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Elfenbein mit pyramidalem Deckel, Jofephs und Davids Gefchichte auf feinen 12 Seiten (Taf. 9. 10. 11.); ein merkwürdiges Stück aus dem fpätern byzantinifchen Zeitalter mit griechischen Infchriften; eine elfenbeinerne Schachtel, deren vermeintliche Zierathen Hr. M. für arabifche Infchrift erkennt, und von Sacy erklären läfst (Taf. 1. f. 4.); des franzöf. Malers Sean Coufin's Eva als prima Pandora (Taf. 1. f. 5.); ausgegrabene gallifche Gräber (Taf. 11. f. 1.), und unter faft zahllofen Infchriften (z. B. S. 142.) die unleferlichen (S. 100.) vom Vf. fcharffinnig ergänzt und erklärt. Ueber Auxerres find des unermüdlichen Lebeufs zwey Folianten bekannt. Der Buchdrucker Fournier besitzt unter feinen Münzen kufifche und merkwürdige Münzftämpel (coins) mit Revers, Guife ein fchönes Säulenkapital aus dem 3ten Jahrhundert. Die ausgegrabene Statue ift nicht die des Brennus. Bey Avalon find die Reste von Agrippa's prächtiger Heerftrafse kaum zu erkennen. An der Frauenkirche zu Semur ftellt ein Basrelief den Tod des Grafen Dalmace († 1032.) vor (Taf. 12.), wie das der Vf. fehr finnreich, unfers Bedünkens aber nicht ganz wahr, erklärt, da z. B. die vermeintliche Figur des Grafen Dalmatius, den fein Schwiegerfohn, der Herzog Robert, bey der Tafel tödtete, eher einem Gaukler, wie man fie bey Gaftmälern zu fehen gewohnt war, als einem Getödteten gleicht. Wäre Hr. Millin nicht fchon durch die längst beglaubigte Ueberlieferung gleichfam beftochen gewefen: fo würde er wohl felbft das Unzulängliche feiner Erklärung gefühlt haben. Der Tanz, der hier zur Beluftigung der Gäfte aufgeführt wird, besteht in Burzelbäumen, und gehört als Nachtrag zu Paciaudi's Schrift de xviatge veterum. Im Tifchbeinifchen Vafenwerk findet man eine faft ganz ähnliche Figur einer Tänzerin, die fich überfchlägt. Ein gallifches Denkmal bey M. Bruzard (Taf. 11. f. 4.) hat er unerklärt gelaffen. Ueber die zu Dijon gefundenen Alterthümer fehe man Legoux de Gerlan. (Eine Berichtigung über fie S. 264.) Von den in Richard de Vesvrottes Garten (un petit bois confacré aux Mufes lapidaires) aufgeftellten Alterthüanern hat Legoux nur eins bekannt gemacht, das aber keineswegs ein Jäger, fondern eine Diana fuccincta ift. Die Diptycha diefes Ortes bey Montfaucon. Suppl. Tom. III. p. 240. Was man im J. 1804. da ausgegraben, geben Taf. 14. 15. — Von der römifchen Säule bey Cuiffy unweit Nolay, die oft beschrieben, immer fchlecht abgebildet (Montfaucon nicht ausgenommen), giebt der Vf. Taf. 16. ein genaues Bild, und Erläuterung S. 288 ff. Das Kapital, das man auf der Meyerey von Auvenet als Brunnenfchrank braucht, gehört unftreitig dazu. Nach Lempereur ift fie das Grab eines gallifchen Fürften, nach Thomaffin und Germain die Siegesfäule, welche man Julius Cafarn nach Bezwingung der Helvetier bey d'Arnay errichtet, nach Moreau de Mautour die des Kaifer Claudius, und nach Montfaucon blofs ein achteckiges gallifches Religionsdenkmal. Prucelle, ein junger Arzt, der fich auch mit Alterthümern befchäftigt, liefs eine Abhandlung darüber ins Mag. Encycl. einrücken, und erklärte fie

