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Grossbritannien,

observed that the Porte had very great difficulties to contend with as long Nr. 6969. as Russia occupied Turkish territory which she was bound to evacuate, and maintained her present attitude. || I have, &c.

4. Nov. 1878.

A. H. Layard.

OESTERREICH-UNGARN.

Nr. 6970.

Adresse des österreichischen Abgeord

netenhauses an den Kaiser*).

Eure kaiserliche und königliche Apostolische Majestät!

Nr. 6970.

Oesterreich

5. Nov. 1878.

Zur Wiederaufnahme seiner Thätigkeit einberufen, erachtet es das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes für seine erste und heiligste Ungarn. Pflicht gegen Eure Majestät und gegen die Bevölkerung, unter den gegenwärtigen ausserordentlichen inneren und äusseren Verhältnissen der Monarchie von der seit einer Reihe von Jahren nicht zur Ausübung gelangten verfassungsmässigen Berechtigung Gebrauch machend, seinen Ansichten in einer allerunterthänigsten Adresse Ausdruck zu geben. | Hart bedrängt durch die seit Jahren den Wohlstand untergrabende wirthschaftliche Krise und in erneuerten Kämpfen gegen ein alljährlich wiederkehrendes Deficit, bedurfte Oesterreich vor Allem der Sammlung und Ruhe. | Die schwer belasteten Völker Oesterreichs konnten wohl erwarten, dass nunmehr eine friedliche Entwickelung der staatlichen Zustände, ein aufrichtiges Einvernehmen zwischen der Regierung und dem Reichsrathe, vor Allem aber das beiderseitige energische Bestreben nach Wiederherstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte durch Anbahnung ausgiebiger Reductionen und Ersparungen es ermöglichen würden, die Lasten fernerhin zu ertragen, welche der Kostenaufwand für die gemeinsamen Angelegenheiten der Bevölkerung auferlegt. || Um diese für das Gedeihen der Monarchie hochwichtigen, ja geradezu entscheidenden Voraussetzungen zu verwirklichen, genügt nicht die formelle Beobachtung der verfassungsmässigen Bestimmungen, wenn dieselbe mit einem Vorgehen der Regierung verbunden ist, welches geeignet erscheint, die in den Vertretungskörpern zum Ausdrucke gelangenden Wünsche der Bevölkerung zu paralysiren und dadurch zur Untergrabung des parlamentarischen Systems zu führen. || Der Patriotismus der Österreichischen Völker, deren unwandelbare Ergebenheit für die a. h. Person Eurer Majestät, deren oftbewährte Opferwilligkeit für die Sicherheit und Wohlfahrt der Monarchie geben jeder verfassungstreuen Regierung die volle Gewähr, dass eine offene und rückhaltlose Darlegung innerer oder äusserer Staatsnothwendigkeit in den Vertretungskörpern stets auf einmüthiges Entgegen

*) Die Adresse wurde vom Abgeordnetenhause mit 160 gegen 70 Stimmen beschlossen. A. d. Red.

Oesterreich

Nr. 6970. kommen rechnen darf. || Das Abgeordnetenhaus muss den Mangel solcher OffenUngarn. heit und Rückhaltlosigkeit bei dem Vorgehen beklagen, welches von der 5. Nov. 1878. Regierung bezüglich der orientalischen Angelegenheiten den Vertretungskörpern gegenüber eingehalten wurde. Seit dem Beginne der orientalischen Verwicklungen tauchten im Abgeordnetenhause wiederholt Befürchtungen auf, und wurden Anfragen an die Regierung gestellt über die Richtung und das Ziel ihrer auswärtigen Politik. Die Regierung versicherte in Beantwortung dieser Anfragen zu wiederholten Malen, dass die Politik der Monarchie vor Allem auf Erhaltung des Friedens gerichtet und dass hiedurch ein Streben nach Erwerbung fremden Gebietes von selbst ausgeschlossen werde. Und noch am 14. Mai 1878 äusserte sich dieselbe in einer Weise, welche auf den Fortbestand dieser Richtung schliessen lassen musste. | Ebenso stellte die gemeinsame Regierung in den Delegationen jede Absicht einer Occupation oder Annexion in Abrede; sie verlangte und erwirkte nur für den Fall unvorhergesehener Ereignisse und unabweislicher Nothwendigkeit die Bewilligung eines Credits von 60 Millionen Gulden. || Kaum waren aber diese Zusicherungen verklungen und die Vertretungskörper vertagt, so liess sich die Regierung durch den Berliner Friedensvertrag das Mandat zur Besetzung Bosniens und der Herzegowina ertheilen. Sofort wurde an die Ausführung der Occupation geschritten und die theilweise Mobilisirung des Heeres sowie die Ueberschreitung der Reichsgrenzen angeordnet, ohne dass mit Rücksicht auf die Bestimmungen der Verfassung und des Wehrgesetzes für diese ausnahmsweise Verwendung der Wehrkraft die Zustimmung der Vertretungskörper eingeholt worden wäre. || Die als friedlicher Einzug angekündigte Besetzung führte thatsächlich zu einem Kriege, dessen Folgen kaum abzusehen sind. | Unersetzliche Opfer an Blut und Geld wurden der Bevölkerung auferlegt; mit gewohnter Pflichttreue, mit bewunderungswerther Ausdauer und Tapferkeit löste die Armee siegreich ihre dornenvolle Aufgabe; doch Tausende sanken dahin, todt, verwundet, erkrankt, und namenloses Elend trifft zahlreiche Familien. || Und alles dies geschah, bevor die Vertretungskörper den Berliner Friedensvertrag der verfassungsmässigen Behandlung unterziehen konnten; ja, es geschah, ohne dass Oesterreichs Bevölkerung von der Regierung darüber aufgeklärt worden wäre, welche unvorhergesehenen Ereignisse die Occupation zur unabweislichen Nothwendigkeit machten, und ob mit dieser Occupation nicht doch die Erwerbung fremder Gebiete eingeleitet werden soll. || Das Abgeordnetenhaus hält sich verpflichtet, heute schon hervorzuheben, welche neuen Wirren in staatsrechtlicher und welche überaus ernsten Gefahren in finanzieller Beziehung aus einer derartigen Action nothwendig hervorgehen müssten, und dass dieselbe auch nach aussen zu bedrohlichen Verwicklungen Anlass geben könne.

