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gestanden und hat gehen können und stehen und ist frisch und munter gewesen und hat geweint und gelacht vor Freud' und ist bald darauf in die Schule gelaufen, als hätte es niemals krumme Beine gehabt.')

Blutleere geheilt.

Einige Tage darauf ist P. Hofbauer schon wieder an ein Krankenbett gerufen werden und hat auch da wunderbar geholfen. Im Kloster der Salesianerinnen zu Wien ist damals eine fromme Klosterfran gewesen, die aber auch länger im Bett gelebt hat als außer demselben. Sie hieß Aloisia Elisabeth Rewiczky und war 1837 zu Lemberg in Polen geboren und war ihr Vater, Herr Adam Graf Rewiczky gar General und ungarischer Hofkanzler gewesen. Mit zwölf Jahren ist das Mädchen zu den Salesianerinnen gekommen zur Erziehung, und da hat es ihm so gut gefallen, dass es selber Klosterfrau geworden ist im gleichen Kloster und Gelübde gethan hat am Stephanitag 1861. Die junge Klosterfran hatte einen lichten Geist und hat mehrere Sprachen geredet und war eine ausgezeichnete Lehrerin; aber ihr junger Leib war schon altersschwach und nicht viel nuh, weil zu wenig Blut drinnen war, was im Leib so viel ist, als das Brot in der Tischlade. Schon am Tage nach der Gelübdeablegung hat sie angefangen zu kränkeln und ist immer schwächer geworden, und hat oft nicht einmal ohne fremde Hilfe die Stiege hinauf gehen können, und ist da oft auf halber Stiege stehen geblieben, um zu rasten und Athem zu schöpfen. Dabei hat ihr oft das Herz geklopft wie ein Uhrwerk und im Kopf ist der Schwindel gesessen, als hätte sie einen Wurm drin', und auch der Magen hat ihr den Dienst gekündet, und nicht einmal mehr was annehmen wollen, dass sie sich große Gewalt anthun musste, ein paar Bissen zu essen. Dazu ist auch ihr Stimmchen so schwach geworden, dass sie vom Chorgesang gänzlich dispensiert werden musste. Und weil sie nicht schlafen konnte, sind ihre Kräfte geschwunden wie Kampher in einem offenen Zimmer und haben alle Schwestern schon das Kreuz gemacht über das franke Nönnchen und sie selber hat gemeint, es werde ihr der Tischler bald dns Häuslein zu zimmern haben.

1) Summ. pag. 410.

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·Doctor Eichhorn hat sich zwar alle Mühe gegeben, sie zu retten; aber es war, wie wenn man Luft einbläst in einen löcherigen Blasbalg. Wie aber die Oberin gesehen hat, dass fein Erdenmittel was helfe, hat sie der Kranken befohlen, einen himmlischen Arzt zu nehmen und zum seligen P. Hofbauer neun Tage lang drei »Ave Maria« zu beten und »Ehre sei Gott und auch eine Reliquie am Halse zu tragen von des Seligen Sarg.

»

Das hat die Kranke gethan mit gläubigem Herzen; und wie der neunte Tag kam, ist ihr gewesen, als durchströme neue Kraft ihre Glieder und sind alle Krankheiten ausgezogen aus ihrem Leib wie böse Geister: der Schwindel und das Herzklopfen und die Appetitlosigkeit und die Schlaflosig= feit und die Schwäche und sie war auf einmal frisch und gesund und stärker als früher und ist lustig über die Stiege geklettert und hat gesungen wie eine Amsel, so laut und frisch und hat selbst körperliche Arbeiten verrichtet ohne Ermüdung. Gar oft ist sie am frühen Morgen aufgestanden und hat waschen geholfen, dann im Chore gesungen und d'rauf Schule gehalten; und ist bei alledem nicht schwach und müde geworden. So gut hat P. Hofbauer curiert.1)

Wassersucht geheilt.

