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und was er in dem großen Packe habe, der neben ihm liege auf der Bank. Da hat ihr der gute, selige P. Hofbauer aufrichtig erzählt, wie es ihm gegangen sei in Polen und wie man ihn verjagt und das Kloster aufgehoben habe, und wie alles Gute in Polen unterdrückt werde und das Böse triumphiere, und dass er gesessen sei vier Wochen lang auf der Festung Küstrin und doch kein Verbrechen begangen habe, und dass er jezt herkomme von der Festung und hinunter reise nach Wien an der Donau. Dann hat er den Pack geöffnet auf der Bank, und was darinnen war, das hat er ausgebreitet auf dem Tische. Da hat es geglänzt und gefunkelt von Gold und Edelsteinen, denn es sind jezt auf dem Tische einige gar wunderbar kostbare Meßgewänder und goldene Kelche gelegen und andere werthvolle Kirchengeräthe, die waren dem P. Hofbauer von Warschau her nachgeschickt worden. Die Elisabeth aber hätte gerne noch ein paar Augen gehabt, um alle die Herrlichkeiten bewundern zu können, die jezt vor ihr auf dem Tische lagen, denn solche Pracht hat sie noch niemals gesehen und hat gemeint, dass auch der Brautschmuck nicht viel schöner sein könne, den ihr der liebe Heiland einmal schenken werde, wenn sie das Glück habe, zu ihm in den Himmel zu kommen.

P. Hofbauer jedoch hat sie angeschaut mit einem Blicke voll tiefer Bedeutung und hat gesagt: »Siehst du, meine gute Liesi, das alles hätten die bösen Menschen geraubt in Warschau, wenn ich es nicht verborgen hätte zur rechten Zeit, und ist doch alles hochgeweiht und Gottes Eigenthum; denn es sind die Beamten in Warschau gar schlechte Menschen, die kein Gewissen mehr haben und keinen Glauben, und der König ist ein schwacher Mann, der sie machen lässt, was sie wollen. Darum sei froh, dass wir in Österreich sind, denn da haben wir zwar auch viele Herren, denen es am liebsten wäre, wenn sie keinen Geistlichen mehr sähen und wenn alle Kirchen Zuchthäuser wären oder Kasernen oder Gerichtsgebäude, aber wir haben einen frommen Monarchen, und das ist der liebe, gute Kaiser Franz. Für den musst du beten, Liesi, dass ihn unser Herrgott lang leben lasse und seine Unternehmungen segne, denn er ist ein gar frommer Herr, der den Papst verehrt und die heilige Kirche liebt und die Priester schützt, und der selber gerne betet, und den jeder Österreicher lieb haben muss um seiner Güte und Frömmigkeit willen. Und nach Gott sehe ich auf diesen Kaiser mein Vertrauen,

denn wenn wir diesen Kaiser nicht hätten, gienge es uns schlecht in Österreich, weil die anderen Herren ohnehin vielfach keinen Glauben mehr haben.«<

So hat er gesprochen, der gute, selige P. Hofbauer, und dabei hat ein Feuer aus seinen Augeu geleuchtet, dass man gemerkt hat, es komme ihm jedes Wort aus tiefster Seele und er hatte seinen Kaiser so lieb, wie das Kind seinen Vater. Der neugierigen Liese aber haben sich diese Worte so tief in die Seele geprägt, dass sie selbe nimmer vergessen und noch siebzig Jahre später getreulich erzählt hat.

