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Diese Schuhe der guten Schwester haben aber einen eigenen Sinn und liegt ein wundersam schöner Gedanke darinnen, wie eine Perle in der Muschel, und hat diesen Gedanken der gute St. Gregor herausgefischt, der Papst gewesen ist vor vielen hundert Jahren; denn der hat einmal geschrieben, dass der liebe Gott den Menschen nicht bloßfüßig hinausschicke in die Welt, sondern ihm Schuhe mitgebe, die ihm gut passen und die er tragen solle an den Füßen, damit er sich leichter gehe auf dem Wege zum Himmel. Dies steht jedoch nicht im Widerspruch mit dem, was ich dir früher gesagt habe von der Pflicht, mit bloßen Füßen zum Himmel zu gehen; denn es steht hier ein anderer Sinn als dort. Die Schuhe, von denen ich hier rede, sind die Beispiele der Heiligen, die uns bereits vorangegangen sind in die Ewigkeit. Du wirst vielleicht nicht wissen, wie denn die Heiligen alle Schuhmacher seien für ihre Nachkommen im Heiligwerden, und ich hab's auch nicht gewusst, bevor ich's gelesen hab' im guten St. Gregor, der es wunderschön erklärt. Wie man die Schuhe, so sagt er, macht aus der Haut von todten Thieren, dass sie passen für den Menschenfuß, so soll der Mensch die äußeren Werke verstorbener Heiliger, die herausgewachsen sind aus ihrer Seele, wie die Haut aus dem Leib, seinen Verhältnissen anpassen und sie zu den seinigen machen und anziehen durch die Nachahmung und in ihnen zum Himmel gehen. Darum hab' ich dir auch, lieber Leser, so viele schöne Geschichtlein erzählt aus des seligen P. Hofbauer's Leben und habe dir aus seiner Haut die Schuhe zugeschnitten und zusammengenagelt in der Nuzanwendung bei jedem Capitel, dass das ganze Buch geworden ist wie ein großes Schuhwaarenlager, aus dem du die Schuhe nehmen kannst, für jeden Tag und jede Stund' und jedes Wetter und jede Jahreszeit ein anderes Paar, und passen dir alle, wie der guten Schwester, und kriegen kein Loch vom langen Tragen, und brauchst sie mir auch nicht zu zahlen, vorausgesetzt, dass du das Buch selber, worin du das liesest, nimmer schuldig bist. Zich' sie fleißig an, lieber Leser, diese Schuhe und ahm' es fleißig nach, was du da findest. Es wird ein gar liebreizender Gruß sein, den dir der liebe Heiland spendet, wenn du in diesen Schuhen an's Himmelsthor klopfest, und der steht drin in der heiligen Schrift und heißt also:

Wie schön sind deine Tritte in den Schuhen, o Fürstentochter!

Hohes Lied 7, 1.

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49. Brautstand.

nter allen Menschen, die der selige P. Hofbauer im Herzen trug, sind seiner Liebe die Klosterfrauen am nächsten gestanden. Eine jede Klosterfrau

ist ihm vorgekommen wie eine Gottesbraut, die der liebe Heiland sich auserwählte aus tausend anderen und die er herausgenommen hat aus der vergifteten Welt, um sie in seinem Palaste erziehen zu lassen, bis sie reif ist für die Hochzeit im Himmel, und jedes Kloster ist ihm gewesen wie ein Heiligthum Gottes und jede Seele drinnen wie ein kostbares Kleinod, über das der liebe Heiland eifersüchtig wacht wie ein Erdenbräntigam über die Trene seiner Braut. Daher hat er auch gewaltige Ehrfurcht gehabt vor jedem katholischen Kloster, und hat, wenn er vorübergieng am Nonnenkloster, zweimal das Häubchen vom Kopfe genommen, einmal aus Ehrfurcht vor dem lieben Heilande, den er gegrüßt hat im hochheiligen Sacrament, und das andere Mal aus Respect vor seinen Bräuten, die inner den geweihten Mauern gewohnt haben. Das ist wohl christlich gewesen und auch höflich und ist ihm besser gestanden, als wenn ein katholischer Christ oder gar eine Christin nicht vorübergehen kann an einem Kloster ohne giftigen Schlangenblick oder einen zerquetschten Teufelgruß auf den Lippen; denn es ist auch eine Ordensperson geweiht und geheiligt ähnlich wie dein Herr Pfarrer oder der Herr Caplan und verdient größere Ehrfurcht und Andacht, als eine goldene Monstranze oder ein geweihter Kelch, weil sie eine lebendige Monstranze ist, die sich Gott selber gemacht hat zu seinem Thron und nicht ein verweslicher Goldschmied. Und wenn auch das nicht wäre: so wäre eine Ordensperson schon darum der Achtung wert, weil es eine starke Seele verräth und ein edles Herz, wenn man der Welt Adien sagt und ihren Freuden und Hoffnungen, um ein armes Leben der Entsagung zu führen im Dienste Gottes und vielleicht auch der leidenden Menschheit. Hab' also auch du Respect vor den gottgeweihten Menschenseelen und blas' nicht ins Horn, das auf dem Satanskopf gewachsen ist; denn es hat sogar ein Türk Ehrfurcht vor einer christlichen Klosterfrau.

