Page images
PDF
EPUB

ihren Eltern oder gar Teufelskost essen müssen mit Augen und Ohren, und das ist böses Beispiel und sündhafte Rede.

Und es trat der Versucher zu ihm und sprach: Bist Du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.

Er (Jesus) aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Nicht vom Brote allein lebt der Mensch, sondern auch von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes fommt. Matth. 8, 3-4.

27. Ein Verweis auf der Kanzel.

s hat aber P. Hofbauer seine guten Lehren und Mahnungen zu Babenhausen nicht bloß auf seine Brüder beschränkt, sondern hat sie auch ausgetheilt unter das gute Schwabenvolk in Weinried und weiter Umgebung wie goldene Münzen, die man nicht abweßen kann.

Auch hat P. Hofbauer in Babenhausen aus Liebe zu den armen, kranken Schwaben ein Spital eingerichtet von seinem wenigen Gelde und eine kleine Capelle dazu, und hat die Kranken verpflegt an Leib und Seele und hat ihnen trostreiche Worte gespendet und gesunde Arzneien. Auch sonst ist er zu den Kranken gegangen ringsum und hat sie getröstet und aufgerichtet, und selbst wenn der Weg schmutzig und das Wetter stürmisch und es gar weit war zum Kranken und man ihm sagte, er möge zuhause bleiben und einen anderen schicken, so ist er doch selber gegangen und hat gemeint: Umso besser für den Kranken, da kann ich mehr Rosenkränze beten.« Auf dem Wege hat er jeden Schritt und Tritt dem lieben Gott aufgeopfert für den Kranken und hat den Gang geheiligt mit Rosenkranzbeten für den leidenden Nebenmenschen. Darum sind auch seine Worte so tief eingedrungen in das Herz des Kranken und haben eine gar wundersam tröstende Kraft gehabt, als kämen sie aus Jesu Munde selber, weil ihm die liebe Mutter Gottes die rechten Worte auf die Zunge legte, zum Danke dafür, dass er auf dem Wege seine Zunge gebraucht hat zu ihrem Lobe.

Mehr aber noch als um die Kranken hat er sich um die Gesunden angenommen, denn es sind die gesunden Menschen oft viel kränker an der Seele und elender als die Kranken am Leibe. Darum hat P. Hofbauer die meiste Zeit

seines Lebens im Beichtstuhle zugebracht, wie ein eifriger Arzt sie zubringt im Ördinationszimmer, und ist auch in Weinried oft ganze Tage im Beichtstuhle gesessen und hat da Seelen geheilt von tödtlicher Krankheit und gute Recepte verschrieben, die immer geholfen haben. Und wenn er nicht im Beichtstuhle selber war, so ist er daneben gekniet in einem Kirchenstuhle und hat sein Brevier gebetet, und es gemacht wie ein Vöglein, das sich nicht fortzufliegen traut vom Neste, damit kein Kindlein zugrunde gehe. So oft er jemanden eintreten sah in die Kirche, ist er aufgestanden und auf ihn zugegangen und hat ihn gar liebevoll gefragt: »Willst Du beichten? Und mancher, der schon lange bei keiner Beichte mehr gewesen und auch jezt nicht gekommen war, um zu beichten, sondern nur aus Neugierde, um zu sehen, ob die Kirche schön sei oder hässlich, oder um zu beten vor dem Tabernakel, ist stußig geworden über diese Frage, und es ist ihm vorgekommen, als hätte ihn Jesus selber gefragt: »>Willst Du gesund werden?« Und er hat der Einladung nicht widerstehen können, sondern ist zur Beicht gegangen entweder am selben Tage oder am nächsten.')

Am meisten hat P. Hofbauer auf der Kanzel gewirkt und es hat der Herr Pfarrer von Weinried selber gesagt: »Gebet mir vier Männer für die Kanzel wie P. Hofbauer, und vier für den Beichtstuhl wie P. Passerat, so will ich ganze Königreiche bekehren. Die Leute sind in dichten Schaaren zur Kirche geströmt, in welcher P. Hofbauer geprediget hat, wie die Bienen zum Baum, auf dem ihre Königin sizt. Und alle haben sie ausgeharrt bis zum Amen und darnach gute Vorsäge mit nachhause genommen, wie ein Sträußlein Vergissmeinnicht. Viele aber haben eine gute Generalbeicht abgelegt über ihr ganzes Leben; denn es hat sie gegruselt im Herzen drinnen bei der Predigt des Seligen, wenn sie an alle ihre Beichten gedacht haben, die so viel wert gewesen sind, wie eine löcherige Haselnuss, und an das Gericht, die Hölle. Und das sind die rechten Predigthörer gewesen; denn darum hat Christus das Predigen eingeführt in die Welt, damit die Welt sich bekehre und besser werde.