Eure kaiserliche und königliche Apostolische Majestät!

Das Abgeordnetenhaus ist der Ueberzeugung, dass die Völker Oesterreichs für ihr geliebtes Vaterland, für ihr angestammtes Herrscherhaus bereit sind

Oesterreich

Gut und Blut hinzugeben, und dass die wehrpflichtige Bevölkerung zu allen Nr. 6970. Zeiten unbedingt und unverzüglich dem Rufe ihres erhabenen Kaisers und Ungarn. Herrn mit todesmuthiger Aufopferung folgen wird. Allein, selbst in nicht-5. Nov. 1878. constitutionellen Staaten wird dem Volke eine klare und offene Darlegung der Ziele, für welche die Wehr- und Steuerpflicht zu auswärtigen Kriegsunternehmungen angerufen wird, nicht versagt. Das Abgeordnetenhaus erwartet deshalb bei Wiederaufnahme seiner verfassungsmässigen Thätigkeit von der Regierung Eurer Majestät, dass sie eine offene und bestimmte Erklärung über die Absichten und Ziele der auswärtigen Politik und über jene unvorhergesehenen Ereignisse abgebe, welche die kriegerische Occupation Bosniens und der Herzegowina als unabweislich nothwendig erscheinen machten, und dasselbe erwartet vor Allem, dass keine weiteren Schritte auf der eingeschlagenen Bahn unternommen werden, bevor der Berliner Friedensvertrag der verfassungsmässigen Behandlung des Reichsrathes unterzogen sein wird. || Angesichts der hochernsten Lage, in welcher sich das Reich befindet, glaubt jedoch das Abgeordnetenhaus keinen Augenblick zögern zu dürfen, in unwandelbarer Treue und in unbegrenztem Vertrauen auf die hohe Weisheit und das landesväterliche Herz Eurer Majestät, des Spenders der Verfassung und ihres höchsten Beschützers, ehrfurchtsvoll die Bitte auszusprechen: | Geruhen Eure Majestät allergnädigst von der tiefen Beunruhigung Kenntniss zu nehmen, welche die Völker Oesterreichs ergriff, als die Geschicke des Reiches in völlig neue gefahrvolle Bahnen gelenkt wurden, ohne dass die Stimme der verfassungsmässig berufenen Vertreter gehört worden wäre. | Gott schütze Oesterreich, Gott erhalte und segne Eure Majestät!

GROSSBRITANNIEN.

Nr. 6971.

Min. d. Ausw. an den kgl. Botschafter in St.Petersburg. - Die russischen Behauptungen bestätigen sich nicht.

Foreign Office, November 6, 1878.

Gross

My Lord, Your Excellency has had communicated to you a copy of Nr. 6971. the telegraphic despatch from M. de Giers dated the 26th September/8th October, britannien. describing the condition of the Turkish territory in Europe recently evacuated 6. Nov. 1878. by the Russian forces, and the massacres and ill-treatment to which the Christian populations have been subjected by the Mussulmans. || Since the receipt of that document inquiries have been made on the spot by three English officers attached to the International Commission for the delimitation of the Bulgarian frontiers, in whose impartiality Her Majesty's Government place every confidence. These officers, who have visited the country, in which the massacres and outrages are alleged to have been committed, state, that it is

