Page images
PDF
EPUB

gebeichtet und mit rührender Andacht die heilige Communion empfangen und die leste Ölung und ist gar friedlich und selig gestorben.')

Es ruht eine wundersame Kraft im Weihwasser, wie im Schwefelwasser oder Sauerbrunnen oder einem anderen Heilwasser, nur ist sie nicht hineingekommen durch die Kräfte der Natur, sondern durch die Gebete der Kirche bei der Wasserweihe. Damit du aber wissest, was für Heilfräfte die Kirche hineinbetet ins Wasser, will ich dir eins herschreiben von diesen Gebeten; es ist dir zugleich eine Gebrauchsanweisung dieses heiligen Wassers und heißt also: » Gott, der Du zum Heile des Menschengeschlechtes die größten Sacramente ins Wesen des Wassers gelegt hast: erhöre gnädig unsere Bitten und gieße diesem durch vielfache Reinigungen vorbereiteten Elemente die Kraft deines Segens ein, damit dieses Dein Geschöpf, das Deinen Geheimnissen dient, durch Deine Gnade die Kraft erlange, die Teufel zu verjagen und die Krankheiten zu vertreiben, auf dass alles, was dieses Wasser in den Häusern oder an anderen Orten der Gläubigen besprengt, frei werde von aller Schädlichkeit, dass dort kein schädlicher Geist sich niederlasse und keine vergiftende Luft, dass alle Nachstellungen des verborgenen Feindes ruhen, und dass, wenn irgend etwas da ist, was dem Wohle, der Gesundheit oder der Ruhe der Bewohner im Wege steht, durch die Besprengung mit diesem Wasser entweiche, so dass Glück und Wohlsein, um das wir Dich bei der Anrufung Deines heiligsten Namens bitten, vor jeder Gefahr sicher sei. Durch Christum, unseren Herrn.« Daher halten katholische Christen gar hohe Dinge auf das Weihwasser und haben ein Krüglein voll an der Stubenthüre hängen und eins in der Schlafkammer und oft auch eins im Stalle draußen, und besprengen die Speisen damit und das Vieh und die Felder und zu Heiligen drei-Königen das ganze Haus, und sich selber, so oft sie aufstehen und schlafen. gehen, und wenn sie fortgehen und heimkommen, und stellen ein Krüglein voll neben das Bett eines Sterbenden und spritzen hie und da einige Tropfen auf ihn und lassen es stehen neben dem Licht im Öllämpchen, wenn der Mensch schon todt ist, und jeder, der kommt, gibt ihm Weihwasser als Almosen, und wenn die Mutter ein Büblein fortschickt in

1) Summ. p. 19.

die Fremde oder ein Mägdlein, sprigt noch Weihwasser auf dessen Stirn. Du wirst jest wissen, warum das alles, wenn du obiges Gebet noch im Kopfe hast.

[blocks in formation]

63. Vom Spieltisch ins Himmelreich.

8 gibt auch unter den frommen Christen manche, denen das Versehen im Magen liegt wie abgestandener Bauernkäse und die gar essigsauer dreinschauen, wenn man ihnen in kranken Tagen den Rath ertheilt, sie möchten doch auch einen Geistlichen kommen. lassen und nicht sterben wie ein alter Kater unter dem Gartenzaun. Dies kommt vielfach daher, weil sie nicht ahnen, dass ihnen der Tod schon auf dem Nacken sigt, und es anderen auch nicht glauben und in ihrem windschiefen Christenglauben noch dazu wähnen, es sei die lezte Olung nur so ein Zugpflaster, welches das Leben um so eher herausziche aus den kranken Gliedern. Und ist doch die lezte Ölung auch eine Medicin, nicht bloß für die sieche Seele, dass sie Kraft und Freud' kriegt, sondern auch für den kranken Leib, dass er wieder gesunde nach Gottes Willen, und ist noch viel fräftiger als alle regelrecht genommenen homöopathischen Pillen und allopathischen Tränklein.

