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bauer gesagt hat im Beichtstuhl, und hat die Buße gern und freudig angenommen und ist ihr nicht zu groß gewesen, sondern hat Gott die Hand geküsst für seine Erbarmung und Liebe.

Es gibt leider, Gott sei's geklagt, gar viele, die katholisch sind von Kindheit an, und wenn die zum Beichten kommen alle Ostern einmal, wenn's gut geht, so tragen sie oft eine gewaltige Schuld auf dem Gewissen, und haben doch noch gewaltigere Angst vor Buße und Genugthuung im Herzen und ist ihnen bald jedes Rosenkränzlein zu lang, das ihnen der Beichtvater aufgibt für jahrelanges Fegefeuec, und murren und flagen über den überspannten Geistlichen, der da meine, man habe sonst nichts zu thun, als zu beten und in die Kirche zu laufen, und rennen lieber einem Beichtstuhle zu, wo ein Geistlicher sißt, der jedem fünf Vaterunser aufgibt, mag er fett sein an Sünden oder mager. Es zeugt aber das von gewaltiger Unwissenheit in Glauben und Religion; denn es hat der liebe Heiland die Buße nur drangehängt ans Bußsacrament wie ein splendider Kaufmann, der dir über's Gewicht zumisst, wenn du was kaufst bei ihm, nicht zu deinem Schaden, sondern zu deinem Profit. Und so hat auch der gütige Heiland die Buße zugegeben zur Beicht, dass man durch eine kleine Überwindung, die in der Buße liegt, eine große Strafe erspare, die sonst an der Sünde hängt wie der Schwengel an der Glocke. Und es würden gar viele Seelen manches Jahr weniger im Fegfeuer schwißen, und auf Erden würden viel weniger giftige Dämpfe aufsteigen von Leid und Unglück, wenn sich die Geistlichen trauen dürften, mehr Buße aufzulegen in der Beicht. Mach' daher fein saures Gesicht, wenn du eine große Buße aufkriegst in der Beicht, sondern dank dafür, als hätte man dir zehn Ducaten geschenkt; denn ich sag' dir, es ist noch mehr wert; und bist du absonderlich weise, bitt' noch um eine größere. Bringet würdige Früchte der Buße. Matth. 3, 8.

26. Ein braves Büblein.

at der gute selige P. Hofbauer schon so große Liebe getragen zu Sündern und Ungläubigen, so sind ihm die Kinder noch viel lieber gewesen; denn am Ende ist doch eine Sünderseele wie eine abgepflückte Rose, an der die Blätter verwelft und abgefallen

sind, und steht nichts mehr da von derselben als der nackte Stengel und einige Borsten dran und auch der fault im Wasserglas, dass man lieber das Ding hinauswerfen möcht auf den Düngerhaufen. Dagegen verglichen ist ein unschuldiges Kinderherzlein wie ein aufblühendes Rosenknösplein und duftet nach allen Seiten in Unschuld und Einfalt und schaut ihm der liebe Gott selber gern ins rothe Gesichtchen und reißt das Röslein oft ab, ehe es recht aufgegangen ist, als möcht' er sich fürchten, es könnt' ihm sonst wer zuvorkommen, und lässt es erst ganz aufblühen an seiner eigenen Brust im Himmelreiche.

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Und sein Engel wiegt's
in Schlaf alle Abende
und schüßt
schüßt es viel
lieber vor Leid und
Ungemach als altge=
backene Sünder. Man
darf sich daher nicht
wundern, wenn auch
P. Hofbauer sich mäch-
tig hingezogen fühlte
zur lieben Unschuld.

Gar oft, wenn ein Vater zu ihm gekommen ist oder sonst wer und sie haben ein Büblein mitgebracht oder ein Mägdlein, hatte er nicht bloß freundliche Worte für die

Großen, sondern auch gute Sachen für die Kleinen, die er hervorgeholt hat aus seinem Kasten. Und wenn er selber das Haus verließ, um einen Kranken zu besuchen oder einen anderen Gang zu thun, hat er seine Taschen gefüllt mit allerhand Dingen. Auf der Gasse aber sind ihm die Büblein zugelaufen und haben ihm die Hand geküsst, weil er ein geistlicher Herr gewesen ist. Und P. Hofbauer selber hat für jedes ein freundliches Lächeln gehabt und ein freundliches Wort und hat sie gefragt, wie sie heißen und wie alt sie wären, und was sie schon könnten. Das hat die Büblein gefreut, dass ein geistlicher Herr so freundlich sei mit ihnen und ist ihnen der Mund aufgegangen, wie das Eis im

