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leiden und alle Kämpfe überstanden und wird nimmer verfolgt und wird nimmer frank und darf nimmer sterben und thut ihm auch sonst nichts mehr weh'. Im Gegentheil, er ist unendlich reich und vornehm gekleidet und speist an Gottes Tafel wunderbare Speisen und ist ge= ehrt und angesehen im Himmelreich, und alles liebt ihn über die Maßen, und was er sich wünscht, das hat er; und er schwimmt in einem Meere von Glück und Seligkeit, dass unser schwacher Verstand es nicht fassen kann, so groß ist es, und das durch die ganze Ewigkeit.

Gelt, liebe Seele, es gelüftet dich auch nach so einem Empfange und einer solchen Procession und Seligkeit, und möchtest auch einmal so ein Freudengesicht machen und Alleluja fingen nach dem Absterben. Sieh', es hängt das bloß von dir ab! Thu' darnach und leb' wie P. Hofbauer, denn Gott kennt keinen Unterschied der Person, und was der Mensch säet, das wird er ernten. Und bist du auch schon ein alter Greis, oder ein sieches Mutterl, es geht schon doch noch. Klaub' deine alten Kräfte zusammen und diene Gott treu und redlich die kurze Zeitspann', die du noch hast, dann wirst auch du schauen nach dem Tod, wie der Blindgeborne, den der liebe Heiland geheilt hat an seinen Augen, und gehört die ganze Welt voll Lust und Schönheit, die dir entgegenstrahlt, dir selber für alle Ewigkeit.

Sie werden sein Angesicht sehen und feinen Namen an ihren Stirnen tragen. Und Nacht wird keine mehr sein und man wird nicht bedürfen des Lichtes einer Lompe oder des Lichtes der Sonne, denn Gott der Herr wird sie erleuchten und sie werden regieren in alle Ewigkeit. Geh. Off. 22, 4, 5.

19. Leib und Seelenbild.

ir können aber dem Seligen noch nicht folgen ins Himmelreich und müssen noch warten in der Fremde, bis Gott selber ruft, und dürfen bloß von der Ferne hineinschauen durch die Thüre, durch die der Selige eingegangen ist ins Vaterhaus. Wie aber ist's auf Erden zugegangen nach des Seligen Hingang?

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Der felige Clemens M. Hofbauer nach der Beichnung des P. Rinn S. J.

1820.

Zur Seite 843.

Tief ergriffen haben P. Hofbauer's Jünger in ihres Führers erloschenes Auge geblickt und in sein heilig ernstes Angesicht, und war ihnen, als hätt die Seele beim Scheiden noch dem Leibe ihre Freud' und Seligkeit eingedrückt, so friedlich und verklärt war sein Antlig.

Marianna aber ist hinübergelaufen ins Ursulinenkloster und hat den Schwestern mitgetheilt, dass soeben ihr Beichtvater in den Himmel gegangen sei. Die armen verwaisten Schwestern sind gerade beim Mittagstisch gesessen und haben bei der Trauerkunde alle Freude verloren zum Essen. Dafür haben sie alle zusammengeweint wie kleine Kinder, denen die Mutter gestorben, und haben jämmerlich geschluchzt, dass es zum Erbarmen war. Die Oberin hat den Tisch aufgehoben, und alle Schwestern sind mit ihr in die Kirche geeilt und haben sich da hingeworfen vor das allerheiligste Sacrament und sich ausgeweint und ausgebetet vor ihrem göttlichen Heiland. 1)

Aber auch sonst hat sich die Kunde vom Hinscheiden. des Gottesmannes in der Stadt bald verbreitet wie Feuer im dürren Grafe und alle seine Beichtfinder und die Armen und die Kranken und die Kinder und die Jünglinge haben erst jetzt gefühlt, was sie verloren haben und wie sie jezt seien wie Schäflein ohne Hirten, und haben gemerkt, wie tief der Verstorbene mit ihrem Herzen verwachsen war. Auf aller Herzen hat sich Trauer gesenkt wie Nebel auf die Straßen, und ist gewesen, als hätte Wien und Österreich ein schweres Unglück getroffen. In all die Trauer und das tiefe Weh hat sich aber wie sanftes Mondlicht der freudige Gedanke ergossen, dass ihnen P. Hofbauer nicht verloren gegangen sei, sondern dass er sein liebendes Herz mitgenommen habe gen Himmel und ihnen jezt an Gottes Thron noch mehr helfen könne, als früher auf Erden und haben dieser freudigen Hoffnung Luft gemacht in den Worten: P. Hofbauer war ein Heiliger. Wir haben jezt einen Patron im Himmel. 2) Und das ist wahr; denn die Heiligen sterben nicht und der Tod trennt sie nicht von den ihrigen. Und auch das ist wahr gewesen, was Herr Adam Müller am 17. März in die Zeitung) gegeben hat und

1) Summ. p. 360.
2) Summ. p. 396.
3) Österr. Beobachter.

das hat also geheißen: »Die Früchte seines thatenreichen, wahrhaft apostolischen Lebens unter uns wird die Nachwelt ernten. Hohe und Niedere, Gelehrte und Unmündige beklagen den unerseßlichen Verlust ihres Vaters und Führers, und die Entfernteren selbst, die ihn nur dem Namen nach gekannt, empfanden bei der Nachricht von seinem Tode, dass eine starke Stüße des Glaubens und der Religion, also des Vaterlandes, gesunken ist. Nur der Gedanke, dass er fortlebt in einer unermesslich reichen Aussaat des Guten, vermag die Betrübnis über seinen Verlust zu mindern.«

Sein Beichtvater selbst hat ihn für einen Heiligen er= klärt und am Tage nach P. Hofbauer's Sterben hat Herr Franz Job, der Hofcaplan war und Beichtvater der guten Kaiserin Karolina Augusta, vor den Zöglingen der Salefianerinnen folgendes Klageliedlein angestimmt: »Erhebet eure Hände zum Herrn, dass er Arbeiter sende in seinen Weinberg; denn gestern hat er uns gar schwer geschlagen, weil er den Apostel von Wien, die Säule unserer Erzdiöcese zu sich berufen hat, bittet ihn, dass er uns für einen solchen Verlust schadlos halte und uns die Gnade verleihe, die Tugenden seiner Diener nachzuahmen, damit wir einmal mit ihnen vereinigt ihn im Himmel loben durch alle Ewigkeit. Amen. Und wie er das gesagt hat, ist es stille geworden unter den Zöglingen und gar manchen haben sich die Thränen über die Wangen gestohlen, als läge ihr herzlieber Vater auf der Bahre. 1)

Die armen Ursulinen aber hat Herr Uhl, Canonicus bei St. Stephan, wundersam getröstet und hat den Seligen gar einen Stern genannt und hat gesagt: »Die Kirche Gottes hat in diesem würdigen Priester einen glänzenden Stern verloren, aber er hört nicht auf, ewig zu leuchten «2)

Und wie P. Passerat in der Schweiz die Trauerkunde vernommen hatte, hat er tief aufgeseufzt über den Tod seines Vaters und hat ausgerufen: »Eine traurigere Botschaft hätte ich nicht vernehmen können. «3) Und allen seinen anderen Mitbrüdern ist's wie stechender Schmerz durch die Seele gefahren und sogar der Papst in Rom hat schmerzvoll niedergeblickt, wie er davon hörte. Der Kaiser aber in der Hof

1) Summ. pag. 348.
2) Summ. pag. 334.
8) Haringer, S. 398.

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