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gehört hat, wie herzerschütternd der Selige bete um die Rettung einer Seele, ist auch sie in Thränen ausgebrochen und hat sich hingekniet vor ein Muttergottesbild und hat auch beten müssen mit dem andächtigen Beter am Altare.1)

So hat er selber gebetet; und weil er wußte, dass das Beten nichts anderes wäre, als ein Tischlein deck dich für die hungrige Seele, und dass die Seele überhaupt nicht leben könne ohne Gebet und Gnade, wie ein Studentlein ohne Geld und Vater, darum ist er auch nicht müde gewor= den, andere zum Gebete zu ermuntern, und hat das Gebet den Quell aller Gnaden geheißen und die Speise der Seele und hat noch viele andere wundersam schöne Titel gewusst für dasselbe. Besonders wollte er, dass die Klosterfrauen beten und hat sie gar oft gemahnt: »Ihr müsst den Rosenfranz beten für die Bekehrung der Sünder. Die Klosterfrauen sind darum auf der Welt, dass sie für die Bekehrung der Sünder beten; denn ihre Gebete haben bei Gott besseren Klang, als der Weltleute ihre.« Und damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn es sind die Weltleute vor Gott wie Jungfer Martha in St. Lucas Evangelium, und die Klostermänner wie die Apostel an Jesu Seite und die Klosterfrauen wie die gute Maria, die sich um der Martha Thun und Schalten nicht kümmern darf, weil sie im Kloster ist, und der auch das Predigen der Apostel nicht gut ansteht. weil sie ein Weib ist und kein Mann. Ihr Plaß ist zu Jesu Füßen, da soll sie beten für ihre Schwester Martha, dass sie vor Erdensorgen nicht vergesse auf die Sorg' für die Seele, und soll beten für Klosterherren und Priester, dass Gott ihnen das rechte Licht in den Verstand und das rechte Feuer ins Herz und das rechte Wort auf die Zunge seze zur Rettung der Seelen.

Einmal hat er einer Klosterfrau eine gar rührende Lehre gegeben über das Gebet; ich will sie dir herseßen; denn wenn du auch keine Klosterfrau bist, sondern vielleicht ein gar geschäftiges Weltkind, so thut dir doch das Beten noth wie dem Spaßen die Flügel und ist für dich keine andere Leiter angelegt zum Himmelsteigen als für die Klosterleut'. Der aber hat P. Hofbauer so gesagt: Wenn du wieder zurückfällst in deine alten Schwächen, lass den Muth nicht sinken, sondern vertrau' auf Gott und dien' ihm hinterher

1) Summ. pag. 194.

mit größerem Eifer als zuvor. Bis zum Ende deines Lebens lass nicht von Wachen und Beten. Da der Mensch aus sich gar nichts gutes thun kann, das dienlich wäre zur Gewinnung des Himmels, und da all unser Können von Gott kömmt, so muss dich das gewaltig antreiben, zum Gebete zu eilen; denn das Gebet ist die Quelle aller Gnaden und Tugenden, die Speise der Seele, das Licht des Verstandes, die Medicin gegen Versuchungen, der sichere Schuß gegen alle Angriffe und Anfälle unserer Seelenfeinde. Daher muss das Gebet dein tägliches Brot sein. Verrichte es immer mit glühender Andacht und in voller Geistessammlung, und sprich oft: »Herr, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.«1)

Es sollen aber auch die Klosterherren nicht meinen, dass sie der gute P. Hofbauer vom Beten dispensiert habe; denn es ist kein Mensch dispensiert vom Himmelfahren, auch die Männer nicht, und darum haben auch sie zu beten, so gut wie die Weiber. Ear oft hat er den jungen Bürschlein, die Redemptoristen werden wollten, an's Herz gelegt, wie noth ihnen das Beten thäte, und hat ihnen auch angekündigt, wenn einmal die Congregation in Österreich sollte eingeführt werden, dann müsse er den großen Franzosen berufen, »damit er euch beten lehre. «2)

