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durch die Verschiedenheit des wirtschaftlich-sozialen Bevölkerungsaufbaues auf beiden Seiten bedingt sein. Nicht die Anzahl der sparfähigen Personen, sondern diejenige der zugleich »spar kassen fähigen« — wenn man so sagen darf ist unter sonst gleichen Umständen für den Zuspruch zu den Sparkassen entscheidend. Unseres Erachtens gestattet schon die Zahl der umlaufenden Sparkassenbücher, welche in Preussen gegenwärtig 5 Millionen überschreitet und die Anzahl der Einkommensteuerzahler, also der Personen von mehr als 3000 M. geschätztem Einkommen, nebst allen ihren Angehörigen fast um das Siebenfache übertrifft, mit einer gewissen Sicherheit den Rückschluss darauf, dass die Hauptmasse jener Bücher wirklich den kleinen Leuten gehört; denn andernfalls müsste jeder Angehörige der wohlhabenden Klassen einschliesslich der Frauen und Kinder sich im Besitze mehrerer Sparkassenbücher befinden. Auch die bei Arbeitseinstellungen oft beobachtete Verminderung der Spareinlagen deutet darauf hin, dass nicht nur die Mehrzahl der Einleger, sondern auch ein grosser Anteil an der Summe der Einlagen auf die unteren Klassen trifft; wäre das Gegenteil der Fall, so könnte die Bewegung dieses Teiles der Einlagen wohl schwerlich für die Gesamtbewegung entscheidend sein. - Bei der städtischen Sparkasse zu Dortmund (mit 78 435 Einw.) finden sich 1313 Einlagen von Handwerksmeistern mit 2 553 502 M. 417 852.

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813

689

1979

1332

805

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Gesellen, Geschäftsgehülfen .
Fabrikarbeitern

Berg- und Hüttenarbeitern
Dienstboten

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344 791

anderen Personen aus den
handarbeitenden Klassen
Landwirten . .

öffentlichen und Privatkassen
sonstigen Personen, einschl.
ca. 2300 Bücher für Kinder
aus der Pfennigsparkasse .

D

954 024 ›

6 433 051 > 708 792 >

7 070 125

20 820 983 ›

Die zahlenmässige Zu- und Abnahme der auf die einzelnen Kontenklassen entfallenden Sp.K. Bücher von 1869 bis 1888 ergiebt viel Interessantes. Alle Kontenklassen wiesen in diesen zwei Jahrzehnten einen sehr bemerkenswerten Zugang auf. Die Konten über 600 M. erfuhren eine ganz beträchtliche Zunahme in den Jahren 1871 bis 1875; auch die mittleren Konten zeigten in derselben Zeit ein vorzugsweise starkes Wachstum, während die kleinen und kleinsten sich am wenig sten mehrten. Gerade in der »Gründerzeit‹ also nahmen die Sparkassenbücher und zwar hauptsächlich die auf höhere Beträge lautenden besonders stark zu. In diesen Jahren, in welchen das eigentliche Kapital in ausgiebigster Weise ausserhalb der Sparkassen Verwendung suchte,

wird man jene Bewegung als ein Spiegelbild überaus günstiger Erwerbsverhältnisse in der arbeitenden Klasse betrachten dürfen; die Ersparnisse, welche hier gemacht werden konnten, waren so gross, dass gerade dadurch die höheren Kontenklassen eine verhältnismässig weit grössere Vermehrung aufwiesen als die niederen. Ganz anders verläuft die Entwickelung in den nächsten Jahren tiefen wirtschaftlichen Druckes. Die mittleren Konten nehmen nur wenig zu, zum Teil sogar ab, so dass der zeitweilig sehr grosse Zuwachs, welchen die kleinsten Konten hier erfahren, wohl weniger den Hinzutritt zahlreicher neuer Sparer als vielmehr das Herabsinken aus höheren in niedere Kontenklassen andeutet. Auch die Zunahme der Einlagen über 800 M. wird eine wesentlich langsamere. Nachdem 1879 mit einer Zunahme von nur 99 091 Sparkassenbüchern der tiefste Stand derselben seit 1870 erreicht war, bringen die nächsten Jahre wieder eine Steigerung, und zwar am meisten bei den kleinsten, nächstdem bei den grössten Konten; die ersteren wachsen 1882 und 1883 so stark wie nie zuvor, wobei wohl die damals sehr rege Bewegung für das Sparmarkensystem wesentlich mitgewirkt hat. Auch die grossen Guthaben nehmen beträchtlich zu, in den letzten drei Jahren stärker als alle anderen. Unzweifelhaft aber haben hier in den dem Berichtsjahre vorangehenden Jahren der Niedergang des Zinsfusses, die Konvertierung der Staats- und Kommunalpapiere, die Zweifel an der Erhaltung des Friedens und der daraus entspringende Mangel an wirtschaftlicher Unternehmungslust zahlreiche kleinere wie auch grössere Kapitalien den Sparkassen zugeführt, besonders weil dieselben dem Sinken des Zinsfusses nicht immer alsbald zu folgen vermochten, zugleich aber eine nahezu vollkommene Sicherheit gegen Verlust am Kapitale boten. Inzwischen sind die Sparkassen fast allgemein zu entsprechenden Herabsetzungen des Zinsfusses für ihre Einlagen geschritten; derselbe beträgt in den östlichen Provinzen meist 3-4, in den westlichen 2 bis 4, bei einzelnen Sparkassen nur noch 1 Procent. Zugleich hatte sich im Laufe des Jahres 1888 das Vertrauen in die Sicherheit der politischen Lage und damit eine erheblich grössere wirtschaftliche und spekulative Regsamkeit wieder eingestellt. Bei dieser Sachlage hätte man in jenem Jahre auf eine verhältnismässig nur geringe Zunahme der grösseren Konten rechnen dürfen, da die blossen Verlegenheitseinlagen der Vorjahre sicher wieder in Massen aus den Sparkassen herausgezogen worden sind. Um so erfreulicher ist es, wenn dieser gewiss begründeten Voraussetzung ungeachtet die grösseren Konten sich nach wie vor besonders stark vermehrt haben. Der Zuwachs wird ihnen unter den erwähnten Umständen nicht aus Kapitalistenkreisen, also nicht von oben, sondern von unten her, durch häufiges Aufsteigen aus niederen zu höheren Kontenklassen gekommen sein. Gleichwohl ist, wie ein Blick auf die obigen Ziffern lehrt, auch der Zuwachs der mittleren Konten im Berichtsjahre grösser gewesen

