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viel mehr noch als auf unseres lieben Herrgotts Gebot und heiligen Willen, immer noch nicht ausgestorben sind, so will ich die Antwort herseßen, dir, lieber Leser, zu Nuß und Frommen.

Wenn der Mensch Gottes Gebot nicht thut, sondern Sünde, weil er der Leute Reden fürchtet, und dann zur Hölle geht an seinem Todestage, dass ihm nimmer zu helfen ist in alle Ewigkeit; so werden die Leute gar nichts sagen, sondern auf ihn vergessen in all' seinen Leiden, wie auf einen zerrissenen Rock, den sie einem armen Handwerksburschen geschenkt haben; denn es haben die lebendigen Menschen ein kurzes Gedächtnis für die Todten. Und wenn sie wüssten, dass er in die Hölle gegangen ist aus purer Menschenfurcht, so würden sie ihn verachten um seiner Feigheit willen und seiner übergroßen Dummheit, dass er hinfällige Menschen mehr gefürchtet hat als den allmächtigen Gott im Himmel, und dass er selber seiner Seele Seligkeit so spottwohlfeil verkauft hat, wie Judas den lieben Heiland verschacherte. Und er hätte keinen andern Lohn für sein Leute fürchten, als ihn Judas gehabt hat von den Pharisäern, wie er ihnen das Sündengeld vor die Füße warf; denn wenn er auch die ganze Welt anklagen würde aus der Hölle heraus, dass er ihretwegen brenne auf ewig, so würde doch die ganze Welt seiner spotten und sagen: Was geht das uns an? Da sieh' du zu! Darum ist es hunderttausendmal besser, man thut Gutes aus Gottesfurcht, als dass man Böses thut aus Furcht vor den Menschen.

Fürchtet euch nicht vor denen, welche den Leib tödten, aber die Seele nicht tödten können; sondern fürchtet vielmehr den, der Leib und Seele in's Verderben der Hölle stürzen kann.

Matth. 10, 28.

29. Ein Brot, das der Teufel backt.

in andermal ist dem seligen P. Hofbauer ein lustiger Musikant unter die Füße gelaufen; der hatte eine gar lebendige Fidel und hat aufgegeigt bei allen Tänzen und Kirmessen und Hochzeiten und wenn es sonst irgendwo lustig zugegangen ist. Es ist zwar das Lustigsein lange noch keine Sünde, wenn es ehrlich und christlich

hergeht und der liebe Gott im Himmel nicht beleidigt wird; denn es hat unser Herrgott die fröhlichen Menschen nicht ungern und St. Paulus hat seinen Philippern gar zweimal hintereinander zugerufen: sie sollen fröhlich sein. Und auch das Musicieren und Fideln ist an und für sich noch nichts Sündhaftes; denn es ist St. David selber ein guter Musikus gewesen auf seiner Harfe. Aber der Weinrieder Musikant hat keine heiligen Psalmen aufgespielt, sondern gar schmutzige Lieder, zu denen der Teufel den Tert gedichtet und die Arie componiert hat, und hat mit seinem Singen und Fideln zwar viele Kreuzer bekommen, aber auch viele Seelen hinabgefidelt in Sünde und Unglück und in die ewige Hölle. Und wenn er auch das nicht gethan hätte, so ist doch das Fideln zu Tanz und Kirmeß selber schon ein absonderlich gefährlich Ding, das in einem alten Kalender gar wahrheitsgetren abconterfeit ist. Auf diesem Bilde sieht man ein leichtfertiges Weib, das tanzt mit dem leibhaftigen Satan und schaut lüstern und frech drein, und der Teufel, mit dem sie tanzt, lacht in höllischer Freude, dass zwischen Mund und Ohren kein Play mehr ist, und hüpft und springt, dass es dem Betrachter ganz gruselig zumuthe wird. Und weil zum Tanz Musik gehört, wie der Schweif zum Esel, so sind auch Musikanten da auf einer Tribüne; das aber sind nicht etwa gewöhnliche Menschen, sondern zwei intelligente Schweine, die auf ihren Hinterfüßen stehen, und deren Rüssel ausgewachsen ist zu einem Waldhorn, und die blasen mit einer Lust, dass man's ihnen ansieht, wie wohl ihnen ist, und ringeln ihr Schwänzlein vor Freude und Seligkeit. Da hat der Kalendermaler das Rechte getroffen; denn es geht auf dem Tanzboden oft gar lüderlich zu, wenn auch nicht immer nach außen, weil man ein nobler Herr sein will oder ein vornehmes Fräulein, so doch im Kopf und im Herzen, wo allerlei Gedanken und Wünsche laut werden, die zu einer sonderbaren Musik sich vereinigen, wie die Musikanten auf dem Kalenderbilde. Und dabei hat der Satan seine helle Lust und tanzt die betrogenen Leute hinab in die ewige Hölle.

