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ist, von nichts anderem hergekommen, als von bösen Verleumdungen, die aus schlechten Herzen aufgestiegen sind, wie giftiges Gewürm aus einer finsteren Hölle. Und diese Herzen haben oft sogar in Leibern geschlagen, die einen geistlichen Rock getragen. Denn es ist das Laster der Verleumdung stark verbreitet auf Erden, und nicht blos bei solchen Leuten, die nichts mehr wissen von Gottes Geboten, sondern auch bei Seelen, die sonst fromm sein wollen und meinen, einmal in den obersten Himmel zu kommen. Und es geben sich damit nicht blos Weiber ab, die beim Kaffee sißen oder beim Thee, oder die beisammen stehen am Brunnen und die Reden über ihr Zünglein laufen lassen, wie das Wasser aus der Brunnenröhre, nur nicht so rein und lauter; sondern auch Herren und andere Männer, die einander neidig sind um Brot oder Gunst oder sonst was. Und doch ist die Verleumdung eine arge Sünde, die Gott verboten hat im achten Gebote, weil sie schrecklich viel Unheil stiftet unter der Menschheit, wie oft keine Pest und keine Cholera sie anrichtet, so dass man sich davor hüten soll aus Leibeskräften.

Ich sah die Verleumdungen, die unter der Sonne geschehen... da pries ich die Todten glücklicher als die Lebendigen. Prediger 4, 1-2.

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hausen ihres Geldes nicht berauben, weil sie selber nicht viel hatten und auch nicht wussten, was sie noch brauchen könnten. Daher ist seine Börse bald leer gewesen, wenn er auch jeden Kreuzer gewogen hat, ehe er ihn ausgab. Wie sie kein Geld mehr hatten, mussten sie Hunger leiden, P. Hofbauer und der junge Stark, wenn ihnen nicht gute Leute, um Gotteslohn was gegeben haben. Einmal wanderten sie den

ganzen Tag bei brennender Sonnenhize dahin auf der staubigen Landstraße und bekamen nichts zu essen; nur den Durst konnten sie löschen an den Brunnen am Wege, weil der liebe Gott das Wasser umsonst ausschenkt an die durstigen Menschen. Als der Abend kam und die Sonne hinabstieg hinter die Berge, hatten sie noch kein Stücklein Brot gegessen und waren noch nüchtern vom vorigen Abend her. Ihre Füße waren schwach und kraftlos vor Wandern und Fasten, und Stark fieng an zu klagen, dass er nimmer marschieren fönne, weil er nichts mehr im Magen habe; darum bitte er gar schön um ein Stücklein Brot oder sonst was zu essen. Der gute P. Hofbauer hat ihn liebevoll getröstet, ihm gute, sanfte Worte gegeben, und ihm gesagt, er solle nur ruhig sein und etwas Geduld haben; denn auch er habe Hunger und sie würden heute noch beide ein gutes Essen bekommen. Da hat der Jüngling den kühnen Sprecher groß angeschaut; denn es ist ihm nicht recht glaublich gewesen, dass P. Hofbauer ihm ein gutes Essen kaufen könne. Aber still ist er geworden und ist schweigend neben seinem Oberen fürbass gegangen. Wie es schon dunkel wurde, und es von allen Kirchenthürmen nah und fern zum Engel des Herrn läutete, ist P. Hofbauer in ein einsames Wirtshaus getreten, das an der Landstraße lag, und hat den Herrn Wirt um ein Nachtquartier gebeten für sich und seinen jungen Begleiter. Damit aber der am anderen Morgen mit keiner zu großen Rechnung komme, hat er ihm gleich gesagt, dass er kein Geld habe und den lieben Herrgott müsse zahlen lassen statt seiner. Da ist der gute Stark gar bedenklich geworden und hat nimmer viel Hoffnung gehabt auf das Abendessen. Und auch der Wirt, dem solche Gäste nicht besonders lieb gewesen sind, hat ein saures Gesicht gemacht; doch weil er gesehen, dass es geistliche Herren seien, hat er sich nicht getraut, sie abzuweisen, sondern hat sie eingeladen, sie möchten hereinkommen in die Gaststube und sich da niederlegen auf den Boden; denn sonst habe er keinen Plag für sie. Dann hat er Stroh hereinbringen lassen von der Scheune und hat es ausgebreitet in der Ecke für die zwei Wanderer zum Schlafen. P. Hofbauer aber hat seinen Begleiter ermahnt, sich niederzuknien vor dem Stroh auf dem Boden und ein andächtiges Abendgebet zu beten, bevor sie schlafen giengen. Doch jezt hat Stark alle Hoffnung verloren und es ist ihm das gute Abendessen, das er sich ausgemalt hatte auf dem

