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Wagen käme und wer ihn hergestellt habe vor die Haus

thüre1.)

Du thuft auf Deine Hand und sättigeft alles Lebendige mit Segen.

Ps. 144, 16.

25. Der Ofen im Herzen.

eil Gott im Himmelreiche den seligen P. Hofbauer so innig lieb gehabt und für ihn so väterlich gesorgt hat, darum hat auch P. Hofbauer Gott wieder geliebt aus tiefstem Herzensgrunde, und ist seine Seele in der Liebe zu Gott geschwommen, wie das Fischlein im Wasser schwimmt. Es hat ihn auch hier wieder hingezogen zum Tabernakel, wo sein lieber Heiland wohnte, und jeden freien Augenblick hat er in der Kirche zugebracht. Und auch seine Mitbrüder hat er um sich gesammelt in der Kirche; da haben sie einen schönen Kranz gebildet um ihren lieben Heiland, wie weiland die Apostel im Speisesaale zu Jerusalem, und haben die Psalmen gesungen gar wunderschön, und Lieder angestimmt der lieben Mutter Gottes zu Ehre, dass die Leute kamen, um zuzuhören; denen aber ist gewesen, als hören sie die lieben Engelein singen in der Kirche drinnen; denn die Herzen der Sänger waren gar harmonisch gestimmt in lauterer Unschuld und heiliger Liebe, darum hat auch ihr Singen so harmonisch geklungen wie Engelsang. Auch P. Hofbauer hat seine Freude gehabt, als er das Lob seines lieben Heilandes aus dem Munde seiner Mitbürger hörte. Und die Liebe hat ihm keine Ruhe gelassen; darum hat er immer gebetet: zu Hause und in der Kirche und auch auf der Straße draußen; und darum hat er auch die Bücher unter die guten Leute verschenkt, in denen der heilige Alphonsus so schön über die Liebe zu Gott und Maria geschrieben, und hat den englischen Rosenkranz eingeführt in Weinried, den die Leute alldort heute noch beten Gvtt zu Lob und Ehre und Mariä zu Preis.

In seinem heiligen Herzen aber hat die Liebe zu Gott wie ein helles Feuer gebrannt, dass er auch im kalten Winter keinen Frost zu spüren schien. Da war er einmal draußen hinter dem Hause und hatte das Brevier in der

1) Haringer S. 90.

Hand und gieng auf und ab und betete in Gottes freier Natur. Es war ein kalter Wintertag, Die Sonne schien zwar nieder auf die Erde, aber ihr Licht war kalt, als leide sie an Altersschwäche und könne die Erde nimmer wärmen, und es glißerte der Schnee in der Sonne, als sei er aus Millionen winziger Diamanten zusammengesezt, in denen der Sonnenstrahl spielte, und das Eis knisterte unter den Füßen. Die Leute aber, die des Weges kamen, giengen schnell und eilig, damit ihnen das Blut nicht gefriere in den Adern. Doch einer sah den guten P. Hof

bauer, wie der gar langsam auf- und abgieng und betete. Und weil er ein gemüthlicher Schwabe war, so konnte er sich nicht enthalten und redete ihn an: >>Geistlicher Herr, ist's Ihnen denn nicht zu kalt zum Beten ?» Da blickte P. Hofbauer bedächtig auf und lächelte dem guten Schwaben zu und meinte: »Die Liebe macht warm. » 1) Dieser aber gieng weiter und dachte nach über das Wort des Heiligen; denn es war gar tiefsinnig.