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fehr finnreich für eine Trophäe des Maximian über den räuberifchen, gallifchen Stamm der Bagauden; aber Hr. Millin fetzt lie wegen ihrer Ueberladung in Diocletians Zeit, und nimmt fie wegen des Gefangenen daran und der vielen dort gefundenen Beine für ein allgemeines Siegesdenkmal. Seine Gründe fcheinen vollkommen befriedigend. Die Graburne des hier gefallenen Generals stand wahrscheinlich auf dem Knauf, den die Reifenden in feinem jetzigen Zustand genau unterfuchten. Die wunderbar gut erhaltene Riefen - Säule dürfte bey einer kritischen Geschichte der Baukunft aus den in verfchiedenen Ländern noch gefundenen Säulen - Denkmälern ein Buch, das noch nicht gefchrieben ist, und uns doch wirklich einen Schritt weiter bringen könnte ganz vorzüglich eine Stelle verdienen. Ihre Restauration kann nach dem, was Pafumot vor 30 Jahren und Millin jetzt auf zwey Tafeln geliefert hat, einem verständigen Architecten gar nicht fchwer fallen. - Autun handelt mit beyfpiellofem Vandalismus an den dortigen Denkmälern, Reften einer über alles grofsen Baukunft. Das Amphitheater aus Vefpafians Zeit, der JanusTempel (Taf. 14. f. 1.), der Tempel des Pluto und der Proferpina, das überaus gefchmackvolle und fefte Thor d'Arroux, porte St. André (Taf. 18. f. 3. 4.), pierre de Couhard (Taf. 18. f. 5.) u. f. w. find theils nicht mehr, oder werden durch der Einwohner Sorglofigkeit bald untergehn. Von Infchriften, Basreliefs und andern Merkwürdigkeiten nichts, als Einzelnes bey Muratori und hier S. 336. Alle Grabungen find eingeftellt; die marmorne Landkarte von Italien könnte man haben, wenn nur jemand die Koften erftatten wollte. Die fchönen Diptycha (Taf. 19. f. 1.2.) mit der Infchrift: munera parva quidem pretio, fed honoribus alma, befafs Legoux, jetzt die kaiferl. Bibliothek. Die ftrenge Freymüthigkeit, womit der wackre Millin bey diefer Veranlaffung den empörenden Van- dalism diefer burgundifchen Weinküper beftraft, hat ihm neuerlich allerley Ausfälle und fpitzig feyn follende Sinngedichte in einigen franzöfifchen Provinzialblättern zugezogen, die feine Neider auch in Paris wiederholten. Allein man hat ihm keine einzige Unwahrheit beweifen können. Natürlich fand Hr. M. es unter feiner Würde, auf fo plumpe Späfse, worin man ihm gerades Wegs für einen Efel erklärt, der nur Waffer trinken dürfe, mit einer Sylbe zu antvorten. La querelle, fagt er fcherzend zu feinen Freunden, n'eft pas importante, puisqu'ils n'ont pas le droit de m'interdire le vin. - Zu Creufot hat man viele Alterthümer bey Chapets Glashütte gefunden. Die Alterthümer von Chalons, das nach P. Bertaut die Grabftätte der Römer, Gallier und ersten Christen gewefen feyn mafs, haben die Burgunder und Sarazenen geplündert. - -M. Roujoux zu Macon befitzt kleine in einem Brunnen (puits) gefundene Bronzen, die S. 399. Not. 1. und Taf. 12 u. 24. auf- und abgezeichnet fad, Diptycha (Taf. 24. f. 3.), die fehr schön und felten, da fie einen Kampf mit Hirfchen vorstellen, endlich auch ein ovalrunder Blut-Jafpis (Taf. 24. f. 4. 5.), der, auf beiden Seiten gefchnitten, die Ver

göt

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nen.