Gar oft hat der Selige gesprochen von dem hohen Werte gottgeweihter Jungfräulichkeit und paradiesischer Lilienschönheit, und wenn er auch den Ehestand nicht verdammte,

weil er auch sein muss und von Gott eingesezt und von Christus dem Herrn sogar zu einem heiligen Sacramente erhoben ist, so hat er doch den Stand gottgeweihter Jungfrauen hoch über den Ehestand gesetzt, wie Himmelsschönheit über Erdenpracht, und so oft er redete über das Ordensleben und den Beruf zum Ordensstande, hat sein Angesicht geleuchtet im Feuer der Begeisterung, wie das des heiligen Moses, als er herabstieg vom Sinaiberge. »> Zum Ordensstande berufen werden«, hat er gesagt, »ist eine gar ausgezeichnete Gnade, und wenn man einmal in diesem Punkte den Willen Gottes klar erkannt hat, dann muss man ihm folgen, ohne Rücksicht auf Eltern und Verwandte.« Und zum Beweise dafür hat er das Beispiel des lieben Heilandes angeführt, der als zwölfjähriger Knabe im Judentempel zurückblieb und davon seiner Mutter kein Wörtlein sagte und auch dem heiligen Josef keines, und hat noch dazu seiner lieben Mutter auf die Frage: »Mein Sohn, warum hast du uns das gethan?« die kurze Antwort gegeben: »Habt ihr nicht gewusst, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?«1) Und ist diese Mahnung auch heute nicht überflüssig, den es laufen die Eltern schockweise herum. auf Erden, die selber keinen Glauben haben und ihr Kind lieber im Zuchthause sähen oder im Findelhaus, als in einem katholischen Kloster, oder deren Glauben löcherig ist wie eine Strensandbüchse, und die da meinen, es gehe ihr Kind dem schrecklichsten Unglück entgegen, wenn es ins Kloster eilt. Red' ich jetzt zu so einem Vater oder einer solchen Mutter, so will ich dir sagen, dass es eine große Sünde ist für deine eigene Seele, wie Diebstahl und Gottesraub, wenn du Gott das Kind nicht lässt aus stockblinder Affenliebe, das er dir anvertraut hat und das er jetzt auserwählt zu seiner Braut im Kloster, und er wird einmal von dir deines Kindes Seele fordern und dich verurtheilen um deiner Liebe willen. Und wenn ein Kind, das klar Gottes Ruf ins Kloster erkennt, nicht dir folgt, sondern Gottes Ruf, so thut es recht und gut und verdient Gottes Lohn und der Engel Lob, weil man Gott mehr gehorchen muss, als den Menschen. Du aber bist blind wie ein nengeborenes Käßlein, wenn du meinst, es sei Schande für deine Familie, sobald eine Tochter barmherzige Schwester ist oder sonst eine Nonne, oder sei das arme Kind gar schrecklich

1) Summ. pag. 314.

