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macht wie St. Stefanus, der größten Heiligen einer, den man auch mit Steinen zu Tode geworfen, und der gebetet hat für seine Mörder und sein Leben aufgeopfert zu ihrem Heile, und wie der liebe Heiland selber, der am Kreuze die bösen Henker unter seinen Schutz genommen hat bei seinem ewigen Vater. Und so sollst auch du es machen, lieber Christ, wenn du einen Feind hast, der dir Böses will und flucht und schilt über dich und dir Schaden anthut an Geld und Gut oder an der Ehre. Da sollst du edle Rache nehmen an ihm und für ihn beten in der Kirche und zu Hause und Messe aufopfern und Communion; denn das ist eine gar heilige Rache, die dich zu Ehren bringt vor Himmel und Erde.

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32. Ein Opfer der Verleumdung.

er böse Mensch, von dem ich dir erzählt habe, ist nicht der einzige gewesen, der den guten, seligen P. Hofbauer gehasst hat aus dem Herzensgrunde, sondern er hatte noch viele andere Kameraden in diesem Höllengeschäft, und das sind alle Leute gewesen, die einem Laster gedient haben und sich nicht bekehren wollten, und es waren auch manche geistliche Herren darunter, denen der Eifer des seligen P. Hofbauer in die Augen gestochen hat, wie weiland der Eifer des lieben Heilandes den Pharisäern im alten Bunde. Nur haben diese Herren nicht mit Steinen auf P. Hofbauer geworfen, sondern sind etwas feiner gewesen, weil es Gebildete waren, und haben ihn verfolgt mit Verlenmdungen aller Art, die sie geschickt zu erzählen wussten, dass man sie beinahe hätte glauben müssen, und die sie ausgesprengt hatten in der ganzen Umgebung. Einmal haben sie gar gesagt, der gute P. Hofbauer habe zu Illerberg, einer Nachbarpfarre, in den Tabernakel eingebrochen, um einem Kranken die heilige Communion zu bringen; denn der Herr Pfarrer habe ihm die Schlüssel dazu nicht gegeben, weil er seine Kranken selber mit den heiligen Sacramenten versah. Es ist das sogar dem Landrichter von Roggenburg erzählt worden und der

hat den Herrn Pfarrer kommen lassen und hat ihn gefragt, ob das wahr sei, und das war klug; denn jetzt hat der Herr Pfarrer selbst erklärt, dass P. Hofbauer ein gar lieber geistlicher Herr sei von großer Höflichkeit, der einen mächtigen Eifer habe für die heilige Religion, der auch gut predigen könne und schrecklich viel wisse. Der sei einmal zu ihm gekommen nach Illerberg gen Abend, und da haben sie mitsammen gegessen zu Nacht und erbauliche Dinge geredet und auch von der Wissenschaft gesprochen. Dann seien sie schlafen gegangen und am anderen Morgen habe P. Hofbauer die heilige Messe gelesen und sei zu Kranken gegangen und habe ihnen auch die heil. Communion gebracht, weil er selber es ihm erlaubt habe. So hat der Herr Pfarrer bei Gericht gesprochen, und es ist kein wahres Wort gewesen an alledem, was man dem seligen P. Hofbauer vorgeworfen hat. Aber die bösen Zungen haben nicht gerastet, denn die sind gar geläufig, wenn es gilt, einen braven Priester in Verdacht zu bringen, und haben neue Märchen erzählt, die auch viele willig geglaubt haben, und P. Hofbauer hat selber einmal hineingeschrieben an seine Mitbrüder nach Italien: »Wir haben so viele Feinde in dieser Gegend, in der wir seit kurzem sind, dass wir aufrichtige Freunde gar nöthig haben.« So lange Fürst Fugger Herr gewesen ist in Babenhausen, hat P. Hofbauer an ihm einen mächtigen Freund gehabt, denn der hat die Redemptoristen hoch geschäßt und hat den P. Sabelli zum Erzieher seiner Kinder gewählt und ist sogar mit dem Gedanken umgegangen, den Missionären auf seinem Grunde und mit seinem Gelde ein schönes Kloster zu bauen. Auch hat er den Plan zum Kloster und zur Kirche selber gemacht und gezeichnet.