götterung eines Kaifers (nach Millin's Vermuthung die des Victorinus) vorftellt. Freylich wünschte man wohl, diefe Gemmen-Apotheofe mit eigenen Augen betrachten zu können. Wo foll denn der apotheofirte Kaifer feyn? So viel wir aus dem kleinen, unzureichenden Abbild errathen können, ift es ein blofser apotelesmatischer Stein (worauf felbft die Steinart, der Blut-Jafpis, führt), mit der Einfaffung des Thier kreifes die vier Elemente, Jupiter und Neptun auf der einen, Sol und Tellus auf der andern Seite, vorftellend. Was alfo Hr. Millin für den vergötterten Kaifer hält, dürfte am Ende doch nur Jupiter mit feinem Adier felbft feyn. Die individualifirende Bezeichnung der Steine liegt unftreitig im Herkules und Mars, die in der Mitte diefes Fedes als gedeo angebracht find. Unverkennbar find die vier Genien der Jahrszeiten neben der fitzenden Tellus auf dem andern Felde, wie auf den bekannten Münzen Adrians. Man müfste noch mehr Alterthümer zu Mâcon entdecken könLyon. Im Corridor des Hofes vom Lyceum die schöne Inschrift, fchon bey Spon, Colonia, Gruter, Gräv u. a., aber hier S. 429. wiederholt, weil fie dort nicht genugfam erklärt. Auf der Terraffe an der Rhone zwifchen dem Lyceum und der Bibliothek zwey Grabfteine mit Inschriften, unedirt, hier S. 442. Ueber das berühmte und bekannte: fub afcia dedicavit, f. S. 442. Not. 11. Millin legt es aus: que le monument a été fait entier depuis les fondemens. - Der feltfam gearbeitete Pferdefufs von Bronze im Museum (Taf. 9. f. 2.), den man 1500 Jahr in der Saône hatte liegen fehn, ehe man ihn (1766.) herauszog, gehört, nach Adamoli's finnreicher Vermuthung, die durch eine Inschrift unterstützt wird, zu einer ftatua equeftris des Tiberius Antiftius, die man noch nicht gefucht. Eine Infchrift im Hofe St. Peters S. 448 f. Von den drey Bronztafeln, die des Claudius Rede für die Aufnahme der Gallier enthalten, und im J. 1528. auf St. Sebaftiansberg entdeckt worden, find nur noch zwey in dem ganz vortrefflichen Stadthaus, die aber nicht verglichen werden konnten, weil G. Coulou's koloffale Statue der Rhone davor ftand. Zu Lyon ift bekanntlich der schönste taurobolische Altar, erläutert S. 454 ff., mit Literatur über ihn S. 456. Not. 3. Wie ein Taurobolium überhaupt gewefen: S.453. Diefen, den man 160. dem Antoninus Pius und der Kolonie gebracht, hat man 1705. auf dem Berge von Fourvières gefunden. S. 457 u. ff. geben zwey unedirte Grabfchriften und die Infchriften eines Sarkophags, Von den Infchriften im Garten des Trinitäts-Collegiums (Jardin des antiques), die Gruter und Spon gefammelt, ist nichts mehr da, fogar vom Garten keine Spur. Spon hat die Mofaik, die man im J. 1676. in einem Weinberge gefunden, und die jetzt Hn. Mine gehört, mifsverftanden, wird alfo S. 465. berichtigt. Ferner find da die Stücke der Mosaik von Aisnay und vom Hn. Irenäus, und eins, das man feitdem in Ma cors Garten gefunden, und das nach Delandine die Spiele vorstellt, welche Caligula zu Lyon gegeben. Seinen Streit mit Gay darüber entfcheidet Millin S. 468Die Conferve d'eau auf Fourvières (Forum