Daher hat es den guten seligen P. Hofbauer gar bitter geschmerzt, wie er dem armen Musikanten begegnet ist, der seine Kreuzer verdiene mit Sündenmusik. Und er ist auf ihn zugegangen und hat gar ernst mit ihm gesprochen und ihm gesagt, er müsse sich ein anderes Brot suchen, sonst könne er nicht eingehen ins ewige Himmelreich, sondern werde

Leben d. sel. Clem. M. Hofbauer.

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verdammt werden für die ganze Ewigkeit und müsse so vielerlei Strafen leiden, als er Seelen hinabgegeigt habe in die Hölle mit seiner Fidel; denn das Brot, das er verdiene, sei böses Gift für seine Seele, weil es der Teufel bereitet und gebacken habe. Dem guten Manne sind diese strengen Worte tief in die Seele gedrungen und sind da unten stecken geblieben und er hat sie nicht wieder herausgebracht mit all seiner Mühe, sondern sie haben ihn geschmerzt wie ein böses Geschwür; und je mehr er nachdachte darüber, desto mehr hat er eingesehen, dass sie wahr seien, und dass er nur Teufelsarbeit thue und Teufelskost esse und einmal Teufelslohn erhalte, wenn er die Fidel nicht weglege und ein anderes Geschäft beginne zur rechten Zeit. Er hat die Fidel weggelegt und ist ein braver Mensch geworden, und jezt wurde ihm erst wohl, viel wohler als früher bei Tanz und Spiel.1) Du aber, lieber Leser oder junge oder auch alte Leserin denn es sind oft auch die alten Leute noch so thöricht wie die jungen du bist vielleicht kein Spielmann, aber es fährt dir auch in die Füße, wenn du beim Wirtshaus vorbeigehst, und es geht gar lebendig zu auf dem Tanzboden, oder wenn du auf dem großen rothen oder blauen Anschlagzettel liefest, dass bei der » goldenen Gans« ein Ball ist oder sonst ein Kränzchen. Kommt dir dann die Lust, auch mitzumachen mit den anderen, so dent' ein bischen an die Musikanten auf dem Bilde und an die guten Tänzer aus der Hölle, und geh' nicht hin; denn » dergleichen Lustbarkeiten sind für die Seele ein Schweinefutter«,) wovon sie nicht fatt wird, sondern frank. Und juckt es dir noch in den Füßen: so verseße dich in Gedanken an den Augenblick, wo dir nimmer viel ums Tanzen sein wird; weil du im Todesröcheln liegst und deine Seele sich herrichtet, um zum ewigen Richter zu gehen, dann wirst du wohl froh sein, wenn deinem Kopfe der Tanzboden nicht viel zu denken gibt. Meinst du nicht?

Ergöße dich nicht, weder bei großen, noch einen Zusammenkünften; denn man sündigt immer dabei. Jes. Sir. 18, 82.

1) Haringer. S. 92.
2) Alban Stolz.

30. Ein hüpfender Pfarrer.

eil wir schon einmal bei den Bekehrungen sind, die der gute, selige P. Hofbauer in Weinried zuwege gebracht hat, so will ich dir noch eine hübsche Geschichte von dieser Gattung erzählen.

Es war in Weinried damals ein Bürger, der hatte ein grundverdorbenes Herz und hatte sich sein Lebtag in allerhand Sünden und Lastern geübt, sodass er darin Meister geworden ist und es vielen andern zuvor gethan hat. Dabei hat er das Beten vergessen und ist in keine Kirche mehr gegangen, weil er das Predigen nicht gut vertragen konnte, und hat darob den Glauben verloren und tüchtig losgeschimpft auf den Pfarrer von Weinried und alle Geistlichen der ganzen Welt, und auf die Bischöfe und den Papst, und zulezt auf unseren Herrgott selber, der es ihm nicht recht gemacht hat mit seinen Geboten. Mit seinem sündenzerfressenen Herzen und seinem glaubensleeren Kopfe ist er der ganzen Gemeinde ein Ärgernis gewesen, und er hat auch gar viele verführt zu Sünden und Lastern durch Wört und Beispiel, und hat andere wankend gemacht in ihrem heiligen Glauben, und es hätte kein Mensch einen halben Kreuzer gegeben um seine Seligkeit, und viele haben gemeint, den werde einmal der Teufel holen, wenn's mit ihm zum Sterben kömmt, oder noch früher. Ja, der Herr Pfarrer hat selber die Achseln gezuckt, so oft man von seiner Bekehrung gesprochen hat, wenn er auch wusste, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich sei.

