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entsetzlich viel darin, denn es sind die halbe österreichische Armee viele tausend Mann gewesen und waren darunter gewiss auch schwere Sünder, die geflucht haben über Gott und Teufel und die das Beten verlernt haben seit langer Zeit und in keine Kirche mehr gekommen sind, außer zur Parad', und die gestohlen haben wie die Raben, und denen keine Jungfrau zu rein und kein Weib zu alt war zur Sünde, und auf deren Zungen ein Wurmnest abscheulicher Reden gelegen ist, dass alle Augenblicke so ein hässliches Unthier heraustroch aus ihrem Mund, und die verschwägert waren mit der Schnapsflasche, welche oft viel stärker war als sie und sie hineingeworfen hat unter Tisch und Bank, die mit einem Worte vor Gott dem Herrn gesündigt haben mit allen Gliedern und aus allen Geboten. Und müsste das ein gewaltiger Düngerhaufen werden, wenn man alle diese Sünden zusammenwerfen wollte an einem Orte, fast so hoch wie der Thurm von Babel; denn man wird's wohl glauben ohne Zeugen und Eidschwur, dass unter den Soldaten gar wenig Heilige sind. Und doch hat P. Hofbauer noch mehr Hoffnung gehabt auf Seligkeit dieser halben Sünderarmee, als auf das Heil von zehn lauen Klosterfrauen, und hätt' vor Gottes Richter lieber die Laster jener verantwortet, als die Fehler dieser. So was, liebe Seele, gibt zu denken und lässt sich nicht hinunterschlucken wie Meth und Honig.

Und wenn nur einige lane Ordensleute sind in einem Kloster, so ist es oft genug, das ganze Kloster anzustecken. mit Weltgeist und Lauigkeit, und richten ein paar laue Seelen schreckliches Unheil an in einer Ordensgemeinde, wie der Kornwurm in Mehlkasten, und bedarf es eines kräftigen Insectenpulvers, um es wieder gut zu machen. Wenn es zu damaliger Zeit auch nicht gar so greulich ausgesehen hat im Ursulinenkloster, so hat doch bei manchem Löchlein die WeltLuft hineingerochen ins Kloster und hat der Josefinismus auch unter den guten Schwestern Früchte getragen und ist die Klosterzucht in manchem Punkte lag geworden wie ein locker geknüpftes Bändlein. Das hat der gute selige P. Hofbauer bald gemerkt, denn er hat selber gesagt, dass er eine fatholische Nase habe, und ist ihm der Zerfall tief zu Herzen gegangen. Doch er hat sich nicht mit leeren Klagen begnügt, sondern die Hand angelegt und die kleinen Schäden ausgebessert, die er bemerkte, damit sie nicht größer würden und unheilbare Wunden. Und wenn auch man he

Klosterfrau, der das wilde Fleisch herausgeschnitten wurde aus der Seele, darob ein Wildwettergesicht gemacht und herumgelärmt hat im Kloster wie ein Hündlein, dem man den Schweif gestußt, und wenn der Selige auch im Kloster und außer demselben verleumdet worden ist, als sei er ein Fanatiker, der niemandem unschuldige Freuden gönne und aus Mücken Elefanten mache, so hat ihn das blutwenig ge= kümmert und ließ sich darob nicht abhalten in seinem Vorhaben und hat allen finsteren Gesichtern und brummigen Zungen und aller Abneigung und Verleumdung Ruhe und Freundlichkeit entgegengesezt, und hat auch den verblendeten Nonnen noch mehr Liebe gezeigt als den anderen, dass alle mit Ehrfurcht erfüllt werden mussten vor seiner Seelengröße, und wenn er auch oft weh thun musste durch Strenge, so hat doch niemand leugnen können, dass ihm bei all seinen Plänen nur des Klosters Wohl und der Seelen Fortschritt vor den Augen schwebten. 1)

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Darum sind ihm auch die irrenden Schäflein zugelaufen und haben Ehrfurcht gekriegt und Liebe zu ihrem sorgsamen Vater und bald hat das Ordensleben wieder geblüht in der ganzen Gemeinde und jeder einzelnen Seele und ist der heilige Eifer wieder eingezogen ins Kloster wie zu den Zeiten der Gründung, und sind ihm zuletzt alle Schwestern dankbar gewesen für seine strenge Liebe; denn es gibt eine doppelte Liebe, und ist die eine recht und die andere falsch und ist zwischen beiden ein Unterschied wie zwischen Johannes und Judas. Es sist die wahre Liebe im Herzen und die falsche auf der Zunge. Es ist die wahre Liebe wie das gute Wetter, bald schön, bald regnerisch, wie's Noth thut, und die falsche wie ewiger Sonnenschein, der das Herz ausdorrt vor lauter blauem Himmel.