Und nun will ich dir was sagen, lieber Leser, wenn du ein Österreicher bist, und wenn du keiner bist, kannst du diese Zeilen überschlagen, willst du sie aber lesen, so wird's dir keinen Schaden verursachen an Leib oder Seele. Es musst auch du Liebe haben zu deinem Österreich, wie der selige P. Hofbauer. Schau darum nicht mit Sehnsucht hinaus nach dem Preußenlande und luge nicht hinüber nach Rußland und schiele auch nicht hinein nach Italien, und denke dir nicht: »>Wenn ich doch ein Preuße wäre oder ein Italiener oder ein Unterthan des rusischen Czaren!« Und wenn dir auch unsere Preußenseuchler oder die Panslavisten oder die Italianissimi gar rosige Dinge vormalen vom Auslande, so musst du doch nicht alles glauben, was man dir vorpfeift, sondern du musst dem lieben Herrgott danken, dass du ein Österreicher bist, denn es ist das ein schlechter Patriot, der sein Vaterland nicht lieb hat über alle Länder der Erde. Und wenn du auch manches siehst, was krumm ist und leicht gerade sein könnte, so musst doch nicht hinauswettern in die Welt, wie ein Spaß, wenn er raufen will, sondern musst abhelfen, wenn du kannst, und kannst du nicht, so sei still und bete zu Gott, dass er hilft, denn man spottet im Auslande schon über die Österreicher, dass sie keine Liebe haben. zu ihrem Vaterlande. Übrigens hast du nebst vielem anderen Ein Gut in Österreich, das man in andern Ländern oft nicht hat und ist doch mehr wert, als tausend andere Güter, und das ist ein guter, braver Kaiser, der seine Völker liebt, wie der Vater seine Kinder, und für sie lebt und arbeitet, und der so fromm ist, dass ihn der Papst in Rom den treuesten Sohn der Kirche genannt hat, und so freigebig, dass kein altes Mütterlein sich umsonst an ihn wendet, und se herablassend, dass er jedem Büblein dankt, welches ihn grüßt auf der Straße, und so lieb und gut, dass es eine

Freude ist, ihn seinen Kaiser nennen zu können. Daher musst du beten, dass ihn Gott noch lange seinen Völkern erhalten wolle, den guten Kaiser Franz Josef I., und dafs er seine Werke segne zum Wohle seines Reiches.

Ich ermahne vor allen Dingen, dass Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen geschehen für... Könige und alle Obrigfeiten, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit 1. Tim. 2, 1-2

3. Der Empfang in der Kaiserstadt.

inige Tage ist P. Hofbauer bei seiner Schwester geblieben in Taßwiß, dann ist er mit Stark weiter= gezogen bis nach Wien. Wie er aber da einmarschierte

in die große, herrliche Stadt im kalten Winter 1808, da hat niemand auf ihn geachtet. Und es hat ihn auch niemand gegrüßt, als nur einige Kinder, die zur Schule giengen, und das Hütlein lüfteten vor dem geistlichen Herrn, und einige alte Mütterlein haben das Haupt verneigt aus Ehrfurcht vor dem geweihten Diener des Herrn. Aber wenn auch sonst sich niemand um ihn gekümmert, so hat doch die Polizei ein wachsames Auge gehabt auf den fremden Priester, und hat ihn verfolgt auf allen Straßen der Vorstadt, durch die er gezogen ist. Und wie er zum Stadtthore kam, hat man ihm den Pass abverlangt. Der ist zwar in Richtig= feit gewesen, aber die Polizei hat daraus gesehen, dass er Hofbauer heiße und von Küstrin herkomme, und gegen Hofbauer sind gar schwere Anklagen vorgelegen, noch bevor er selber nach Wien gekommen ist. Daher hat ihm der Polizist seine Begleitung verheißen zum Polizeihause. Und es hat gar sonderbar ausgesehen, wie P. Hofbauer und Stark durch die Straßen Wiens gezogen sind und hinter ihnen ist der Polizeimann gegangen, wie er geht hinter einem aufgefangenen Vagabunden, der ein Verbrechen begangen hat gegen die Staatsgesehe. Es sind auch die Leute stehen geblieben auf der Straße und haben dem merkwürdigen Pilgerzuge nachgesehen; denn das geschieht nicht oft auf der Welt, dass Geistliche abgeführt werden von der löblichen Polizei. Es hat sich aber niemand gedacht, dass dieser Geistliche der Apostel von Wien werden solle und dass ihn der Papst in

