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Sonne aus der übrigen Sterne Kranz. Und Leute, die ihn gut gekannt, auch was verstanden haben vom Glaubensleben, haben von ihm ausgesagt, dass sein ganzes Leben herausgewachsen sei aus dem Glauben wie ein Baum aus der Wurzel. Einmal hat er selber gesagt: »Ich bin fester überzeugt von der Wahrheit der Lehren unseres heiligen katholischen Glaubens als von der Existenz der Dinge, die ich mit meinen Augen sehe. «1) Dann hat er mit dem Finger hinaufgezeigt an die Wand, da hieng ein großes Bild des gekreuzigten Heilandes, und und auf das hat der Selige gewiesen und erklärt: »Ich zweifle weniger, dass ein Gott in drei Personen im Himmel ist, als dass dies Bild an der Wand hängt.«2) Und wenn du vielleicht lächeln wolltest über des Seligen Einfalt oder schleicht sich der Gedanke in dein Herz, als sei das doch Überspanntheit und Übertreibung, so hat der Selige auch für diese Frag' eine Antwort gehabt und gemeint: Meinen eigenen Augen traue ich nicht so sehr, als den unfehlbaren Aussprüchen unserer heiligen Kirche; denn diese kann in Dingen des Glaubens niemals irren, die Augen unseres Leibes aber sind gar vielen Irrungen ausgeseßt.«3)

Ach wohl, es ist des Menschen Leibesang' gar schwach= sichtig nicht bloß bei alten Leuten, sondern auch bei jungen, und schaut mancher ein A für ein B an, der sich sonst rühmt, gut bei Licht zu sein, und auch sein Seelenang', der Verstand, ist blöd und farbenblind und dürfte mancher Herr Doctor oder Professor die Brillen inwendig aufstecken, die er auswendig trägt in seinem Gesichte, und haben die studiertesten Herren ihre Mücken im Hirn, dass sich ein einfältiger Dorfschneider darüber wundern könnt', und wenn man all die Lügen und all den Unsinn, der von gelehrten Herren zusammengeschrieben und zusammengeredet worden ist, bei einander hätt in einem Buch, so wäre das ein Coder, so groß und dickleibig und vielbändig, wie's noch keinen gibt auf Erden, und was drin stünde, wäre so albern, dass man in allen Irrenhäusern keinen solchen Blödsinn zu hören befäme, und könnte ein sonst startes Hirn weich werden vom Lesen. Und über all dieser wahnißigen Verstandesweisheit

1) Summ. p. 85.
2) Summ. p. 82.
3) Summ. p. 83.

schwebt die Lehre der Kirche hell und licht und rein und flar wie die Sonne über den Irrlichtern im Sumpf und hat alle Erdensweisheit darin noch kein Fleckchen entdecken können, wenn sie auch Jahrhunderte hineingelugt hat mit verschärftem Sehvermögen. Darum ist der selige Clemens stolz gewesen, nicht auf sein Wissen, sondern auf seinen Glauben und hat im Glauben nach dem ersten Preis gerungen und oft gesagt: »Im Glauben will ich mich von niemandem übertreffen lassen. «1) Und er hat auch gewusst, dass der Glaube in seiner Seele herrsche wie ein Kaiser in seinem Reiche, und wenn er auch sonst gar demüthig war und in seinem ganzen Wesen keinen gesunden Fleck entdecken konnte, so hat er sich doch aufgerichtet wie ein Grenadier, der von seinen Schlachten erzählt, so oft er an jeinen Glauben gedachte und hat gesagt: »Ich bin ein Sünder; aber eines hat mir Gott gegeben: Meinen Glauben möchte ich mit niemandem vertauschen. «2) Und wenn er vor aller Welt seine Beicht abgelegt und seine Sünden bekannt und gemeint hat: »Ich bin stolz, ich bin eitel, ich habe nichts gelernt, so hat auch diese Beicht ausgeklungen in das stolze Wort: aber eines habe ich: ich bin katholisch durch und durch. «3)