P. Hofbauer aber hat anders gedacht und die Hoffnung nicht aufgegeben, dass auch der sich noch bekehren werde, denn es hat sich ja der größten Verbrecher mancher noch bekehrt im legten Stündlein. Daher hat er sich seiner angenommen und in Liebe mit ihm geredet und hat ihm Hass und Abscheu eingeflößt vor der Sünde wie man einem Kranken Medicin gibt mit dem Löffel. Dann ist der Glaube von selber wieder gekommen, und mit dem Glauben die Liebe zum Beten und Kirchengehen. Und er ist auch zur heiligen Beichte gegangen und hat sich bekehrt, wie nur immer ein guter Büßer. Es ist leider nirgends zu lesen, wie P. Hofbauer das angefangen hat, wenn du es auch gerne wissen möchtest, denn ich weiß es selber nicht, und möchte es doch auch gerne wissen. Aber was anderes kann ich dir

erzählen, das dir zu großem Troste gereichen wird. Wie der arme Sünder bekehrt war, ist er ein ganz anderer Mensch geworden, und wenn er früher die Priester gehasst, so hat er jezt den guten P. Hofbauer geliebt und geehrt, wie seinen lieben Vater und ist ein williges Lämmlein geworden, das seinem Hirten folgt auf jedem Schritte. Oft hat er P. Hofbauer gefragt, was er denn thun müsse, um all das Ärgernis wieder gut zu machen, das er gegeben habe; denn es ist mit dem Ärgernis, wie mit einem gewaltigen Feuer, das man leicht anzündet mit einem einzigen Zündhölzchen und das man oft nimmer löschen kann mit aller Müh' und Arbeit. P. Hofbauer aber hat ihn getröstet und ihm guten Rath gegeben, er solle thun, was er könne und das andere der Barmherzigkeit Gottes überlassen, der auch vom Büßer nichts Unmögliches verlange, und er hat ihm gesagt, er möge vor allem den Herrn Pfarrer um Verzeihung bitten für alle die Kränkungen, die er seinem Herzen bereitet habe mit seinem bösen Leben, denn es habe ihm gar wehe gethan, den Wolf zu sehen in seiner Heerde, der ihm die unschuldigen Schäflein zerreiße. Das hat der Büßer gerne versprochen, und P. Hofbauer ist selber mit ihm zum Pfarrer gegangen, denn allein hätte er sich nicht getraut, weil er sich großer Schulden bewusst war. An der Thüre hat P. Hofbauer angeklopft, wie es der Brauch ist, und wie der Herr Pfarrer »Herein« gesagt hat, ist P. Hofbauer eingetreten und hinter ihm der arme Sünder; dem aber hat das Herz geklopft in der Brust vor Angst und Beklommenheit, wie wenn der Schmied mit dem Hammer auf den Ambos schlägt; der Herr Pfarrer aber hat große Augen gemacht, wie er die zwei hereinkommen sah in sein Zimmer, und hat nicht gewusst, was sie wollten. P. Hofbauer jedoch hat ihn nicht lange in Zweifel gelassen, sondern hat ihm gesagt, dass er einen armen Sünder bringe, der aufrichtig Buße thun wolle, und er jetzt gekommen sei, den Herrn Pfarrer um Verzeihung zu bitten für alles Herzeleid, das er ihm bereitet habe. Und im selben Augenblicke ist der reumüthige Mann niedergefallen auf seine Knie vor dem Herrn Pfarrer und es sind ihm die lichten Thränen herabgelaufen über die Wangen, wie Wassertropfen von einem Baume, wenn der Wind ihn schüttelt nach einem Regen, und hat sich nicht getraut, den Herrn Pfarrer anzuschauen, sondern hat zur Erde geblickt, wie weiland der Zöllner im Evangelium, und hat den Herrn Pfarrer gebeten, er möge

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