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dein Almosen und Kirchengehen und was du sonst noch Gutes thust, vor Gott nicht absonderlich angenehm sein, wenn du Gottes Willen nicht folgst. Und magst du Gott im Tag hundertmal dein liebes Väterchen nennen und ihm. das Kinn streicheln wie ein schmeichelndes Kind und dein Herz zerschmelzen lassen wie Butterteig in süßen Liebesworten, so ist das alles Lug und Trug und keinen Pfifferling wert, wenn du den eigenen Kopf aufsetest gegen Gottes Willen. Darum lass auch du deine Liebe ausflammen in treuen Gehorsam und leg' deinen Willen in Gottes Willen bei Leid und Freud'; denn es ist doch dein Vater und du bist sein Kind und bleibst es in Ewigkeit und fährst am besten, wenn du mit Gott fährst im gleichen Wagen.

Den Gehorsam aber sollst du Gott darum geben, weil dein ganzes Leben eine stete Anbetung Gottes sein soll und ein ununterbrochenes Te Deum und das ist Numero drei am Kinde, dass es den Vater ehrt nach Rang und Stand. Und auch hierin ist P. Hofbauer Meister gewesen, zu dem du in die Lehre gehen kannst zu jeder Stund'.

Sein Leben war eine wundersame Musik und wie ein schönes Hochamt, das er feierte zu seines Vaters Verherrlichung, und hat Gottes Namen geheiligt wie der Pfarrer bei der Messe und der Engel bei des Herrn Krippe. Wohl an die viele hundertmale im Tage hat er Herz und Hand und Wort und Werk wieder eingestellt und hingelenkt zu Gottes Lob durch die gute Meinung, die er in die Worte gekleidet hat: »Alles zur Ehre Gottes!« Und deshalb wollte er auch, dass alle Menschenherzen wie Frendenfeuer brennen zu Gottes Ehr' und musicieren und aufjubilieren in süßer Anbetung alle Tag'.

Will aber der Mensch Gott ehren, wie's recht und billig ist, so muss seine Seele sein wie eine geweihte Kirche und muss Gott selber drin thronen durch seine Gnade und Freundschaft, und müssen besonders drei Schwestertugenden drin pfallieren vor Gott Tag und Nacht und die sind Glaube, Hoffnung und Liebe, und muss ihr Singen correct sein nach den von Gott gefeßten Noten, und darf keine zu hoch und keine zu tief singen und keine zu leis' und keine zu laut und müssen alle den Taft einhalten, dass nicht ein Misston dreinfährt. Das ist gar schwer für den armen, schwachen Menschen und muss Gott selber helfen, dass der Menich es lernt und kann. Darum hat der Selige um diese

Gnad' hinaufgebetet zu Gott und auch den Ursulinen gesagt, wie sie drum beten sollen. Gebetet aber hat er also: »Alle Heiligen und Auserwählten Gottes, bittet für uns und erLanget uns die Gnade, dass wir in Gottes Gnade leben und sterben, und dass unser letter Seufzer sei ein Act der vollkommenen Liebe zu Gott. Gib, o Gott, dass ich zu dieser und jeder Stunde mit Herz und Mund an Dich glaube, fest auf Dich hoffe und Dich über alles liebe. O Gott, ich glaube an Dich; ich hoffe auf Dich; ich liebe Dich aus ganzem Herzen. Es reut mich, gesündigt zu haben; ich will nimmer sündigen mit Deiner Gnade, Herr, mit Deiner Gnade.«

Und auch das hat er den Schwestern anbefohlen, dass sie schon beim ersten Erwachen am Morgen ihr Herz hinwenden sollten zu Gott durch das kurze Gebetlein: »Verwirf mich nicht von Deinem Angesichte und Deinen heiligen Geist nimim nicht weg von mir.« Dann sollten sie ihre Seele aufziehen und richten durch die gute Meinung wie eine Uhr, dass sie die rechte Zeit angebe und nicht eine Lügnerin werde, und sollten jeden Morgen das Liedlein singen oder sprechen, das der Selige selber für sein Herz zum Morgengebet gewählt hat. Und weil das Menschenherz ein gar wankelmüthig Ding ist, das bald zurückbleibt, bald vorwärts rennt, und auch ganz stehen bleibt wie ein störriges Rösslein, so sollten sie auch untertags oft nachsehen nach der Uhr und die gute Meinung erneuern, mit der te am Morgen ihre Seele eingestellt haben auf die rechte Zeit, und sollten sprechen: »Ich erneuere, o mein Gott, die gute Meinung, die ich heute morgens gemacht habe, alles aus Liebe zu Dir zu thun oder es zu unterlassen zu Deinem größeren Ruhm und zu Deiner Ehre, zur Ehre der unbefleckten Mutter Gottes Maria, des heil. Schußengels, des heil. Aloisius, und aller Heiligen.« Und wenn sie's schon eilig hätten mit ihren Erdgeschäften und Leibessorgen, so sollen sie wenigstens das kurze Brieflein zum Himmel senden:

