Page images
PDF
EPUB

42. Die erste Seligkeit.

ater Hofbauer hat überhaupt eigene Ansichten gehabt über Geld und Gut und Reichthum und Erdenpracht, wie sie sonst nicht landläufig sind unter den Menschen; denn es gehört schon viel Gottesgnade dazu und geistige Jugendkraft, dass sich der Mensch aufschwingen könne zu dieser Höhe der Anschauung.

Der größte Schat, dem der Mensch nachgraben kann. in seinen Lebenstagen, ist ihm die Armut gewesen, und er hat sie so lieb gehabt, wie weiland der gute heilige Franz von Assisi. Alles Gold und Silber und Edelgeschmeid' und Staatspapiere und Obligationen und Haus und Feld und Wald und Kaiserreiche und Königthümer und alles Geld der Erde hat er nur Spinngeweb' genannt und gar oft ausgerufen: »Was wird wohl das Gold für einen Cours haben an der Welt Ende? Es wird da nicht mehr gelten als ein wenig Blech. «1) Und das war ein sehr wahres Wort, wenn's auch manchem Erdmolch hineingruselt bis in die innerste Seele, wenn er an der Welt Ende denkt, wo seine Papiere außer Cours sind und seine Banknoten verbrannt und seine alten Thaler und geputzten Ducaten zerschmolzen sind im letzten Weltbrand und er dasteht vor dem ewigen Richter wie ein hungriger Bettler, der jetzt lieber all sein. Gold vertauschen möchte um das Verdienst eines Ave Maria. Daher hat P. Hofbauer größere Weisheit gehabt als jeder Couponabschneider, wenn er gesagt hat: »Meine Brüder! Suchen wir nur das Himmlische!« 2) weil das allein den Weltbrand überdauert am jüngsten Tag und weil man dies Geld auch mitnehmen kann in die Ewigkeit, wo es erst recht im Wert ist; denn ein jedes Reich hat seinen eigenen Geldfuß, das Himmelreich natürlich den himmlischen. Um das Irdische war er wenig bekümmert; denn er hat den lieben Herrgott gut gekannt, dass er von jeher ein freigebiger Herr gewesen und auch heute noch nicht harthörig und hartherzig geworden sei vor Alter, und dass am Ende die ganze Welt speist an seinem Tische: der Engel im Himmet und das Grästein am Bach. Und er hat auch gewisst, dass es dem am besten gehe auf Erden, der in Gottes Diensten arbeitet

1) Summ. pag. 147.
2) Summ. pag. 148.

und dem Himmlichen nachstrebt, und hat das an sich selber erfahren und es auch gelesen im Evangelienbuch. Darum hat er gar oft die liebliche Mahnung gegeben: »Seid um nichts besorgt! Suchet nur das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit! Das andere wird euch Gott geben.« Und ist das auch ganz natürlich, denn es ist von Anfang an die Erde am Himmel gehängt und nicht der Himmel an der Erde und ist der Segen immer von oben gekommen und nicht von unten.

Den Klosterfrauen aber hat er gesagt: »Was eine Schwester hat, ist ihr nur geliehen. Jesus allein ist ihr Schat!«1) Merk' dir das, mein Klosterbruder, meine Klosterschwester. Was du hast im Kloster, am Leib oder in der Zelle oder in der Werkstatt oder sonst wo, das ist nicht dein eigen, seit du im Gelübde der Armut auf alles Erdengut Verzicht gethan hast, sondern gehört dem Kloster und unserem Herrgott, dem auch das Kloster gehört, sammt allem, was drum und dran ist. Und brauchst du was, so musst du schön bitten, weil Gott nicht verpflichtet ist, von dem Seinen was herzugeben, wenn man ihm nicht auf den Knien kömmt, und musst du zufrieden sein mit allem, was du kriegst im Kloster und darfst dabei nicht zurück denken an Hab und Gut, das du verlassen haft in der Welt; denn das hast du nimmer, weil du es Gott geschenkt hast, und mit all den Sachen, die du hast vom Kloster, musst du sorgsam umgehen; denn es ist geliehen Gut und du musst einmal Rechnung legen, was du angefangen hast damit. Und bedenk' es wohl; es sind gar viele hundert Klosterlent' in der Hölle drunten unter den Räubern und Dieben, weil sie das Gelübde der Armut nicht gehalten haben.