Frühling, und haben ihm vorgeschwäßt wie Schwalben auf dem Dache. Dann hat P. Hofbauer in die Tasche gegriffen und ausgetheilt an die Kleinen, was drinnen war, und hat dem einen Heiligenbildchen gegeben und dem andern Medaillen und hat ihnen Äpfel ausgetheilt und Nüsse oder füße Sachen und Backwerk. Die Büblein aber haben gedankt und wieder die Hand geküsst und auch die Bildchen und die Medaillen und haben sie eingesteckt; in die Äpfel aber haben sie wacker gebissen. Der Büblein sind immer mehr dahergelaufen und ist gewesen, wie wenn Spaßen zufliegen möchten, wenn man ihnen Gerstenkörner aufstreut im Winter. Die haben dann den P. Hofbauer begleitet eine gute Strecke weit und sich oft erst von ihm getrennt, wenn er eingetreten ist bei seiner Hausthür. Auf dem ganzen Wege hat der Selige lieb und freundlich mit ihnen geredet, sie ausgefragt aus dem Katechismus und ihnen schöne Lehren gegeben vom lieben Gott und der Himmelmutter und allen Heiligen und dem Schußengelein, dem schönen Himmel und der feurigen Hölle und was dazu gehöre zu einem braven Kinde nach des lieben Jesukind's Herzen. Da haben die Büblein aufgemerkt, wie die Fische, da ihnen St. Antonius gepredigt hat in Italien drunten, und wollte jeder der nächste sein beim lieben, guten Herrn und haben über dem Zuhören fast die Apfel vergessen und das Backwerk. Und es ist gewesen, wie wenn eine Procession zur Kirche zieht, und sind die Leute stehen geblieben am Wege und haben ihre Freude gehabt am geistlichen Kinderfreund und manch' altes Mütterlein hat sich eine Thräne aus dem Auge gewischt und wär' auch gern so ein Büblein gewesen in P. Hofbauer's Nähe, wenn's nur gegangen wär'.

Einmal ist gar ein herziges Büblein an des Seligen Seite dahergetrippelt und das hat Karl geheißen, und war sein Vater, Herr Brenner, Hofrath bei Kaiser Franz dem Ersten. Weil gerade Freitag Vormittag war, hat P. Hofbauer den Kleinen gefragt, was ihm denn die Mutter heute aufsetzen werde zum Essen. Da hat das Büblein gar trenherzig geantwortet, dass es Fleisch bekommen werde wie gestern und vorgestern und alle Tage im ganzen Jahr. Der eifrige Priester aber hat das Kind aufgeklärt über eine heilige Christenpflicht und ihm gesagt: »Lieber Karl, die Gebote der Kirche muss man genau halten, und deshalb darf man am Freitage kein Fleisch essen. Dies kleine Opfer sollen wir unserem lieben Herrn und Erlöser bringen, der am Frei

