interstitielle Drüse (glande interstitielle de l'ovaire) besitzt. Am stärksten entwickelt ist das Drüsengewebe in den ersten Jahren bis zur Pubertät, dann in der Gravidität und während der Menstruation. Im

Klimakterium hört die Bildung der Drüse auf. Der Drüse kommt eine bestimmte sekretorische Funktion zu.

Julius Jaquet: Ein Fall von metastasierenden Amyloidtumoren (Lymphosarkom). Inaug.-Diss. Strassburg 1906.

Lymphosarkome ausgegangen von den Lymphdrüsen des vorderen Mediastinums und des Halses auf der linken Seite nebst metastatischen Sarkomen in der Schilddrüse, den Lungen und der Leber, ausgezeichnet durch amyloide Ablagerungen.

Wilhelm Pies: Untersuchungen über die Wachstumsgeschwindigkeit der Typhusbazillen in Galle. Inaug.-Diss. Strassburg 1907.

Erwin Stilling: Ueber die Abtötung der Schweinepest bazillen durch chemisch indifferente Körper. Inaug. -Diss. Strassburg 1907.

Otto Hirtler: Statistisches über die Perityphlitis in der Garnison Metz 1896-1905. Inaug.-Diss. Strassburg 1907.

Die Blinddarmentzündung kommt in der

Garnison Metz nicht sehr häufig vor; ihr Verlauf ist ein milder.

Karl Marx: Die Bruns'sche Amputationsmethode des Unterschenkels und ihre Resultate. Inaug.- Diss. Strassburg 1907.

36 Fälle aus dem Unfallkrankenhause und aus der Privatpraxis von Prof. Ledderhose.

Rudolf Kreitz: Ueber plastische Operationen an der Hand und den Fingern. Inaug.-Diss. Strassburg 1907.

21 Fälle aus dem Unfallkrankenhause und aus der Privatpraxis von Prof. Ledderhose.

Schwangerschaft. Inaug -Diss Strassburg 1907. Georg Heid: Gebärmutterkrebs und

4 Fälle aus der Universitäts-Frauenklinik. Victor Maysels: Aufsteigende Pyelonephritis in der Schwangerschaft, Wochenbett und in gynäkologischen Fällen. Inaug.Diss. Strassburg 1907.

14 Fälle aus der Universitäts-Frauenklinik. Nicolaus Rostowzeff: Fieber in der Geburt und bei dem Abort. Inaug.-Diss. Strassburg 1907. J. Klein.

Vereinsangelegenheiten.

Strassburger Militärärztliche Gesellschaft. Sitzung am 7. Februar 1907. Vorsitzender: Generalarzt Dr. Timann. Teilnehmer: 56, darunter S Universitätsprofessoren.

Um 7 Uhr Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden. Stabsarzt Dr. Blecher stellt einen Fall von Luxation aller Keilbeine am linken Fuss vor, den er mit gutem Erfolge operiert hat. Demnächst demonstriert er eine angeborene Halsfistel. Diskussion: Herr Madelung. Hierauf Vortrag des Herrn Oberarztes Dr. Zöllner: «Eindrücke und Erfahrungen aus dem südwestafrikanischen Feldzuge. Vortragender will nur rein persönliche Eindrücke hervorheben, die vielleicht insofern einen gewissen Wert besässen, als bisher nur ganz wenige Veröffentlichungen von ärztlicher Seite stattgefunden hätten. Nach Besprechung der allgemeinen klimatischen Verhältnisse wird. auch die Frage der Ansiedelung Lungenkranker im Schutzgebiet berührt. Vortragender hebt hervor, dass die heftigen und fast das ganze Jahr herrschenden Staub- und Sandstürme die noch offene Frage zu verneinen geeignet wären. Auch habe man in der Mittagszeit ein körperliches Unbehaglichkeitsgefühl infolge der hohen Temperatur und der starken Sonnenbestrahlung. Wenn erst durch Häuserbau bessere Verhältnisse geschaffen seien, dann würden Europäer gut dort leben können. Bei der Schilderung der Verpflegung lobt Vortragender die bei weitem bessere Qualität der deutschen Konserven gegenüber den