Dem Seligen selber aber ist die Armut wie Himmelsseligkeit vorgekommen und er hat sie sogar »die erste Seligfeit geheißen, weil das so drinnen steht im heiligen Evangelium, und ist auch wahr; denn es ist die Armut der sicherste Weg zur ewigen Seligkeit, »den uns Christus der Herr von der Krippe an und durch sein ganzes Leben bis zur gänzlichen Entblößzung am Kreuze und bis zur Bestattung im fremden Grabe gezeigt hat«, 2) und gießt selbst auf Erden der liebe Gott um so mehr Himmels

1) Summ. pag. 304.

2) Summ. pag. 306.16.

frieden und Gnadengüter über eine Seele aus, die spärlich bedacht ist mit Erdengütern. Freilich gilt das nur von jenen Seelen, deren Herz nicht in Durst und Begier an Geld und Gut klebt wie der arme Vogel an der Leimspindel; denn Himmelsfrieden und Gnadengüter kann man nicht in die leere Geldtruhe sperren und auch nicht zu Mittag kochen oder an den Leib hängen, sondern ist nur das Herz und die Seele der Plaz dafür, und die müssen leer sein von eitler Geldgier und sündigem Geldneid; ansonst sucht sich die erste Seligkeit in einem anderen Herzen ein Ruheplätzchen.

In P. Hofbaner's Seele hat diese Seligkeit gewohnt, wie wenn sie darinnen geboren wäre, und hat sein ganzes Wesen durchtränkt mit Lust und Freude, auch wenn er selber ärmer gewesen ist, als mancher Taglöhner, und hat ihn emporgehoben über alles Erdverlangen wie ein leichtes Vöglein und er hat alles Erdengut von oben angesehen und darum ist es ihm so winzig vorgekommen wie ein Häuslein, auf das man niederschaut vom Gipfel eines hohen Berges. Einmal ist er wieder unter seinen Schülern gesessen und hat man von allerlei Dingen geredet. Da hat einer, und das war ein Priester, angefangen zu erzählen, wie er im Laufe des Tages einen kostbaren, wundersam schönen Ornat in den Händen gehabt habe, der gar lieblich gesunkelt und geglißert hätte, und sei derselbe wohl an die viele tausend Gulden wert, und hat dabei so begeistert geredet, dass man leicht merken konnte, wie der Ornat jezt noch in seiner Seele hänge. Doch P. Hofbauer ist dabei kühl geblieben wie Gebirgswasser und hat auch die überflüssige Hiße des ornats= seligen Priesters gedämpft und geantwortet: »Ich hab' auch heut einen Schatz in Händen gehabt und der war noch unendlich wertvoller als der Ornat; denn es ist Jesus Christus gewesen im allerheiligsten Sacramente! Und du rühmst dich, Koth und Staub in der Hand gehabt zu haben?« 1)

Das aber hat P. Hofbauer nicht etwa darum gesagt, weil er den kostbaren Ornat nicht selber hatte oder weil er feine Hoffnung hegte, ihn zu bekommen; denn solche Menschen laufen genug herum auf der Welt, die über fremdes Eigenthum und fremden Schmuck gar geringschäßig urtheilen, aber nicht aus Seelengröße und Liebe zur Armut,

) Summ. pag. 148.