Wenn der Mensch keine Liebe zu Gott hat in der Seele drinnen, so ist sein

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Herz kalt und es friert ihn sein Leben lang und er kann sich nicht warm machen mit allen Weltfreuden und Vergnügungen. Und wenn auch das Erdenglück und Geld und Gut und und Achtung vor der Welt und was man sich sonst noch wünschen kann, zu einem glücklichen Leben, auf seinen Lebensweg niederscheint wie die liebe Sonne, so wird dem Menschen ohne Gottesliebe doch nicht warm und wohl und es ist in all seinem Glück, als ob die Sonne niederblickte auf ein Eisfeld im Winter, das nur das Auge blendet, aber keine Wärme gibt. Denn es ist die Liebe Gottes

1) Haringer: S. 90.

ein lustiges Feuer; und wenn das im Herzen brennt, da regt sich drinnen die Lust und Freude, und man spürt es kaum, wenn es draußen im Leben wettert und stürmt, und die Welt um einen so bitter kalt ist und man keine Liebe findet auf Erden und das Leben selber aussieht wie ein rauher, eisiger Decembertag. Und es ist einem gottliebenden Menschen bei alledem so wohl ums Herz, wie dem Mütterchen am warmen Ofen; denn die Liebe zu Gott macht warm.

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In der heiligen Schrift drinnen steht ein gar schönes Wort und das hat der heilige Apostel Johannes hineingeschrieben. Es heißt aber dieses Wort auf deutsch: Wir haben ein Gebot von Gott, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe. Und weil der gute, selige P. Hofbauer seinen Gott so innig geliebt hat, dass ihm nichts lieber gewesen ist im Himmel und auf Erden, als der liebe Gott, darum hat er auch die Menschen geliebt, gute und böse, und hat ihnen die Liebe gezeigt, wie er konnte.

Die Redemptoristen in Babenhausen haben damals einen Koch gehabt, der es in seiner Kunst gerade nicht zur Meisterschaft gebracht hat; denn er wusste nie recht, ob er viel Salz nehmen solle oder wenig, und wie lange die Speisen am Feuer zu stehen hätten, bis sie zu genießen wären. Und wie die Fastenzeit kam im Jahre 1806, wo er seinen Mitbrüdern Fastenspeisen kochen sollte 40 Tage lang: sah es gar traurig aus mit seiner Kocherei; denn was er auf den Tisch stellte, war nicht zu essen. Da hat sich P. Hofbauer seiner Mitbrüder erbarmt und ist selber in die Küche gegangen alle Tage und hat den Teig geknetet mit eigener Hand und Milch und Wasser dazugegossen und Speisen gekocht für seine Brüder, wenn er auch eine gar hohe Würde bekleidet hat und Generalvicar gewesen ist in der Congregation; denn er ist wie sein lieber Heiland nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen. Und was er seinen Mitbrüdern auf den Tisch gestellt, das hat ihnen geschmeckt und sie haben gegessen, dass es eine Freude war. P. Hofbauer aber hat

sich zu ihnen gesezt und zugesehen und das Mahl noch mit erbaulichen Reden gewürzt oder auch schöne Sachen vorgeLesen aus einem frommen Buche und hat sich gefreut über den Appetit seiner Brüder. Er selber aber hat nichts gegessen den ganzen Tag bis zum späten Abende, um seinen lieben. Heiland nachzuahmen nach seinen schwachen Kräften, der gar nichts gegessen hat, 40 Tage lang.) So hat er in einem Werke die Demuth geübt und die Liebe und die heilige Abtödtung; denn die Heiligen wuchern mit den guten Werken, weil sie wissen, dass der liebe Gott sie freigebig belohnt im Himmelreiche.