englischen. Die Truppe erhielte zwar infolge der Schwierigkeit der Beförderung durchweg nur 2/ Portionen, doch sei diese Menge ausreichend. Die oft aufgetretenen Verzögerungen im Nachschub der Verpflegung hätten erst mit dem Beginn der Tätigkeit europäischer Fahrzeuge (Proviant-Kolonnen) neben den Burenwagen aufgehört. Vortragender geht dann dazu über, eine Schilderung des Sanitätsdienstes während des Feldzuges zu geben. Soweit möglich hätte jeder für sich stehende Truppenteil einen Arzt gehabt. Das 7teilige Feldlazarett habe sich ebenso wie die Krankenzelte sehr gut bewährt. Mit welchen Schwierigkeiten jedoch zeitweise zur Aufrechterhaltung eines einigermassen geordneten Lazarettbetriebes zu kämpfen war, schildert er an den Verhältnissen in dem Feldlazarett zu Epukiro. Auch sei der Transport der Kranken mit der Truppe und von der Truppe zu den Lazaretten besonders schwierig gewesen, die Kranken seien oft völlig ohne Pflege und Behandlung auf dem Transport gewesen. Typhus habe allenthalben geherrscht. Alle Trinkwasserbereiter hätten nur eine sehr beschränkte Bedeutung gegenüber dem Kochen des Wassers, was sich überall durchführen liesse. Die Berkefeldfilter hätten sich absolut nicht bewährt. Vortragender hat selbst einen leicht verlaufenden Typhus durchgemacht und glaubt den minderschweren Verlauf der Typhusschutzimpfung, welche er für ausserordentlich wertvoll hält und der er sich als einer der ersten unterzogen hatte, zuschreiben zu müssen. Besonders schwer seien die Fälle von Typhus gewesen, welche mit Ruhr oder

Skorbut oder mit beiden kompliziert gewesen wären. Letztere hätten auch einen sehr erheblichen Prozentsatz der Erkrankungsziffer ausgemacht. Malaria sei nur in der Regenzeit aufgetreten und habe sich die prophylaktische Einnahme von Chinin gut bewährt, Schwarzwasserfieber sei ausserordentlich selten gewesen. Gegen diese inneren Erkrankungen sei die Kriegschirurgie im Hererofeldzuge verschwindend. Bei dem grossen Anstieg der Menschenziffern hätten auch die früher fast unbekannten Verletzungen durch Schlangenbiss zugenommen, mehrfach mit tötlichem Ausgange. Eine Organtherapie würde seit Alters von den Buschleuten geübt, indem sie bei Schlangenbiss pulverisierte Springschlange» sowohl innerlich, als örtlich mit gutem Erfolge anwendeten. Die Eingeborenen hätten zur Zeit des Krieges an denselben Krankheiten, wie die Truppen gelitten, so dass sogenannte Eingeborenen-Lazarette hätten errichtet werden müssen. Eine grosse und sehr bedauerliche Rolle haben zuletzt bei der Konzentration der Eingeborenen die Geschlechtskrankheiten auch für unsere Truppen gespielt. Zum Schluss macht Vortragender noch darauf aufmerksam, dass bei Auswahl der Mannschaften für die Schutztruppen wirklich nur erstklassiges Personal ausgesucht werden sollte. Besonderer Wert müsse auf ein gutes Gebiss und vollständig gesunde Ohren gelegt werden, da abgelaufene Mittelohrkatarrhe sofort zu rezidivieren pflegten.

Pollack.

[blocks in formation]

Was zunächst die Arteriosclerosis cerebri betrifft, so kommen in Betracht die leichteste sogenannte «nervöse» Form, die arteriosklerotische Epilepsie und die schwere Form der arteriosklerotischen Hirndegeneration (Binswanger's Encephalitis subcortalis chronica). Die letztere kennzeichnet sich durch eine eigenartige geistige Schwäche, eine Art geistiger Leere ohne ausgesprochene Wahnideen oder Stimmungsanomalieen, also ohne eigentlich psychotische Elemente. Es handelt sich mehr um eine Erschwerung der geistigen Leistungen (der Auffassung, des Gedankenablaufs, der Reproduktion), nicht eigentlich um wirkliche Ausfälle, oder doch nur um solche partieller Art. Die Kranken geben oft überraschende Beweise von Urteilsfähigkeit, von Urteilsfähigkeit,

*Siche Strassb. med. Zeitung 1907 Nr. 1, S. 35.

[ocr errors]

besitzen ein sehr ausgesprochenes Krankheitsgefühl, verlieren nicht ihre Individualität, wenigstens solange nicht die höchsten Grade der Krankheit erreicht sind. Sie werden mit Recht mehr als hirnkrank wie als geisteskrank angegesehen Dazu kommen auf körperlichem Gebiet mannigfache Herderscheinungen. Der Verlauf ist sehr langsam mit vielfachen Remissionen und Exazerbationen. - Die nervöse Form äussert sich in entsprechend leichteren Erscheinungen, wie gesteigerter Ermüdbarkeit, subjektivem Gefühl der Verdummung, Kopfdruck, Schwindel, Ohrensausen und anderen Sensationen.