sondern weil ihnen das fremde Gut in die Augen sticht und ihnen weh thut im Aug' dass sie schreien vor Neid und Gier nach fremdem Hab'. Da ist P. Hofbauer's Seele edler gewesen, denn man hat ihm oft Geld und Gut angeboten und Schmuck und anderes schöne Flitterzeug und er hätt' viele schöne Dinge um sich aufhäufen können, wie der Hamster Getreide in seinem Bau, und hat doch alles ausgeschlagen und nichts genommen aus Liebe zur Armut. Einmal hat er einer Frau eine große Wohlthat erwiesen, dass die gar gerührt worden ist, und nicht wusste, was sie denn thun sollte, um sich dankbar zu zeigen. Und wie sie nachsuchte in ihrem Schmuckkästchen, hat sie ein Kreuzlein gefunden, das ist von Diamanten gewesen, und war ihr besonders lieb, weil es ein theures Andenken war von alten. Zeiten her und auch viel Wert an den Brillanten gehängt ist. Und weil sie nichts kostbareres hatte als das Kreuzlein, hat sie damit ihren Dank zahlen wollen und sich schon zum voraus gefreut an P. Hofbauer's Freude. Wie sie aber zu dem gekommen ist und ihm nochmals gedankt hat für seine Wohlthat und dabei das Kreuzlein herausnahm, um es ihm anzubieten, da hat er es zurückgewiesen und schön gedankt für die edle Gesinnung. Doch die gute Frau wollte an Edelmuth sich nicht nicht übertreffen lassen und hat nicht aufgehört zu bitten, er möge doch nehmen, was ihre Liebe gebe, und sie könne das Kreuzlein nimmer zurücknehmen, ohne bei jedem Blicke darauf den Vorwurf des Undanks zu hören. Aber der Selige hat es wieder zurückgewiesen und ihr gerathen, sie möge es für ihr Hauswesen verwenden, das wäre für ihn eine größere Freude, als wenn er selber die Brillanten in seinem Besize hätte. Da ist ihr das Weinen gekommen, und es hat sie geschmerzt, dass ihre Gabe nicht würdig wäre, angenommen zu werden. Und jezt ist auch P. Hofbauer weich geworden und hat das Kreuz angenommen aber nur unter der Bedingung, dass er es aufhängen dürfe als Weihegabe am Herz Jesubild in der Ursulinenkirche. 1)

Ich weiß nicht, zu wem ich gerade rede, aber ich habe jezt eine Gratulation für die Armen und eine Arznei für den Reichen. Bist du ein armes Mütterlein, das die Welt hinausgeworfen hat und das vom fremden Brote lebt, und

1) Brunner S. 223.

Leben d. sel. Clem. M. Hofbauer.

34

das auch dies Buch ausgeliehen hat, weil es kein Geld hat zum Kaufen, oder bist du eine arme Witwe, die nur reich ist an Kindersegen, oder ein armer Arbeiter in einer Fabrik oder ein Gesell in einer Werkstatt oder ein alter Knecht oder gar eine sieche Magd, ich gratulier' dir schön und wünsch’ dir Glück zu deiner Armut; denn es liegt ein großer Gottessegen in einer armen Seele und leuchtet Himmelsseligkeit hinein in das Herz eines armen Menschen, der seine Armut liebt und nicht murrt und klagt über Gottes Schickung und er ist dem Reichen alleweil voraus auf dem Himmelswege, weil er auf dem Fußsteig zum Himmel geht wie sein lieber Heiland und nicht auf der breiten Landstraße wie der reiche Lebemann. Sei also getrost, armer Mensch, die Armut geht zu Grabe und aus dem Grabe erblüht dir ein Reichthum, der kein Ende kennt und der Seele Hunger stillt für alle Ewigkeit. Bist du aber reich an Geld und Gut, so soll ich dich eigentlich trösten, und um so mehr, je glücklicher du dich fühlst bei deinem Geldhaufen. Ich will dir jedoch ein anderes Wörtlein sagen: Du kannst nur selig werden, wenn du dein. Hab und Gut ins Herz Jesu legst und Gutes thust damit zu frommen Zwecken und Linderung fremder Noth.

[blocks in formation]

W

43. Der schöne Generalvicar.

eil P. Hofbauer die Armut so innig liebte, darum hat er auch nicht viel gegeben um schöne Kleider, denn für einen armen Menschen schickt sich ein armes Gewand. Daher ist seine Kleidung gar elend gewesen und alt und abgetragen und er ist nie mit der Mode gegangen, sondern hat sein Kleid so lange getragen, bis es wieder in die Mode gekommen ist, so dass man sich hat wundern müssen, wie er so große Achtung einflößen konnte in so elender Tracht. Damit du dir aber leichter vorstellen könntest, wie er ausgesehen hat, will ich dir seine Garderobe beschreiben Stück für Stück. Vielleicht schämst du dich dann weniger, wenn dein Kleid nicht nach der neuesten Pariser Mode zugeschnitten ist, oder wenn es dir nicht am Leibe hängt so knapp und

« PreviousContinue »