Diesmal gilt's einem armen 43jährigen, ledigen Schlofsergesellen, den P. Hofbauer gar zweimal heimgesucht hat in seinem elenden Stüblein. Der hat Vincenz Felber geheißen und hatte schon manches Jahr in Wien sein Gewerbe geübt. Im Mai 1866 hat ihn die Wassersucht gepackt und ist ihm die Brust angeschwollen, dass er kaum mehr hat athmen können vor Wassernoth. Und von der Brust weg ist das Wasser in den ganzen Leib gelaufen und sind ihm. alle Glieder geworden wie dicke Schläuche, dass der Arzt, Doctor Herz, schon gerathen hat, man möge den Kranken mit den Sterbesacramenten versehen lassen zur größeren Vorsorg; denn mit dem sei es Matthä am letzten. Den Rath hat man befolgt und hat sich der Kranke hergerichtet zur Reis' in die Ewigkeit. Aber weil zwei Doctoren mehr verstehen als einer, hat die Frau Meisterin doch noch nicht alle Hoff

1) Summ. p. 404.

nung fahren lassen, sondern auch den Doctor Kosmadowsky gerufen, der ein guter Wassersucht-Doctor gewesen ist; doch auch der ist mit seiner Kunst zu kurz gekommen bei dem Kranfen und haben sich am Bauche schon Brandflecken gezeigt, gegen die der Doctor Benzoë-Pulver und eine Salbe verordnet hat.

Weil aber auch das nicht helfen wollte und die Krankheit ihren Gang nahm wie ein Bergstrom troh Doctor und Medicamenten hat der Arzt schließlich selber erklärt, er stehe mit seiner Kunst am Berg und könne der Kranke nur mehr zwei Tage leben. Das war aber dem armen Schlossergesellen doch zu kurz; denn es lebt jeder Mensch gern, auch ein armer Handwerksbursch. Darum hat er sich an P. Hofbauer gewendet um ärztliche Hilfe und zu ihm gerufen wie ein Ertrinkender, und damit das Schreien mehr ausgebe, hat er eine Reliquie von des Seligen Sarg sich um den Hals gehängt.

Und mit ihm hat auch seine Schwester geschrien und ihre Freundin, damit es der Selige um so sicherer höre. In der folgenden Nacht hat der Kranke geschlafen und ist ihm gewesen, als stehe P. Hofbauer vor seinem Bette und segne ihn mit seiner heiligen Hand und schaue ihn an voll Mitleid und Liebe und streue ihm gar ein Pulver auf den Leib. Und wie er aufgewacht ist, hat er sich viel besser ge= fühlt; aber Wasser ist doch noch gar wenig abgegangen. Gestorben ist er auch nicht nach des Doctors Prophezeiung, sondern hat am dritten Tage noch gelebt, wenn auch nur ein wenig. Da hat er wieder geschlafen vor Schwäche und hat ihm wieder geschienen, als träte der Selige an sein Bett und gäbe ihm eine andere Medicin als vor drei Tagen; denn es war ihm, als werde er von P. Hofbauer mit Wasser besprengt. Und wie er diesmal aufwachte, ist ihm das Wasser wie Bächlein vom Leibe geronnen, und das hat drei Tage gedauert und ist das Wasser geflossen, bis kein's mehr drinnen war und hat man davon jeden Tag vier Krüge angefüllt, macht im ganzen zwölf Krüge voll, dass der Doctor Felber den Kopf schüttelte vor Verwunderung. Und das Wasser hat in jedem Krug eine andere Farb' gehabt und hat der Doctor geweint, so was sei ihm noch nie passirt in seiner langen Praxis. Und wie alles Wasser draußen war, hat der Schlossergeselle Hunger gehabt und tüchtig gegessen und ist gesund gewesen und am anderen Tag ist er schon

wieder in der Werkstatt gestanden und hat darauf losgehämmert wie vorher. 1)

Ein geschwollenes Knie geheilt.