Es war aber der große Franzose kein geringerer, als P. Passerat, der ein gar großer Mann gewesen ist und Meister im Beten. Aber auch den anderen jungen Herren, die gerade nicht viel Lust hatten zum Klosterleben, hat er das Beten dringend empfohlen und kleine Rosenkränzlein geschenkt, damit sie dieselben beten, wenn sie durch die Straßen von Wien gehen, denn es wäre dies ein nußbares Augenglas gegen fündhafte Blicke. Er ist sogar überzeugt gewesen, dass ein Mann, auch wenn er noch so hell hat im Kopf und Herrn Salomon's Weisheit, nicht zum wahren Glauben kommen könne ohne Gebet. Unter allen denen, mit denen. er oft zusammengetroffen ist in Wien, war einer der Freiherr von Gent; der war ein gewaltig gelehrter Herr und ein feiner Politiker und hat's zu einem hohen Staatsbeamten gebracht; aber dabei ist er doch im Lutherthume sigen geblieben wie ein Stammgast im Wirtshaus und

1) Summ. p. 161.
2) Summ. p. 225.

sind ihm bald alle Glaubensartikel ausgefallen wie die Haare dem Kopf nach dem Typhus. Und indeß alle seine Freunde heimkehrten zur katholischen Kirche, hat der Freiherr doch nie die Thüre gefunden zur wahren Gotteskirche. Und wenn andere oft doch die Hoffnung aussprachen, dass den auch noch sein lichter Verstand auf den rechten Weg bringen werde, hat P. Hofbauer den Kopf geschüttelt und traurig gesagt: »Der wird nicht katholisch, der kann nicht beten. «1) Und da hat er recht gehabt; denn Herr Genz ist lutherisch geblieben bis zum Sterben und hat als Rationalist sein lettes Stündlein erwartet.

Um was aber der Mensch beten solle nach des Seligen Rath und Wunsch, das ist ein glückliches Leben und ein seliges Sterben, und was man vonnöthen hat für Leib und Seele, weil der liebe Gott nicht bloß des Leibes Vater ist, sondern noch mehr der Seele und Brot und Gnad' austheilt an die bittenden Kinder. Wie die Ursulinen gar bittere Noth gehabt haben in den Hungerjahren und keinen Helfer wussten in der hungrigen Stadt, hat sie P. Hofbauer an ihren Vater gewiesen über den Sternen und ihnen ein Bittgesuch aufgesetzt, das sollten sie an ihn richten alle Tage nach der heiligen Messe, bis er es erledigen werde. Und das hat also gelautet: » Allmächtiger und gütigster Gott, ich bitte Dich, öffne Deine milde Hand, erfülle die Erde mit Deinem Segen, vertreibe alle schädlichen Ungewitter; vor allem aber gib uns ein Herz, das Dich fürchtet und wahrhaft liebt, damit wir nicht unwürdig werden Deiner Wohlthaten. Gib, dass wir Dir für alle Deine Gutthaten Ehre und schuldigen Dank erweisen und dieselben nicht anders gebrauchen, als nur zu Deiner Ehre und unserem Heile. Himmlischer Vater, gib uns das tägliche Brot und was uns nothwendig ist zur Erhaltung des Lebens. Wende gütigst ab alle Theuerung und allen Mangel und gib uns die Speise, der wir bedürfen. Schenk' uns die Gnade, dass wir unser ganzes Vertrauen auf Dich allein seßen. Um dieses bitten wir Dich durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.«2)

Dies Bittgesuch hat der allmächtige Gott so gnädig aufgenommen, dass er seine Kinder hat nicht verhungern lassen, sondern hat Brot geschickt und Geld zur rechten Zeit, wie

1) Haringer, S. 280.
1) Summ. pag. 156.

sich's ziemt für einen besorgten Vater. Das Gebet aber, das er sie gelehrt hat, damit sie im Sterben den rechten Trost finden möchten und die rechte Liebesreu' und hinter dem Tod das rechte Thürlein, war so geseßt:

» Jesus Christus, höchstes Gut, durch Deinen Angst= schweiß und Dein Blut und durch Dein dreimaliges Gebet am Ölberg, flehe ich Dich an, dass du Dich um Deines bitteren Leidens willen meiner armen Seele erbarmen mögest, da ich im Todeskampf liegen werde.« Und ein anderes Gebetlein ist noch viel schöner gewesen und das hat also gelautet: » Jesus, schenke mir nur einen Tropfen des Deinen heiligen Füßen entströmenden Blutes. Gib Du mir dies Tröpflein zu verkosten in der Stunde meines Todes, dann wird meine Seele selig werden und zu Dir gelangen.«1)