Zu diesen sonderlichen Christen hat auch in Wien ein Herr gehört, der ist gar Baron gewesen, und was noch mehr. werth ist, auch ein guter Christ. An dessen Lunge hat der Tod schon lange herumgenagt wie das Rösslein im Stall an saurem Hen, und muss ihm nicht recht geschmeckt haben; denn er ist mit dem kleinen Menschenlüngelchen lange nicht fertig geworden. Weil er aber doch alle Tag' sein Stücklein verzehrte zum Morgenbrot und zum Mittagstisch und auch zum Abendessen, so ist doch die Lunge immer fleiner geworden und man hat schon voraussehen können, dass ihm bald die Luft ausgehe vor zerfressenem Blasbalg. Er selber aber hat nichts mehr gespürt von seinem Schmarober; denn man gewöhnt alles, auch das Sterben, wenn's lang hergeht, und hat auch gemeint, es habe noch seine gute

[ocr errors][ocr errors][ocr errors]

Zeit mit dem Sterben. Wie ihm daher seine Frau, die gar fromm war, zugeredet hat, er möge doch aus Versehen denken, hat er immer noch ein Hinterpförtlein offen gehabt und gemeint, dazu sei schon noch Zeit. Aber es ist nimmer viel Zeit gewesen und ist daher die besorgte Frau zu P. Hofbauer geeilt und hat ihm ihre Noth geklagt, die fie habe mit dem kranken Herrn, der vielleicht sterbe wie ein Heid' und sei doch immer ein guter Christ gewesen, und hat ihn gebeten, es möge doch er ihm zureden, nicht zu warten mit dem Versehen bis nach dem Sterben, denn eines Geistlichen Red' sei immer schwer ins Gewicht gefallen bei seinem Handeln. Da ist der Selige zum schwindsüchtigen Herrn Baron gegangen und hat schon auf der Stiege sein Hüsteln gehört, das ihm entgegentönte wie Schellengeläute hinter dem Grabe. Darum ist er auch gleich mit dem schweren Geschütz angerückt gegen den gnädigen Herrn und hat ihm erklärt: »Herr Baron, beichten Sie Ihre Sünden und seien sie versichert, dass Sie in den Himmel kommen. Dieser Kanonengrufs hat den Herrn Baron zwar ein bischen stubig gemacht und er hat aufgehorcht wie ein grasender Hirsch beim ersten Büchsenknall. Doch wie er die Sache überlegte, ist ihm das Ding doch nicht so lebensgefährlich vorgekommen, besonders weil er vom Sterben nichts gehört hat, sondern nur vom Himmel, den ihm ein heiliger Priester so hoch und theuer versprochen als Lohn' fürs Beichten. Daher hat er schnell geantwortet: »Was fagen Sie, P. Hofbauer? Ist's wahr?« »Ja, gewiss,« hat dieser zurückgegeben. Und weil ihm das doch ein profitabler Handel vorkam, dass er fürs Beichten eine Anweisung auf den Himmel bekommen sollte, darum hat er die Beicht nimmer hinausgeschoben, sondern frei erwidert: » Wenn das so ist, dann will ich allsogleich beichten.« Und er hat zur nämlichen Stunde gebeichtet und den Leib des Herrn empfangen und die lehte Ölung und ist voll süßen Trostes gewesen, wie wenn er Meth getrunken hätte oder süßen Wein, weil er eine Assecuranz in Händen hatte gegen die ewige Verdammnis.

Noch aber ist die Geschichte nicht fertig und kommt das Merkwürdigste erst zum Schluss. Wie der Tod ihm doch so bald nicht hat erlösen wollen von seinen Leiden und sein Henkeramt hinausschob von Woche zu Woche, ist dem leidenden Herrn die Zeit lang geworden vor Warten. Und weil