«

Und weil der Glaube in seinem Herzen so hell aufloderte, so hat er auch ein wundersam klares Licht ausgegossen über alle Wahrheiten der Offenbarung, dass P. Hofbauer gemeint hat, er höre sie nimmer bloß aus der Kirche Mund, sondern sehe sie mit seiner Seele Augen, wie die Heiligen im Sonnenlichte des Himmellandes, und hat ihm das bange gemacht, er könnte am Ende gar des Glaubens Verdienst verlieren vor Klarheit des Schauens, und dann hat er aufgeseufzt und ist ihm beinahe des Glaubens Licht zu hell geworden und hat ihm weh gethan in seinen schwachen Erdenangen und hat wohl auch ausgerufen: »Ach! ich werde von Gott feinen Lohn erhalten für meinen Glauben, denn glauben kostet mich nicht das geringste Opfer.« 1)

Und doch ist ihm das Verdienst des Glaubens mächtig groß erschienen und ist vor seiner Seele gestanden wie ein riesiger Goldberg, dass er es nicht einmal hätt' verkaufen mögen

1) Summ. p. 85.
2) Summ. p. 85.
3) Summ. p. 86.
4) Summ. p. 87.

um die Süßigkeit des Schauens, und hat oft gesagt: >>Wenn ich die Geheimnisse unseres heiligen Glaubens mit offenen. Augen schauen könnte, so würde ich dennoch die Augen. geschlossen halten, um nicht das Verdienst des Glaubens zu verlieren. «1) Und es ist auch des Glaubens Lohn und Verdienst groß und wertvoll wie Gold- und Silberberge und die Diamantenlager von Afrika, weil auch das Opfer, das im Glauben liegt, groß und wertvoll ist, und der liebe Herrgott nicht knaufert und knickt mit Lohn und Bezahlung, sondern zahlt, wie's der Mensch verdient; noch wertvoller als der armen Witwe Opfer im Judentempel, die ihren lezten Pfennig geopfert hat, und auch wertvoller als Herrn Jephte's Opfer, der sein eigen Kind Gott geopfert im alten Bund; denn im Glauben opfert der Mensch seinen eigenen Verstand, und das ist das Edelste, was es gibt auf Erden und mehr wert vor Gott als der letzte Pfennig oder des Menschen Fleisch und Blut und leibeigen Kind. Alle Tage hat er Gott gedankt, dass er in einem katholischen Hause geboren sei und dass sein Vater ein gläubiger Christ gewesen wäre und seine Mutter eine fromme Christin. Und dann hat er zurückgeschaut in seine Kindesjahre, die freilich schon gar weit hinter ihm gelegen sind wie ein durchwandertes Land im fernen Nebel, und hat daran gedacht, wie seine Mutter sein erster Katechet gewesen sei und ihn unterwiesen habe in den Lehren des heiligen römischkatholischen Glaubens, und hat seine brave Frau Mutter dafür gesegnet ins Grab hinunter und Gott gebenedeit im Himmel oben.2) Und dann hat er sich wohl auch niedergekniet und gebetet aus tiefem Herzensgrunde: »Herr, nimm' mir alles, nur lass mir den kostbaren Schaß des Glaubens,«) denn, hat er gejagt, »es ist besser, das Leben zu verlieren, als am Glauben Schiffbruch zu leiden.')

Sehen wir uns jezt ein bischen zusammen, lieber Leser, bevor wir weiter marschieren, und denken wir nach über dies lette Wort des Seligen. Es liegt gar viel darinnen, mehr als Geld in der Staatscafe bei eurem Finanzminister. Wenn du recht reich wärest und hätt'st Geld und Gut, dass du selber kaum wüsstest, wie viel, und ein schönes, neues

') Summ. p. 83.
2) Summ. p. 82.
3) Summ. p. 86.
4) Summ. p. 83.

