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mit Jubel und Freudenthränen und ist sein Dankgebet wie Musik und Flötenspiel zum Himmel gestiegen und wie ein helles Feuer vom Herde des Herzens und er hat gedankt für die unverdiente Gnade, und dass Gott sogar seine Feinde benüßt habe als Werkzeug seiner gütigen, barmherzigen Pläne und dass er mitten aus den Verfolgungen die Erhörung seiner langjährigen Gebete herauswachsen lasse wie ein Röslein aus Steinfelsen. Und ist das nach dem Tage, wo er Gelübde gethan hat in Italien, der schönste Tag gewesen in seinem langen Leben.

Und wie die Ruhe wieder eingekehrt war in seine jauchzende Seele, hat er sich hingesetzt und eine Denkschrift entworfen, darin er dem Kaiser Zweck und Aufgabe der Congregation flug und klar auseinanderlegte, und hat darin erklärt, dass die Redemptoristen sich besonders damit beschäftigen, die Unwissenden und geistlicher Hilfe Bedürftigen zu unterrichten und zu belehren und so der Kirche und dem Staate zu nüßen.

Kaum war der Kaiser zurück von der Römerreis', so hat er dem verfolgten Priester Audienz gewährt in der Hofburg und sind die zwei berühmtesten Österreicher damaliger Zeit einander zum erstenmal gegenüber gestanden. Das einstige Meßgerbüblein hat mit Ehrfurcht und Liebe aufgeschaut zum edlen Habsburger, und ist sein Herz aufgehüpft vor Freude, dass er reden könne mit dem guten Kaiser Franz«, und war seine Seele voll Dank, dass er nicht wußte, ihn auszuschütten. Der Kaiser aber hat den merkwürdigen Priester gut betrachtet, und hat derselbe auf ihn einen gar wunderbaren Eindruck gemacht; denn es stand P. Hofbauer vor ihm in armer Kleidung und elenden Schuhen und einem fadenscheinigen Talar und seinem alten blauen Mantel, und konnte sich der Kaiser nicht klar machen, wie denn der Mann die erste Person sein könne nach ihm in der Kaiserstadt und das Centrum, nach welchem ganz Wien in Liebe und Hass das Auge richte, und hätte sich doch nur selber fragen dürfen; denn er blickte ja auch mit heiliger Scheu und Ehrfurcht auf den frommen Gottesmann, der vor ihm stand in unterthänigster Ehrerbietigkeit und priesterlicher Majestät, und konnte sich nicht Wunders genug schauen an dem milden Fener, das aus Hofbauers Augen strahlte, und der himmlischen Ruhe, die aus seinem Angesicht leuchtete, und dem edlen Ernst, der auf seiner Stirne throute, und

meinte, er stehe vor einem Heiligenbilde, das Gott selber gemalt habe, und fühlte sich hingezogen in Liebe zu ihm, und wusste doch selber nicht wie. Da ward ihm erst recht leid, dass er den Mann so verkannt und gekränkt habe; und wenn er erst gewusst hätte, der gute Kaiser, dass dieser Mann ihm vor Jahr und Tag Reich und Krone gerettet durch sein Gebet bei der Schlacht um Aspern, so hätte er ihn wohl umarmt aus Lieb' und Dankbarkeit. Das hat er zwar nicht gethan; aber so gut ist er geworden, dass er P. Hofbauer aufforderte, er möge sich eine Gnade erbitten, und das ist gar viel von einem Kaiser. Wäre ein anderer dagestanden. statt des seligen Gottesdieners, der hätte vielleicht um einen hohen Orden gebeten, oder um eine fette Pfründe, oder um sonst was Erdhaftes, P. Hofbauer aber dachte nicht an sich, sondern an seine liebe Congregation, erneuerte seine Bitte um Zulassung derselben in die Kaiserstaaten, und damit das Ding nicht wieder hinausgeschoben werde in die graue Zukunft, fügte er auch demüthiglich die Bitte bei um Überlassung der Kirche Maria Stiegen. Das war aber eine sehr bescheidene Bitte; denn die Kirche Maria Stiegen war zwar eine gar alte, schöne Kirche, doch lag sie seit vielen Jahren wie ein schweres Kreuz auf des Kaisers Schultern. Einst war darin wundersam schöner Gottesdienst gehalten worden, und war die liebe, selige Jungfrau gepriesen viele Jahrhunderte lang von Hoch und Nieder, und hat selbst Kaiser Leopold I. und seine gnädige Frau Gemahlin Eleonore darin gebetet; aber seit den Franzosenkriegen war sie verödet und verwüstet, und hat gar zu einem Fruchtmagazin und Roßstall herhalten müssen für französische Menschen und Pferde, und jetzt ist schon das Todesurtheil ausgesprochen worden über sie von der kais. Hoskanzlei, dass sie sollte abgetragen werden, weil sie schon gar alt und gebrechlich wäre. Da hat sich der fromme Kaiser erbarmt über das verlassene Gotteshaus und es pardonniert, und restaurieren lassen von außen und innen aus eigenem Sack; aber er selber hat nicht Messe Lesen können, weil er kein Geistlicher war, und sonst hat sich niemand gefunden, der die Kirche übernommen hätte, weil auch ein Priester nicht leben kann von Luft und Wasser. Gar gern hätte der Kaiser die Kirche den Czechen überlassen zum Gottesdienste; denn es waren schon damals viele Böhmen in der Wienerstadt; doch die armen Böhmen hatten kein Geld, und die böhmischen Stände haben ihnen keines gegeben,