ihn das Beten auch nicht immer gefreut hat, zumal er ein Mann war und die Männer überhaupt ein kürzeres Vaterunser haben als die Weiber, und weil das Lesen ihm Kopfweh machte und er auch nicht wusste, was er mit seinem guten Weiblein reden sollte den ganzen Tag, da sie einander ohnehin nimmer seltsam waren, so hat er sich Spielkarten gekauft um einige Sechserl und hat mit ein paar guten Freunden Karten gespielt. Es ist das freilich eine gar merkwürdige Vorbereitung zum Sterben und hat ihm darob seine Frau einmal eine ernste Predigt gehalten, dass die Spielfarten kein katholisches Gebetbuch seien und auch keine Heiligenbilder, und dass er sich losreißen solle von diesen Teufelsblättern, die schon vielen den Weg zur Hölle gezeigt hätten, und es sei jest wohl Zeit, an etwas anderes zu denken, als ans Spielen, sonst könnte er am Ende gar noch in den unrechten Himmel kommen. Der Sterbende aber hat sie reden lassen wie weiland Job seine hißige Frau Gemahlin, und wie sie fertig war, hat er ihr zur Antwort gegeben: » Weißt was? P. Hofbauer hat mir das nicht verboten, und das ist mir genug; denn wenn's eine Sünde wäre, hätte er mir's nicht erlaubt. So hat er gesagt und hat fortgelitten und fortgebetet und fortgespielt bis zum Sterben und ist betend und spielend gen Himmel gefahren.1)

Es ist ein arges Ding ums Kartenspiel und sind schon gar viele Sünden herausgesprungen aus dem Spieltisch wie Feuerfunken aus einem glührothen Eisen, wenn der Schmied draufhaut mit seiner nervigen Faust, durch Fluchen und Sacramentieren und falsches Spiel, und sind schon viele Familien um Haus und Hof gekommen und ums tägliche Brot durch die Spielkarten, dass sie haben betteln geh'n müssen, die früher alle Tage haben Kaffee trinken könuen zum Frühstück und einen Braten gehabt haben zu Mittag, außer wenn Freitag war. Und in der Hölle drunten ist eine große Provinz, darin die Spieler logieren und die ist volfreich wie das Böhmerland oder Belgien draußen. Und viele Spieler können es gar nicht mehr erwarten, bis sie da hinabkommen, sondern bringen sich um aus purer Verzweif= lung und fahren schnurstracks zum Tenfel. Und doch ist Kartenspielen selber noch keine Sünde, sondern nur der Missbrauch, der damit getrieben wird, und kann sogar ein gutes Werk

1) Sumin. pag. 323.

sein, das verdienstlich wird vor Gott und ein lichter Himmelssteig, wenn's zur rechten Zeit geschieht und auf die rechte Art und in der rechten Absicht, und kann der Mensch geraden Wegs zum Himmel kommen, auch wenn er sterben sollt beim Kartenspiel! Wie gut doch unser Herrgott ist, und heißt nicht umsonst der liebe Gott, dass es unfassbarer Wahnsinn ist, wenn man ihn nicht liebt aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele!

Thu, was dir beliebt; aber hüte dich vor Sünden. Eccl. 32, 16.

64. Vor Thorschluss.

s sind überhaupt alle gar freudig gestorben, denen P. Hofbauer das Licht gehalten hat in der letzten Stund' oder denen er die Sünden abgenommen

hat vor ihrer Grabfahrt; denn er hat ihnen großes Vertrauen eingeflösst zu Gottes Barmherzigkeit, die noch weit größer ist als das weite, große Weltmeer, darinnen viel tausend Fische schwimmen und leben, und hat ihnen das ewige, schöne Himmelreich geschildert in all seiner goldigen. Pracht und seiner unendlich süßen Seligkeit, dass ihnen die Zähne wässerig wurden darnach und sie seufzten nach dem Tode wie nach einem freundlichen Führer in die ewige Heimat. Wie die junge Gräfin Lichtenberg im Sterben lag, hat sie auch den seligen Gottesdiener rufen lassen, damit er sie vorbereite für den entscheidenden Gang, und nachdem er sie verlassen hatte, strahlte ihr bleiches Antlig in Freud' und Seligkeit und sie jubelte auf ein ums andere Mal: »Ich werd' ins Paradies gehen, P. Hofbauer hat mir's versprochen.« 1)

Er hat auch nicht viel Worte gebraucht und keine lange Zeit, um die armen Sterbenden von der Sünde zur Gnade und vom Irrthum zur Wahrheit zu führen; denn es war jedes seiner Worte wie ein Goldkörnchen, das schwer drinnen lag in des Kranken Herzen. Unter den Leuten, die damals gestorben sind, war auch ein junger Baron, der hat Adolf Rieger geheißen und hatte eine katholische Mutter gehabt und ist sein Herr Onkel gar ein heiliger

1) Summ p. 159.

Leben d. set. Clemens M. Hofbauer.

40

« PreviousContinue »