Es hat aber auch P. Hofbauer in Weinried gar eigenthümlich gepredigt und hat gesprochen, wie der heilige Geist 1) Haringer: S. 89.

[merged small][ocr errors][ocr errors]

es ihm eingab. Oft hat er schon innegehalten beim Vorlesen des Evangeliums und eine dunkle Stelle erklärt. Oft hat er mitten unter der Predigt Fragen gestellt an die Zuhörer wie in Warschau an die Studenten, und denen, die gut geantwortet haben, eine heilige Messe versprochen. Gar oft hat er auch gemahnt, für die verstockten Sünder zu beten; denn er hat auf das Beten mehr gehalten, als auf die schönsten Predigten.

Einmal ist es gewesen, da hat er ernst und eindringlich gepredigt von den ewigen Wahrheiten und der Gefahr, auf ewig verdammt zu werden und von der Strenge des göttlichen Gerichtes und was sonst noch Eindruck machen kann auf ein christlich-gläubiges Herz. In der Kirche aber ist es stille geworden bei dieser Predigt über die Maßen, und alle, die da waren, haben nachgedacht über ihre Zufunft und wie es ihnen ergehen werde beim Gerichte Gottes, und viele haben geweint und anderen ist sonst das Herz schwer geworden in der Brust. Nur einer ist gewesen auf der Emporkirche, der hat nicht geweint und sich die Predigt nicht zu Herzen genommen, sondern hat angefangen zu lachen; denn er hat wahrscheinlich an den Tanzboden gedacht oder an das Bierkrüglein im Wirtshause, weil er ein junges Bürschchen gewesen ist, welches meinte, bei ihm habe es noch lange Zeit zum Sterben und Verdammtwerden. Da aber hat P. Hofbauer hinaufgeblickt auf die Emporkirche und wie er das leichte Bürschchen so lustig gesehen, ist er noch ernster geworden und hat aufgehört zu predigen und hat ihn angeblickt mit zürnender Miene und ihm zugerufen: »Junger Mensch, hier ist nicht der Ort zum Lachen; dein Lachen ist ein Zeichen, dass du nicht Buße thun willst.« Alle Leute in der Kirche haben die Köpfe umgewendet und ihre Augen hingerichtet auf den lachenden Jüngling. Der aber hat nimmer gelacht, sondern ist roth geworden vor Scham und Bestürzung, wie ein Krebslein im heißen Wasser, und es ist ihm gewesen, als stünde er vor dem ewigen Richter am jüngsten Gerichtstage und der zähle ihm seine Sünden auf vor Himmel und Erde. Und er hat sein Lebetag noch keine so nüzliche Predigt gehört, wie diese; denn er hat nimmer aufgeblickt bis zum Schlusse und hat fein Wort überhört und zu jedem Worte des Predigers hat ihm das eigene Gewissen in der Brust zugerufen als Refrain nach einem Liede: Du willst nicht Buße thun. Und es hat

nicht lange gedauert, so hat er reumüthig gebeichtet und ist ein frommer Mensch geblieben bis an sein seliges Ende.1)

Es kömmt wohl auch bei dir zu Hause vor, dass man in der Kirche lacht oder schwäßt, selbst bei Amt und Predigt und vielleicht gehörst du selber zu denen, die in der Kirche lieber lachen als beten. Es ist aber das eine gar große Unehrerbietigkeit gegen den lieben Gott, noch viel größer, als wenn du lachen oder mit anderen schwäßen würdest, da du vor dem Kaiser stehst oder dem heiligen Vater; denn es ist ein unendlich großer Unterschied zwischen dem Papste in Rom und dem lieben Gott im Himmel. Und das kömmt daher, weil dein Glaube zu todt und schläfrig ist und du zur Kirche rennst aus purer Gewohnheit, oder weil du deine Gedanken nicht beisammen hast und zerstreut bist, wie verzetteltes Getreide, das aus dem Sacke läuft, da es der Bauer zur Mühle führt, oder weil deine Augen herum= spazieren in der Kirche, wie die Fliege am Fenster. Daher hast du auch wenig Nußen von deinem Beten, und es wäre manchmal gut, wenn P. Hofbauer auch dich mahnen würde zu Andacht und Ehrfurcht. Schlag' nun das Büchlein zu und dent' ein bischen nach: wo fehlt es?