und wenn sie auch herumgebettelt haben um Geld zur Fundation eines böhmischen Gottesdienstes, so haben sie doch fein's bekommen; denn die fonnten, die wollten nicht, und die wollten, die konnten nicht, und so sind die Böhmen zu feiner Stirche gekommen. Da hat P. Hofbauer den guten Kaiser um die Kirche gebeten und versprochen, an derselben auch den böhmischen Gottesdienst zu feiern. Geld brauchte er nicht; denn die göttliche Vorsehung hat ihn noch nie im Stiche gelassen. Nun hat auch der Kaiser aufgeathmet, weil ihm der Gottesmann ein Kreuz und eine Sorge abnehmen wollte, und hat ihn in Gnaden und mit -süßen Hoffnungen entlassen.

Am 29. October hat P. Hofbauer auch die Denkschrift eingereicht und die Ordensregel; und weil der bureaukratische Geschäftsgang mit seinem instanzenmäßigen Flaschenzug gar schneckenmäßig langsam ging, so dass der Kaiser selber befürchtete, er könnte am Ende auch die Erledigung nimmer erleben, und weil er seine Leute gut fannte, darum hat er die Denkschrift dem Erzbischof von Wien übergeben zur Begutachtung, und das war ein hoher Gönner des Seligen, und dem Burgpfarrer Jacob Frint, der war auch ein Verehrer des P. Hofbauer, und seinem Leibarzt und Staatsrathe, Herrn Baron Stifft, der gar dessen langjähriger Freund gewesen ist. Darüber hat der Selige wieder gejubelt; denn es war ihm ein Zeichen, dass die Sache nicht schief gehen würde. Schon am 30. April 1820 hat der edle Kaiser an Erzbischof Graf von Hohenwart mit eigener Hand geschrieben: »Es ist mein Wille, dass sich die Congregation das allerheiligsten Erlösers in meinen Staaten bilde. Gehen Sie also meinem Hofcaplan Darnaut und dem Cooperator Madlener an die Hand, damit dieses so bald als möglich geschehe. Franz. Zugleich hat der gute Monarch der Congregation die Kirche Maria am Gestade überlassen und sie nur verpflichtet, den Bewohnern czechischer Zunge die entsprechende Fürsorge zuzuwenden.')

Wie sollte der Mensch sich nicht halten zu Gott und seiner heiligen, liebenden Vorsehung! Denn es liebt Gott eine jede Seele, wie die Mutter ihr Stindlein und hat uns selber seine Liebe gar rührend gestanden in der heiligen Schrift,

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Die

1) Summ. p. 274 c. Mader Haringer S. 348 ff. Congregation des allerheiligsten Erlösers in Esterreich S. 13.