Die arteriosklerotische Epilepsie ist eine Spätepilepsie bei der meist kardiovasale Symptome sehr ausgesprochen sind. Differentiialdiagnostisch kommt oft die senile Demenz in Betracht, die aber ihrem diffusen Charakter entsprechend durch eine mehr allgemeine geistige Schwäche und Umwandlung der ganzen Persönlichkeit gekennzeichnet ist.

Bei der Syphilis können die verschiedenartigsten Psychosen auftreten, ohne dass jedoch immer von einem inneren Zusammenhang die Rede sein könnte. Auch in den Fällen, in welchen die psychischen Störungen durch spezifische organische Prozesse hervorgerufen sind, haben jene durchaus nichts «Spezifisches» d. h.

von anderseitig bedingten Geistesstörungen Unterscheidendes an sich. Es kommen hier in Betracht die vaskulären Formen, welche die bei Gefässerkrankungen vorkommenden Erscheinungen (Epilepsie) bilden können. Ferner die meningitischen Formen mit deliriöser Verwirrtheit, Inkoherenz, Sopor etc., während die gummösen Formen zahlreiche Berührungspunkte mit den Hirntumoren, auch in psychischer Beziehung aufweisen. Man kann jedoch von einer spezifisch luetischen Demenz sprechen. Diese ist partiell: Bei klarem geordnetem Benehmen macht sich eine leichte Urteilsschwäche und vor allem ein ethischer Rückgang bemerkbar, für einzelne Leistungen kann noch Interesse und Fähigkeit in überraschendem Masse vorhanden sein. Der Zustand ist äusserst stationär. Gegenüber der Dementia paralystica kommt bei der Lues cerebri in Betracht die eigenartige Lokalisation des Defektes, der ausserdem an und für sich nicht gross zu sein braucht.

Bei streng lokalisierten organischen Erkrankungen, wie sie die Hirntumoren darstellen, liegt es nahe, auch eine Lokalisation des psychischen Funktionsausfalls zu versuchen, namentlich hat man versucht, den Stirnhirntumoren das als Witzelsucht bekannte Symptom zu reservieren. Die allgemeinen psychischen Erscheinungen, die bei Tumoren sich finden, treffen wir jedoch auch bei zahlreichen andersartigen Zuständen, so eine erhöhte Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen mit entsprechenden manischen oder depressiven Wahnideen; kurzdauernde Benommenheit kann Demenz vortäuschen.

Einen ähnlichen diagnostischen Fehler kann das Zwangslachen hervorrufen, welches bei mul

tipter Sklerose oft beobachtet wird, aber keineswegs den Schluss auf Demenz gestattet. Für die multiple Sklerose ist überhaupt charakteristisch, dass die Kranken nicht stumpf und interesselos werden, nur sind die psychischen Vorgänge zum Teil verlangsamt, ein Symptom, das besonders in der Gedächtnisstörung seinen Ausdruck findet. Ausserdem finden sich Affektstörungen, welche den Zustandbildern des manisch-depressiven Irreseins ähnlich sind, in späteren Stadien der Krankheit können an Paralyse erinnernde Grössenideen auftreten. Meist pflegen die psychischen Störungen erst nach Einsetzen der körperlichen Erscheinungen sich zu entwickeln. Die gleiche Beobachtung machen wir bei der Tabes. Hier ist zu betonen, dass durchaus nicht alle Fälle von Demenz, die bei der Tabes auftreten, notgedrungen der Paralyse zuzurechnen sind. Es finden sich sehr chronisch verlaufende Fälle von Demenz, die ähnlich wie die oben beschriebene syphilitische Demenz zu ethischen und aesthetischen Defekten, (Verlogenheit, Falschheit) führt. Während die Leistungen der Intelligenz leidlich sein können. Es kommen ferner bei Tabischen Zustände vor, die mit der Halluzinose der Trinker grosse Aehnlichkeit besitzen.

die bei

Als letzte zu dieser Gruppe gehörige Störung erwähnte der Vortragende Polyneuritis auftretende Psychose, den Korsakowschen Symptomenkomplex; hier kann man jedoch die Geistesstörung nicht als Begleiterscheinung der Neuritis betrachten, vielmehr stellen Neuritis und Psychose ex æquo Folgen der Alkoholintoxikation dar.

die

Das letzte Kapitel des Vortrags galt den Anfangs- und Ausgangsstadien der eigentlichen Psychosen sowie den geistigen Entartungszu

ständen. Insbesondere sind es die Anfangsstadien der progressiven Paralyse, die leicht zu diagnostischen Irrtümern Anlass geben. Diese Initialstadien können der Neurasthenie ungemein ähnlich sich gestalten; wie bei letzterer, so finden wir auch hier gesteigerte Reizbarkeit, Angstzustände, schweres körperliches Krankheitsgefühl; hinzu kommen zahlreiche Sensationen.