vetus) kennt man fchon aus Colonia's Gefchichte von Lyon. Unedirte Infchriften dafelbft, meift Grabfchriften, f. S. 476 ff. Da das alte römische Lyon auf der Höhe, die jetzt Fourvieres heilst, erbauet war: fo musste das Waffer durch die koftbarften Aquäducte dorthin geleitet werden. Es finden fich alfo in diefer Gegend die merkwürdigften Trümmern diefes für uns faft verloren gegangenen Theils der alten Architectur. Ueber den vorzüglichften diefer Aquäducte, den von Pila, der 30 franz. Meilen lang war, hatte der treffliche Delorme ein vollständiges Werk ausgearbeitet. Die Handfchrift wurde nach der Eroberung Lyons in der Periode des Terrorismus von dem Heils - Ausfchufs zu Patronen verbraucht. Der jüngere Oberlin, Sohn des berühmten Prof. Oberlin in Strasburg, hatte für die gelehrte Gefellschaft von Lyon eine Abhandlung über diefe Wafferleitungen verfertigt, aus welcher nun Millin einen ungemein lehrreichen Auszug liefert, der auf wenig Seiten das Wiffenswürdigfte von diefen Wundern der alten Wafferbaukunft umfafst, und um fo willkommner feyn mufs, da Hr. Oberlin bekanntlich neben den antiquarifchen auch alle Kenntniffe eines guten Ingenieurs befitzt. - Unter den Altären und Tempeln, die Auguft faft überall hatte, war der zu Lyon (heut zu Tage die Kirche von Aisnay) der berühmtefte; Drujus hat ihn erft geweiht, Julius Vercondari du bius ift der erfte Priefter gewefen, und Caligula hat die Ludos mifcellos bey diefem Altare prächtig erneuert. Hiebey eine gute Bemerkung (S. 495,) zu Juvenal. Satyr. 1, 43. Von Spon's pavé mofaique vor diefem Altare ift nichts mehr vorhanden. S. 501 ff. geben 28 noch unedirte In- (meift Grab-) fchriften, die der würdige Vf., wie immer, treufleifsig copirt hat, der auch fein echt - archäologisches Entzücken gar nicht verbergen kann, wenn er uns S. 522. die unedirten Infchriften in Dutilleul's und andern Häufern mittheilt, da nach Paradin, Colonia, Meneflrier und Spon durchaus keine fo reiche Aernte zu hoffen war, wiewohl andre, die fie gekannt, nun verschwunden find. (Eine wichtige Verbefferung der Confularfasten S. 524. Not. 4.) · Bey Miles de la Balmondière wird ein koftbarer Sarkophag mit der kalydonifchen Eber - Jagd auf drey Seiten (Taf. 26.) als Wafchtrog im Stalle gebraucht: auch durfte Hr. M. die Zeichnung nicht davon nehmen, die er nun aus P. Dumonts Sammlung zu Tarafcona erhalten, der ihn zu Arles, wo er fich (wie ein andrer, den Hr. M. nicht gefehen) zucrft befunden, abgezeichnet hatte.

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(Der Befchluss folgt.)

VERMISCHTE SCHRIFTEN.

BERLIN, b. Schöne: Ift eine allgemeine Land- Kirchen- Matricui für die Königl. Preuß. Lande nützlich und nöthig, und wie müßte fie beschaffen feyn? Nebft einer Vorrede des Hn. Confiftorialraths Seyffert. Unfern hochverehrten geiftli

chen Obern zur Prüfung vorgelegt von Karl Friedr. Dino, Prediger zu Görlsdorf in der Neumark. 1807. Vill u. 48 S. 8 (6 gr.)

Die in den Titel des Buchs aufgenommene Frage wird bejahet; die Mängel der bisherigen Matrikuln, ihre Unvollständigkeit, die auffallenden Abweichungen der einen von der andern, die Unbeftimmtheit der Zahlungs- oder Abtragungstermine, und das Nichtverhält niß der Accidental - Gebühren zu dem immer höher Iteigenden Preife der Bedürfniffe, werden daher vorgelegt, und die übeln, das Amt entwürdigenden, Fol

gen für den Prediger daraus abgeleitet. Nach den angegebenen Mängeln find die Vorfchläge zur Verbefferung eingerichtet, und das Ganze wird mit einem (doch nur für die Kur- und Neumark berechneten) Schema zu den Accidental - Gebühren befchloffen, welches, wie der Vf. verlangt, und wir fehr billigen, aufser den gewöhnlichen Verwahrungsarten, auch in dem Schulzengerichte eines jeden Dorfs niedergelegt werden foll, damit jedes Gemeinde- Glied, in vorkommenden Fällen, fich fogleich von den zu entrichtenden Gebühren unterrichten könne, und Streitigkeiten verhütet werden mögen.

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

I. Univerfitate n.

Halle.

mer durch treue Anhänglichkeit an ihre Regenten und Befchützer ausgezeichnet habe, der Protection des neuen Landesherrn, mit der devoteften Verficherang, dafs fie fich unaufhörlich beftreben werde, fich Seines

Nachdem die Univerfität Halle von des Königs gnädigen Schutzes werth zu erhalten. Se. Majeftät er