Adele Hennlein ist eine Jungfräulein gewesen von 18 Jahren und war im Salesianerkloster zu Wien, um sich ausbilden zu lassen in allerhand brauchbaren Dingen. Einmal, Ende März 1864, ist das gute Kind über die Gänge des Klosters gelaufen und ist niedergefallen auf dem Steinpflaster und hat sich am rechten Knie gar schwer verleßt. Weil es sich aber schämte vor den Leuten, hat es nichts gesagt davon, bis die Schmerzen gar groß geworden sind und am Knie selber sich eine große Geschwulst gezeigt hat. Jezt hat man Doctor Eichhorn gerufen, der erklärte, das Übel sei zwar nicht gefährlich, erfordere aber lange Zeit zur Heilung und werde im Knie eine Schwäche zurücklassen zum Andenken. Dabei hat er kalte Umschläge mit Arnica verordnet und Einreibungen an der franken Stelle, und der Kranken befohlen, ruhig zu liegen. Das hätte diese auch ohne Befehl thun müssen, denn ihre Schmerzen sind so groß gewesen, dass sie nur mit Hilfe zweier Personen wenige Schritte zu machen vermochte. Alle Arzneien haben nichts geholfen und ist der Schmerz und die Geschwulst geblieben bis zum 14. Mai. Da hat die Oberin, die überhaupt gar große Dinge auf P. Hofbauer hielt, verordnet, eine neuntägige Andacht zum Seligen zu machen, und die haben sie auch am 14. Mai noch begonnen. Während derselben haben sie ein Bild des Seligen und eine Reliquie aus seinem Kleide neben dem Krankenbette aufgestellt, als wollten sie ihn zwingen, fleißig Visit zu halten bei seiner Pflegebefohlenen. Weil aber die Andacht einmal unterbleiben musste, hat sie zehn Tage gedauert, und ist erst am 24. Mai zu Ende gegangen. Und das ist auch der Tag gewesen, an dem P. Hofbauer geholfen hat. Am 23. abends ist Geschwulst und Schmerz noch gewesen wie früher; wie aber Adele aufgewacht ist am 24. Mai in der Frühe, war keine Geschwulst mehr da und kein Schmerz und sind beide abgezogen wie Spitzbuben in dunkler Nacht, und sie ist aufge= standen und ist dem Doctor selber entgegen gegangen, dass

1) Summ. p. 406.

er hat ausrufen müssen: »Ihr habt gewiss wieder P. Hofbauer angerufen. Aber auch einen Onkel hat das Mägdlein gehabt, der ist so leer an Glauben gewesen, wie ein ausgesoffenes Hühnerei. Einige Tage vorher ist er ins Kloster gekommen, und hat man ihm das kranke Kind heruntertragen. müssen, ins Sprachzimmer, dass er's hat sehen können, wie elend sie wäre. Und jezt ist er wieder gekommen und wie ihm die Nichte gesund und frisch entgegengesprungen ist, hat er seine Augen aufgerissen wie ein Scheunenthor und ist seinem Herzen der Ausruf entfahren: »Das ist ein offenbares Wunder; niemand wird mir das ausreden, denn ich hab es mit meinen eigenen Augen gesehen. Ob sein Glaube Stand gehalten hat oder gewesen ist wie ein Schneemann im Februar, der bald in nichts zerrinnt, weiß ich nicht. P. Hofbaner hat das Wunder auch nicht seinetwegen gethan, sondern aus Lieb' und Mitleid mit dem unschuldigen, gläuDigen ügblein,)

Eine geschwollene Hand geheilt.

Im nämlichen Kloster hat sich um dieselbe Zeit (11. April 1864) die Laienschwester Maria Dominica Kohlbeck mit dem Bügeleisen die Hand verbrannt. Vierzehn Tage lang schlich das Übel unter der Haut und hatte die Schwester auch nicht viele Schmerzen. Auf einmal aber, am Abend des 28. April, brachen die Schmerzen mit Gewalt über sie herein und konnte die Leidende die ganze Nacht nicht schlafen vor brennendem. Schmerz, sondern brachte dieselbe bis zum Morgen im Bette sizend zu. Am nächsten Tage bedeckte die Hand eine hohe Geschwulst und an der verletzten Hand war über Nacht ein Geschwür aufgebrochen. Von Stunde zu Stunde wuchsen die Schmerzen, und die arme Schwester war nicht einmal imstande, die Hand zu bewegen, ohne ihr Leiden zu mehren. Noch am nämlichen Tage rief man den Arzt; der aber schüttelte bedenklich den Kopf und meinte, das sei eine gefährliche Sache; es könnte am Ende gar noch eine Entzündung der Beinhaut dazukommen und dann müsse die Hand operiert werden, um noch das Leben zu retten. So hat er gejagt und hat eine Salbe verordnet aus Quecksilber und Digitalis und hat der Kranken strengstens aufgetragen,

1) Summ. p. 407.

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