Haus und schöne, schmucke Pferde im Stall, dass dir der Kriegsminister drum neidig sein könnte, und sonst noch Sachen in Hülle und Fülle und du würdest das alles verlieren durch Feuer oder Krieg oder Staatsbankerott, gelt, das wär' ein schreckliches Unglück, dass man beinahe um den Verstand kommen könnt, wenn man über Nacht ein Bettler ist, nachdem man gestern noch ein reicher Mann gewesen. Und doch ist das nicht das ärgste Unglück, denn man kann wieder zu was kommen, dass man sich fortbringen kann. Oder du wärst ein gar angesehener Herr, so z. B. ein Bürgermeister oder ein Bezirksrichter oder ein Verwalter oder Baron oder Graf oder sonst einer von den Hochangesehenen und hätt'st viele Crden wegen deiner Verdienste um Menschheit und Vaterland, und säßest tief in Ehren wie ein Kornwurm im Roggenhaufen und man würde dir auf einmal alle Ehre herunterziehen durch böse Verleumdung, wie man weiland dem guten St. Bartholomäus die Haut herabgezogen hat vom lebendigen Leibe, und du verlörest alle Reputation und alle Orden und alle Titel und müsstest zuleht gar ins Criminal wandern unter allerlei Lumpen und gemeines Gesindel, gelt, das wär auch kein Plaisier, sondern ein gar himmelhohes Unglück; und doch ist auch das nicht das größte, denn am Ende kriegst du all deine Ehr und Würden wieder zurück am allerjüngsten Tag und ist auch deine wahre Ehre nicht das, was die Leute von dir herabschauen auswendig, sondern was drinnen liegt in der Seele inwendig vor Gott und seinen Engeln.

Und wenn du noch jung wärst und frisch und lustig wie ein junges Kißlein und du müsstest jest sterben und der Welt Adien sagen für ewige Zeiten: gelt, das käm' dich auch ein bishen hart an und möchtest lieber Geld und Ehre lassen als das Leben. Und ist auch das noch nicht das größte Malheur; denn am Ende ist das Sterben doch nur ein Wohnungswechsel und wandert der Mensch im Tode mit Sack und Pack von der elenden Lehmhütte, die man Erde nennt, zum ewigen Palast im Himmel, wenn er anders keine Schulden zurücklässt. Und wenn du noch ein unschuldiges Kind wärest und so rein wie die liebe Mutter Gottes, und du sielest in schwere Sündenschuld und grobe, abscheuliche Laster, wie sie noch kein Mensch begangen hat, selbst Kain und Judas nicht: das wär' wohl ein Unglück, noch größer als des Leibes Tod; denn es wär' der Seele Tod und

Selbstmord. Und doch wär auch das noch nicht der Schmerzen größter; denn wenn du noch Glauben hättest, so fände die Gnade Gottes noch ein Häkchen an deiner Seele, an das sie sich anhesten könnte, und du könntest mit Gottes Hilf' und Gnad jeden Augenblick deine Seele wieder aufwecken von Tod und Sünde durch Reu' und Buß'. Aber wenn du einmal den Glauben verlierst: dann hast du mehr verloren als Gut und Ehr und Leben und Gnade; denn du hast dann alles verloren, was deiner Seele Kraft und Leben ist, und hast in Versuchung keine Kraft und im Unglück keinen Trost und kannst nimmer aufstehen, wenn du in Sünden liegst und bist blind und taub und stumm vor Gott und siehst keine Ewigkeit und hörst kein Gewissen und kannst nimmer beten und bist rettungslos verloren für immer und ewig und lachst am Ende noch, wenn du hinabsteigst in die Hölle, weil du's nicht glaubst, bis du drunten liegst. Drum bet' auch du mit dem Seligen gar andächtig alle Tage: »Herr, nimm mir alles; nur lass mir den kostbaren Schat des Glaubens.”

Erleuchte meine Augen, damit ich nicht etwa einich afe zum Tode. Bi. 12, 4.

J

73. Sonnenlicht.

ezt wirst du auch wohl lichte Augen haben, lieber Leser, und sehen, wie es gekommen ist, dass der gute, selige P. Hofbauer so gar inniges Mitleid

hatte mit all den guten Wienern, denen es am rechten Glauben gefehlt hat. Gar ost, wenn er dachte, wie gar flott und lustig es zugieng in der großen Wienerstadt, als wär' die ganze Welt ein Tanzplaß und das ganze Leben Fasching, und wie doch der wahre, echte Glaube so rar und selten sei wie blühende Veilchen im Spätherbst: hat's ihn gepackt tief in der Seele drunten und er hat aufgeseufzt in zartem Mitleid und ausgerufen: »Ach, ich kann nicht begreifen, wie ein Mensch leben kann ohne Glanben. Ein Mensch ohne Glauben kömmt mir vor wie ein Fisch ohne Wasser. «) Und das ist eine gar schreckliche Sache; denn es zieht der Fisch

1) Summ. p. 83.

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