elend daran, wenn es eingesperrt sei zwischen Klostermauern. Wär's wohl eine Schande, wenn des Kaisers Sohn und des Reiches Kronprinz käme und würde werben um dein Töchterlein? Und wenn du ein katholischer Christ bist, sag' mir, wer ist denn Jesus, der um deine Tochter wirbt, und wer ist sein Vater und wie groß ist sein Hab' und seine Chre? Und meinst du wohl, es würde dein Kind unglücklich sein als Kaiserin am Wiener Hof? Und Jesus soll es unglücklich machen in seinem Hause? Glaub' mir, es gibt kein süßeres Glück und keine lichtere Freude als im Kloster, wo Ordnung herrscht; denn da wächst Friede und Freude in der Seele drinnen und wächst heraus in den Leib und umfängt alle Glieder, wie der Ephen die Gartenwand, und ist dein Kind im Kloster drinnen tausendmal glücklicher, als du selber außer demselben. Und wenn du Vernunft hättest und wahre Liebe, würdest du dein Kind nicht zurückhalten bei jeder Rockfalte, sondern würdest es selber hineinwerfen. über die Klostermauer, wenn es nicht freiwillig gienge. Darum hat der selige P. Hofbauer selber einmal eine Nonne fast neidig betrachtet und ihr zugerufen: »Du weißt gar nicht, wie glücklich du bist. Erst im Tode wirst du erfahren, welche Gnade es ist um den Beruf zum Klosterleben, im Vergleich mit dem alle Erdenpracht nichts ist.«1) Und recht hat er geredet; denn was ist's mit den schönen Kleidern und dem guten Essen und dem vielen Gelde und den lustigen Unterhaltungen und den zahlreichen Anbetern und was sonst noch zur Erdenpracht gehört und das du jetzt genießest in vollen Zügen, wenn du als junges Mädchen oder als alte Frau auf das Todtenbett kömmst? Wohin ist das alles gekommen? Ist's nicht vorübergegangen gar flüchtig, ohne dein Herz gesättigt zu haben? Und ist's jezt nicht, wie wenn der Vollmond niederscheine auf eine Brandstätte? Und von all der Erdenpracht ist jetzt nichts mehr da, als Staub und Grabesmoder und vielleicht noch viel Rauch und Brandflecken an deiner eigenen Seele, mit denen du dich nicht recht hinzugehen getraust vor deinen ewigen Richter, und ist dir nur das Sterben um so schwerer, je mehr du getrunken hast von der Erdenpracht. Und indes du daliegst auf deinem weichen Bette, an dem der Tod steht wie des Satans Henker, und nicht weißt, wie du sterben sollst und dich noch ans Leben klammerst,

1) Summ. pag. 315.

wie der Schiffbrüchige an ein morsches Brett, liegt deine Schwester im Kloster drüben als arme Klosterfrau auf einem harten Strohsack und stehen um sie alle Schwestern und beten, weil auch der Tod an ihre Hütte klopft, und schaut die Sterbende so freudig hinein in die Ewigkeit und sehnt sich nach der Todesstunde, wie die Braut nach dem Hochzeitstage, und liegt süßer Friede und seliges Sehnen auf ihrem Antlig, und steht der Engel ihrer Seele und ihre Ordensstifterin und die liebe Gottesmutter und ihr göttlicher Bräutigam selber vor ihrem Bette und fächeln ihr Kühlung zu bis in die Seele hinein, und verwandeln sich alle gebrachten Opfer in Perlen und Brautschmuck, und ist sie selber jest so froh, dass sie die Erdenpracht verachtet und den Himmel zum Antheil gewählt hat, und thut den letzten Seufzer mit Jesu Namen auf den Lippen und fliegt ihrem Heilande in die Arme im Jenseits. Gelt, jezt bist du deiner Schwester fast neidig, und verstehst vielleicht besser P. Hofbauer's Wort vom Glück des Sterbens in der armen Klosterzelle.

Daher hat der Selige auch auf der Kanzel begeistert gepredigt über das Klosterleben, was was man sonst nicht oft gehört hat zu damaliger Zeit, weil auch die geistlichen Herren keinen rechten Begriff hatten von Klöstern und Ordensstand.

Einmal ist er draußen gewesen auf der Landstraße und hat gepredigt an einem Sonntagsnachmittage in der Kirche der Salesianerinnen, und nachdem er aus dem römischen Katechismus gelesen, was drinnen stand über die evangelischen Räthe, hat er eine feurige, lichtvolle und eindringliche Predigt gehalten über das Ordensleben, und die war so schön, dass die guten Schwestern lichte Thränen geweint haben vor Freude und Rührung. 1) Es thät auch heut' nicht schaden, wenn die geistlichen Herren auf der Kanzel hie und da was sagen möchten über die Bedeutung der Klöster und den Wert und das Glück des Ordensstandes; denn es gehört auch das zum Katechismus und zum Evangelium und würde manches beitragen, dass die Blüte des Christenthums, was am Ende doch das Ordensleben ist, von den Gläubigen ein bischen mehr ästimiert würde, und ans mancher Seele würde die Klosterschen und der Klosterhafs schwinden wie der Nebel bei Sonnenaufgang.

1) Summ. pag. 316.

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