Deinem Hause ziemt Heiligkeit, o Herr,
auf ewige Zeiten.
Pf. 92, 5.

[ocr errors]

28. Die alte Schmiedin.

och eine andere Predigtgeschichte wird von P. Hof-
bauer erzählt, da er in Babenhausen war. Diesmal
aber ist es nicht einen jungen Menschen angegangen,

sondern die alte Schmiedin von Weinried. Diese war sonst ein gutes, altes Weiblein, aber hat sich nie viel geplagt mit dem Beichtgehen; sondern ist beiläufig alle Jahre einmal, und das war zu Ostern, an der Communionbank gesehen worden. Einmal ist sie dem P. Hofbauer begegnet auf der Straße und hat ihn gar höflich gegrüßt. P. Hofbauer hat ihr freundlich gedankt, ist bei ihr stehen geblieben und hat sie gefragt, wie es ihr gehe und was sie mache. Und wie er so mit ihr gesprochen hat, ist ihm das Mitleid aufgestiegen im Herzen über ihre arme Seele; denn er sah, dass

1) Haringer: S. 91.

ihr Leib schon morsch sei und gebrechlich, wie eine alte Köhlerhütte, und dass ihre Seele der Ewigkeit schon gar nahe stehe; und es that ihm weh, dass sie noch keine rechte Lust habe zum Beten und Beichten. Darum hat er sie gar liebevoll gemahnt, sie möge doch ein bischen öfter zu den heiligen Sacramenten gehen; denn sie wäre doch schon alt und müsse vielleicht bald sterben und zum ewigen Richter wandern, und da würde sie wohl froh sein, wenn ihr Gewissen rein wäre, wie der lichte Sonnenstrahl. Die alte Schmiedin hat ihm ruhig zugehört, und wie er fertig war mit seiner guten Mahnung, hat sie verlegen zu Boden geschaut und gesagt: »Ach Herr, was würden denn die Leute sagen, wenn die Schmiedin so oft beichten gienge.«<

P. Hofbauer hat nichts mehr gesprochen; denn er hat gesehen, dass es doch umsonst wäre; sondern hat sich verabschiedet und ist weiter gegangen, und auch die Schmiedin ist nach Hause gehumpelt und hat bald auf die ganze Geschichte vergessen. Wie aber P. Hofbauer am nächsten Sonntage auf die Kanzel gekommen ist, hat er gar eindringlich gepredigt über den öfteren Empfang der heiligen Sacramente, wie es gar heilsam wäre für Zeit und Ewigkeit, wenn der Mensch öfter im Jahre zum Tische des Herrn gienge; denn das mache die Seele stark und fräftig zum Kampfe mit dem bösen Feinde und gebe dem Menschen süßen Trost im Sterben; und daher habe schon Christus der Herr dringend hiezu eingeladen und sogar denen mit der ewigen Hölle gedroht, die sein Fleisch nicht essen und sein Blut nicht trinken würden. Noch vieles andere hat er gesagt aus der heiligen Schrift und den Vätern der Kirche über diesen Punkt, und zuletzt hat er den Schluß gemacht und gesagt: »>Gewiss seht ihr ein, dass es ein frommes und gar heilsames Werk ist, öfters die heiligen Sacramente zu empfangen. Aber die alte Schmiedin sagt: Was würden die Leute sagen, wenn ich so oft beichten gienge?« Dann hat er sie angeschaut, die alte Schmiedin denn sie war auch bei der Predigt und hat ihr zugerufen: » gute Schmiedin, was würden die Leute sagen, wenn die Schmiedin in der Hölle wäre?« Ob diese Predigt die alte Schmiedin zum öfteren Beichten gebracht hat oder nicht, das ist nicht aufgeschrieben. Aber auch die Antwort auf die Frage ist nicht aufgeschrieben, welche P. Hofbauer in dieser Predigt gestellt hat. Und weil die Schmiedinnen, die gar viel halten auf der Leute Reden,

« PreviousContinue »