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wir in Wallis. Meine Freund waren übel zufrieden, daß ich geweibet; denn sie batten verhofft,"ich würd ein Briefter sein worden. Man hatte schon ausgedacht, wie so groß Opfer mir würde werden, wenn ich die erst Meß würd haben, dann allein von der Mutter Freunden (Verwandten) würden 72 Bäslein sein, deren noch keine keinen Mann hätte, und selber das Opfer würden zum Altar tragen. Ich fing an den Seilerwerkzeug rüßen und Schul halten; da hatt ich einen ordentlichen Lohn und schenkt man uns viel. Mit fünfzehn Baßen, die ich ents lehnte, fingen wir án haushalten. Die Pfaffen aber was ren mir nicht wohl an, auch war es mir beschwerlich, daß ich nicht frei allezeit dürfte reden, wie es mir im Herzën war, gedachte, wie ich hinaus käme. Wie das der Bischof, Herr Adrian von Niedtmatt vernahm, begehrt er an mich: ich sollt des ganzen Lands Schulmeißter werden man würde mir gute Besoldung geben. Ich bat um Erlaubniß noch etlicher Fahre, ich wäre noch iúng, ungelehrt und wollte gehen noch mehr studiren. Da dräut er mit dem Finger und sprach: v Platter, du wäreft alt und gelehrt genug, es liegt dir anders im Sinn. Demnach nahm ich mein Kind, das noch nicht halbjährig, auf den Nuden und zog mit meiner Frau gen Zürich, von Zürich gen Basel. Da ward ich Oporins, der dazumal Schulmeister auf Burg war, Provisor, mit:40 Pfund Besoldung. Zu derselben Zeit kam ein berühmter Arzt her, hieß Johannes Epiphanius, früher des Herzogen von Baternicht des Bischofs von Basel Leibarzt ju Pruntrut. Der nahm mich zu einem Diener an und zog ich mit ihm nach Bruntrut, denn ich hatte einen besondern Luft zur Medizin. Er starb aber bald an der Pest, stan

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Nicht lange darnach zogen die Züricher und die V Ort wieder an einander, da es dann auch übel erging; dann es kam da mancher redlicher Ehrenmann um ; unter andern auch der 3 wingli. Wie Mykonius hört, daß Swingli

umgekommen wollt er nicht mehr zu Zürich bleiben, dann Zwingli und Mykonius sind viel Fahr gut Freund gewefen. Ich ging gen Basel, studirte im Collegium. In der Zeit redte ich mit dem Hrn. Burgermeißer und den Des putaten wegen Mykonius. Die schickten mich gen Zürich; bracht den Mykonius mit mir. Er ward als Prädikant angenommen gen St. Alban in Basel, und bald darauf an Dekolampads Stelle oberster Pfarrer. Demnach überkam ich im Pädagogium den griechischen Unterricht und war vier Fahr lang Herwagens Korrektor; da ich aber sah, wie Herwag und andere Druckerherren ein gute Sach hatten, mit wenig Arbeit groß Gut gewannen, dacht ich: möcht ich auch ein Druckerherr werden? So gedacht auch Oporinus. Es war auch gar ein guter Seßer da, Balthasar Nuch, hat ein hoch Gemüth, wäre auch ́gern vornebm gewesen. Das Geld gab Ruprecht Winter, Opsrins Schwager. Da kauften wir dem Herrn Andreas Kratander sein Werkzeug um 800 Gulden ab. Ich ward Burger und zünftig bei dem Bären. Wir nahmen gleich Geld auf, der Ruprecht aber versehte heut eins, morgen das ander. Wenn wir gen Frankfurt fuhren, mußten wir den Weibern viel kramen; brachten oft ein ganz Faß voll gekramet Ding, aber wenig Geld. Wie mir nun das nicht gefiel und wir einmal aneinander kamen zu schlagen und zu raufen, trennten wir uns, und ich druckte Verdingwerk. Das brachte mir mehr Nußen, also daß ich viel gewann, nach und nach meine Schulden ziemlich abzahlen und drei Häuser kaufen konnte. Als aber viel Unruh und Kriegsdräuung, demnach auch Krieg sich schier in alIen Landen erhoben, wurden die Druckerberren unwillig viel zu drucken und Verdingwerk zu geben. Sa batten die Herren Deputaten oft mit mir geredet, ich sollt Schulmeister werden; denn die Schul auf Burg war schier, gar in Abgang kommen. Ich sagte endlich zu, im. Jahr 1541. Wie ich nun anfing Schul halten, mußte ich der Universität

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meine Klassen Ordnung und was ich zu allen Stunden lese, in Geschrift überantworten. Das wollt ihnen nicht gefallen, vermeinten, ich lese höhere Autoren denn sie im Pädagogium, und füraus wollten sie nicht leiden, daß ich Dialektik las; haben mich oft verklagt, daß die Herren anfing wundern, was doch die Dialektik wär, darum man so lang zankete. Da ich das dem Herrn Burgermeister anzeigte was Dialektik wäre, verwundert er sich, warum man mir das wollt abwehren. Der Zank hat bei sechs Jahren gewährt. Es war ihnen darum zu thun, daß sie den Gewalt über die Schul überkämen. Nachdem ich jest 37 Fahr und 3 Fronfasten Schulmeister ges wesen war und mir am Gehör, Gesicht und anderem abging, ward ich auf der Universität Fürbitt zur Nuhe geseht und mir mein Lebenlang alle Fahr achtzig Gulden zugesagt, im Jahr 1578.