Es ist die wahre Liebe wie Gottes Liebe zur Menschenseele, welcher der lieben Braut die Wahrheit sagt ins Angesicht und sie doch vertheidigt gegen jeden, der ihr weh thun will, und die falsche Liebe, wie des Satans Liebe, der die Seele lobt ins Antlig und ihr schmeichelt zu allem, was sie thut und sie doch verachtet und hasst in des Herzens Grund und sie verspottet unter seinen Kameraden in der Hölle. Ez

1) Summ. pag. 264.
Leben des sel. Clem. M. Hofbauer.

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ist die wahre Liebe wie bittere Medicin, die heilt, und die falsche Liebe wie vergifteter Honig, der tödtet.

Richiet wieder auf die erschlafften Hände und die wankenden Knie; und machet ge rade Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand binke und abgleite, sondern vielmehr geheilt werde. Hebr. 12,12-13.

D

52. Die beste Novizin.

ie Lehren, welche P. Hofbauer ausgetheilt hat unter die Klosterfrauen, sind wunderschön gewesen, als hätten sie keine Erdenfarb', sondern hätt sie der Selige vom Himmel geholt in geheimer Audienz bei unserem lieben Herrgott. Weil das Menschenleben so furz ist wie eine Sommernacht, und doch so viel dranhängt und eine Ewigkeit voll Lust und Leid oft an einen einzigen Augenblick geknüpft ist: darum hat der selige P. Hofbauer die Klosterfrauen dringend ermahnt, sie sollten die Zeit gut benüßen, wie ein guter Bauer sein Ackerfeld; denn, hat er gesagt: »die Zeit ist ein unendlich kostbarer Echat, ein gar unschätzbares Gut; wer die Zeit gewissenhaft benützt, der kann den Himmel und Gott selbst gewinnen. 1) Und wenn auch die Zeit ein geschaffen Ding ist wie andere Geschöpfe Gottes und ein tiefer Abgrund liegt zwischen Gott und Gottes Geschöpfen allzusammt, dass ihn Himmel und Erde nicht ausfüllen, auch wenn sie noch zehntausendmal größer wären; so hat doch der Selige die Zeit auf die Wage gelegt Gott gegenüber und hat in seinen Augen die Zeit gerade so schwer gewogen wie der allmächtige Gott selber und er hat den Ursulinen oft gesagt: Die Zeit gilt so viel wie Gott selber; denn durch die Zeit können wir Gott erkaufen, und wenn wir einen guten Gebrauch machen von der Zeit, dann wird Gott selber im Himmel unser überaus großer Lohn sein.« Und ist das ein gar schöner Gedanke, den ich dir herausschälen will wie eine Crange, damit du fühlest wie süß er sei; denn es ist jeder Augenblick Zeit wie eine Tausendquldenbanknote, die auch nur ein kleines Stücklein Papier ist, für das man dir nicht einmal einen halben Kreuzer

1) Summ. pag. 222.

geben würde, wenn nichts drauf wäre; aber weil es drinnen. war in der Staatsbank und man dort allerlei drauf gezeichnet hat: Schnörkelwerk und kleine Kinder und den kaiserlichen Adler und man in der Mitte mit großen Buchstaben 1000 Gulden hineingeschrieben hat auf deutsch und ungarisch: darum ist der Papierzettel so wertwoll wie zweihundert blanke Goldducaten, und wenn du ein Stößlein solcher Papierzettel beisammen hättest, als man in einem Tage Augenblicke zählt, so hättest du an die 87 Millionen Gulden und könntest damit eine ganze Stadt kaufen mit allem, was drin ist. Und so ist auch die Zeit ein unscheinbares Ding wie ein Papierschnißel, aber es hat Gott sein Staatswappen drauf gepresst und nimmt's an für baare Münze, durch deren gute Verwendung der Mensch sich ganze Städte kauft im Himmelreich, die noch wertvoller sind als Erdenstädte, weil sie keiner Reparatur bedürfen und auch gegen Feuer und Kriegsgefahr versichert sind und auch mit allem, was das Menschenherz sich wünschen kann, gar comfortabel und bequem eingerichtet. Darum ist der Mensch blöd und kurzsichtig, der die Zeit vergeudet und vertändelt mit Nichtsthun und Sündigen, noch viel blöder als ein Bettler, dem ein reicher Herr ein Viertelstündlein seine Schazkammer aufthut und ihm erlaubt, alle Schätze daraus zu nehmen als sein Gut und Eigen, die er in einer Viertelstunde bekommen kann, und der doch sich hinlegt und schläft oder trinkt und pfeift oder singt, bis das Viertelstündlein um ist.

