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noch nicht gewusst hat, auch wenn's ein höherer Herr gewesen ist als er selber. Und darin hat er Recht gethan und soll sich's jeder Christ merken, dass die Königin des Himmels nicht eine Kellnerin ist in einem Dorfwirtshaus, die man bloß beim Taufnamen ruft, sondern doch ein bischen mehr. Oder wär's anständig und höflich, wenn du deine leibliche Mutter bloß Marie nennen möchtest, oder Rest oder Kathi, oder wie sie sonst vom Geistlichen getauft worden ist? Also! Einmal hat auch so ein ein höflicher Patron in P. Hofbauer's Gegenwart von der seligsten Jungfrau geredet und hat sie einfach Maria betitelt. Da hat sich der Selige zu ihm gewendet mit heiliger Entrüstung und hat ihn gefragt: >>Von welcher Maria sprechen Sie? Von der armen Sünderin Maria von Ägypten ?«1) Wie der die bittere Pille hinuntergeschluckt hat, weiß ich nicht; geschmeckt wird sie ihm wohl nicht haben.

Auf die Verchrung der lieben Gottesmutter hat der selige P. Hofbauer besonders gedrungen und das nicht bloß aus grenzenloser Liebe zu Maria, sondern auch der armen Christen wegen, denen er so gern den Himmel ge= gönnt hätt und reichliche Gnaden; denn es ist immer die Mutter, die dem Buben das Höslein anzieht und den Kindern das Essen kocht und aufseßt, und nicht der Vater. Daher hat er gerne gesagt: »Niemand kommt in den Himmel als nur durch Maria, « 2) und hat auch die Sach' erklärt, wie das zu verstehen sei und auf welchem Wege denn die liebe Gottesmutter die Seele gen Himmel führe, und hat wieder gesagt: Ohne Fürbitte der liebenswürdigen Himmelskönigin können wir nicht in den Himmel kommen. «3) Und dann ist er eine Stufe weiter gestiegen und hat zum A das B gesezt und auf der Kanzel und im Beichtstuhl und bei anderen Gelegenheiten den guten Rath ertheilt, man solle sich bei der hohen Frau im Himmel einschmeicheln, dann könne es nicht fehlgehen. In gewöhnlichen Unterhaltungen hat er den Leuten, denen sein Gered' nicht langweilig war, Liebe und Vertrauen und Andacht zu Maria in die Seele geträufelt wie süßen Meth und sind ihm dabei die Worte von den Lippen geflossen, als wär' er der Apostel einer, die die Sprachengab' erhalten haben am hohen Pfingst=

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fest.1) Auf der Kanzel aber hat er kein Marienfest davon= laufen lassen, ohne aufzufordern, man solle Mariens Tugenden anziehen; denn das sei das schönste Gewand für eine Christenseele und gefalle der Gottesmutter am besten an ihrem Kinde, und hat auch ihre Tugenden angepriesen wie der Hausierer seine War'; nur übertrieben hat er nicht und nicht aufgeschnitten, und es wär' auch das nicht möglich gewesen, weil alles, was man sagen kann zum Lob und Preis dieser wunderbar hohen Seele, weit hinter der Wahrheit zurückbleibt. Er selber ist aber dabei so begeistert worden, dass ihm nach der Predigt noch in der Sacristei das Antlig geleuchtet und gebrannt hat, als wär' er eine Stunde am Feuer gestanden, und sind die Flammen der Liebe aus seinem Munde gebrochen und er hat ausgerufen: » wie schön bist Du, meine Vielgeliebte, wie schön bist Du !«2) Jm Beichtstuhl aber hat er den Leuten erzählt, welch' wunderbare Macht Maria habe über das Herz ihres Sohnes und die Gnadenschäße, die da drinnen lägen wie Gold und Silber im Erdenschoß, und wie lieb und gut und gnädig sie wäre und froh, wenn ein armer Bettler käm' um eine Gab' für seine Seele.) Und alle hat er ermahnt, ein felsenfestes Vertrauen auf Maria zu sehen; denn sie sei die Mutter der Barmherzigkeit und jage feinen von sich, der ihr sein Elend flage. »>Laufe, hat er einmal zu einer Klosterfrau gesagt, »>in deinen Anliegen allsogleich zur seligsten Jungfrau; denn sie ist die Mutter der Barmherzigkeit und wird dir bei ihrem Sohne Gnade erlangen. Niemals hat ein Sohn seiner Mutter was verweigert; es kann auch der Sohn Gottes seiner Mutter keine abschlägige Antwort geben; denn sie hat Gnade bei Gott gefunden und findet sie immer.« 4) Und weil er gar bewandert war in der himmlischen Hofsprache und auch gewusst hat, wie man reden müsse zur seligsten Jungfrau, damit sie's gern höre, hat er den Leuten auch ein Concept aufgesezt zu einem Gnadengesuch, das sie fleißig überreichen sollten, am besten alle Tag', in die Hände dieser gütigen Frau, und das hat also geheißen: » Maria, durch Deine heilige und unbefleckte Empfängnis reinige mein Herz, meinen Leib und meine Seele im Namen Gottes des Vaters,