Ach, lieber Leser, wäre ich jetzt selber bei dir, wie möchte ich dich bitten mit aufgehobenen Händen und flehendem Blick: »Lass vom Beten nicht. In aller Leibesnothdurft und Seelenarmut, wenn du kein Brot hast und keine Arbeit, oder ein frankes Weib, oder selber siech und krank wirst am Leibe, bet'. Und wenn du einen Plan hast, der dir nicht ausgehen will, oder wenn's finster und traurig wird in deiner Seele von dem und dem, so bet'. Bet um gut Wetter und gute Ernte und reiche Arbeit und das tägliche Brot. Und wenn eine Versuchung an deine Seele klopft oder eine Leidenschaft sich eingefressen hat in dein Herz wie ein Bandwurm ins Eingeweid', so bet wieder. Bet' um glückliches Leben und seliges Sterben für dich und die deinen. Mach' das Gebet zu deinem täglichen Brot früh morgens, mittags und abends. So möcht ich dich bitten, wenn ich bei dir wär'; absonderlich, wenn du ein junger Bursche bist oder ein Mann, der vom Beten so viel wissen will wie eine Hirschkuh vom Seiltanzen. Ach, es sieht so jämmerlich aus in der Christenheit, als hätt der Teufel volle Gewalt über Seelen und Leiber, dass er machen fann, was er will. Und es herrscht gar schreckliche Noth in der Christenheit und Jammer über schlechte Zeiten und legt sich das Elend täglich mehr auf Land und Volk wie finstere Herbstnebel über's That und werden die Christen zu Frohnsclaven der Juden, und in den Familien ist Unfrieden und Unglück und hat der Mann eine Leidenschaft und Weib und Kinder gerathen nach

1) Summ. pag. 161.

und dabei ist kein Glaube in den Herzen und keine Kraft gegen Versuchung und keine Hoffnung auf den Himmel und macht Laster und Verzweiflung sich breit wie eine wohlgefressene Kröte. Und dies alles kommt daher, weil in der Christenheit nimmer gebetet wird und namentlich die Männer meinen, auch ohne Gott fertig zu werden. Das aber geht nicht, Du, mein Christ, du weißt, wer dein Vater ist, lass nicht von ihm und bitt' ihn jeden Tag ums tägliche Brot für Leib und Seele. Er wird dich nicht zugrunde gehen lassen, sondern auch in elenden Zeiten dich nähren und schüßen, wie Noe in der Sündflut und Daniel in der Löwengrube und Jonas im Walfischbauch.

Jede gute Gabe und jedes vollkommene
Geschenk ist von oben herab, vom Vater
der Lichter.
Jac. 1, 17.

3. Kindersinn.

illst du aber, lieber Leser, dass Gott dein Beten und Rufen hören soll, so darfst auch du deine Ohren nicht versperren, wenn der liebe Gott dich

ruft, sondern musst Gott auch halten, was du ihm schuldig bist. Gott ist wie dein Erdenvater und hast du gegen jenen die gleiche Schuldigkeit, wie gegen diesen, nicht mehr und nicht minder, nur in einem tausendmal höheren Grad. Und die besteht aus drei Nummern, die du dir merken sollst; lernen kannst du sie in ihrer Anwendung vom seligen P. Hofbauer.

Numero eins ist die rechte Lieb' zum Vater. Das ist des Kindes erste Pflicht und gleichsam der Wurzelstock, daraus die anderen Pflichten herauswachsen. Die Liebe ist gar groß gewesen in P. Hofbauer's Seele, Gott selber hat sie angezündet wie ein Feuerlein in seiner Seele, bei der heiligen Taufe. Und jeder Gedanke an Gott war, wie wenn er dreingeblasen hätte in der Liebe Feuer, dass es noch heller aufloderte und lichter brannte. Und jede Gnade ward ihm ein dürrer Brennstoff, damit er das Feuer der Liebe genährt hat. Und so ist es immer größer und heißer geworden, dass sein Herz bald ein lebendiges Brandopfer wurde, das geglüht hat in der Liebe wie ein brennender Dornbusch in Flammen.

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