Neben diesem Küstenverkehre zwischen Häfen desselben Landes findet ferner ein ausgedehnter Verkehr deutscher Schiffe zwischen den Häfen verschiedener außerdeutscher Länder statt, so zwischen

Am stärksten war an den außerdeutschen Reisen deutscher Schiffe die Hamburger Rhederei betheiligt.

Für die Zukunft ist 1899 eine bedeutsame Vermehrung der deutschen Küstenschifffahrtsslotte in Ostasien durch Ankauf von 25 englischen Dampfern eingetreten, die zwischen Siam, den holländischen und englischen Kolonien, sowie auf dem Jangtse verkehren.

IV. Theil.

Die deutsche Rhederei.

I. Die Entwickelung der deutschen Handelsflotte.

Die im Jahre 1895 vorgenommene Veränderung des Vermessungsverfahrens macht es nothwendig, zur Vergleichbarkeit alle früheren Zahlen der Schiffsbestände nach dem oben angegebenen Verfahren umzurechnen. Nachstehende Tabelle giebt die deutsche Handelsflotte sei 1873 in dieser ungerechneten Gestalt.

Die Zahlen von 1873-1895 sind zum genauen Vergleich umgerechnet nach dem neuen Vermessungsverfahren. Zu diesem Zweck ist der Nettoraumgehalt der Segelschiffe multiplizirt mit 0,95,

Dampfschiffe

"

0,861

Von 1873-1894 hat sich die Gesammtzahl der Schiffe um 18 Prozent vermindert, die Tonnage um 46 Prozent vermehrt. Die Dampfschiffs z a hl vermehrte sich um 470 Prozent, die Tonnage um 636 Prozent. Die Segelschiffs zahl ging zurück um 62 Prozent, die Tonnage um fast 20 Prozent. Die gesammte Transportleistungsfähigkeit der deutschen Handelsflotte stieg von 1873-1894 von 1,156,434 auf 2,763,879 Reg.-Tons. Das giebt für den Jahresdurchschnitt eine Vermehrung

der Dampfertonnage um 28,, Prozent;

die Segelschifftonnage ging zurück um fast 1 Prozent.

Die gesammte Transportleistungsfähigkeit stieg in dieser Zeit um 139 Prozent.
Sezt man 1894 mit 100, so ergeben sich

Bei der berechneten Transportleistungsfähigkeit ist eine Dampfschifftonne gleich 3 Segelschifftonnen gesezt. Das veränderte Vermessungsverfahren und die steigende Schnelligkeit der Dampfer macht dies noch ungenauer, und neuerdings seßt man deshalb eine Dampfschiffstonne andernorts vielfach gleich 3, oder 4 Segelschiffstonnen (so z. B. Mulhall, im Dictionary of Statistics).

Nach Mittheilungen des Germanischen Lloyd sind bei der deutschen Handelsflotte im Jahre 1899 zu bezw. abgegangen:

Dies würde einem Zugang an Transportleistungsfähigkeit von 271,542 Reg.Tons entsprechen. Ende 1899 belief sich demgemäß die Transportleistungsfähigkeit auf: 3,942,920 Reg.-Tons oder rund 4 Millionen Registertons nach dem neuen Vermessungsverfahren1), wenn man die Schiffe unter 100 Reg.-Tons, die der Germanische Lloyd nicht registrirt, mit in Betracht zieht. Sezt man die berechnete Transportleistungsfähigkeit für 1894 = 100, jo ergeben sich folgende Zahlen:

1. Januar 1894 100

Die Vergrößerung der Schiffsräume hat in dieser Zeit angehalten. Sie wird allerdings in der Statistik angesichts der Vermehrung der in der Küstenschifffahrt beschäftigten Schiffe und der Verstärkung der Hochseefischereiflotte nicht vollkommen zum Ausdrucke gebracht. Immerhin betrug die Durchschnittsgröße der deutschen Dampfschiffe

Deutschland besißt heute 22 Dampfer von mehr als 10,000 Tonnen.

Das Durchschnittsalter des vorhandenen Materials ist ständig zurückge gangen durch eine fortgesette Vermehrung der Neubauten und Abstoßung älteren Materials. Es beträgt heute für Dampfschiffe nur wenig über 8 Jahre, für Segelschiffe 17 Jahre.

II. Die Entwickelung der deutschen Rhederei.

Deutschland, das bereits im Jahre 1896 die größte Rhederei der Welt besaß, nennt durch die inzwischen eingetretene Vermehrung des Schiffsparks der Hamburg-Amerika Linie und des Norddeutschen Lloyds nunmehr die beiden größten Rhedereien der Welt sein eigen, denen erst als dritte und vierte die englische Britisch India Line und die Peninsular and Oriental-Steam Navigation Company folgen.

Die jüngsten Jahre sind besonders gekennzeichnet durch eine weitere Aus dehnung des Großbetriebs und der Aktiengesellschaft in der Rhederei.

1) Nach dem alten Verfahren gäbe es gegen 44 Millionen Registertons Transportleistungsfähigkeit.

Die Mittel der deutschen Rhederei-Aktiengesellschaften seßten sich 1897 zusammen aus

177 Millionen Aktienkapital und 70 Millionen Prioritäten, dieses hat bis Ende 1899, also in 2 Jahren, sich auf

273 Millionen Aktienkapital oder 66 Prozent vermehrt, während die Prioritäten um 2 Millionen zunahmen.

In Hamburg existiren heute 13, in Bremen 7 große Rhedereigesellschaften, die zusammen rund 250 Millionen Aktienkapital besißen, das sind 90 Prozent des gesammten in deutschen Rhedereiaktiengesellschaften angelegten Kapitals in den Händen von weniger als 30 Prozent der Gesellschaften. Von diesen 20 Rhedereien notiren 13 mit 220 Millionen Nominalkapital Börsenkurse. Der Kurswerth derselben belief sich am 30. Dezember 1899 auf 287 Millionen Mark. Nimmt man für das übrige Aktienkapital eine analoge Erhöhung an, so läßt sich der Kurswerth des Aktienkapitals der Hamburger und Bremer Rhedereien zusammen auf 324 Millionen Mark schäßen. Hierin sind aber große erstklassige Rhedereifirmen, die nicht Aktiengesellschaften sind, wie Laeisz, Sloman, de Freitas, Wencke, Woermann 2c. in Hamburg, ferner die Partenrhedereien nicht mit enthalten, so daß das gesammte im Rhedereigeschäft angelegte Kapital erheblich allein in Hamburg um 100 Millionen höher ist.

Ueber den Stand der großen Hauptrhedereien von Hamburg und Bremen geben die folgenden Aufstellungen Auskunft.