Aber damals hat Herr Napoleon, der Franzosenkaiser, mit Fürstenkronen gespielt, als wären sie Schachfiguren. Schon im Frieden von Preßburg (26. December 1805), in welchem Kaiser Franz das treue Tirol an Bayern abtreten musste, ist auch die Reichsstadt Augsburg ihrer Freiheit beraubt und zum Lande Bayern geschlagen worden, und im Juli des Jahres 1806 hat Fürst Fugger seine Länder verloren und auch die sind zu Bayern gekommen, und darum ist auch Babenhausen mit dem Klösterlein der Redemptoristen bayerisch geworden. Den Churfürsten von Bayern hat Herr Napoleon zum König gemacht, weil er ihm so treu geholfen

hatte gegen das Deutsche Reich und den guten Kaiser Franz. Bayernkönig ist damals Maximilian Josef gewesen. Der war zwar ein guter Herr und auch ein gläubiger Christ, aber er hatte schlechte Beamte, die sein Land nach Josefinischen Grundsäßen regierten und an der Spiße der Regierung stand Herr Montgelas, das war gar ein Illuminat und Freimaurer und hatte so wenig Glauben wie sein Schreibtisch, und hat doch den Papst spielen wollen im Bayerlande und das Fastengebot abgethan im ganzen Lande und die Pfarrer ein und abgesezt, und Kirchengut gestohlen, als wäre es sein Eigenthum und hat die Klöster aufgehoben allesammt, weil er nicht gewusst hat, dass sie auch zu was gut sind.

P. Hofbauer sah daher mit trüben Ahnungen in die Zukunft hinein und über seine Seele zogen traurige Gedanken hin wie schwarze Wolken über ein reifes Erntefeld; denn er sah voraus, dass die Verleumder nicht ruhen werden und bei der Regierung willige Ohren finden, und doch hat er noch nicht gewusst, dass die Regierung bereits ein Decret erlassen habe, worin den Redemptoristen jede apostolische Arbeit im ganzen Königreiche Bayern verboten wurde.

Aber auch von Polen kamen traurige Nachrichten wie schwarze Raben, die nichts Gutes prophezeien. P. Hofbauer erhielt einen Brief nach dem andern in Babenhausen, und da erfuhr er, dass die Illuminaten und Freimaurer in Warschau ganz ungescheut ihr Unwesen treiben, seit es preußisch geworden sei, und dass sie St. Benno vernichten wollten, weil dort so viel Gutes geschehe zu Gottes Ehre und zum Wohle der Menschheit. Sodann schrieb man ihm, dass beim König von Preußen eine Klageschrift eingereicht worden sei gegen die Bennoniten voll der abscheulichsten Verleumdungen, und dass P. Hübl, der Obere des Hauses, schwer krank darniederliege, und darum müsse P. Jestersheim selber nach Berlin reisen, um sich beim Könige zu vertheidigen. Und in einem anderen Briefe hieß es, dass dieser Sturm zwar glücklich abgewendet sei, denn P. Jestersheim hätte gar schöne Empfehlungsschreiben mitbekommen von den angesehensten Männern aus Warschau und habe sich bei den Herrn Ministern in Berlin glänzend vertheidigt, und diese hätten ihn gar gnädig entlassen und ihm eine glückliche Reise gewünscht, und hätten auch an die Behörden in Warschau gemeldet, sie sollen wachen für die Sicherheit und die Ehre der Bennoniten; aber es sehe doch gar traurig aus, weil

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schon die Polizei ihre schüßende Hand ausstrecken müsse über St. Benno.

