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Alfar und Reliquien des fel. Clemens M. Hofbauer in der Kirche Maria Stiegen in Wien.

Zur Seite 856.

und umkränzen seinen Sarkophag und stellen Blumen auf seinen Altar und suchen Hilfe in ihren Anliegen und jubeln, dass er noch immer bei ihnen wohne und ehren ihn dankbar als ihren Vater und Apostel von Wien.

Es gibt Andenken, die länger dauern als die papiernen Bilder, die man vielleicht drucken lässt bei deinem Tode, und auch nicht so bald verwittern, wie der marmorne Grabstein über deinen Gebeinen, und das sind die Werke der Liebe und die Gutthaten an Leib und Seele, mit denen du deinen Namen schreibst in die Herzen der Armen und Kranken und Kinder und allerhand Leidenden, und sind die das schönste Monument, das deinen Namen verewigt und in dankbarem Gedächtnis erhält durch lange Zeiten, und erzählt's der Vater dem Sohn und die Mutter der Tochter, wie du ihnen ein rettender Engel geworden bist in den Tagen der Noth, und ist das ein schönerer Nachruhm, als wenn man in dir einen gewaltigen Eroberer preisen würde, der Menschen erschlagen und Länder verheert hat.

Ihre Leichname wurden in Frieden be graben und ihr Name lebet von Geschlecht zu Geschlecht. Eccli. 44, 14.

22. Verklärte Liebe.

ater Hofbauer ist auch im Himmel nicht müssig ge= gangen und hat in seiner Seligkeit nicht vergessen auf seine lieben Wiener und Österreicher und wer sonst hilfsbedürftig ist auf Erden, und ist sein Herz auch nicht stolz geworden bei allen Ehren, die ihm angethan wurden im Himmel und auf Erden, sondern wurde noch demüthiger, wie er sah, dass der allbarmherzige Gott seine winzigen guten Werke so unendlich erhoben, und beim Glanze der himmlischen Herrlichkeit ist seine Menschenliebe nicht erloschen wie ein Sternlein beim Aufgang der Sonne, sondern ward nur verklärt und leuchtete noch heller und funkelte in wunderbarer Farbenpracht, wie ein Diamant bei strahlendem Kerzenlicht. Und wenn ein Hilfefuchender gekommen ist an sein Grab oder zu seinem Bilde, oder sonst wo einen Hilfschrei zu ihm gethan hat unter freiem Himmel oder in der Kirche oder zu Haus im Kranken

-bett, so hat er's gehört, zwar nicht mit den Leibesohren im Grabe unten, aber mit der Seele Ohr im Himmel oben und hat geholfen, wo er konnte, und ist Niemand von dannen gegangen ohne ein tüchtiges Almosen. Und wenn seine eigene Kraft nimmer gereicht hat zur Hilfe, weil die Noth zu groß und die Krankheit zu schwer war: dann ist er selber wieder betteln gegangen im Himmelreich zu Gott Vater und Gott Sohn und zur ganzen heiligsten Dreifaltigkeit und hat sich demüthig niedergekniet und ist nicht aufgestanden, bis Gott einen Strahl seiner Allmacht hat ausgehen lassen von seinem Herzen und ein Wunder gewirkt hat seinem Clemens zu Lieb'. Es sind gar viele dieser Wunder und andere Gebetserhörungen aufgeschrieben und viele sind auch nicht aufgeschrieben und von den aufgeschriebenen will ich dir jezt einige herseßen schlicht und einfach, wie ich's gefunden hab', damit auch du Vertrauen kriegst zum Seligen und ihm dein Leid auf die Schultern wirfst, wenn's dich einmal packen soll. Die Wunder und Gebets= erhörungen, die ich dir erzähl' aus bewährten Quellen, sind aber verschiedener Art, groß und klein, ernst und spaßig und wirken in verschiedenerlei Anliegen, damit du nicht denkst, es sei dem Seligen dein Anliegen zu kindisch oder zu hart, dass er sich selbst nicht recht auskenne und dich am End abweise mit deinem Gebitt, wie ein Doctor dem die Medicin ausgegangen ist für deine Gebresten. Mit dem Lustigen fängt's an, mit dem Ernsten hört's auf, wie's überhaupt geht auf der Welt.

Gute Griesknödel.

Am 9. Juni 1820 ist Herz Jesu gewesen und dies Fest haben die guten Ursulinen alle Jahre recht feierlich begangen, nicht bloß in der Kirche, sondern auch bei Tisch; denn es gehört sich, dass auch der Knecht ein bischen besser tractiert werde, wenn die Hausfrau Festtag hat.

Darum hat die Oberin der guten Schwester Thaddäa, die Köchin war, den Auftrag gegeben, sie solle Griesknödel machen, aber recht gute. Das hat die gute Schwester auch verstanden; denn sie ist Primatöchin gewesen und hat schon viel Übung gehabt in ihrer Kunst; aber diesmal hat's nicht gelingen wollen bei aller Müh' und Sorgfalt, und ist gewesen, als hätten die Grieskörner Feindschaft mitsammt

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