1) Summ. p. 102.
2) Haringer S. 98.
3) Summ. p. 98.
4) Summ. p. 99.

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dessen Tochter Du gewesen bist, im Namen Gottes des Sohnes, dessen Mutter Du gewesen bist, im Namen Gottes des heiligen Geistes, dessen Braut Du gewesen bist, und im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Amen. O, meine schmerzhafte Mutter, Dir empfehle ich mich durch Dein heiliges Herz. Dich bitte ich, dass Du Dich meiner und aller Sünder erbarmen mögest.

»O Maria, sei mein Leben,

Wann ich werd' den Geist aufgeben,
Wann ich werd' in Zügen liegen,
Nimmermehr zu Dir kann fliegen,
Dann gedenk', dass ich im Leben heut'
Dich gebeten hab' und alle Zeit.«1)

Mehr noch als alles andere Beten hat P. Hofbauer ein gar kleines, kurzes Gebetlein empfohlen, das wunderbar schön und heilkräftig ist und ist dies Gebet schon über 1800 Jahre alt. Gefunden aber hat's kein Meusch, sondern Gott selber hat's gesezt, und darum ist's so schön und gut geworden. Zuerst hat's ein Engel der Mutter Gottes vorgebetet, wie sie noch nicht Mutter Gottes war, und seitdem tönt es über die Erde hin wie eine Glocke am Himmel und wird Tag und Nacht nimmer still. Und viele tausend Millionen Menschenzungen haben's gebetet und beten's noch, und es gibt keinen Augenblick Tag und Nacht, wo nicht dieses Gebetes Gruß an Mariens Ohr schlägt wie süßer Gockenklang unaufhörlich, ununterbrochen wie Meereswellen ans Felsenufer. Dies Gebetlein ist das liebe schöne » Gegrüßt seist Du, Maria.« Das ist deiner Mutter der liebste Gruß, weil er sie erinnert an ihres ganzen Lebens schönste Stunde. Dieser Gruß wird nicht auslöschen auf der Welt, so gut wie die Sternlein am Himmel und wird gebetet werden bis zu der Welt Untergang, und wird noch der Gruß sein, den der lezte sterbende gläubige Christ zum Himmel schickt, wie ein Nachtlingen nach beendetem Feierläuten, ehe denn er stirbt. Und ich mein', es hallt dieser Gruß, der vom Himmel kam, auch im Himmel selber von einem Himmelsend' bis zum andern und tönen aller Engel und Heiligen Stimmen zusammen in süßer Harmonie in den Lobgesang: »Gegrüßt seist Du, Maria.« Darum hat der gute, selige P. Hofbauer

1) Summ. pag. 99.

auch sich gern unter die seligen Chöre gemengt, wenn er auch noch keine Eintrittskarte gehabt hat ins Himmelreich, und hat ein ums anderemal ein »Gegrüßt seist Du, Maria« hinaufgejubelt zum Himmel wie ein süßes Lieb- und Loblied an seine Mutter und hat einmal auch von der Kanzel herab das schöne Wort geredet: »Geliebte Brüder in Christus, wenn vielleicht jemand unter euch ist, der den Glauben verloren hat, oder der vielleicht gar schwach ist im Glauben: ich kenne ein wirksames Mittel, durch dessen Benütung ihr stark im Glauben werdet. Betet täglich auf den Knien mit Andacht und Demuth ein Ave Maria zu unserer göttlichen. Mutter, zur seligsten Jungfrau Maria und ihr werdet Ruhe finden für eure trostlosen Seelen. «1) Wie scheint dies Wort so schön herein in unsere glaubensarme Zeit, wie ein warmer lichter Sonnenstrahl in finstere Kerkernacht! Es braucht nicht mehr, um allen Unglauben und alles Sünden- und Elendgezücht, das sich drangehängt hat wie Asseln an ein Segelschiff, aus der Welt zu bannen, als, ein tägliches Ave Maria. Und könnte man jeden Herrn Beamten und jeden Herrn Professor und jeden Spießbürger in einer Kleinstadt, der den Glauben weggeworfen hat wie ein zerrissenes Hemd, dazu bringen, alle Tage sein Ave Maria zu sprechen, er würde nicht sterben als Sünder; denn es ist ein einfaches Ave aus eines Sünders oder eines Unglücklichen Mund wie der Hilfeschrei eines Ertrinkenden zu seiner Mutter, die ihn nicht zugrunde gehen lässt in seiner Verzweiflung.