»Jesus in meinem Herzen,
Maria in meinem Sinn,
Mit Jesus, Maria und Josef

Bring' ich die Zeit meines Lebens hin.«

Und noch ein anderes Gebet hat er die Schwestern gelehrt, das mussten sie gemeinsam beten zu jeder Stund', wie ein heiliges Stundengebet zu Gottes Lob und Ehrenpreis. Und das hat geheißen:

>>Gott, verleih' uns eine glückliche Stunde zum Leben und zum Sterben, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen. Ave Maria.

Gelobt und gebenedeit sei die Stunde, in welcher mein Erlöser ist Mensch geworden, in welcher er geboren wurde, in welcher er das heiligste Sacrament des Altars eingesezt und für uns gelitten hat, in welcher er gestorben und begraben ist worden. Herr, sei meiner eingedenk jeßt und in der Stunde meines Todes. Amen. Mein Gott, ich glaube an Dich; ich hoffe auf Dich; ich liebe Dich aus meinem ganzen Herzen. Es reut mich, dass ich Dich erzürnt und beleidigt habe. Ich opfere auf Dein heiliges Blut für meine Schuld. Auf Deine unendlichen Verdienste, o unendliches Gut, sebe ich meine ganze Hoffnung.

So hat der gute, selige P. Hofbauer Gott geliebt und geehrt und ihm gehorcht sein Leben lang und haben alle Kindespflichten in seinem Wandel zusammengeklungen wie ein harmonisches Glockenspiel, das Gott im Himmel mit Freuden gehört hat. Und wie man alle drei Nummern in eine Zahl zusammenhängen und aus seinen Pflichten zu Gott ein wohlflingendes Glockenspiel machen solle, hat der Selige auch angegeben. Wie einmal ein junges Mägdlein eingetreten ist zu den Ursulinen, hat ihm der Selige den stolzen Gedanken ausblasen wollen, als ob es Gott eine besondere Huld und Gnade erwiesen hätte mit seinem Kloster= gehen, für die ihm Gott am Ende gar die Hand hätt' küssen sollen vor Rührung und Dankbarkeit, und hat ihm darum das merkwürdige Wort gejagt: Nicht du hast Gott er= wählt, sondern Gott hat dich erwählt. Von jezt ab sei deine Lebensregel: Für Gott leben, für Gott arbeiten, für Gott leiden, und aus Liebe zu Gott sterben. «1)

meine Seele, bewahr' auch du den Kindessinn und lass' dir die Hörner nicht wachsen vor Stolz und Gottvergessenheit wie weiland Herr Lucifer, der schönsten Gottesfinder eines, und werd' auch nicht altflug in deinen Lebenstagen und lass die süßen Kindespflichten, die du hast gegen Gott, nicht ausschwißen aus deiner Seele, als hätte sie die Auszehrung. Hab' Lieb' zu Gott und Respect vor Gott und Gehorsam gegen Gott und leb' und arbeit' und leid' und stirb für ihn und denk dabei: »Was ist denn doch das für

1) Summ. pag. 167. sq.

eine Ehr' und Herrlichkeit, dass ich den großen Gott Vater nennen darf und soll; und wenn ich denn von so vornehmem Geschlechte bin, ein Gottesfind, so will ich mich auch vornehm und edel aufführen und keine Schlechtigkeit begehen, nicht inwendig und nicht auswendig und auch nicht mit der Zung'. Mein königlicher Vater könnte mich ja mit Ehren sonst nicht als Kind anerkennen, sondern müsste mich wieder fortjagen mit Schmach.«) Das ist hochherziger, föniglicher Kindessinn. Du trägst Gottes, deines Vaters Bild in deinem Gesichte, trag' es auch in deinem Wandel!