von Preussen Majeftät, ihrem unvergesslichen Beschützer und zweyten Stifter, zufolge des Tilliter Friedens der Pflichten gegen ihren bisherigen Landesherrn entbunden worden, fah fie mit Vertrauen auf die neue Regierung ihrem fernern Schickfale entgegen. Zwar waren feit dem October des Jahres 1806. ihre Vorlefungen unterbrochen worden; auch war, fo wie in Erlangen, durch den Krieg die Auszahlung der Befoldun. gen eingestellt; dennoch beftanden alle Inftitute der Universität, und auch die Universitätsgerichte blieben in ihrer Wirkfamkeit. Der kaiferl. franzöfifche Inten dant hiefiger Stadt, Hr. Clarac, ein aufgeklärter, kennt nifsreicher und edeldenkender Mann, gab, fo wie der ganzen Stadt, alfo auch der Universität öftere Beweife Teines Wohlwollens. Und kaum waren die erleuchte ten kaiferl. franzöfifchen Staatsräthe, die Herren Simeon, Beugnot und Follivet, deren Humanität ihren grofsen Talenten und Einfichten entspricht, zur provifo rifchen Regierung des neuen Königreichs in Caffel ein getroffen: fo wurde die Hoffnung, die hiefige Univerhität in ihrem Flor erhalten zu sehn, mit jedem Tage lebhafter und zuverläffiger. Es wurde bald darauf die Verfügung getroffen, vom iften October an den Profef foren und dem gefammten Officio academico die Befoldungen auszuzahlen.

Am drey und zwanzigften December v. J. hatten dann die Deputirten der Univerfität, die Herren Profefforen Niemeyer, Reil und Voigtel, das Glück, Sr. Ma. jeftät, dem Könige von Weftphalen, zu Caffel, wo jetzt aus allen Provinzen des Königreichs Deputirte zur Huldigung verfammelt find, vorgeftellt zu werden. Hr. D. Niemeyer hielt die Anrede an den Monarchen, und empfahl die Universität, die fich feit ihrer Stiftung im

wiederten hierauf mit der erfreulichften Hald: es feyn Ihnen die Verdienfte der Univerfität Halle um die Wiffenfchaften wohl bekannt, auch fey es Ihnen nicht entgangen, dafs das Wohl der Stadt Halle mit der Aufrechthaltung der Univerfität innig verbunden fey. Se. Majestät hofften, dafs fämmtliche Lehrer fich ferner beeifern würden, der ftudirenden Jugend mit Lehre und Beyspiel vorzugehn, und dafs diefe fich, ohne fich in politifche Händel mifchen zu wollen, durch Fleifs in den Wiffenfchaften und gute Sitten die Zufriedenheit ihrer Obern erwerben werde. Se. Majeftät schloffen mit der königlich milden Zufage, dafs Sie die Univerlität nicht nur hey allen ihren Privilegien, so weit fie mit der Conftitution des Königreichs bestehn könnten, erhalten, fondern fie noch vermehren wollen. Zur Unterftätzung der Anstalten des hieligen Waifenhaufes haben Se. Majeftät demfelben das Kalendermonopol in fämmtlichen bisher preufsifchen, nunmehr dem Königreich Weftphalen incorporirten, Staaten verliehen.

II. Beförderungen.

Hr. Joh. von Müller, welcher im Begriff war, feine Stelle als Profeffor auf der Univerfität zu Tübingen an zutreten, wurde von Sr. Majeftät, dem Kaifer Napoleon, nach Paris berufen, und ift zum Minifter Staatsfecretär Sr. Maj. des Königs von Weftphalen ernannt worden. Auch haben Se. Maj. den Hn. Kammerpräsidenten von Dum unter die Zahl ihrer Staatsräthe aufgenommen. Auch diefe Beftallungen geben die angenehm. fen Ausfichten für die Cultur der Wiffenschaften in Königreich Weftphalen überhaupt, infonderheit aber für die Univerfität Halle.

ALLGEMEINE LITERATUR- ZEITUNG

Dienstags, den 5. Januar 1808.

WISSENSCHAFTLICHE

REISEBESCHREIBUNGEN,

PARIS, b. Thurneyfen Sohn: Voyage dans les dépar. tements du midi de la France, par A. L. Millin etc. (Befchluss der in Num. 1. abgebrochenen Recenfion.)

