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20. Hammerschläge.

u P. Hofbauer's Zeiten haben in Wien noch viele andere Herzen geschlagen. die noch weiter abgestanden sind von der Gnade des lieben Heilandes,

als die armen Sünder, und das sind die Keßer und Juden gewesen, die nicht einmal zur wahren Kirche gehörten. Mit denen hat P. Hofbauer gar inniges Mitleid gehabt, weil sie ihm vorgekommen sind wie Kinder ohne Mutter oder auch wie arme blinde Menschen, die sich verirrt haben vom rechten Wege und es nicht einmal wissen und auch keinen Führer finden, der sie zurückbrächte auf den rechten Himmelspfad, und hängt doch ewiges Wohl daran oder ewiges Weh, ob man in der wahren Kirche Christi ist oder nicht. Darum hat der gute selige Hofbauer ein tiefes Sehnen gehabt, sie zurückzuführen zu ihrer Mutter, der heiligen Kirche, und ist dies Sehnen oft ausgebrochen aus seinem Herzen und er hat auf der Kanzel ausgerufen: »O, hätte ich doch die Gnade, alle Kezer und Ungläubigen zu befehren! Auf meinen Armen und meinen Schultern möchte ich sie hineintragen in die heilige katholische Kirche !« So hat er gesagt in seiner Liebe und ist darin das wahre Conterfei eines guten Hirten gewesen, das der liebe Heiland so wunderschön gemalt hat und das du anschauen kannst bei St. Johannes im Evangelium drinnen. Und es war das nicht eitel Geschwätz oder ein schönes Redeblümlein, sondern volle, echte Wahrheit; denn er hat sich unendliche Mühe gegeben, die Irrenden auf den rechten Weg zu bringen und hat oft gepredigt von der heiligen Kirche und ihrer göttlichen Stiftung, von ihren Vorzügen, ihren trostreichen. Lehren und ihren stärkenden Sacramenten und von ihrer entzückenden Schönheit und der reichen Fülle von Segnungen, die in ihrem Schoße liegen und die sie mit verschwenderischer Hand austheilt an ihre Kinder, und hat davon geredet mit überzeugenden Worten und begeisterter Seele und mit einfacher Klarheit, dass ihm das Wort von den Lippen geflossen wie ein klares Bergbächlein hinein in die Herzen der Zuhörer und dass viele gelehrte und gebildete Protestanten und Juden lieber zu ihm in die Predigt gegangen sind, als zu ihren Pastoren und Rabbinern. Dabei ist er so wunderbar mild gewesen in seinem Urtheil wie alter, öliger Wein, dass es

jedem wohlgethan in der Seele, und hat nicht gelärmt und gepoltert über Keßer und Sectierer und sie nicht verdammt bis in die unterste Hölle, was dem Menschen überhaupt nicht schön ansteht, absonderlich wenn's ein Geistlicher ist, sondern hat Mitleid gezeigt mit ihrem Unglück; und das ist schön gewesen und hat die Kezer gerührt und die Juden, dass auch sie sich hingezogen fühlten zu diesem edlen Priesterherzen. Sie haben ihn gar oft aufgesucht, um mit ihm näher bekannt zu werden, und auch er hat sie aufgesucht und ist sonst bei seinen vielen Freunden, die er hatte in Wien, mit ihnen viel zusammengekommen, und wenn er auch nie disputierte über den Glauben, außer man hat ihn dazu gezwungen, so hat er doch keine Gelegenheit versäumt, seinem Seeleneifer Luft zu machen und als katholischer Priester ein ernstes Wort zu sprechen. Aber auch da ist er voll Freundlichkeit und Liebe geblieben wie weiland der große Heilige: Franz von Sales. Und weil er wusste, dass aller Menscheneifer dürres Stroh sei, worin kein Kern ist, wenn Gott mit seiner Gnade nicht mitwirkt, darum hat er jeden Tag um Licht gebeten für die Augen der armen Verirrten und hat andere ermahnt, sie möchten ihm helfen zu beten. Einmal hat er auf der Kanzel sogar ein liebes Gebet gebetet für die armen Irrgläubigen, das aufgeschrieben ist von andächtigen Zuhörern und das ich dir herschreiben will, damit es auch du beten könntest für jene, die keinen rechten Glauben mehr haben.