Gross

Nr. 6971. perfectly tranquil; that the Turkish authorities have taken all the measures britannien. in their power to protect the lives and property of the Christian population; 6. Nov. 1878. and that though a few isolated acts of assassination, prompted apparently by revenge, have been reported, nothing in the nature of massacre has, so far as they can ascertain, taken place. || Similar evidence has reached Her Majesty's Government through their Consular Officers from different points of the Turkish territory which has been evacuated. || It would appear, then, from such information as Her Majesty's Government, who are animated by a sincere desire to ascertain the real facts of the case, have been able to obtain, that there is no confirmation of the statements which have reached M. de Giers, that grave disasters had taken place in the localities from which the Russian troops had retired, and that Christians had been massacred at Silivria. | Neither, so far as they have been able to learn, is the further statement supported which alleges, that the Christian populations, on seeing authority restored to those who had committed so many atrocities upon them before the arrival of the Russian troops, had fled in despair, and had joined en masse the retreating Russian troops. || So far as Her Majesty's Government is aware, no "atrocities" had ever been committed by the Mussulmans upon the Christians in the districts in question, although the Christian may have complained of bad government. They are further informed, on evidence derived from many quarters, that only a portion of the Bulgarian population has accompanied the Russian forces in their retrograde movement. || Moreover, they understand, that the Porte has taken measures to reassure and protect the Christians, which appear to have been attended by good results, and that no time was lost by it, on the representations of the Russian Government, in sending a High Commissioner to concert further steps with the Russian authorities for this object. I request, that your Excellency will have the goodness to communicate a copy of this despatch to M. de Giers. || I am, &c.

Nr. 6972.

Salisbury.

Nr. 6972.
Türkei.

6. Nov. 1878.

TÜRKEI.

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Min. d. Ausw. an den kais. Geschäftsträger in London (Musurus Bey). Vertagung der Parlamentsberufung.

Constantinople, le 6 Novembre, 1878.

M. le Chargé d'Affaires, - La Constitution Ottomane, octroyée par Sa Majesté Impériale le Sultan, n'a point cessé d'être la loi fondamentale de l'Etat. et d'être en vigueur dans l'Empire Ottoman. Si toutes les dispositions qu'elle renferme n'ont pas reçu jusqu'à présent leur application normale et leur entier développement, c'est que les embarras du Gouvernement Impérial ne lui ont

Türkei.

pas permis d'y consacrer tous ses soins et l'ont forcément détourné des travaux Nr. 6972. d'administration intérieure; mais la Constitution n'en est pas moins obligatoire 6. Nov. 1878. pour tous, fonctionnaires et administrés, conformément à la volonté invariable de Sa Majesté Impériale le Sultan. Les circonstances exceptionnelles qui viennent d'être rappelées mettent obstacle aujourd'hui encore à la convocation de la Chambre des Députés et du Sénat. Le règlement des questions politiques et l'aplanissement des difficultés présentes doivent faire l'objet exclusif des préoccupations du Gouvernement Impérial et absorber tout son temps et toute son attention. Il lui serait dès lors impossible de concilier des devoirs aussi impérieux et aussi pressants avec les soins que nécessiteraient les travaux de la Session Parlementaire. || C'est en raison de ces circonstances de force majeure que notre auguste Maître, au nom des intérêts les plus graves et les plus sacrés du pays, a résolu d'ajourner à l'année prochaine la convocation des deux Chambres. || En portant cette résolution à votre connaissance, je dois ajouter que Sa Majesté Impériale le Sultan, dans sa sollicitude ardente pour le bien-être et la prospérité de ses peuples, hâte de tous ses voeux et de tous ses efforts le rétablissement d'un ordre de choses qui permette de faire l'application complète et régulière de toutes les dispositions de la Constitution et d'en développer tous les principes. || Recevez, &c.

Safvet.

Nr. 6973.

GROSSBRITANNIEN.

Konsulatsverweser in Bosna-Seraï (Mr. Freeman) an den kgl. Min. d. Ausw. Stimmung in Bosnien und der

(Extract.)

Herzegowina.

Bosna-Seraï, November 8, 1878.

I have the honour to inform your Lordship, that an address to the Emperor of Austria has been prepared by the Mussulmans of this town, and is to be presented to-day to General Philippovich. The address begins by representing the miserable condition, to which the country and people were reduced under Ottoman rule, and expressing gratitude to Austria for coming to their deliverance. It then makes professions of loyalty to His Majesty, and expresses the aversion of the Mussulman population to being ever again brought under the authority of the Porte, their desire to become Austrian subjects and their readiness even to fight, if necessary, on the side of Austria for the defence of Bosnia. The Orthodox Christians, I am told, are not much pleased at this step taken by the Mussulmans, and endeavoured to dissuade them from signing the address. Two or three days ago a deputation of Christians and Mussulmans left Mostar for Vienna to manifest the loyalty of the people of he Herzegovina towards the Emperor of Austria, and also to express their

t

Nr. 6973. britannien.

Gross

8. Nov. 1878.

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