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Thomas Platter starb im Fahr 1582 den 26. Jenner, nachdem er bei neun Wochen zu Bett gelegen, von eines Falles wegen, den er gethan, auch sonst von wegen. Schwachheit durch sein hoch Alter, bei gutem Verstand.

II.

Josua Malers Wandelfahrt im Jahr 1551.

Dieser Sosua Maler leitete sein Geschlecht aus der Stadt Villingen im Schwarzwalde her, wo sein Vater in großem Ansehen stand. Bei was für einer Gelegenheit sein Vater Bürger zu Zürich geworden, wird er uns, selbst erzählen. Da ihn sein Eifer für die reformirte Neligion, den er mit seinem Muth in der Schlacht bei Kappel besiegelt, von der Rückkehr in seine Vaterstadt aus

schloß und ihm das Bürgerrecht zu Zürich erwarb,*) wide mete er alle seine Sorgfalt seinem Sohne. Derselbe that fich frühe durch Fähigkeiten und Kenntnisse hervor. Nach der damaligen Sitte, als er seine Studien zu Zürich vollendet hatte, ging er auf die Wandelfahrt, wie man es nannte. Erst blieb er zu Lausanne einige Beit auf der Universität, dann ging er nach Genf, über Lyon und Orleans auf Paris und reiste nachher auch in England. Er besuchte die Universitäten zu Oxford und Cambridge, und kehrte im gleichen Fahr, den Wanderflab in der Hand, durch Deutschland wieder in sein Vaterland zurück. Wenn Simplizität, hier und da eine naive Erzählung und ein Blick in die ungemeine Verschiedenheit zwischen der damaligen und jeßigen Gestalt dieser Länder, den Leser interessiren kann, so wird er diese Wandelfahrt nicht unzufrieden mit dem Wanderer, wegLegen. Seine Wandelfahrt trat er an im Jahr 1551, in dem er sie auch beschloß, und mit Zeugnissen zurückkehrte, daß er diese seine Wanderzeit wohl angewandt, kam er schon im folgenden Jahre in seinem Vaterlande auf die weitläufige Pfarre Elgg, von welcher er nachher auf die Pfarre Bischofzell und von dieser auf die Pfarre Winterthur berufen ward, da in allen diesen Stellen sich als einen sehr verständigen, gelehrten und thätigen Mann bewies. Er starb im Jahr 1598, den 5. Funi, auf der Pfarre Glattfelden, die er nur neun Monate bekleidet hatte, in einem Alter von 68 Fahren. Doch wir wollen ihn selbst reden lassen, und bemerken nur, daß er ebenfalls einen fludirenden Mitbürger, Namens Rudolf Hüslin, zum Reisegefährten hatte."-

,,Als wir uns nach obbeschriebenem Befehl im Namen. Gottes uff unsre Wandelfahrt begeben, haben uns viel

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*) Denn (so lautet die Urkunde) daß er unerfordert üß eigenem freien Willen und über sein eignen Kosten in beide Kappelerkrieg

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ehrliche Studenten, unfre lieben Mitbrüder und Gefellen von Zürich, Bern, Schafhausen, auf den 25ften Febr. das Geleit geben in das schön und nächst am Lausannerfee gelegene Stättle Morsee, daselbst wir über Nacht blieben und wo wir morndrigs ihnen allen, allsonderlich aber unsern lieben Mitburgern von Zürich, abdanket und gnadet, find wir bis gen Noll vorrückt; daselbst wir von wegen des starken Windes und neulichen Schneiens mußten zu Nacht verblyben. Kamen aber des morndrigen Tags bei guter Zyt in die uralte, vilberühmpte, chriftliche Stadt Genf. In diesem Durchzug haben wir den hochberühmten D. Robertum Stephanum, so etwan zu Paris regius Typographus gfyn, gesehen. Auf der Genferstraß ist uns zu Roß entgegen kommen der hochgelehrt Herr Joannes Calvinus, selber Zeit Pfarrer zu Genf, dem übergaben wir Hr. Bullingers samt andern von Zürich beigethanen Briefen; er empfing uns und die Brief fast (sehr) freundlich. Und weil er von uns vernahm, was unser Vornehmen war, hat er uns mit vorgehender träfer Ermahnung und treuem Nath dem Gleit und Schirm Gottes empfohlen. Von da zogen wir durch Cologne, bei der Elus gelegen, gen Chatillung, an die Gränzen des Landes, so damals den Herren von Bern gehörig, morndrigs über den Berg S. Germain genennt, kamen wir in das Gufenstättli Nantua genannt, darum daß man gemeiniglich Gufen, Nestel und derglychen unachtbar Kramwerk darin machet. Morndriges Tags kamen wir durch den unluftigen Wald la Parme, so fast nüt denn Buchsstöck hat, der wegen der Unsicherheit halber verschräit ist, (wie dann solches hin und wieder im Wald die Pfäl, aufgerichteten Näder, Hochgericht und was derglei

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gezogen, sich auch in der Schlacht wohl und ehrlich gehalten, ist Balthasar Gedeschen, genannt Maler von Villingen von dem Schwarzwald, zu Bürger angenommen worden.“

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