Das Gebet heißt so:

»Herr Jesus, mein Heiland, sieh' doch vom Throne Deiner göttlichen Majestät und Barmherzigkeit gnädig auf uns herab! Du hast uns ja durch Dein kostbares Blut, das Du am schmachvollen Kreuze vergossen hast, zum ewigen. Leben erlöst. Dein himmlischer Vater ist auch unser Vater; denn Du bist unser Bruder dem Fleische nach. Sollen denn so viele Seelen auf ewig zu Grunde gehen? Wenn Du willst, kannst Du uns retten. Sieh' an die Thränen der heiligen Kirche, Deiner Braut, führe ihr wieder die Kinder zu, die vom Glauben abgewichen sind, damit sie ihr folgen. Gieße aus über alle Irrenden das himmlische Licht des Glaubens, der allein uns retten und heiligen kann. Und wenn es auch die Seufzer meiner Liebe nicht verdienen, dass Du sie erhörest, weil ich ein elender Sünder bin, so komme ich doch zu Dir, o mächtige Jungfrau, Mutter der Barmherzigkeit, dass Du

für uns bittest, dann werden sich alle Sünder befehren und alle Dich loben und preisen.«1)

Schreib' es ab, dies Gebetlein, und leg's hinein ins Gebetbuch, es gibt ihm einen guten Geruch wie Veilchen, und nach jeder Communion oder bei jeder heiligen Messe nimm's heraus und riech' daran und reich's auch dem lieben Heiland dar und der lieben Frau; du thust es gewiss nicht umsonst, denn es hat der liebe Gott auch dem seligen P. Hofbauer um seines Gebetes und seiner Liebe willen gar viele Seelen geschenkt, dass sie katholisch geworden sind und den rechten Glauben gefunden haben, und es ist selten eine Woche vergangen, in der er nicht Protestanten oder Calviner oder auch Juden hineingeführt hat in die heilige Kirche. Und gar oft war eine einzige Unterredung mit ihm genug, um den armen Protestanten den Irrthum zu benehmen, und ist ihnen auf einige Worte des Seligen gewesen, als wären sie in einem Schlafe gelegen ihr Leben lang und wachten jezt erst auf zur wahren Erkenntnis und stehe doch die Sonne schon hoch am Himmel. Gar manchesmal ist er mit starken Geistern zusammengetroffen, die aber gar schwachsinnig waren. in Glaubenssachen und die viel gelesen hatten in verschiedenen Büchern, aber nichts Gutes und sind darob verschiedene Glaubenszweifel und hohle Phrasen in ihrem Kopfe hängen geblieben wie Spinnengewebe in einem alten Thurm und haben gemeint, die könnten darin den Seligen fangen wie ein armes Flieglein, das nimmer weiter kömmt mit all seinem Zappeln. Der aber hat mit einigen Worten das ganze Gewebe zerrissen, dass es nur Feßen waren, die noch herunterhiengen, aber niemanden mehr fangen konnten, und hat alle Einwendungen widerlegt mit schlagenden Gründen, und wenn er auch keine große Gelehrsamkeit ausgepackt und nicht mit langen Väterstellen und philosophischen Gründen ausgerückt ist, so hat er doch jede Phrase beim rechten Schopf gefasst, dass es mehr genußt hat, als lange Disputationen.

Einmal hat P. Hofbauer einen Bedienten befehrt von der Erzherzogin Henriette; der war auch Protestant gewesen, und ist jest katholisch geworden und hat das heilige Glaubensbekenntnis abgelegt in P. Hofbauer's Hände. Das aber hat einen anderen Protestanten, der auch im gleichen Hause logierte, gewaltig verdrossen und er ist wild und

1) Summ. p. 137.