Zweyter

weyter Band. Das Souterrain zu Vienne hat Chorier befchrieben (Lyon 1659. 12.), das Büchlein aber ift felten. Alle Monumente dafelbft (deren Katalog S. 11. not. 1.) hat Schneider gezeichnet; auch gräbt man unter des Maire Guillermin Begünstigung täglich mehr aus. Die Zeichnung einer 1775. gefundenen Mofaik (die der Eigenthümer zerfchlug, weil ihm die vielen Befuche zur Laft fielen), ftellt nicht den Raub der Sabinerinnen, wie Schneider u. a. wollen (denn mosaiques hiftoriées find felten), fondern Achilles vor, wie man ihn unter den Töchtern des Lykomedes findet. Viele unedirte Inschriften, auch eine griechische (die felten), unerklärte Fragmente und Verbefferung zu Chorier S. 19. 23 u. 26. Eine Infchrift auf die fcenicos Afiaticianos versteht M. nicht, wie Bimard de la Baftie im 14ten Theile der Hiftoire de l'Acad. d. Infcript., von asiatischen Schauspielern, fondern von der Truppe eines Afiaticius. Allein die Eúvodo und Collegia afiatifcher Schaufpielertruppen find im ganzen Alterthum zu bekannt (f. Böttiger de IV aetatt. rei fcenicae p. 14.), als dafs man nicht auch hier an eine folche wandernde Truppe denken follte. Auch ift die Endigung Afiaticianus grade in diefen Gegenden nicht befremdend. - In der berühmten Kirche St. Peters haben fich unter mehrern Inschriften die d'Edula (wohl Julia Födula) und die von Girard, Grafen von Vienne (1045.) befonders gut erhalten; den heidnifchen Altar mitten drinnen leht man S. 42. nebft andern Infchriften abgebildet, da ihn Chorier nur erwähnt. Höchft gründlich, wie alles hieher Gehörige, ift die 62 Fufs hohe Pyramide (Taf. 27. fig. 1.), Meile von Vienne, befchrieben. Das Volk nennt fie des Pontius Pilatus Grab; nach der wahrscheinlichften aus vielen Meinungen ift es ein Grabmal aus der Zeit der ersten Kaifer. Unter faft unzähligen Alterthümern noch bemerkenswerth ein Triumphbogen und Augufts Tempel (Taf. 27. f. 2.), wie Spon will; dagegen ihn Chorier ein praetorium nennt. - Eine wichtige Infchrift erläutert S. 54. Die allerliebste Marmorgruppe von zwey Kindern, die fich um eine Taube zanken, und die man als das böfe und gute Princip erklärt hat (Tal. 27. f. 4.), die eine Bäuerin ohnweit Vienne vor

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WERKE.

Der

fechs Jahren ausgrub, und nun um keinen Preis verkaufen will, fah Hr. M. an Ort und Stelle felbft (fie war durch einen Auffatz des Bildhauers Gibelin in der Decade philofophique an. X. n. 21. fchon bekannt geworden'), und erklärt fie nun als eine blofse Künstlerphantafie, die einen Knabenzwift darftellen wollte. Allein der den Genien eigene Kopfputz des Knaben, der die Taube hält und von dem andern gebiffen wird, fo wie die gewifs bedeutfamen Nebenwerke, die Eidechfe, welche nach dem Schmetterlinge fchnappt (diefer fehlt auf Millin's Abbildung), wie die Schlange, die fich um den Baumfturz windet, zeigen offenbar auf eine tiefere Allegorie, die ein deutscher Archäolog in einem Auflatze: Menfchenleben, eine allegorifche Gallerie, betitelt, im Dortmunder Taschenkalender auf 1804. nach der in der Décade gegebenen Abbildung noch genauer entwickelt hat. zweyte taurobolische Altar befindet fich zu Tournon. Vor 200 Jahren fand man ihn unterm Altar der Kapelle de l'Hermitage; 1724. wollten ihn Engländer entführen, aber H. Loche kam dazu, rettete und fetzte ihn ans Ufer; der würdige Chalieu, der ihn befchrieben, ins Haus. Er ist hier (S. 73.) zum erften Male richtig abgebildet, von vierzehn (S. 73. not. 1.) genannten Vffn. faft immer fehlerhaft citirt; auch ift des Commodus Name nicht durch die Zeit, fondern durch ein SCum vertilgt worden. S. 70. erläutert die römische Meilenfäule in Jourdans Garten, nach deren Angabe man die übrigen auffinden könnte. Zu Valence ift Laugier - Vaugelas im Befitze einiger Antiken. Ausser des unglücklichen Sucy Kabinet befindet fich in feinem Garten noch ein koftbares ionifches Säulenkapital von Marmor (Taf. 28. f. 1.), das Sucy mit vieler Mühe erbeutete. Hier ift auch der dritte taurobolifche Altar (S. 89 u. Taf. 27. f. 5. 6. 7.), den man bey Jourdans Meilenfäule entdeckt hat. - Die Infchrift, die nach der Voyage litéraire Tom. I. p. 264. in der St. Johanneskirche zu lefen, ift nicht mehr da. Zu Bourg St. Andéol das dem Mithras geweihte Denkmal in einem Kalkfelfen gehauen, das bald eingehen wird. Es ist abgebildet (Taf. 28. f. 2.), da Caylus (recueil HI. pl. XCIII.) Bild unvollkommen, wie P. Euftache Guillemeau's Nachricht und Lancelot's Beschreibung bizarr ist. Die Infchrift, die Caylus nicht hat, ift sehr erlofchen; das Fragment unter Seguier's Papieren zu Nimes ergänzt der Vf. S. 117. Möchten wir nur bald die von Zoega in Rom vorbereiteten Abhandlungen und Abbildungen über die Initiationen des Mithras erhalten!