Anfangsstadien und Ausgangsformen sind ferner von grosser praktischer Bedeutung in den Verlaufsarten der Dementia praecox (Kraepelin). Zwischen ihren vier bekannten Unterarten (Hebephrenie, Katatonie, Dementia paranoides und paranoiden Formen) bestehen zahlreiche fliessende Uebergänge. Besonders interessant gestaltet sich die Entwicklung des Defektes bei der Hebephrenie, insofern sich die Umwälzung auf Jahre erstrecken kann und sich somit als allmähliche Charakterveränderung präsentiert. Die Angehörigen solcher Kranken erkennen selten diese Veränderungen als krankhafte. In stärker ausgeprägten Fällen treten Reizerscheinungen, Unstetigkeit der Lebensführung (häufiger Berufswechsel) in den Vordergrund. Auch eine mit zahlreichen körperlichen Sensationen einhergehende Verlaufsart ist beschrieben worden (hypochondrische Verblödung). Bei diesen chronischen, allmählich

sich entwickelnden Formen können jegliche Reizerscheinungen fehlen; in manchen Fällen jedoch ist der Wahn der körperlichen Beeinflussung (physikalischer Verfolgungswahn) vorhanden. Andeutungen motorischer Störungen (Manieriertheit, Verschrobenheit) finden sich auch in der inaktiven Form. Eine vollständige Heilung kommt wohl nicht vor, der restierende Defekt kann jedoch gering sein und der Beobachtung des Laien vollständig entgehen. Die Arbeitsfähigkeit bleibt etwa in einem Fünftel der Fälle erhalten und gilt als Heilung.

Als eigenartiger erworbener geistiger Schwächezustand wäre etwa noch zu erwähnen die Störung, die sich im Anschluss an Kopfverletzungen entwickelt. Die Betroffenen werden energielos, gleichgültig bei gesteigerter Empfindlichkeit, kurz sie bieten zahlreiche Analogieen mit dem neurasthenischen Krankheitsbild. Auch zahlreiche vasomotorische Erscheinungen finden sich (Schwindel, Erröten und Erblassen etc.)

Zum Schlusse erörtert der Vortragende die Entartungszustände. Bei der Aetiologie derselben hebt er den Unterschied zwischen erblicher Belastung und erblicher Behaftung hervor. Typisch für die Entartungszustände ist die Dysharmonie der psychischen Leistungen. Diese kann durch einseitige Ausbildung oder einseitiges Zurückbleiben einzelner Fähigkeiten bedingt sein, sie kann ausserdem herbeigeführt werden durch die Instabilität der psychischen Funktionen, durch den überhandnehmenden Einfluss des Affektes, der momentanen Stimmung. So finden wir Entartete, die durch Defekte, namentlich auf ethischem Gebiete, (Instabilität) ausgezeichnet sind, während andere durch aktive Reizerscheinungen (Impulsivität), des Trieb(Impulsivität), durch Hervortreten lebens ihre charakteristische Eigenart dokumentieren. Die Dysharmonie der psychischen Leistungen tritt namentlich auch zu Tage in den Vorgängen die wir als Zwangszustände zu bezeichnen pflegen. (Als Grübelsucht, Zählsucht, Zweifelsucht etc.) Wesentlicher als die Gestaltung der einzelnen Zwangsvorstellung ist die zu Grunde liegende Insuffizienz, die Unentschlossenheit. Weniger spezialisiert sind die Phobieen, die mehr an einzelne Verrichtungen gebunden sind. Mangel an Selbstvertrauen ist allen diesen Kranken eigentümlich.

[blocks in formation]

Diese Zustände führen unmerklich hinüber zu dem Formenkreis des manisch-depressiven Irreseins. Das Auftreten periodischer Stimmungsschwankungen ist den angeborenen Entartungszuständen ebenso eigen wie den erworbenen Schwächezuständen. Die Stimmungsschwankungen können so gering entwickelt sein, dass die Begleitsymptome, die Sensationen etc. in den Vordergrund treten und das hier vorhandene Zustandsbild als Neurasthenie imponiert.

Pfersdorff.

Landes-Impfanstalt.

Die Leitung der Landes-Impfanstalt Strassburg ist vom 1. April ab Herrn Kreisassistenzarzt Dr. Kuhn übertragen worden. Lymphebestellungen sind an dessen Adresse: StrassburgNeudorf zu richten. Telephon 1732.

Statistik der anzeigepflichtigen Krankheiten. Zusammengestellt nach Mitteilungen der Herren Kreisärzte.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][subsumed][merged small][subsumed][merged small][merged small][subsumed][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][subsumed][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]
« PreviousContinue »