zornig geworden über die Bekehrung seines Glaubensgenossen, als hätte man ihm ein Erbgut gestohlen, und es ist ihn doch nichts angegangen, wie denn überhaupt die Andersgläubigen den Mund gewaltig voll nehmen mit Toleranz und Duldung und doch sehr unduldsam sind, wenn einer aus ihnen zurückkehrt zur Mutterkirche, und aufschreien, als hätte man sie auf's Hühnerauge getreten, wenn schlecht Wetter ist. Darum ist auch unsere protestantische Bedientenseele hoch aufgesprungen vor Zorn und Ärger und hat sich vorgenommen, den fanatischem Priester eine eindringliche Strafpredigt zu halten. Und wie er das nächstemal mit P. Hofbauer zusammentraf, ist ihm das Blut zu Kopfe gestiegen und der Zorn hat ihm. Muth gegeben und er hat den Seligen angefahren wie ein Kettenhund den Wanderer, öffentlich vor aller Gesellschaft, dass er ein großer Störer des Friedens sei und und ein fanatischer Zelot; » denn,« hat er gesagt, »man muss in dem Glauben bleiben und sterben, in dem man geboren ist. Es ist aber das eine thörichte Rede gewesen für einen Christenmenschen, wenn er auch lutherisch ist; denn es ist der liebe Heiland selber gekommen, um Juden und Heiden zu einem neuen Glauben zu führen, und ist doch am Ende kein Zelot gewesen und kein Friedensstörer; es soll ihn wenigstens ein Christ nicht also titulieren. Auf diese Frage ist aber wohl die rechte Antwort gekommen, wenn sie auch nicht gerade so gelautet, wie die obige, denn P. Hofbauer hat dem Lutheraner ganz ruhig erwidert: »Aber warum, bitte ich, ist denn Herr Martinus Luther nicht in dem Glauben geblieben und gestorben, in dem er geboren war?« Das war ein gar gutes Pflaster, welches gewaltig gezogen hat, so dass der Lutheraner nimmer hingegriffen hat nach der Stelle, sondern hat von was anderem angefangen, was auch so gescheit war wie Numero Eins. »Wir alle, hat er gesagt, »sind Kinder eines und desselben Vaters, der im Himmel ist, ob wir diesen oder jenen Glauben bekennen.« Aber auch auf diesen Conto ist der Selige die Zahlung nicht schuldig geblieben, sondern hat gemeint: Wer einen Vater hat, der muss wohl auch eine Mutter haben. Und wenn ihr Gott zum Vater habt, wo ist denn eure Mutter? Wir Katholiken haben eine Mutter, und das ist die heilige römische, katholische Kirche. Der Protestant hatte jedoch eine gar harte Stirne, die nicht sobald nachgeben wollte und wenn er auch zweimal abgeblizt

war, hat er sich doch noch ein drittes Andenken holen wollen und ist von Luther auf Gott und von Gott auf die Heiligen gekommen und hat gemeint: Die Heiligenverehrung ist katholischer Aberwiß.« »Nein, hat der Selige geantwortet, »da täuschen Sie sich, mein Herr; denn die Menschen brauchen. Fürbitter und Mittler zwischen Gott und den Sündern, und die haben wir an den Heiligen. Wie man bei hohen Herren Vermittler für nothwendig hält, so sind uns unwürdigen Menschen Vermittler nothwendig beim unendlich heiligen Gott.< Jezt aber hat der Lutherische genug gehabt und hat geschwiegen; denn er hat sich gefürchtet, er könnte am Ende selber noch katholisch werden, wenn das so fortgienge, und das wäre das Schlimmste gewesen, was ihm hätte passieren können.')

Es ist oft merkwürdig, wie so mancher Mensch, der sonst gescheit ist und was mitreden darf unter den Gelehrten, gar närrisch daherschwäßt, wenn es sich um Religion und um Christenthum handelt. Und das kommt daher, weil er seinen Religionsunterricht nicht aus dem Katechismus hat und nicht aus Priestermund, sondern aus einem Judenbuch oder einem darwinistischen Affenbüchlein. Musst nicht erschrecken, lieber Christ, wenn du so einen religiösen Querkopf auf Menschenschultern siten sichst; ist nicht jeder ein Doctor, dem man diesen Titel gibt. Und wenn er dich anredet recht nach seiner Weisheit und vielleicht gar spötteln will über die Religion, selbst wenn er auch katholisch ge= tauft ist, gib ihm Antwort, kurz und bündig, und bleib' nichts schuldig und titulier' ihn, wie's recht und billig ist. Sonst aber weich' aus, so gut du kannst, denn es ist schon mancher selber ein Narr geworden, der lang mit Narren geredet hat.

Einen Tegerischen Menschen me de.
Tit. 3, 10.

21. Besser als Bücherschreiben.

s ist oft das Menschenleben ein seltsam wunderbares Ding und führt auf gar verschlungenen Wegen der Ewigkeit zu und sicht aus wie ein buntes Märchen aus Indien, dass man's kaum

glauben kann, wie das alles so möglich ist.

1) Summ. p. 134.

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