als je vorher, und nur die kleinen und kleinsten Einlagen bis 150 M. haben sich während einzelner Vorjahre noch stärker vermehrt.

Die Anlegung der Sparkassengelder betreffend hat sich das Verhältnis bedeutend zu Gunsten der Inhaberpapiere und zu Ungunsten der übrigen Anlageformen mit Ausnahme des etwa gleichgebliebenen Prozentanteiles der Hypotheken verschoben; es waren nämlich angelegt

im Jahre in Hypotheken in Inhaberpapieren Prozent der Staatskassengelder

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anderweitig

26,46

21,74

13,53.

Ein erheblicher Teil der Steigerung des Anteiles der Inhaberpapiere ist übrigens wohl nur auf Kurssteigerungen, nicht auf Aenderungen der Verwaltungspraxis bei der Anlegung der Sparkassengelder zurückzuführen. Dies zeigt sich, wenn man die Bewegung der Inhaberpapiere nach ihrem Kurswerte, zu welchem sie in obiger Uebersicht eingestellt worden sind, mit derjenigen nach dem Nennwerte vergleicht. Im Jahre 1878 waren dem Nennwerte nach 322,07 Millionen M., dem Kurswerte nach 310,47 Millionen M. Anlagen in Inhaberpapieren vorhanden; der Kurswert der Inhaberpapiere berechnete sich also auf 96,40 Proz ihres Nennwertes. Von da ab früher wurden nicht beide Werte eingestellt nähert sich der Kurswert mehr und mehr dem Nennwerte, bis er im Jahre 1882/83 denselben schon ein wenig überschreitet. Im Jahre 1888/89 endlich, wo einem Nennwerte der Inhaberpapiere von 984,0s Millionen M. ein Kurswert von 1004,14 Millionen gegenübersteht, ist der letztere bereits auf 102,04 des ersteren gestiegen. Sind also die Inhaberpapiere, welche im Jahre 1888 von den Sparkassen erworben waren, denjenigen von 1878 ungefähr gleichartig, so sind über 5 Proz. von dem gegenwärtigen Kurswerte auf die inzwischen eingetretenen Steigerungen derselben zu rechnen. Die Anlegung in Inhaberpapieren ist am stärksten in Berlin, wo sie fast drei Viertel des Sparkassenvermögens gegen wenig über ein Zehntel in Schleswig-Holstein umfasst. Die Begebung auf Schuldscheine ohne Bürgschaft ist nirgends häufig, auf solche mit Bürgschaft dagegen erheblich in den Bezirken Trier, Schleswig und Kassel, wo sie ein Fünftel bis ein Siebentel aller Anlagen ausmacht; am meisten verbreitet ist sie in Schleswig mit 52,51 Millionen M. solcher Anlagen bei 132,82 im Staate überhaupt. Die stark abnehmende Unterbringung auf Wechsel tritt nirgends mehr mit besonders hohen absoluten Ziffern auf; im Verhältnisse zu den anderen Anlagen ist sie von Bedeutung namentlich in den Bezirken Gumbinnen, Posen, Danzig und Bromberg, wo sie 10 Proz. übersteigt. Die Anlage auf Faustpfand (Lombard) ist von Erheblichkeit nur in wenigen Bezirken, verhältnismässig am bedeutendsten in Danzig, nächstdem auch