tage für uns sein Leben hingegeben hat. Dann hat er ihm rührend erzählt vom Leiden und Sterben Jesu Christi und wie hart und schwer es gewesen sei, dass man ihm gern ein Opfer bringen solle aus Lieb' und Dankbarkeit, und hat ihm erzählt, wie die Kirche unsere heilige Mutter wäre, der man gehorchen müsse in allem, und wie die das Opfer bestimmt habe, das der Christ bringen soll mit dem Fleische an jedem Freitage dem leidenden Heiland zu Lieb' und Trost. So sind sie mitsammen gegangen und hat der Kleine aufmerksam zugehört und ist ihm weich geworden ums Herz vor Lieb und Leid und hat heilige Vorsäge gefasst, die aufgewachsen sind in seiner Seele wie Pflänzlein im fruchtbaren Boden. Zuleht hat das Büblein dem P. Hofbauer die Hand geküsst und ist nachdenklich heimgegangen. Zu Hause aber hat die Köchin schon das Essen gerichtet und Karl hat sich hingesezt zu Tische neben seinen Vater und gar hungrig gewartet aufs Essen. Wie aber die Speisen gebracht wurden aus der Küche, hat das Büblein gesehen, dass es wiederum Fleisch sei, und sich erinnert an P. Hofbauer's Wort, hat sich ein Herz gefasst, dem guten Vater ins Auge geschaut und gesagt: >>Lieber Vater, heut ess' ich kein Fleisch.« Das war aber dem Vater eine gar seltsame Rede, die er noch nie gehört hat aus dem Munde des Kindes, und meinte, der Kleine sei krank und hat darum gefragt: »Karl, warum?« Karl ist jedoch nicht frank gewesen, sondern hat dem Vater bescheiden gesagt, warum er heute Efel habe vor dem Fleisch, und erklärte: >> Vater, darum, weil heut' Freitag ist, und die heilige Kirche hat befohlen, dass man an diesem Tage kein Fleisch esse; denn da ist der liebe Heiland für uns am Kreuze gestorben. « Diese Predigt aus Kindesmund wollte jedoch dem alten Herrn nicht gefallen, weil sie sein Gewissen angerührt hat und da hat's ihm in die Nase geraucht von allerhand üblen Gerüchen und er hat gefragt: Wer hat dir das gesagt?« »P. Hofbauer, hat der Kleine geantwortet. Da ist erst der Hofrath gar zornig geworden, dass er sich beim Essen sollte dreinreden lassen von einem Geistlichen, als ob der ihm das Essen kaufe, dass er anschaffen dürfe, was gekocht werden solle, und hat das Büblein in ernstem Tone angefahren mit den Worten: »Gleich iss!« Aber das Büblein blickte flehentlich auf zum Vater, als wollte es um Gnade bitten und Erbarmen und faltete die Händchen und bat gar schön, es möge der Vater nur erlauben, das Gebot der Kirche zu Leben d. sel. Clem. M. Hofbauer.

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halten und möge ihm gestatten, das Fleisch nicht zu berühren aus Liebe zum leidenden Heiland. Doch das ist jezt gewesen, wie wenn der Wind in ein Feuer fährt; denn es hat die Bitte der Unschuld das Gewissen erst recht aufgerüttelt in des Vaters Seele, dass es laut aufschrie, und doch hat's der Vater nicht hören wollen vor Stolz und Beschämung, und schrie noch mehr als das Gewissen in ihm, und fuhr das Büblein an mit funkelnden Augen und zitternder Stimme: »Marsch aus meinen Augen und heute wirst du den ganzen Tag nichts essen.« Da hat das Büblein in Demuth die Augen gesenkt und ist gegangen und es hat ihm der Schmerz des Vaters gar weh gethan und konnte doch nichts dafür. Vom Vater weg aber ist's zur Mutter gelaufen in die Küche und hat sein Gesicht in ihre Schürze verborgen und weinte. hinein in den Mutterschoß. Und wie die Mutter verwundert fragte: »Karl, was fehlt dir denn ?« hat der Karl sein Herzchen ausgeschüttet ins Mutterherz und ihr alles erzählt, was er gesagt und der Vater, und wie der Vater so grimmig sei und ihn fortgejagt habe vom Tische. Und wie er fertig war, hat er sich die Augen ausgewischt mit dem Taschentuch und sind noch zwei Thränen herabgefallen wie Thautropfen von einem Kleeblümlein. Die Mutter aber hat das Büblein geküsst und ihm die Thränen selber weggewischt von den Wangen und hat es gestreichelt; denn die Mutterliebe ist weich und zart wie ein Bett aus seinen Federn, und hat gemeint: »Karl, weine nicht! Schau, ich werde dir eine Mehlspeise kochen!<<

Da hat aber das brave Kind erst wieder das Köpflein geschüttelt und geantwortet: »Nein, liebe Mutter. der Vater hat mir befohlen, den ganzen Tag nichts zu essen, und ich muss folgen; denn P. Hofbauer hat mir oft gesagt: »Kinder, folgt euren Eltern! Mutter, ich kann's schon heut' aushalten ohne Essen.« Nun ist das Weinen an der Mutter gewesen und sie hat das Kind in ihre Arme geschlossen vor Lieb' und Freud' über sein gutes Herz, und hat ihr doppelt weh gethan, dass es nichts essen soll und aus ihrer Liebe zum Start ist der Zorn herausgewachsen gegen den Mann und sie hat das Büblein stehen lassen in der Küche und ist hineingelaufen zum Herrn Hofrath im ersten Zorn und haben ihr die Augen noch mehr gesunkelt als früher ihres Mannes Augen, und auf ihrer Stirne ist ein dunkles Gewitter gestanden, dass man sich fürchten musste vor dem

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