und die versprochen, dass er dich nicht vergessen werde, selbst wenn eine Mutter topfschwach würde und ihres Kindes sich nimmer erinnerte, und er kennt deine Bedürfnisse inwendig und auswendig, noch ehe du sie ihm vorbringst und hat einen. allmächtigen Arm, der sogar deine Feinde zwingen wird, zu arbeiten an deinem Glücke. Gar oft macht es der liebe Gott, wie es die Mutter macht mit dem Kinde, wenn Weihnachten. kommt, und that gar streng mit seinem Erdenkind, als wenn er sein Herz davon abgewendet und vergessen hätt' auf selbes, und lässt all seine Bitten um dies und das unerhört. Dabei arbeitet er geheim und im Stillen an einem großen Glück, wie an einem lichten Weihnachtsbaum und müssen ihm dazu Engel und Menschen und Teufel helfen. Dem Kinde aber, für das er das Glück zurichtet im Geheim, sagt er nichts davon und lässt's auch nicht zuschauen und macht noch dazu eine finstere Miene, damit man um so weniger dahinter komme, was er eigentlich thue, bis der Weihnachtsabend kömmt und der rechte Augenblick und der Glücksbaum fertig dasteht voll schöner Lichter und köstlicher Gaben. Dann thut er die Thür auf und zeigt dem Kinde all sein Glück, daran er gearbeitet Tag und Nacht, und schenkt es ihm in unendlicher Liebe, und wenn der Mensch sich nicht fassen kann vor Glück und Wonne und seliger Überraschung und die Seligkeit für sein Herz fast zu groß wird, hat er seine Freude dran wie lieb' Mütterchen, wenn's Kind in die Händchen klatscht vor dem Christbaum. Drum bau' auf Gott und tran' ihm wohl. Wenn er dich finster anschaut, es ist ihm nicht Ernst dabei.

Das Heil der Gerechten ist von dem Herrn; er ist ihr Boschirmer zur Zeit der Trübsal. Pf. 36, 39.

S

83. Auf Nebo.

chon am 22. December 1820 sind die Redemptoristen eingezogen in das erste österreichische Kloster zu Maria Stiegen. Es ist zwar ein kleines Häuflein gewesen, aber es war ihnen so wohl ums Herz, wie weiland den Israeliten gewesen ist, da sie zum erstenmal den Boden von Palästina betraten: denn sie haben auch ein fruchtbares Land gefunden, das von Milch und Honig fließt,

und das ist die Klosterzelle gewesen mit ihrem süßen Frieden und ihren vielen Gnaden.

Und das war auch ein heiliges Land wie weiland Palästina in Asien und leuchtete die Sonne der göttlichen Huld morgenländisch mild und wonniglich darüber hin, dass es eine süße Lust und Seligkeit war, darinnen zu leben. Hier haben die Redemptoristen jezt eifrig gearbeitet an ihrer eigenen Seele Heil und dem Heile anderer Seelen, und haben rührend und erschütternd gepredigt, und das war so schön, dass sogar noble Herrschaften kamen in die Predigt und standen vor der Kirche draußen die Equipagen in langer Zeile wie Grenadiere bei einer Parad'. Und andere Redemptoristen sind im Beichtstuhl gesessen den ganzen Tag und andere haben Bücher geschrieben zur Erbauung und Unterhaltung und der Gottesdienst ist feierlich gehalten worden wie sonst nirgends in der Wienerstadt. Mit alledem haben sie gar viel des Guten gewirkt in die vielen Jahr' hinein. Es sind immer mehr eingetreten, denen das Ding gefallen hat, und ist bald geworden wie in einem Bienenstock, wenn der Bienen zu viel werden und ein Trupp abmarschiert mit ihrer Königin und wo anders Quartier sucht. So haben sich auch die Redemptoristen bald ausgebreitet in ganz Österreich und haben von Maria Stiegen aus Klöster gegründet in Steiermark und Tirol und Niederösterreich und Oberösterreich und Böhmen und Mähren und in Vorarlberg und gar in Polen drinnen. Und bald ist's ihnen auch in Österreich zu enge geworden und hat sie der Eifer für Gottes Ehre hinausgetrieben in die weite Welt nach Bayern und Preußen und nach Spanien und Frankreich und hinunter nach Philippopel in der Türkei und dann wieder nach Schweden und England und gar nach Amerika. Und überall haben sie Klöster gegründet und Gutes gethan und Seelen gerettet nach hunderten und tausenden und sind ein großes Volk geworden und haben sich vermehrt wie die Israeliten im Judenlande und sind schon im Jahre 1848 45 Klöster gewesen in aller Herren Länder mit 645 Insassen, die alle muthige Soldaten waren in Gottes Dienst und Löhnung. Und all das ist ausgegangen von Maria Stiegen und dem guten dem guten seligen P. Hofbauer. Im Jahre 1848 hat man sie freilich hinausgejagt aus Österreich mit Schimpf und Schande; aber es hat damals auch der Kaiser sich flüchten müssen vor seinen eigenen Unterhanen und hat die Hölle Kirchweih gefeiert in

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