in Aurich, während diejenige bei öffentlichen Instituten und Korporationen am meisten in Westfalen und einigen Teilen von Hannover hervortritt. Ebenso grosse Unterschiede wie die einzelnen Landesteile weisen hinsichtlich der Anlegung ihrer Gelder die einzelnen Arten der Sparkassen auf. Begreiflicherweise findet der städtische Bodenkredit verhältnismässig die stärkste Stütze in den städtischen, der ländliche in den Landgemeinde- u. 8. w, Sparkassen, nächstdem in den Kreis-, Amts- und Bezirksamtssparkassen. Während nämlich die ersteren 31,56 Proz. ihrer Anlagen auf städtische und nur 17,91 auf ländliche Hypotheken machen, entfallen bei den Landgemeinde- u. s. w. bezw. den Kreis- u. s. w. Sparkassen nur 13,44 bezw. 18,27 Proz. der Anlagen auf städtische, dagegen 47,9s bezw. 37,98 Proz. auf ländliche Hypotheken. Von diesem Standpunkte aus macht es also beispielsweise wieder einen sehr merklichen Unterschied, ob an einem Orte eine städtische oder eine Kreissparkasse besteht; die eine ersetzt die andere keineswegs vollkommen, weder für die Einleger noch für die Kreditnehmer. - Was die übrigen Arten der Belegung anbetrifft, so ist besonders hervorzuheben, dass bisher nur die Vereins- und Privatsparkassen, nächstdem die Landgemeinde- u. s. w. Sparkassen einen erheblichen Theil ihrer Bestände zu Gunsten des Personalkredites verwenden. Bei den ersteren waren 44,69 Millionen M. auf Schuldscheine mit und ohne Bürgschaft ausgelieben, d. i. 10,25 Proz. des ganzen zinsbar angelegten Vermögens und fast ein Drittel des gesamten, von den Sparkassen überhaupt gewährten Bürgschaftskredites, wozu dann noch 16,89 Millionen M. Wechselkredit (3,88 Proz. der Gesamtanlage der Vereins- und Privatsparkassen) kamen, während von den Anlagen der Landgemeinde- u. 8. w. Sparkassen 10,51 Proz. auf Schuldschein-, 1,21 Proz. auf Wechselkredit entfielen. Was die Bedeutung der einzelnen Arten von Kassen für den Kredit im Ganzen betrifft, so stehen die städtischen Sparkassen weitaus in erster Linie, da sie an den mehr als 3 Milliarden des zinsbar angelegten Sparkassenvermögens fast mit der Hälfte, nämlich mit 1465,78 Millionen M. beteiligt sind. Die vorzugsweise ländlichen nämlich die Kirchspiels-, Flecken- und Landgemeindesparkassen haben noch

-

nicht ein Zehntel von dem Kreditverkehre der städtischen, die Kreis-, Amts- und Bezirksamtssparkassen, deren Geschäftsbetrieb sie meist auf Stadt und Land zugleich hinweist, etwa drei Fünftel, die Vereins- und Privatsparkassen etwa drei Zehntel, die Provinzial- und ständischen Sparkassen etwa ein Fünfzehntel desselben aufzuweisen.

Die Verteilung des Grundeigentums in den Provinzen des preussischen Staates. Der Herr Geh. O. R. R. Blenck, Direktor des K. preuss. stat. B. macht über obigen Gegenstand in dem soeben ausgegebenen Heft II der Materialien des K. pr. Normalkalenders für 1892 u. A. die folgenden Mitteilungen: »Von den zur Zeit der Gebäudesteuer

Revision im preussischen Staat (mit Aus schluss von Hohenzollern) vorhanden gewesenen 1559 712 ländlichen Privatbesitzungen mit einer nutzbaren Fläche von 23 933 442 ha entfielen:

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Hierbei sind die Landgüter mit einem Grundsteuerreinertrag von über 1500 M. als Grossgrundbesitz, die mit einem solchen von 300 bis 1500 M. als mittlerer Besitz und die selbständigen Anwesen mit einem Reinertrag von unter 300 M. als Kleinbesitz zusammengefasst worden, während die unselbständigen Besitzungen, deren Ertrag nicht hinreicht zum Unterhalt der Besitzer, so dass dieselben genötigt sind, dazu noch anderen Verdienst durch Tagelohn u. s. w. suchen zu müssen, dem Parzellenbesitze gleichgestellt wurden.

Die Verteilung des Grundeigentums, wie sie vorstehend für den ganzen preussischen Staat dargestellt ist, erleidet nach der einen und der anderen Seite hin erheblichere Abweichungen, sofern die einzelnen Provinzen und Regierungsbezirke, oder noch kleinere Gebietsteile, also etwa die Kreise, in Betracht gezogen werden. Für erstere z. B. ergiebt sich Folgendes. Es kamen Prozent von der Gesamtzahl der Besitzungen auf den

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Nach der Zahl der Liegenschaften ist der Gross- und der mittlere Grundbesitz am stärksten in Schleswig-Holstein vertreten, wo beide vereint noch etwas über ein Drittel ausmachen. Dagegen ragt der Kleinbesitz in Ostpreussen und Posen, wo auf ihn annähernd ein Drittel, der Parzellenbesitz aber im Rheinlande, in Schlesien und Hessen-Nassau hervor, wo auf ihn über drei Viertel der gesamten Anwesen entfallen.

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