Leben d. sel. Clem. M. Hofbauer.

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hausen ihres Geldes nicht berauben, weil sie selber nicht viel hatten und auch nicht wussten, was sie noch brauchen könnten. Daher ist seine Börse bald leer gewesen, wenn er auch jeden Kreuzer gewogen hat, ehe er ihn ausgab. Wie sie kein Geld mehr hatten, mussten sie Hunger leiden, P. Hofbauer und der junge Stark, wenn ihnen nicht gute Leute, um Gotteslohn was gegeben haben. Einmal wanderten sie den

ganzen Tag bei brennender Sonnenhize dahin auf der staubigen Landstraße und bekamen nichts zu essen; nur den Durst konnten sie löschen an den Brunnen am Wege, weil der liebe Gott das Wasser umsonst ausschenkt an die durstigen Menschen. Als der Abend kam und die Sonne hinabstieg hinter die Berge, hatten sie noch kein Stücklein Brot gegessen und waren noch nüchtern vom vorigen Abend her. Ihre Füße waren schwach und kraftlos vor Wandern und Fasten, und Stark fieng an zu klagen, dass er nimmer marschieren könne, weil er nichts mehr im Magen habe; darum bitte er gar schön um ein Stücklein Brot oder sonst was zu essen. Der gute P. Hofbauer hat ihn liebevoll getröstet, ihm gute, sanfte Worte gegeben, und ihm gesagt, er solle nur ruhig sein und etwas Geduld haben; denn auch er habe Hunger und sie würden heute noch beide ein gutes Essen bekommen. Da hat der Jüngling den kühnen Sprecher groß angeschaut; denn es ist ihm nicht recht glaublich gewesen, dass P. Hofbauer ihm ein gutes Essen kaufen könne. Aber still ist er geworden und ist schweigend neben seinem Oberen fürbass gegangen. Wie es schon dunkel wurde, und es von allen Kirchenthürmen nah und fern zum Engel des Herrn läutete, ist P. Hofbauer in ein einsames Wirtshaus getreten, das an der Landstraße lag, und hat den Herrn Wirt um ein Nachtquartier gebeten für sich und seinen jungen Begleiter. Damit aber der am anderen Morgen mit keiner zu großen Rechnung komme, hat er ihm gleich gesagt, dass er kein Geld habe und den lieben Herrgott müsse zahlen lassen statt seiner. Da ist der gute Stark gar bedenklich geworden und hat nimmer viel Hoffnung gehabt auf das Abendessen. Und auch der Wirt, dem solche Gäste nicht besonders lieb ge= wesen sind, hat ein saures Gesicht gemacht; doch weil er gesehen, dass es geistliche Herren seien, hat er sich nicht getraut, sie abzuweisen, sondern hat sie eingeladen, sie möchten hereinkommen in, die Gaststube und sich da niederlegen auf den Boden; denn sonst habe er keinen Plag für sie. Dann hat er Stroh hereinbringen lassen von der Scheune und hat es ausgebreitet in der Ecke für die zwei Wanderer zum Schlafen. P. Hofbauer aber hat seinen Begleiter ermahnt, sich niederzuknien vor dem Stroh auf dem Boden und ein andächtiges Abendgebet zu beten, bevor sie schlafen giengen. Doch jezt hat Stark alle Hoffnung verloren und es ist ihm das gute Abendessen, das er sich ausgemalt hatte auf dem

Leben d. sel. Clem. M. Hofbauer.

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