Und wie dem seligen Clemens ein Gruß an seine Mutter besonders lieb war: das süße Ave Maria, so ist auch ein Titel Mariens absonderlich tief in seinem Herzen gesessen und hat seine Andacht und sein Vertrauen zu seiner Mutter aufgeweckt wie der liebe Heiland das schlafende Töchterlein des Jairus und das ist »Maria vom guten Rathe« gewesen. Ihr Bild ist in seinem Zimmer gestanden unter dem Kreuz und davor hat er gebetet alle Tage und ertra noch, wenn ihm selber der Rath ausgegangen ist, und hat Rath gefunden. bei ihr in seinen Sachen und den Sachen anderer. Und wenn er so wundersam klug gewesen ist im großen und kleinen, so war das Grund und Ursach'.

Im Spätherbst oder Frühwinter, wenn's anfängt zu schneien, fliegen die Schneeflocken herum in der Luft wie

1) Summ. pag. 9.

Mücken und steigen bald auf in der Luft und fallen bald nieder und wenden sich nach vorne und rückwärts, nach rechts und links, und man merkt ihnen an, dass sie sich noch nicht auskennen in der Welt und nicht wissen, wo sie eigentlich hingehören. Und gar oft geht's dem Menschen nicht besser wie einer hirnlosen Schneeflocke, und weiß auch nicht, ob hinauf oder hinab, ob rechts oder links, und steht am Scheidewege zwischen da und dort, wenn er auch den Kopf schüttelt wie ein Pudel sein Fell, so fällt doch kein gescheidter Gedanke heraus. Es würd' auch gar nicht schaden, wenn selbiger rathloser Mensch sich bittweis wenden möcht' an die Mutter vom guten Rath; ihr geht der Rath nicht aus wie dem Meere das Wasser; denn sie ist der Sig der Weisheit und die weiseste Jungfrau.

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Wer mich findet, findet das Leben und schöpfet das Heil von dem Herrn. Sprichw. 8, 35.

6. Eine Bibliothek ohne Bücher.

at der gute, selige P. Hofbauer jedes Ave Maria für ein hübsches, herziges Röslein gehalten, das er der lieben Jungfrau-Königin spendierte zu besonderer Ehr', so hat er diese Röslein auch gar Lieblich zusammengeflochten zu einem künstlichen Kranze und das hat er also gemacht: Zuerst hat er zehn Röslein genommen, d. i. zehn Ave Maria und sie aneinadergefügt und hat dann grünes, frisches Laub drangehängt, und das ist das Vater unser gewesen, das er dazwischen gebetet, und daran hat er zehn andere Rosen gehängt von anderer Farb' und anderem Wohlgeruch, indem er ein anderes Geheimnis eingeflochten hat ins Ave Maria und hat dann wieder das frische, grüne Laub dazugethan. Das hat er fünfmal fortgesezt. Und diesen schönen, duftenden Rosenkranz hat er zuletzt zusammengebunden mit einem goldenen Bande, das ist ein Act inniger Liebe gewesen, und hat ihn der lieben. Rosenkönigin zu Füßen gelegt als unterthänige Huldigung und findliches Weihgeschenk. Und ist das seine liebste Beschäftigung gewesen, wenn er allein war, und hat ge= schienen, als ob er nicht leben könne ohne Kränzleinbinden. Den Rosenkranz hat er gebetet auf Wegen und Stegen, in den Straßen von Wien und in seinem Zimmer und auf all seinen Wallfahrten, und hat gar im Beichtstuhl

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