Es war aber das kein platonischer Rath; sondern P. Hofbauer hat den Schwestern auch gesagt, was sie machen sollten mit der Zeit und wie sie umzugehen hätten mit diesem Capital, dass es sicher wäre und doch auch viele Zinsen trüge, und das ist bei einer Seele, die im Kloster lebt, nicht gar schwer; denn sie kriegt schon beim Eintritt ins Kloster eine Gebrauchsanweisung, wie man sie nirgends hat außer dem Kloster, und braucht sich bloß dran zu halten bis zum Sterben und wird ihr gewiss nicht fehl gehen. Die Gebrauchsanweisung aber ist die Tagesordnung, die unser Herrgott selber dem Klosterstifter oder einem andern Obern im Kloster dictiert hat als seinen eigenen Willen. Darum hat auch der Selige P. Hofbauer sehr darauf gedrungen, das die Schwestern die Tagesordnung halten, und hat gesagt: »Wer die Tagesordnung hält, der thut den Willen Gottes.« 1) Und ist doch 1) Summ. pag. 319.

das der alleinige Zweck, zu dem der Mensch auf Erden ist, und das einzige Werk, für das er bezahlt wird am letzten Samstag von Gott, seinem Herrn, wenn er Gottes Willen thut, und nicht den seinen; denn er ist nicht Freiherr oder Madame, sondern Knecht oder Magd, wenn's ein Weibsbild ist, und steht in Gottes Diensten alle Tag' und jeden Augen= blick; und darum ist der Gehorsam gegen Gott des Menschen Natur und Leben und soll seiner Seele Luft und Nahrung sein. Und weil man im Kloster den Urmenschen wieder Herstellen soll, so gut es geht mit dem verdorbenen Lehm, dass er den Leuten draußen ein Vorbild und Exempel werde; drum soll im Kloster kein eigener Wille sein bei keinem Untergebenen, sondern soll jeder Gott gehorchen in Freud' und Herzenslust, in Großem und Kleinem, mag er Gottes Stimme hören in seiner Seele Tiefen, oder aus eines Menschen Mund, den ihm Gott als seinen Statthalter hingesezt hat ins Kloster, damit er ihn als Vorgesetzter leite an Gottes Stelle. Und verpflichten sich die Ordensleute hiezu durch ein feierliches Gelübde, dessen Übertretung Sünd' und Frevel ist. Daher hat P. Hofbauer den Nonnen oft gesagt: »Seid nicht eigensinnig, sondern folgt!« 1)

Und ein andermal hat er ihnen gar gesagt: »Bis zum Sterben muss man gehorchen; besser ist's zu sterben, als ungehorsam zu sein.«2) Und das ist wahr; denn wenn du Klosterherr bist oder Klosterfrau und hast nur die Wahl zwischen Tod und Ungehorsam gegen einen, wenn auch kleinen Befehl deiner Obern, so ist's tausendmal g'scheiter und schöner, du lässt dich zusammenschießen wie einen tollen Hund und opferst dein Leben, welches das kostbarste Gut ist unter allen Erdengütern, als wenn du Gott das Edelste, was du ihm geschenkt hast, und was ihm ein Mensch überhaupt nur schenken kann, den eigenen Willen nämlich, wieder zurücknähmst durch Untreue und Ungehorsam. Das eine ist Opfer und das andere ist Sünde, und es ist edler zu opfern, als zu fündigen, und fährst auch du selber besser damit; denn der Tod für den Gehorsam ist Martertod und man könnte dein Standbild gleich auf die Altäre stellen, als das eines Heiligen, wenn es erwiesen wäre, dass du für den

1) Summ. pag. 319.
2) Summ, pag. 319.

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