Von dem berühmten Triumphbogen an der Landftrafse von Lyon nach Marseille wird hier, weil (S. 147. not. 1.) Spon, Montfaucon und Lapife ihn fehlerhaft abbildeten, zum ersten Mal eine treue Abbildung (Taf. 29. f. 1-3.) und Befchreibung gegeben. Im J. 1706. haben ihn die Armbruftschützen reparirt; zu Lapife's Zeit hatte man einen Thurm darauf gefetzt, in der Folge ein Haus umher gebaut, das 1721. auf eines Prinzen von Conti Befehl zerftört ward. Da ihn M. befonders herausgeben wird: fo genügt hier das Refultat der gelehrten Meinungen, nach welchem er ein Denkmal aller römifchen Siege in der Provincia und Gallia Narbonenfi ift. Ohnftreitig wird Hr. M. in feiner ausführlichen Abhandlung über diefen Triumphbogen die fcharffinnigen Bemerkungen des brittischen Archäologen Pownall, die wir hier nirgends angeführt finden, nicht überfehen. Sie befinden fich in feinen fachreichen Notices and Defcription of Antiquities of the Provincia Romana of Gaul (London 1788. 4.) von S. 21 -39. Er macht es fehr wahrscheinlich, dafs

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ftatt der zum Andenken des Siegs des Fabius Maximus über die Allobroger errichteten terris faxea hier unter dem Auguft der Triumphbogen erbaut wurde, durch welchen der Kaifer bey feiner Reife durch Gallia felbft einzog, und dafs diefer unter Adrian eine Reparatur erhielt. Das römische Theater, das einzige in ganz Frankreich, das fich fo unverfehrt erhalten hat (f. Taf. 29. f. 4-6.). Vom Amphitheater, Thermen und Aquäducten dort giebts nur noch Refte. Infchriften S. 154 f. - Avenio ventofa, fine vento venenofa, cum vento faftidiofa, fagt das Sprichwort von Avignon, und freylich ift der fo nöthige Wind dort unerträglich; es ift Strabo's Melamboreas. Er, wie Diod. Sic., laffen ihn Steine fortführen, Menfchen und Wagen umwerfen, worauf fich Aefchylus in feinem entfeffelten Prometheus bezieht, deffen Fragment uns Galen erhalten hat. S. 188. Infchriften von Iboite, die vielleicht eine gallifche Gottheit der Salier war. Zu Aix findet man bey M. de St. Vincens die berühmte griechische Infchrift aus Peirefc's zertrümmerten Haufe (S. 198. u. Taf. 30. f. 1.), die Chardon de la Rochette und Anfse de Villoifon fchon erklärt haben; andere merkwürdige S. 200-212. In Vincens's Kabinet, das S. 222 f. befchrieben wird, finden fich mehrere Vafen, unter andern eine nolanische (Taf. 31. f. 1.) von hohem Alter, mit schwarzen Figuren auf rothem Grunde, eine hetrurifche Urne in terra cotta (Taf. 31. f. 2.) mit des Eteokles und Polynikes Tode, welcher fehr felten vorkommt. Eine elfenbeinerne Münze von Petrus von Mailand mit René's Bildnifs (Taf. 32. f. 1.); eine bronzene (Taf. 32. f. 2.) von Jean de Matheron († 1495.); ein niedliches Basrelief (Taf. 31. f. 3. richtiger f. 1.), welches für die Alterthümer der Huffchmiede und Rofsärzte von Wichtigkeit ift, da es die Aderlaffe eines Pferdes vorftellt, und zugleich eine treue Abbildung einer Bremfe oder des Inftruments giebt, womit die Pferde zur Geduld gebracht werden; und f. 4. eins, das noch reiner gezeichnet und netter ausgeführt; und endlich drey tefferae gladiatorias, und ein