Alle diese Nachrichten sind in P. Hofbauer's Seele gedrungen wie Bienenstachel, und haben sie gar schmerzlich verwundet; denn er sah überall seine Pläne scheitern wie reichbeladene Schiffe, und wie der Teufel ihn verfolge von Ort zu Ort und der liebe Gott selben triumphieren lasse über alles Gute auf Erden. P. Hofbauer wusste nicht, was er machen solle. Sollte er in Babenhausen bleiben und das schwankende Schifflein schüßen, das alle seine Hoffnungen barg für ganz Deutschland, oder sollte er wieder zurückkehren nach Warschau und dort den Einsturz des herrlichen Baues aufhalten, an dem er 18 Jahre gearbeitet hatte. Lange hat er geschwankt und gezaudert, wie ein Vögelein, das die rechte Richtung verloren hat. Da hat er gethan, was er immer that, wenn er keinen Rath sich mehr wusste. Er hat sich niedergekniet und gebetet und hat den lieben Gott und die Mutter vom guten Rathe angefleht um ein Fünklein Licht in seiner Seele, und wie er Amen gesagt, ist's ihm auch Licht geworden im Herzen, und er war entschlossen, in Babenhausen seinen guten P. Passerat zurückzulassen und selber nach Warschau zu reisen. Am Feste des allerheiligsten Erlösers das war am 21. Juli 1806 - hat er an seine Mitbrüder noch eine rührende Ansprache gehalten und hat sie alle gebeten, sie mögen ausharren in ihrem heiligen Berufe und dem lieben Gott treu bleiben und der Congregation, wenn auch die Zeiten gar schlimm wären. Dann hat er neun Tage hinter einander erschütternd gepredigt in der Spitalkirche zu Babenhausen und die Leute begeistert für Tugend und Religion, und niemand hat geahnt, was in P. Hofbauer's Seele vorgieng, und dass er sie schon nach einigen Wochen verlassen werde. Nach dieser Festlichkeit hat er sich angeschickt zur Abreise, dem guten P. Passerat noch seine Aufträge ertheilt und einige Tage darauf alle Mitbrüder zusammengerufen; denn er wollte Abschied nehmen von jedem aus ihnen. Wie aber die den Hut sahen in seiner Hand und den Reisestock und das kleine Bündel mit Wäsche auf dem Tische, fiengen sie an zu weinen. Auch dem P. Hofbauer ist das Herz weich geworden und er hat geweint mit seinen Brüdern; denn er hatte sie gar lieb, und das Scheiden ist ihm schwer gewesen, weil er nicht wusste, was aus ihnen werden solle. Er hat sie wehmüthig angeblickt

durch die Thränen hindurch und ihnen noch gesagt zu guter legt: »Meine Brüder, ich muss euch jezt verlassen; denn in Warschau, da sieht es noch trauriger aus, als hier. Betet, meine Brüder, betet, damit die Congregation nicht auf immer zerstört werde. Die Zeit ist böse, wer weiß, was aus uns noch werden wird; aber wir müssen auf die heilige Vorsehung hoffen. So hat er gesprochen, der gute P. Hofbauer, und dabei hat seine Stimme gezittert und er hat sich die Thränen aus den Augen gewischt. Hierauf hat er sie noch ermahnt, dem P. Passerat zu gehorchen und zu folgen, wohin er sie führen werde; denn der sei ihnen jezt Vater und Mutter und Stab und Stüße; darum sollten sie ihm treu bleiben. und zu ihm halten in Noth und Gefahr, und sollten lieber sterben, als von ihm sich trennen. Und einen nach dem andern hat er umarmt und an sein Herz gedrückt voll väterlicher Liebe. Zuleht hat er die Hände gefaltet zum Gebet, und die Mitbrüder sind niedergesunken auf die Knie ringsum, und er hat ihnen seinen Segen gegeben, dass Gott sie schüße und schirme. Dann hat er den Hut genommen und den Stock und das Bündel und ist mit dem Cleriker Martin Stark, der ihn begleiten musste, hinausgewandert in die Fremde. Die Brüder haben ihm lange nachgeschaut, bis sie ihn nimmer sahen, und sind dann zurückgegangen in ihre Zimmer. Da war es aber so öde und leer, wie wenn eins hinausgestorben wäre aus dem Hause «1)

Es war aber der Tag, an dem P. Hofbauer abgereist ist von Babenhausen, der 10. August, wo man in der katholischen Kirche das Fest St. Laurenzi feiert, der ein großer Märtyrer gewesen ist und auf einem Roste gebraten wurde, weil er den heiligen Glauben vertheidigt und die Armen gar innig geliebt hat. Und das war der rechte Tag; denn es ist auch der selige P. Hofbauer ein Märtyrer geworden in Babenhausen durch seinen Eifer für Gottes Ehre und das Heil der verlassenen Seelen; nur hat man ihn nicht auf einem Roste gebraten, wie St. Lorenz, sondern hat ihn verfolgt mit den Pfeilen böser Zunge. Es ist all das Herzeleid, das über die Seele P. Hofbauer's gekommen ist in dieser Zeit und all die Verfolgung, die ihn vertrieben hat von Babenhausen und ihn gejagt hat nach Warschau, und all die Unterbleibung des Guten, die darauf gefolgt

1) Haringer: S. 96.

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