Rom würde selig sprechen und dass ihm die Wiener selber noch über Jahr und Tag eine schöne Kirche erbauen zur Sühne für diese Kränkung, und am wenigsten ist dies dem guten Polizeimanne eingefallen, der ganz andere Gedanken in seinem Kopfe gehabt hat über das verdächtige Individuum. P. Hofbauer aber ist demüthig dahingegangen und hat zu Boden geblickt und den harten Kreuzweg für die Seelen der Wiener seinem lieben Heilande aufgeopfert, der einen noch viel härteren und schmachvolleren Kreuzweg gehabt hat durch Jerusalems Straßen. Im Polizeihause hat P. Hofbauer mit seinem Begleiter Wohnung bekommen für drei Tage; denn so lange hat die Untersuchung gedauert. Der Polizeidirector hat Kleinschmidt geheißen und den P. Hofbauer über alles zur Rechenschaft gezogen, wessen er angeflagt war. P. Hofbauer aber hat sich glänzend gerechtfertigt. Und wie das vorüber und jedes seiner Worte getreulich einregistriert war in ein Protokoll, hat man den Bündel untersucht und alles, was darinnen war. Da hat die Polizei kostbare Paramente gefunden und noch dazu zweihundert Thaler; und das ist ihr wieder verdächtig gewesen. P. Hofbauer aber hat ihnen reinen Wein eingeschenkt und erklärt, dass er das Geld bekommen habe von der bourbonischen Königsfamilie zu Mietau in Polen und müsse dafür heilige Messen lesen; die Paramente aber habe er ehrlich und redlich gekauft und sie ausgezahlt bei Heller und Pfennig, wie er noch Oberer war zu Warschau, und daher gehörten sie ihm nach allem Fug und Recht. Auf das hin hat ihn der Herr Director gnädig entlassen; aber noch lange Zeit hat die Polizei auf ihn ein scharfes Auge gehabt; denn wenn ein Polizeimann einmal Verdacht hat gegen einen Menschen, so kann er ihn nicht wegblasen über Nacht.1)

Es hat sich aber hiemit die Wiener Polizei auf unsterbliche Zeiten lächerlich gemacht, wie wenn ein Jäger seinen Jagdhund niederschießt und meint, er habe einen Rehbock getroffen. Und das kommt daher, weil sich der josefinische Staat in feindliche Stellung gesetzt hat gegen die heilige, römisch-katholische Kirche, und meinte, er müsse alle Regungen des fatholischen Lebens überwachen, wie man Landstreicher im Auge behält, damit sie nicht einbrechen und stehlen, weil alles, was ausgehe von Rom, ultramontan sei

1) Summ. pag. 57.

Beben d. sel. Clem. M. Hofbauer.

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und staatsgefährlich. Daher haben auch die Herren Beamten von dazumal geglaubt, es könne ein Geistlicher kein wahrer Patriot sein, der ein treuer Anhänger des heiligen Vaters ist und ein frommer Christ und ein eifriger Priester. ist aber diese Weisheit gerade so licht, wie dass man den seligen P. Hofbauer polizeilich visitiert hat, der doch so viele Liebe gehabt zu seinem guten Kaiser und seinem schönen Vaterlande, wie viele hohe Herren sie nicht besaßen, die doch große Gehälter eingestrichen haben alle Jahre und vielleicht auch goldene Orden trugen auf der Brust, in der so viel Patriotismus gewohnt hat, als Sommerparteien im Gebirge, wenn's December ist; denn die Liebe zum Vaterlande gedeiht erst recht auf dem Boden des Christenthums und der heiligen Religion.

Das merk' dir, lieber Leser, wenn man deinen Herrn Pfarrer oder den geistlichen Herrn verdächtigen will als ultramontan oder Römling, der keinen Patriotismus haben. könne, oder wenn du solche Weisheit in einer jüdischen Zeitung zu Gesichte bekömmst; denn wer dir so was vorkaut, der hat entweder eine Papageizunge und plappert nach, was er von anderen gehört hat, die auch so gescheit sind, wie er, oder er weiß vom Christenthum so viel, wie ein Regenwurm vom Bergsteigen, oder es steckt hinter all seinen Reden nur pure Bosheit und schlechte Absicht.

Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Lasset euch nicht verführen durch allerlei fremde Lehren. Hebr. 13, 8-9.

4. Wie's auhebt.

ater Hofbauer war jest wieder frei und in der Wienerstadt; aber er musste sich sein stille halten und durfte sich nicht rühren, wie ein armes Mäuslein im Erdloch drinnen, wenn die Kaze draußen lauert auf der Wiese; denn die Polizei gab fleißig acht auf ihn, damit er nicht etwa zu viel Bigotterie hereinbringe nach Wien und Österreich.

Er durfte daher nicht predigen fünf Jahre lang und auch den Beichtstuhl hat er meiden müssen lange Zeit wegen der Nervenschwäche der Polizisten. Und wenn auch Graf Hohenwart, der seit 1803 Erzbischof von Wien war und ein frommer Geistlicher gewesen ist, gar große Dinge auf P. Hof

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