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Würfel mit incruftirten filbernen Buchstaben, bey der Grundlegung zu einer Kirche gebraucht, wie Hr. M. durch Vergleichung ähnlicher Würfel in der kaif. Bibl. lehrt (Taf. 32. f. 3.) In der Municipalität find die im J. 1790. entdeckten drey mofaifchen Fufsböden zu sehen (Taf. 33-35.): 1) 27 Fufs lang und 25 breit; eine Komödienfcene. 2) 12 Fufs lang und 18 breit; Thefeus erfchlägt den Minotaurus, der hier, wie bey allen Alten, nicht wie ein Ochs, fondern wie ein Menfch mit einem Ochfenkopfe gestaltet ift; ringsum ift das Labyrinth. 3) 13 Fufs lang und 20 breit; vorgeblich der Kampf des Entellus and des Dares (Virg. Aen. 5, 375. 437.). Es wird bey genauerer Betrachtung diefer mufivifchen Vorftellung doch sehr zweifelhaft, ob, wie Hr. M. und St. Vincens vermuthen, hier der Fauftkampf vorgestellt fey. Viel wahrfcheinlicher scheint es, wenn man fie für einen Stier kampf annimmt, wie er aus Theffalien (wo wir ihn auf den bekannten Münzen noch finden, und wo er ein eignes Feft ravçoxada veranlafste) auch nach Rom kam. S. Graevius und Burmann zu Sueton Claud. c. 2. Die Basreliefs S. 214 nimmt M. fämmtlich für ganz etwas anders, als wozu man fie macht, befonders eins in Marmor von fehr fehönem Stile (Taf. 37. f. 1. ), das Dom Martin publicirt, aber falfch abgebildet und erklärt hat; nicht beffer Gail lard in feiner Karte von Aix; St. Vincens kann man nicht beyftimmen, wohl aber Burle's und Gaillard's früherer Behauptung, da es unftreitig eine Entbin dung der Leda vorstellt, und die Arbeit aus dem drit ten Jahrhunderte ift. Mit der halben Eyfchale, wor in die Drillinge hier liegen follen, fieht es fehr be denklich aus. Es find Heldenkinder. Warum könnte das, was ein halbes Ey feyn foll, nicht ein Schild feyn, was im Alterthum wohl nicht blofs dem jungen Hercules (Theocrit. 24, 4-), fondern allen Kindern der Heroen zur Wiege diente (f. Feith's Antiq. Hom.) Hätte es eine Eyfchale feyn follen, die der Künstler ausdrücken wollte, wie leicht hätte er die zweyte Hälfte zur deutlichen Anzeige dazu legen können. Nun kommt aber doch auf diese Eyfchale am Ende alles an. Diefer Sarkophag dürfte wohl immer ein Räthfel bleiben, und wer fichert uns vor dem Verdacht, dafs felbft diefe einzige Vorderseite nicht aus mehrern fremdartigen Stücken künftlich zusammen geflickt wurde? Man hat dergleichen felbft in der Villa Borghefe. In Alberta's merkwürdigem Hotel giebts eine koftbare Alabafter-Vafe (Taf. 38f. 2.), und eine andere, angeblich mit phönizifcher Schrift (Taf. 38. f. 3.). Ungemein intereffant für die Sculptur des Mittelalters und fehenswerth find die Grabmonumente der Grafen von Provence, die hier Taf. 41-45 mit musterhafter Sauberkeit dargestellt werden. S. 334. macht uns mit der leichten Weife, Infchriften zu copiren, bekannt, die Leibnitz fchon wufste, und der kaiferliche Buchdrucker Marcel in Uebung brachte, der ein folches fac fimile von der berühmten Infchrift zu Rofette, auch kufifche und welche von Megyas geliefert hat. Mieulan zu Aix hat eine arabische Grabschrift. (S. 336. u. Taf. 50,

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