Doch nicht bloß für den Leib seiner Mitbrüder hat P. Hofbauer gekocht, sondern auch für ihre Seelen, denen er gar wundersam schmackhafte Speisen vorgesezt hat. Es lebt aber die Menschenseele nicht von Brot oder Fleisch, wie der Menschenleib, sondern von heilsamen Lehren aller Art. Solche Speisen hat der gute P. Hofbauer an seine Mitbrüder ausgetheilt 'alle Tage im Jahre, nicht nur in der Fastenzeit, und die sind noch weit nahrhafter gewesen, als die Speisen, die er auf den Tisch gestellt hat; denn er hat nicht allen das Gleiche gegeben, sondern wie es jeder bedurfte. Den Kindern im geistlichen Leben hat er Milch gereicht; denn er ist gar lieb und freundlich mit ihnen gewesen und hat besonders die jungen Studenten, die sich in Babenhausen auf den Priesterstand vorbereiteten, wundersam zart behandelt. Gerne ist er zu ihnen in die Schule gegangen und hat sie selber ausgefragt, was sie könnten, und hat sich gefreut, wenn fie gute Antworten gaben, und hat sie auch gelobt über ihren Fleiß; und um sie aufzumuntern zur Ausdauer, hat er ihnen erzählt von seinen jungen Jahren, wie schwer ihm das Studieren geworden ist in Bruck und in Wien, und wie sie Gott danken sollen, dass sie gute Lehrer hätten und keine Sorgen um das tägliche Brot, wie er sie gehabt habe. Dann hat er Prämien unter sie ausgetheilt, je nachdem sie es verdient haben. Und wenn sie ihm besondere Freude machten, hat er ihnen erlaubt, dass sie ihn begleiten dürfen auf seinem Heimweg nach Weinried.)

Wenn aber ein Ordensmann schon weiter fortgeschritten war in der Vollkommenheit, hat ihm P. Hofbauer nimmer

1) Summ. p. 69.

2) Summ. p. 69.

Milch gegeben, wie den Kindern, sondern stärkendes Brot und hat ihn strenge gehandelt und abgetödtet, weil das dem Menschen gut ist, wie die frische Luft im Gebirge.

Ein gar heiliger Ordensmann ist P. Passerat gewesen, der zu dieser Zeit als Rector des Klosters zu Babenhausen gewohnt hat. Der ist einmal zum gemeinsamen Mittagessen zu spät gekommen. Wie er eintrat in das Speisezimmer, da hat ihn P. Hofbauer ernst angeblickt und ihm befohlen, er solle niederknien mitten im Speisesaale vor allen seinen Untergebenen. P. Passerat ist demüthig niedergekniet und hat kein Wort erwidert. P. Hofbauer aber hat ihn streng zurechtgewiesen, ihm Nachlässigkeit vorgeworfen und gesagt, dass er ein schlechter Oberer wäre, der seine Pflicht nicht thue und ein schlechtes Beispiel gebe, und immer da sei, wo er nicht sein solle, und dort fehle, wo er sein solle. Und dann befahl er ihm, in die Ecke zu gehen, und dort sich auf den Böden zu sehen während des ganzen Mittagessens. Da ist P. Passerat ruhig aufgestanden und hat sich im Winkel auf den Boden gesezt und schaute so fröhlich und heiter drein, als säße er auf einem Throne oder auf dem Ehrenplatz bei einer Tafel. P. Hofbauer aber hat ihm freundlich nachgeblickt und sich im Stillen gefreut über die Demuth dieses Mannes und hat ihn noch lieber gehabt als früher; denn es hat auch der liebe Heiland den guten Petrus sogar einen Widersacher genannt, und hatte ihn doch so lieb, dass er ihn zum ersten Apostel gemacht hat und zum ersten Papst.

Es soll aber jeder Mensch ein Koch werden für die Seelen seiner Mitmenschen und sie nähren mit heilsamen Worten, wenn es noth thut; denn es ist auch der Teufel ein gar geschickter Koch, und seht dem Menschen verlockende Speisen vor, die wundersam süß sind, und sind doch nur Sünde und verderbliches Gift, und wenn der Mensch ißt davon, muss er jämmerlich sterben an der Seele, wie Adam und Eva, die von der Teufelsspeise gegessen haben im Paradiese. Darum soll der Mensch vom Teufel lernen, gute Speise kochen und sie dem Mitmenschen vorseßen in guter Lehre und heilsamem Rathe und nüßlicher Mahnung, besonders wenn es Vater ist oder Mutter oder sonst ein Vorgesezter; denn es gehen gar viele tausend Seelen auf ewig zugrunde, weil sie keine gesunde Kost bekommen von.

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