Ein Sohn ehrt seinen Vater und ein
Knicht seinen Herrn. Bin ich nun der
Bater, wo ist meine Ehre?
Mal. 1, 6.

D

4. Bruderliebe.

u und ich und deine Eltern und meine Eltern und auch deine Großeltern beiderseits und meine Großeltern haben einmal gemeinsame Eltern gehabt und wir sind verwandt mitsammen näher oder ferner, und wenn wir so gescheit wären wie Gott, so könnten wir nachweisen, wo unsere Familien zusammenrinnen. In der heiligen Schrift werden gar alle Leute Geschwister genannt, weil sie von einem Menschenpaare abstammen und ausgehen wie Äste und Zweige und Blättlein von einem gemeinsamen Stamme. Auf diesen dicken, viel tausend Jahre alten Stamm hat der allmächtige Gott ein gar wunderbares Zweiglein gepfropft, und das hat sich hineingewachsen in des Stammes Fleisch und daraus seine Erdensäfte gezogen und ihm dafür seine Himmelssäfte mitgetheilt, und ist herausgewachsen zu Blatt und Blüte und hat dem Stamm neues, frisches, göttliches Leben gegeben, dass er grüne und blühe im Winter und Sommer und zu jeder Jahreszeit. Das Wunderzweiglein aber hat Gott aus seinem eigenen Herzen genommen; denn es ist sein eingeborener Sohn gewesen, der aus unbegreiflicher Lieb' und Erbarmung seines Vaters Schoß verlassen und Fleisch angenommen hat aus Maria der Jungfrau. Er hat sich als Mensch Jesus Christus genannt und ist in Adam unser leiblicher Bruder

1) Stolz: Vater unser.

geworden und hat in seiner göttlichen Person die göttliche und die menschliche Natur gar wunderbar vereinigt. Und weil in seinen heiligen Adern unser Blut geflossen und er als Mensch unser lieber, süßer Bruder geworden und doch Gottes anbetungswürdiger Sohn geblieben ist, hat er in seiner Person uns arme Erdenmäuse herausgerissen aus unserem erdhaften Bettelstand und geadelt mit göttlichem Adel und hat als Bruder seinem göttlichen Vater uns zum Vater gegeben, dass wir erst in und durch Jesus so recht in Wahrheit rufen können: Abba, Vater!«

Es ist das ein unergründliches Geheimnis der göttlichen Liebe zu uns, und ist unser Ameisenhirn zu klein, als dass wir's erforschen könnten bis auf den Grund. Aber in glühender, dankbarer Liebe soll unser geadeltes Herz im Leibe unserem göttlichen Bruder entgegenschlagen, dem wir unsere Ehre und unser Glück zu danken haben, wie ein Vagabundenbüblein, das ein König adoptierte, und hat St. Paulus jeden verflucht, der Jesum nicht lieb hat. Horch darum, lieber Leser, wie P. Hofbauer's Herz dem göttlichen Bruder nachgegangen ist in süßer, wonniger Lieb', und lauf' ihm auch du nach an des Seligen Hand.

1. Station. Bethlehem.

Zu Bethlehem im Judenlande ist der liebe Heiland geboren in einem Stalle, wie du wahrscheinlich wissen wirst, und hat da der Welt Heil und Gottes Ehre und der Seelen Frieden seinen Anfang genommen wie ein großer Strom aus einem steinernen Felsen. Gar oft hat sich der gute, selige P. Hofbauer im Geiste hingekniet vor die arme Krippe, darin sein göttliches Brüderlein lag, und hat dem Jesukind ins kleine Auglein geblickt und hinab ins unendlich liebende Herz und hat sein Händchen geküsst und das Brüderlein selber an sein treues Herz gedrückt und dabei haben honigfüße Gefühle der Liebe seine Seele durchflutet, wie weiland die vier Ströme das Paradies. Das herzliebe Kindlein von Bethlehem hat seine Seele angezogen, als wär's ein starker Magnet, dass er nicht davon lassen konnte, daran zu denken, und hat sich gar einen schönen Stahlstich machen lassen vom göttlichen Kinde, um dessen Porträt immer vor Augen zu haben.

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